von Babylon5 » 14.08.2013, 11:02
Renegat hat geschrieben:Babylon5 hat die verschiedenen Programmpunkte der Einschulung genauso beschrieben, wie ich sie auch wahrgenommen habe.
Das kann nicht nur bei der Einschulung so sein. Deshalb meine Frage, ob das symptomatisch ist. Sind vielleicht auch die vielen psychischen Erkrankungen ein Indiz, dass auf der emotionalen Ebene etwas fehlt, seit die Religionen aus unserem Alltag verschwunden sind.
Jein, würde ich mal sagen.
Ja, es fehlt uns etwas auf der emotionalen Ebene. Defintiv. Und die ganzen psychischen Erkrankungen sind auch darauf zurückzuführen, daß wir mit uns nicht im Einklang leben. Es gibt da verschiedene psychologische Ansätze, aber sie laufen fast alle darauf hinaus, daß wir zunehmend kopfgesteuert sind und die Gefühlsebene vernachlässigen. Insbesondere haben wir wohl verlernt, uns angenommen und akzeptiert zu fühlen, weil der Leistungsdruck immens ist.
Hier hat die Religion wohl tatsächlich eine Lücke hinterlassen.Viele Menschen, die sich entsprechend der religiösen Vorschriften verhalten, leben in dem Bewußtsein, daß sie (zumindest) von Gott angenommen werden- und das gibt ihnen emotionale Stabilität.
Andererseits darf man nicht vergessen, daß gerade auch die religiösen Vorschriften bei denen, die so gar nicht der Norm entprachen, erst zu psychologischen Erkrankungen geführt haben, weil sie sich von Gott abgelehnt fühlen.
Ich denke, wir haben deswegen ein Problem, weil wir zwar die Religion mit ihrem viel zu engen Korsett aus dem Alltag verbannt haben (obwohl es eine Menge sinnvoller Vorschriften gibt...), es aber nicht geschafft haben, diese Lücke zu füllen.
Renegat hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ok, interessanter Bericht. Ich glaube, das ist tatsächlich immer so: Wenn eine Religion oder auch fundamentale Ideologie dahintersteckt, dann kommt es zu genau dem beschriebenen Phänomen.
Aber mal eine Frage dazu:
Kann das, was ein Pfarrer tut, nicht auch ein staatlicher Schulpsychologe/Schulseelsorger, den es an jeder Schule gibt, leisten?
Gibt es im Osten denn Schulseelsorger? Bei welcher Institution sind die tätig?
Schulpsychologen gibt es ganz wenige, die sind für viele Schule zuständig. Außerdem haben sie eher einen problemorientierten Ansatz und wir sprechen doch von ganz normalen Gefühlen, die wir zunehmend sprachlos verdrängen.
An Grundschulen gibt es hier keine Schulseelsorger. Und was die weiterführenden Schulen anbetrifft, gebe ich Renegat recht. Es gibt einen Schulseelsorger für 1700 Schüler. Der kann das einfach nicht leisen, sich um die normalen Gefühle zu kümmern, die zunehmend verdrängt werden, auch wenn er es immer wieder mal mit Gesprächsrunden versucht. Er ist tatsächlich in erster Linie bei Problemfällen- wie zunehmendem Mobbing- gefragt.
Viele Kinder würden mit ihm ja gar nicht über ihre Gefühle sprechen. Das gilt nämlich schon in der 5. Klasse als uncool. Gefühle- uncool. Filme für unter 12 jährige- uncool. Schon 10- 11 jährige stehen unter einem enormen Druck, ihre wahren Gefühle nicht zeigen zu dürfen.
Aber genau dafür bietet dann die Kirche auch wieder keine Alternative, muss man einfach sagen. Von der fühlen sie sich dann nämlich auch noch unter Druck gesetzt, weil sie immer etwas "müssen" oder etwas "nicht dürfen"...
[quote="Renegat"]Babylon5 hat die verschiedenen Programmpunkte der Einschulung genauso beschrieben, wie ich sie auch wahrgenommen habe.
Das kann nicht nur bei der Einschulung so sein. Deshalb meine Frage, ob das symptomatisch ist. Sind vielleicht auch die vielen psychischen Erkrankungen ein Indiz, dass auf der emotionalen Ebene etwas fehlt, seit die Religionen aus unserem Alltag verschwunden sind. [/quote]
Jein, würde ich mal sagen.
Ja, es fehlt uns etwas auf der emotionalen Ebene. Defintiv. Und die ganzen psychischen Erkrankungen sind auch darauf zurückzuführen, daß wir mit uns nicht im Einklang leben. Es gibt da verschiedene psychologische Ansätze, aber sie laufen fast alle darauf hinaus, daß wir zunehmend kopfgesteuert sind und die Gefühlsebene vernachlässigen. Insbesondere haben wir wohl verlernt, uns angenommen und akzeptiert zu fühlen, weil der Leistungsdruck immens ist.
Hier hat die Religion wohl tatsächlich eine Lücke hinterlassen.Viele Menschen, die sich entsprechend der religiösen Vorschriften verhalten, leben in dem Bewußtsein, daß sie (zumindest) von Gott angenommen werden- und das gibt ihnen emotionale Stabilität.
Andererseits darf man nicht vergessen, daß gerade auch die religiösen Vorschriften bei denen, die so gar nicht der Norm entprachen, erst zu psychologischen Erkrankungen geführt haben, weil sie sich von Gott abgelehnt fühlen.
Ich denke, wir haben deswegen ein Problem, weil wir zwar die Religion mit ihrem viel zu engen Korsett aus dem Alltag verbannt haben (obwohl es eine Menge sinnvoller Vorschriften gibt...), es aber nicht geschafft haben, diese Lücke zu füllen.
[quote="Renegat"]
[quote="Barbarossa"]Ok, interessanter Bericht. Ich glaube, das ist tatsächlich immer so: Wenn eine Religion oder auch fundamentale Ideologie dahintersteckt, dann kommt es zu genau dem beschriebenen Phänomen.
Aber mal eine Frage dazu:
Kann das, was ein Pfarrer tut, nicht auch ein staatlicher Schulpsychologe/Schulseelsorger, den es an jeder Schule gibt, leisten?[/quote]
Gibt es im Osten denn Schulseelsorger? Bei welcher Institution sind die tätig?
Schulpsychologen gibt es ganz wenige, die sind für viele Schule zuständig. Außerdem haben sie eher einen problemorientierten Ansatz und wir sprechen doch von ganz normalen Gefühlen, die wir zunehmend sprachlos verdrängen.[/quote]
An Grundschulen gibt es hier keine Schulseelsorger. Und was die weiterführenden Schulen anbetrifft, gebe ich Renegat recht. Es gibt einen Schulseelsorger für 1700 Schüler. Der kann das einfach nicht leisen, sich um die normalen Gefühle zu kümmern, die zunehmend verdrängt werden, auch wenn er es immer wieder mal mit Gesprächsrunden versucht. Er ist tatsächlich in erster Linie bei Problemfällen- wie zunehmendem Mobbing- gefragt.
Viele Kinder würden mit ihm ja gar nicht über ihre Gefühle sprechen. Das gilt nämlich schon in der 5. Klasse als uncool. Gefühle- uncool. Filme für unter 12 jährige- uncool. Schon 10- 11 jährige stehen unter einem enormen Druck, ihre wahren Gefühle nicht zeigen zu dürfen.
Aber genau dafür bietet dann die Kirche auch wieder keine Alternative, muss man einfach sagen. Von der fühlen sie sich dann nämlich auch noch unter Druck gesetzt, weil sie immer etwas "müssen" oder etwas "nicht dürfen"...