von ehemaliger Autor K. » 14.11.2012, 12:45
Als sich in der Firma, in der ich früher gearbeitet habe, Fälle von stressbedingten Ausfällen mit Burnout-Symptomen häuften, wurde ich gebeten, einen kleinen Bericht darüber zu schreiben. Hier ein kleiner Auszug. Nicht allen hat dies gefallen.
Die Broken-Window-Theorie
Die Broken-Window-Theorie behauptet: Ist in einem Stadtteil ein Fenster zersprungen und wird es nicht in kürzester Zeit repariert, ist schon sehr bald ein weiteres Fenster kaputt.
In konzentrischen Kreisen breitet sich die Verwahrlosung weiter aus. Schon bald entsorgt jeder seinen Müll in den Straßen, Graffiti beschmieren die Wände, der Stadtteil verkommt zum Slum.
Die Römer wussten dies schon vor 2000 Jahren, als sie warnten: „Wehret den Anfängen!“
Diese Theorie ist auf viele Lebensbereiche übertragbar. Ein mit zahlreichen unerledigten Vorgängen überquellender Schreibtisch eines Mitarbeiters in einem Betrieb führt dazu, dass bald alle Schreibtische so aussehen und das allgemeine Chaos dehnt sich weiter aus. Nehmen einige Kollegen dann auch noch Alkohol oder Tabletten zu sich, um die unerträgliche Situation dennoch zu ertragen, wird dies bald zu einem allgemein akzeptierten Normalzustand.
Das Ende ist vorhersehbar: Beginnender Verfall, einzelne Abteilungen verwahrlosen, Mitarbeiter werden zu einem Fall für die Schulmedizin, Auflösung komplexer Strukturen, Entropie.
Müssen wir mit diesem Krebsgeschwür leben? Das System, welches uns täglich mit Gütern und Dienstleistungen versorgt, wird aufgrund seiner Effizienz immun gegen jegliche Kritik und lässt sie als rückständig oder illusionär erscheinen. Die Rationalität des Gesamtsystems verträgt sich mit der Irrationalität seiner Einzelteile und verbucht sie als marginale Störfaktoren, die bei passender Gelegenheit entsorgt werden.
Der Leviathan, den wir selber erschaffen haben, fordert seinen Preis ein und hat sich verselbstständigt. Die Menschheit ist zu weit vorwärtsgegangen, um sich zurückzuwenden und bewegt sich zu rasch, um anzuhalten.
Der Preis, den wir alle dafür zahlen müssen, scheint vertretbar, ist doch selbst das Leben in einer psychiatrischen Anstalt dem Leben eines steinzeitlichen Jägers oder eines Bauern im Mittelalter vorzuziehen.
Möglicherweise kann dies noch lange so weitergehen. Danach aber heißt es zurück auf die Bäume.
(zitiert nach: Karlheinz Winkler, Warum wir alle unsere Psychiater lieben sollten)
Als sich in der Firma, in der ich früher gearbeitet habe, Fälle von stressbedingten Ausfällen mit Burnout-Symptomen häuften, wurde ich gebeten, einen kleinen Bericht darüber zu schreiben. Hier ein kleiner Auszug. Nicht allen hat dies gefallen.
[b]Die Broken-Window-Theorie[/b]
[i]Die Broken-Window-Theorie behauptet: Ist in einem Stadtteil ein Fenster zersprungen und wird es nicht in kürzester Zeit repariert, ist schon sehr bald ein weiteres Fenster kaputt.
In konzentrischen Kreisen breitet sich die Verwahrlosung weiter aus. Schon bald entsorgt jeder seinen Müll in den Straßen, Graffiti beschmieren die Wände, der Stadtteil verkommt zum Slum.
Die Römer wussten dies schon vor 2000 Jahren, als sie warnten: „Wehret den Anfängen!“
Diese Theorie ist auf viele Lebensbereiche übertragbar. Ein mit zahlreichen unerledigten Vorgängen überquellender Schreibtisch eines Mitarbeiters in einem Betrieb führt dazu, dass bald alle Schreibtische so aussehen und das allgemeine Chaos dehnt sich weiter aus. Nehmen einige Kollegen dann auch noch Alkohol oder Tabletten zu sich, um die unerträgliche Situation dennoch zu ertragen, wird dies bald zu einem allgemein akzeptierten Normalzustand.
Das Ende ist vorhersehbar: Beginnender Verfall, einzelne Abteilungen verwahrlosen, Mitarbeiter werden zu einem Fall für die Schulmedizin, Auflösung komplexer Strukturen, Entropie.
Müssen wir mit diesem Krebsgeschwür leben? Das System, welches uns täglich mit Gütern und Dienstleistungen versorgt, wird aufgrund seiner Effizienz immun gegen jegliche Kritik und lässt sie als rückständig oder illusionär erscheinen. Die Rationalität des Gesamtsystems verträgt sich mit der Irrationalität seiner Einzelteile und verbucht sie als marginale Störfaktoren, die bei passender Gelegenheit entsorgt werden.
Der Leviathan, den wir selber erschaffen haben, fordert seinen Preis ein und hat sich verselbstständigt. Die Menschheit ist zu weit vorwärtsgegangen, um sich zurückzuwenden und bewegt sich zu rasch, um anzuhalten.
Der Preis, den wir alle dafür zahlen müssen, scheint vertretbar, ist doch selbst das Leben in einer psychiatrischen Anstalt dem Leben eines steinzeitlichen Jägers oder eines Bauern im Mittelalter vorzuziehen.
Möglicherweise kann dies noch lange so weitergehen. Danach aber heißt es zurück auf die Bäume.
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[b] (zitiert nach: Karlheinz Winkler, Warum wir alle unsere Psychiater lieben sollten)[/b]