Barbarossa hat geschrieben:Liest du das, was ich zur "DDR" schreibe überhaupt? Und wenn ja: denkst du auch mal über ein paar Dinge nach?
Diese Frage stelle ich gewissen Herren und Damen auch regelmäßig. Und unter ihnen befinden sich erstaunlich viele "BRD-Altbürger", denn es gibt auch eine ganze Menge Leute aus der alten BRD, die ich als "frustrierte Wendeverlierer" bezeichne.
Denke nur mal an die ganzen Gemeinden und Betriebe in der Alt-BRD, die Zonenrandförderung erhalten haben weil die innerdeutsche Grenze sie ihres geschichtlichen Hinterlandes "beraubt" hatte. Viele Betriebe haben sich bewusst im grenznahen Randgebiet angesiedelt weil sie diese Förderung einstreichen wollten. Als die "Zone" weg war, war auch die "Zonenrandförderung" weg und die Betriebe waren in ihrer Existenz gefährdet.
Und am Handel mit der DDR, besichert durch die Hermesbürgschaften, haben viele Unternehmen West auch nicht schlecht verdient.
Beim westdeutschen Militär hat die Wiedervereinigung auch wie eine Bombe eingeschlagen. Truppenreduzierungen, Standortschließungen, Integration von Soldaten "Ost" in die gemeinsame Armee und damit plötzlich "Konkurrenz" um die Planstellen. Da ging so manche Karriere den Bach runter.
Ich kennen einen Ex-NVAler, der setzt sich jedes Jahr am 7. Oktober, am Geburtstag seiner DDR, vor den Fernseher - zieht seine alte NVA-Paradeuniform an - nebst Ehrendolch - und schmeißt die Kassette mit der "Geburtstagsparade zum 40sten" in den Videorekorder. Dann schaut er sich die Parade an, besäuft sich haltlos und heult in seinen Bart.
In den von mir in einem anderen Beitrag verlinkten Foren hängen Typen ab, die waren schon zu DDR-Zeiten totale Zivilversager, fanden erst bei den "bewaffneten Organen" eine geistige Heimat und entsprechende Versorgung, hüpfen heute "beim Kameradschaftstreffen" im ESKS-Tarnanzug durch die Schorfheide und spielen "DDR". Ihr Leben fristen die heute als Aushilfswachmänner und Dauerpraktikanten ... und sind in meinem Alter.
Die Westidioten wollen die Mauer wieder haben ... "jetzt bauen wir, nur 4 Meter höher" ... die Ostidioten wollen ihre DDR wieder haben. Ach wie war das damals alles so schön und bequem ...
"Wir trampelm durch die Heide, wir trampeln durch die Saat ... Hurrah ! Wir sind verblödet, uns versorgt der Staat."
Von den Stasi-Opas, die ihr Ministerium mit Zähnen und Klauen verteidigen, heute noch und ohne Einsicht, brauchen wir wohl nicht zu reden.
Ich kenne aber auch genug positive Gegenbeispiele, in Ost und West.
Einer war bei der NVA und zur "Maueröffnung" gerade beim großen Bruder in Ausbildung ... "Man stelle sich vor, bist janz weit wech und Deine DDR macht schlapp !" Ein anderer war "Trassnik", hat in der UdSSR an der Erdgastrasse geschweißt, als die DDR in die Knie ging.
Und ? Sie haben in die Hände gespuckt, angepackt und sich was aufgebaut. Ich kann die Heulerei ... Damals, alles besser, alles schöner ... nicht mehr hören. Diese Denke fällt zu kurz, geht weit an der Realität vorbei.
Klar, wird sind alle in der heutigen BRD nicht auf Rosen gebettet. Vieles läuft schief, geht mir gewaltig auf den Sack, ist dilettantisch organisiert und stümperhaft realisiert. Und was wir uns seit 1990 an Bundesregierungen gegönnt haben war "sub omnibus canonibus" ... unter aller Kanone ... aber gewählt haben wir sie ... die sind nicht von Himmel gefallen.
Dennoch ... alles was wir heute "durchmachen" bzw "erleiden müssen" ist kein Vergleich zu dem was wir gesehen hätten ... hätte man die DDR weiterwursteln und untergehen lassen.
Zum Thema Kohl, Waigel und Portokasse möchte ich abschließend noch etwas anmerken.
Heute betrachten wir die Wende / Wiedervereinigung aus der zeitlichen und geschichtlichen Distanz. Als aber die damaligen Entscheidungsträger vor der Situation standen ... die DDR macht schlapp, was tun ? ... da war vieles nicht so erkennbar / sichtbar / erfassbar wie es sich heute für uns darstellt.
Spielen die Sowjets mit ? Die anderen "Siegermächte" des WK II ? Sind die zustimmenden Signale nur tempörär ? Müssen wir in einem gewissen Zeitfenster handeln ? Schließt sich das Fenster der Möglichkeiten wieder wenn wir nicht handeln ?
Und auf die Person des Machtmenschen "Helmut Kohl" bezogen, auch ganz klar die ultrapersönliche Frage ... Wie kann ich mich für immer und ewig in die Geschichtsbücher schreiben ? Wie kann ich den Erfolg für mich verbuchen, damit kein möglicher Nachfolger im Amt sich "Kanzler der Einheit" nennen kann ?
Hätte Kohl den Menschen in Ost und West eine realistische Perspektive gezeichnet, das vorhersehbare Jammertal, die absehbare Durststrecke für alle in Ost und West aufgezeichnet ... "Blut, Schweiß und Tränen" vorhergesagt ... was wäre passiert ?
Das mit der Portokasse war eine bewusste, gewollte und gezielte Lüge.
[quote="Barbarossa"]Liest du das, was ich zur "DDR" schreibe überhaupt? Und wenn ja: denkst du auch mal über ein paar Dinge nach?[/quote]
Diese Frage stelle ich gewissen Herren und Damen auch regelmäßig. Und unter ihnen befinden sich erstaunlich viele "BRD-Altbürger", denn es gibt auch eine ganze Menge Leute aus der alten BRD, die ich als "frustrierte Wendeverlierer" bezeichne.
Denke nur mal an die ganzen Gemeinden und Betriebe in der Alt-BRD, die Zonenrandförderung erhalten haben weil die innerdeutsche Grenze sie ihres geschichtlichen Hinterlandes "beraubt" hatte. Viele Betriebe haben sich bewusst im grenznahen Randgebiet angesiedelt weil sie diese Förderung einstreichen wollten. Als die "Zone" weg war, war auch die "Zonenrandförderung" weg und die Betriebe waren in ihrer Existenz gefährdet.
Und am Handel mit der DDR, besichert durch die Hermesbürgschaften, haben viele Unternehmen West auch nicht schlecht verdient.
Beim westdeutschen Militär hat die Wiedervereinigung auch wie eine Bombe eingeschlagen. Truppenreduzierungen, Standortschließungen, Integration von Soldaten "Ost" in die gemeinsame Armee und damit plötzlich "Konkurrenz" um die Planstellen. Da ging so manche Karriere den Bach runter.
Ich kennen einen Ex-NVAler, der setzt sich jedes Jahr am 7. Oktober, am Geburtstag seiner DDR, vor den Fernseher - zieht seine alte NVA-Paradeuniform an - nebst Ehrendolch - und schmeißt die Kassette mit der "Geburtstagsparade zum 40sten" in den Videorekorder. Dann schaut er sich die Parade an, besäuft sich haltlos und heult in seinen Bart.
In den von mir in einem anderen Beitrag verlinkten Foren hängen Typen ab, die waren schon zu DDR-Zeiten totale Zivilversager, fanden erst bei den "bewaffneten Organen" eine geistige Heimat und entsprechende Versorgung, hüpfen heute "beim Kameradschaftstreffen" im ESKS-Tarnanzug durch die Schorfheide und spielen "DDR". Ihr Leben fristen die heute als Aushilfswachmänner und Dauerpraktikanten ... und sind in meinem Alter.
Die Westidioten wollen die Mauer wieder haben ... "jetzt bauen wir, nur 4 Meter höher" ... die Ostidioten wollen ihre DDR wieder haben. Ach wie war das damals alles so schön und bequem ...
[i]"Wir trampelm durch die Heide, wir trampeln durch die Saat ... Hurrah ! Wir sind verblödet, uns versorgt der Staat."[/i]
Von den Stasi-Opas, die ihr Ministerium mit Zähnen und Klauen verteidigen, heute noch und ohne Einsicht, brauchen wir wohl nicht zu reden.
Ich kenne aber auch genug positive Gegenbeispiele, in Ost und West.
Einer war bei der NVA und zur "Maueröffnung" gerade beim großen Bruder in Ausbildung ... "Man stelle sich vor, bist janz weit wech und Deine DDR macht schlapp !" Ein anderer war "Trassnik", hat in der UdSSR an der Erdgastrasse geschweißt, als die DDR in die Knie ging.
Und ? Sie haben in die Hände gespuckt, angepackt und sich was aufgebaut. Ich kann die Heulerei ... Damals, alles besser, alles schöner ... nicht mehr hören. Diese Denke fällt zu kurz, geht weit an der Realität vorbei.
Klar, wird sind alle in der heutigen BRD nicht auf Rosen gebettet. Vieles läuft schief, geht mir gewaltig auf den Sack, ist dilettantisch organisiert und stümperhaft realisiert. Und was wir uns seit 1990 an Bundesregierungen gegönnt haben war "sub omnibus canonibus" ... unter aller Kanone ... aber gewählt haben wir sie ... die sind nicht von Himmel gefallen.
Dennoch ... alles was wir heute "durchmachen" bzw "erleiden müssen" ist kein Vergleich zu dem was wir gesehen hätten ... hätte man die DDR weiterwursteln und untergehen lassen.
Zum Thema Kohl, Waigel und Portokasse möchte ich abschließend noch etwas anmerken.
Heute betrachten wir die Wende / Wiedervereinigung aus der zeitlichen und geschichtlichen Distanz. Als aber die damaligen Entscheidungsträger vor der Situation standen ... die DDR macht schlapp, was tun ? ... da war vieles nicht so erkennbar / sichtbar / erfassbar wie es sich heute für uns darstellt.
Spielen die Sowjets mit ? Die anderen "Siegermächte" des WK II ? Sind die zustimmenden Signale nur tempörär ? Müssen wir in einem gewissen Zeitfenster handeln ? Schließt sich das Fenster der Möglichkeiten wieder wenn wir nicht handeln ?
Und auf die Person des Machtmenschen "Helmut Kohl" bezogen, auch ganz klar die ultrapersönliche Frage ... Wie kann ich mich für immer und ewig in die Geschichtsbücher schreiben ? Wie kann ich den Erfolg für mich verbuchen, damit kein möglicher Nachfolger im Amt sich "Kanzler der Einheit" nennen kann ?
Hätte Kohl den Menschen in Ost und West eine realistische Perspektive gezeichnet, das vorhersehbare Jammertal, die absehbare Durststrecke für alle in Ost und West aufgezeichnet ... "Blut, Schweiß und Tränen" vorhergesagt ... was wäre passiert ?
Das mit der Portokasse war eine bewusste, gewollte und gezielte Lüge.