Re: Wir sollen ,,umerzogen'' werden?!?
Verfasst: 19.08.2023, 18:39
Ich bin ja auch in einer Industriestadt aufgewachsen und habe schließlich einige Jahre im Stahlwerk Hennigsdorf gearbeitet. Das war bis zu meinem Ausscheiden aus dem Betrieb 1991, weil ich meine Wehrpflicht antreten musste (ich ging nicht zur Armee sondern machte Zivildienst) und danach in meinem alten Beruf als Zerspaner (Dreher, Fräser, Werkzeugschleifer) keine Arbeit mehr fand.
Meine Biographie und beruflicher Werdegang nach der Wende ist eigentlich typisch für für Ostdeutschland. Nicht nur nach meiner Schätzung mussten sich etwa 80% der Berufstätigen in ganz Ostdeutschland nach 1990 eine neue Stelle suchen, weil Betriebe radikal verkleinert oder sogar ganz geschlossen wurden.
So war das auch bei mir. Nach dem Zivildienst machte ich erst eine Umschulung in einen Bauberuf, der mir aber auch nicht gefiel.
So ging die Orientierungsphase bei mir weiter, bis ich mich Ende 1999 als Kurierfahrer selbständig machte. So kam ich in die Branche hinein, in der ich heute noch tätig bin, jetzt allerdings festangestellt. Ich beliefere derzeit jede Nacht Abonennten mit Tageszeitngen mit dem eigenen Auto. Dabei fahre ich jede Nacht zwischen 1.30 - 7.00 Uhr (Samstags z. Z. bis 8.00 Uhr) ca. 45 km und teile in dieser Zeit zw. 400 - 450 Tageszeitungen aus. Für diese Arbeit erhalte ich neben meinem Lohn + Nachtzuschlägen zusätzlich auch km-Geld. Insgesamt verfahre ich im Monat zw. 350-400 € an Benzin.
Steigende Spritpreise führen bei mir direkt zu höheren Ausgaben für Benzin, ohne eine Alternative zu haben. Durch den hohen Verschleiß an den Fahrzeugen lohnt sich ein teures Auto nicht - erst im Mai habe ich mir ein neues Auto (ein Benziner) für 2000 € gekauft - das ist auch die absolute Obergrenze, was ein Auto kosten darf. Ein Autokredit kommt für mich nicht mehr in Frage.
Natürlich würde ich immer sagen, dass ich für Natur- und Klimaschutz bin, aber es darf nicht meine berufliche Tätigkeit kaputt machen. Denn wie geschildert, habe ich meine jetzige Tätigkeit nach einer langen beruflichen Umorientierungsphase gefunden, die fast die gesamten 90er Jahre hindurch dauerte.
Auch sonst wird man mit einer Verzichtskampagne gerade hier im Osten kaum jemanden gewinnen können. Alle, die die DDR noch miterlebt haben (also auch ich), kommen aus einer Mangelwirtschaft mit anschließender Phase mit häufgen Arbeitslosigkeitszeiten. Die wenigsten werden da freiwillig in eine Verzichtsgesellschaft gehen.
Dass so viele Leute bei einer Verunsicherung aus Protest gewisse Parteien mit mehr als fragwürdigen Zielen wählen, ist vermutlich ein Ausdruck aus dieser Zeit, in der bereits einmal Unsicherheit herrschte. Die Reaktionen sind dann sehr sensibel, ohne eine Unterstützung für solch eine Partei wie die AfD zu rechtfertigen. Da wird auch sehr überreagiert. Es wird also vor allem wichtig sein, Ruhe in die Politik zu bringen und die Probleme auch so anzugehen, am besten so, dass die Leute davon eher profitieren.
Meine Biographie und beruflicher Werdegang nach der Wende ist eigentlich typisch für für Ostdeutschland. Nicht nur nach meiner Schätzung mussten sich etwa 80% der Berufstätigen in ganz Ostdeutschland nach 1990 eine neue Stelle suchen, weil Betriebe radikal verkleinert oder sogar ganz geschlossen wurden.
So war das auch bei mir. Nach dem Zivildienst machte ich erst eine Umschulung in einen Bauberuf, der mir aber auch nicht gefiel.
So ging die Orientierungsphase bei mir weiter, bis ich mich Ende 1999 als Kurierfahrer selbständig machte. So kam ich in die Branche hinein, in der ich heute noch tätig bin, jetzt allerdings festangestellt. Ich beliefere derzeit jede Nacht Abonennten mit Tageszeitngen mit dem eigenen Auto. Dabei fahre ich jede Nacht zwischen 1.30 - 7.00 Uhr (Samstags z. Z. bis 8.00 Uhr) ca. 45 km und teile in dieser Zeit zw. 400 - 450 Tageszeitungen aus. Für diese Arbeit erhalte ich neben meinem Lohn + Nachtzuschlägen zusätzlich auch km-Geld. Insgesamt verfahre ich im Monat zw. 350-400 € an Benzin.
Steigende Spritpreise führen bei mir direkt zu höheren Ausgaben für Benzin, ohne eine Alternative zu haben. Durch den hohen Verschleiß an den Fahrzeugen lohnt sich ein teures Auto nicht - erst im Mai habe ich mir ein neues Auto (ein Benziner) für 2000 € gekauft - das ist auch die absolute Obergrenze, was ein Auto kosten darf. Ein Autokredit kommt für mich nicht mehr in Frage.
Natürlich würde ich immer sagen, dass ich für Natur- und Klimaschutz bin, aber es darf nicht meine berufliche Tätigkeit kaputt machen. Denn wie geschildert, habe ich meine jetzige Tätigkeit nach einer langen beruflichen Umorientierungsphase gefunden, die fast die gesamten 90er Jahre hindurch dauerte.
Auch sonst wird man mit einer Verzichtskampagne gerade hier im Osten kaum jemanden gewinnen können. Alle, die die DDR noch miterlebt haben (also auch ich), kommen aus einer Mangelwirtschaft mit anschließender Phase mit häufgen Arbeitslosigkeitszeiten. Die wenigsten werden da freiwillig in eine Verzichtsgesellschaft gehen.
Dass so viele Leute bei einer Verunsicherung aus Protest gewisse Parteien mit mehr als fragwürdigen Zielen wählen, ist vermutlich ein Ausdruck aus dieser Zeit, in der bereits einmal Unsicherheit herrschte. Die Reaktionen sind dann sehr sensibel, ohne eine Unterstützung für solch eine Partei wie die AfD zu rechtfertigen. Da wird auch sehr überreagiert. Es wird also vor allem wichtig sein, Ruhe in die Politik zu bringen und die Probleme auch so anzugehen, am besten so, dass die Leute davon eher profitieren.