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Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 15.11.2022, 23:21
von Barbarossa
Gerade erst heute kam in unserem Forum ein Thema rein, inwiefern Estland durch Russland bedroht sein könnte, siehe: viewtopic.php?f=3&t=6985&p=74170#p74170
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Just am heutigen Tag kommt nun die Eilmeldung, dass auf dem Territorium Polens nahe der ukrainischen Grenze eine Rakete eingeschlagen sein soll und dabei 2 Menschen getötet wurden.
Polen hat nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates die Streitkräfte in aktute Alarmbereitschaft versetzt. Es wird angenommen, dass es sich um eine russische Rakete handelt.
Absicht? Oder nur verirrt? Oder doch eine ukrainische Abwehrrakete?
Droht der Konflikt nun weiter zu eskalieren?
Es ist noch vieles unklar.

Hintergrund ist, dass Russland die Terroranschläge auf die Ukraine sehr verstärkt hat, nachdem Lawrow auf einem internationalen Gipfeltreffen der G20 auf Bali (Indonesien) eine Abfuhr erteilt wurde und dieser noch vor Ende des Gipfels wieder abgereist war.

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 16.11.2022, 09:37
von Skeptik
16.11.2022, 7.06 Uhr:

Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete unter Berufung auf US-Beamte, dass es sich bei der Rakete, die auf Przewody niederging, um eine Rakete des ukrainischen Raketenabwehrsystems handelte, die in Richtung einer aus Russland kommenden Rakete abgefeuert wurde und versehentlich polnisches Gebiet traf. Weder die polnischen noch die US-amerikanischen Behörden haben bisher auf diese Informationen reagiert.

Explosion in Przewodów. Führende Politiker der Welt solidarisieren sich mit Polen
US-Beamte haben mitgeteilt, dass die Rakete, die in Polen einschlug, nach vorläufigen Erkenntnissen von ukrainischen Streitkräften auf eine sich nähernde russische Rakete abgefeuert wurde, wie der AP-Reporter Seung Min Kim aus dem Weißen Haus berichtete.

https://www.polsatnews.pl/wiadomosc/202 ... z-ukraine/

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 16.11.2022, 17:28
von Barbarossa
Ja, offenbar handelte es sich um eine ukrainische Luftabwehrrakete.
Ich habe es eigentlich schon lange geahnt, dass sich infolge der Kampfhandlungen irgendwann einmal ein Geschoss auf fremdes Gebiet verirren könnte. Um so tragischer ist es, dass es dabei jetzt auch noch zu Todesopfern kam.

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 30.03.2025, 20:48
von Barbarossa
Bedrohung durch Russland?
Gerade in den Ost- und Nordeuropäischen Ländern ist die Sorge um ein Übergreifen der Aggression Russlands auf sie selbst groß, auch wenn es derzeit eher keine Anzeichen dafür gibt. In einem Radio-Podcast habe ich kürzlich sogar eher im Gegenteil gehört, dass Russland bei seinen Waffeneinsätzen auf die Ukraine sehr darauf bedacht zu sein scheint, kein NATO-Land zu treffen. Allerdings werden die hybriden Angriffe auf Infrastruktur aggressiver - inklusive von Zerstörungen von Unterseekabeln, was Russland natürlich stets von sich weist.
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Dennoch bereitet sich etwa Polen bereits seit Jahren viel stärker als andere Länder wie z. B. Deutschland auf eine mögliche Verschärfung der Lage vor, inklusive eines Teilabzuges der USA aus Europa. So hat Polen bereits 2024 mehr als 4% des BIP für seine Armee ausgegeben.
Dort ist laut Justyna Gotkowska - Expertin für Sicherheit und Verteidigung beim Centre for Easter Studies (Ošrodek Studlõw Wschodnich) in Warschau - schon seit längerem klar, dass sich die USA stärker auf andere Weltregionen konzentrieren und sich besonders gegen China positionieren wollen.
Jetzt - unter Trump - scheint es sogar schneller zu gehen, als gedacht. Vieles ist ungewiss geworden, insbesondere welches Verhältnis die USA zu Russland haben möchten und wie sich dies auf Europa, speziell im Norden und Osten auswirken wird.

In Polen sind derzeit etwa 9.000 US-Soldaten stationiert - viel weniger als in Deutschland, wo es mehr als 30.000 sind. Das ist noch ein Erbe des Kalten Krieges, als im damaligen Westdeutschland die meisten Kommandostrukturen und operativen Einheiten aufgebaut wurden. Ein möglicher Abbau von US-Truppen beträfe Deutschland genauso wie Polen.
Justyna Gotkowska rechnet jedoch nicht mit einem vollständigen Rückzug der USA aus der NATO. Wohl aber hält sie Überlegungen für notwendig, wie die verbleibende US-Militärpräsenz strukturiert wird und vor allem, wie europäische Fähigkeiten zur Verteidigung durch nationale und gemeinsame europäische Investitionen entwickelt und ausgebaut werden können.
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In Polen wird die Verabschiedung des Sondervermögens in Deutschland auch für die Verteidigung begrüßt. Gerade auch von Deutschland wird erwartet, dass die NATO-Verpflichtungen erfüllt werden, die sich aus den regionalen Verteidigungsplänen ergeben. Es wird dort tatsächlich als ungerecht empfunden, dass kleinere Volkswirtschaften, wie Polen und die Baltischen Länder aufgrund unterschiedlicher Einschätzung der Bedrohungslage durch Russland, mehr zahlen als größere Länder, wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Und einige Länder kooperieren sogar noch mit Russland.
Zudem gibt es in Polen die Vorstellung, dass die Europäer die geringere US-Präsenz kompensieren, indem eine Gruppe von 5 bis 6 Staaten eine Art Sicherheitsrat in Europa bildet - also etwa Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Polen, Italien, Spanien und jeweils ein Vertreter der Staaten Nord- und Südosteuropas. In dieser Gruppe könnten strategische Entscheidungen getroffen und koordiniert werden.
Dazu gehört auch ein Vorschlag des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk, der das französische Atomwaffenpotential als einen europäischen Pfeiler der nuklearen Abschreckung ins Spiel brachte.
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Justyna Gotkowska erklärt auch die Unterschiedlichkeit der Reaktionen in den Gesellschften in Polen und Deutschland.
So wirke in Deutschland noch die Propaganda aus der Zeit des Kalten Krieges nach, so dass Russland hier noch heute in der Lage ist, durch gezielte Kampagnen Ängste zu schüren.
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In Polen fürchtet man zwar die russischen Atomwaffen ebenfalls, jedoch ist es hier Konsens, dass es der beste Schutz ist, wenn man in die eigenen militärischen Fähigkeiten - konventionelle wie nukleare - investiert, um Russland abzuschrecken.
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Der britische Premierminister Keir Starmer hat eine „Koalition der Willigen“ für eine Friedenstruppe in der Ukraine vorgeschlagen für den Fall, dass es dort zu einem Waffenstillstand kommt.
Justyna Gotkowska erklärt auch die ablehnende Haltung Polens, sich daran zu beteiligen.
Zum einen hielte sie es schwierig für Polen, gleichzeitig die NATO-Ostflanken zu sichern, zu der die Grenzen zu Belarus und dem russischen Kaliningrad gehören, und zudem den sogenannten Suwalki-Korridor zu Litauen abzusichern und sich gleichzeitig noch an Friedenstruppen zu beteiligen.
Zum anderen glaubt sie nicht daran, dass es auf absehbare Zeit zu einer solchen Friedenstruppe kommt, weil Russland keine Waffenruhe wolle.
Weiterhin erklärt sie, Russland würde keinen Atomkrieg vorbereiten, versuche aber punktuell durch Drohungen in dieser Richtung, bestimmte politische Ziele zu erreichen. Dessen sollten wir uns bewusst sein und den Russen zeigen, dass wir uns nicht erpressen lassen.
Quelle: Oranienburger Generalanzeiger - Printausgabe v. Mo., dem 24. März 2025

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 31.03.2025, 16:49
von repo
Gorbatschow wollte den sowjetischen Teil Ostpreußens an Deutschland verkaufen.
Aus Rücksicht auf Polen hat man den Kauf ausgeschlagen.
Wie man wohl heute darüber denkt?

Auch die Budapester Vereinbarungen würde heute kein Mensch mehr mit Putin treffen.
Tja, im Nachhinein kriegt man keinen Cent für die Chancen die man ausgelassen hat.

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 31.03.2025, 17:06
von Marianne E.
Wo finde ich die "Budapester Vereinbarungen"; ich würde sie gerne im Original, ungekürzt und unkommentiert lesen.

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 31.03.2025, 18:10
von repo
https://treaties.un.org/doc/Publication ... /v3007.pdf

Sorry, Memorandum, nicht Vereinbarung

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 31.03.2025, 18:18
von repo
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergru ... emorandum/
von der bpb

Da steht die USA im Wort!

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 31.03.2025, 22:18
von Marianne E.
Danke für den Hinweis, verbunden mit der Empfehlung an alle Leser, diesen Artikel zu lesen.
Mir wurde schwindlig, als ich von der Verpflichtung u.a. Russlands las, die Souveränität und die Unverletzlichkeit der Staatsgrenzen zu respektieren und zu schützen. Es ging dabei nicht nur um die Ukraine, sondern auch um Kasachstan und Belarus.
Obwohl, nach dem Völkerrecht ist das eine unumstößliche Selbstverständlichkeit.
"Ob Putin das nicht weiß, oder nicht begreift, oder etwas anderes im Schilde führt."
Ich erinnere an meinen Beitrag zu seinen Gründen. Es sind die Bodenschätze der Ukraine. Das Gesabbel von den Nazis ist ein Ablenkungsmanöver. Nazis gibt es in jedem Land der Erde.

Zu Polen fällt mir noch etwas anderes ein:
Vor einigen Tagen las ich leider so ziemlich schnell und diagonal von einem Sicherheitsberater des US-Präsidenten, der von sich sagt, dass er Putin sehr schätzen würde. Und, Putin hätte ihm versichert, er (Putin) wolle nicht Europa angreifen, jedenfalls nicht alle europäischen Länder.
Wenn ich den Beitrag finde, melde ich mich und nenne dann auch die Quelle.

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 31.03.2025, 23:08
von Marianne E.
Ich habe folgendes gefunden:

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist nach einem Besuch bei Putin zu der Auffassung gelangt, dass Putin sich nicht ganz Europa einverleiben will. Die Motive Putins seien derzeit andere als seinerzeit im Zweiten Weltkrieg. Außerdem hätte es damals auch keine Nato gegeben.
Witkoff spricht von den Motiven, die Putin nicht hat. Die wirklichen Motive wird auch Witkoff nicht ergründet haben.

Beobachter sprechen davon, dass Witkoff geradezu von Putin schwärmt.

https://www.spiegel.de/ausland/wladimir ... 6a08390ad7

https://www.google.com/search?q=trumps+ ... firefox-b-

Re: Raketeneinschlag in Polen - droht weitere Eskalation?

Verfasst: 01.04.2025, 12:32
von Barbarossa
Mir wird speiübel, wenn ich lese, jemand schwärmt von einem pathologischen Psychopathen...