Der dialektische Materialismus
Verfasst: 15.09.2015, 14:36
Angeregt von dem Beitrag über Gesetzmäßigkeiten in der Geschichte und der daraus folgenden Diskussion, habe ich mich vor kurzem noch einmal mit dem dialektischen Materialismus von Marx beschäftigt. Das Thema ist sehr komplex und ich habe wohl auch nicht alles verstanden. Philosophie ist auch nicht gerade mein Fach („Dem Philosoph ist nichts zu doof“).
Vielleicht kennen sich andere besser damit aus und können mich korrigieren.
Materialismus und Idealismus, nur die Materie ist real
Im Gegensatz zum Idealismus, der behauptet, dass nur unser Bewusstsein wirklich existiere, dass die materielle Welt, das Sein, die Natur nur in unserem Bewusstsein, in unseren Empfindungen, Vorstellungen, Begriffen existiere, geht der marxistische philosophische Materialismus davon aus, dass die Materie, die Natur, das Sein die objektive Realität darstellt, die außerhalb des Bewusstseins und unabhängig von ihm existiert, dass die Materie das Primäre, das Ursprüngliche ist, weil sie Quelle der Empfindungen, Vorstellungen, des Bewusstseins ist, das Bewusstsein aber das Sekundäre, das Abgeleitete ist, weil es ein Abbild der Materie, ein Abbild des Seins ist, dass das Denken ein Produkt der Materie ist, die in ihrer Entwicklung einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, und zwar ein Produkt des Gehirns, das Gehirn aber das Organ des Denkens ist, dass man darum das Denken nicht von der Materie trennen kann.
Bewegung ist das Grundgesetz der Materie
Die Materie ist unaufhörlich in Bewegung, nicht nur zeitlich und räumlich, sondern sie verändert sich fortwährend. Bewegung könnte man auch mit Entwicklung gleichsetzen.
„.. die gesamte Natur, vom Kleinsten bis zum Größten, von den Sandkörnern bis zu den Sonnen, von den Protisten (Urzellen, Anmerk.) bis zum Menschen hat in ewigem Entstehen und Vergehen, in unaufhörlichem Fluss, in rastloser Bewegung und Veränderung ihr Dasein.“ (Friedrich Engels, Dialektik der Natur, Berlin 1950, S. 88.)
Widerspruch als Grundlage der Bewegung, das Wesen der Dialektik
Im Gegensatz zur Metaphysik geht die Dialektik davon aus, dass den Naturdingen, den Naturerscheinungen innere Widersprüche eigen sind, denn sie alle haben ihre negative und positive Seite, ihre Vergangenheit und Zukunft, ihr Ablebendes und sich Entwickelndes, dass der Kampf dieser Gegensätze, der Kampf zwischen Altem und Neuem, zwischen Absterbendem und neu Entstehendem, zwischen Ablebendem und sich Entwickelndem, den inneren Gehalt des Entwicklungsprozesses, den inneren Gehalt des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative bildet.
Darum ergibt sich aus der dialektischen Methode, dass der Prozess der Entwicklung von Niederem zu Höherem nicht in Form einer harmonischen Entfaltung der Erscheinungen verläuft, sondern in Form eines Hervorbrechens der Widersprüche, die den Dingen und Erscheinungen eigen sind, in Form eines „Kampfes“ gegensätzlicher Tendenzen, die auf der Grundlage dieser Widersprüche wirksam sind.
Umschlag Quantität in Qualität, die Bewegung des Widerspruches
Im Gegensatz zur Metaphysik betrachtet die Dialektik den Entwicklungsprozess nicht als einfachen Wachstumsprozess, in welchem quantitative Veränderungen nicht zu qualitativen Veränderungen führen, sondern als eine Entwicklung, die von unbedeutenden und verborgenen quantitativen Veränderungen zu sichtbaren Veränderungen, zu grundlegenden Veränderungen, zu qualitativen Veränderungen übergeht, in welcher die qualitativen Veränderungen nicht allmählich, sondern rasch, plötzlich, in Gestalt eines sprunghaften Übergangs von dem einen Zustand zu dem anderen Zustand eintreten, nicht zufällig, sondern gesetzmäßig, als Ergebnis der Ansammlung unmerklicher und allmählicher quantitativer Veränderungen.
„In der Physik ... ist jede Veränderung ein Umschlagen von Quantität in Qualität, eine Folge quantitativer Veränderung der dem Körper innewohnenden oder mitgeteilten Bewegungsmenge irgendwelcher Form. ‚So ist z. B. der Temperaturgrad des Wassers zunächst gleichgültig in Beziehung auf dessen tropfbare Flüssigkeit; es tritt dann aber beim Vermehren oder Vermindern der Temperatur des flüssigen Wassers ein Punkt ein, wo dieser Kohäsionszustand sich ändert und das Wasser einerseits in Dampf und andrerseits in Eis verwandelt wird.“ ((Friedrich Engels, Dialektik der Natur, a. a. O., S. 91)
Negation der Negation
„Da sich jede Entwicklung als eine dialektische Negation bestehender Qualitäten vollzieht, wobei die neue Qualität alles Positive der alten in sich aufbewahrt, die Entwicklung auf dieser Stufe aber nicht stehenbleibt, so muss auch die neue Qualität ihrerseits eine Negation erfahren. Als Resultat dieser zweiten Negation, also der Negation der Negation, entsteht eine neue Qualität, die - logisch gesehen - mit der ursprünglichen, der Position, identisch sein müsste, die aber, da sie um die positiven, progressiven Seiten der beiden ersten Entwicklungsphasen bereichert ist, nur eine formale Ähnlichkeit mit dem Ausgangsstadium aufweist. Die Entwicklung wiederholt im Stadium der Negation der Negation bestimmte Züge und Merkmale voraufgegangener Stadien auf höherer Stufenleiter und kann daher bildlich durch die Form einer Spirale veranschaulicht werden. Es ist dies eine «Entwicklung, die die bereits durchlaufenen Stadien gleichsam noch einmal durchmacht, aber anders, auf höherer Stufe (,Negation der Negation'), eine Entwicklung, die nicht geradlinig, sondern sozusagen in einer Spirale vor sich geht...» (Lenin 21, 42 f).( http://www.trend.infopartisan.net/trd0509/t080509.html
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Was soll man dazu sagen? Dass die Materie ausschlaggebend ist und der Geist nur eine Art belebter Materie ist, davon gehe ich auch aus. Insofern kann ich mit dem Idealismus auch nichts anfangen.
Alles andere kommt mir eher trivial vor. Das allen Dingen ein Widerspruch inne wohnt, sicher. Materie kann tot oder lebendig sein. Im Moment bin ich lebendig, versuche den Tod aufzuhalten, indem ich esse, atme, trinke. Der Widerspruch in mir, also das Sterben zu verhindern, treibt meine Aktivitäten voran. Bin ich dann doch tot, werde ich von Tieren zersetzt, meine tote Materie wird in ihnen wieder lebendig und diese Tiere bewegen sich auch in dem Widerspruch zwischen Leben und Tod. Nun, das weiß eigentlich jeder.
Der Umschlag von Quantität in Qualität ist natürlich überall zu beobachten. Wenn ich hungrig bin, esse ich. Ab einer gewissen Quantität ändert sich dann die Qualität von „hungrig „ auf „satt“.“ Vitamin C ist gut, aber nicht übertreiben. Alles ist Gift, auf die Menge kommt es an, ein weises Zitat. Wasser ist lebensnotwendig, kommt es aber in zu großen Mengen, kann alles zerstört werden.
In der Politik bewirkt der Protest einzelnen Personen wenig, beteiligen sich aber viele, kann eine Massenbewegung etwas erreichen, eine neue Qualität. Kommen nur einzelne Flüchtlinge, reagieren die Einheimischen zumeist freundlich, werden es viele, kann dies umschlagen in Abwehr und Aggression. Sicherlich, die Bewegung der Widersprüche vollzieht sich durch das Gesetz des Umschlages von Quantität in Qualität. Aber ist dies nicht trivial?
Auch die Negation der Negation ist sicherlich zu beobachten. Hier ist offensichtlich die Evolution gemeint. Die Mikrolebewesen der Urzeit hatten schon wichtige Lebensfunktionen, die wir auch haben. Diese Wesen wurden „negiert“, aber ihre Funktionen blieben erhalten. Unsere Körper bestehen aus Formen, die schon vor langer Zeit im Tierreich bestanden. Diese Tierarten sind tot „negiert“, doch in gewisser Weise leben sie in uns, in einer höheren Art, weiter, wir sind ihre „doppelte Negation“. „Doppelte Negation„ ist nicht einfach eine Kopie, sondern eine Weiterentwicklung. Das Alte lebt in dem Neuen weiter. Es handelt sich also nur um ein anderes Wort für Evolution, jedenfalls bezogen auf die Natur. (Im System der Logik von Hegel, aus der dies ursprünglich stammt, bedeutet dies noch mehr).
So verstehe ich den dialektischen Materialismus. Er ist sicherlich nicht falsch, aber ich finde die Aussagen eigentlich banal.
Vielleicht kennen sich andere besser damit aus und können mich korrigieren.
Materialismus und Idealismus, nur die Materie ist real
Im Gegensatz zum Idealismus, der behauptet, dass nur unser Bewusstsein wirklich existiere, dass die materielle Welt, das Sein, die Natur nur in unserem Bewusstsein, in unseren Empfindungen, Vorstellungen, Begriffen existiere, geht der marxistische philosophische Materialismus davon aus, dass die Materie, die Natur, das Sein die objektive Realität darstellt, die außerhalb des Bewusstseins und unabhängig von ihm existiert, dass die Materie das Primäre, das Ursprüngliche ist, weil sie Quelle der Empfindungen, Vorstellungen, des Bewusstseins ist, das Bewusstsein aber das Sekundäre, das Abgeleitete ist, weil es ein Abbild der Materie, ein Abbild des Seins ist, dass das Denken ein Produkt der Materie ist, die in ihrer Entwicklung einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, und zwar ein Produkt des Gehirns, das Gehirn aber das Organ des Denkens ist, dass man darum das Denken nicht von der Materie trennen kann.
Bewegung ist das Grundgesetz der Materie
Die Materie ist unaufhörlich in Bewegung, nicht nur zeitlich und räumlich, sondern sie verändert sich fortwährend. Bewegung könnte man auch mit Entwicklung gleichsetzen.
„.. die gesamte Natur, vom Kleinsten bis zum Größten, von den Sandkörnern bis zu den Sonnen, von den Protisten (Urzellen, Anmerk.) bis zum Menschen hat in ewigem Entstehen und Vergehen, in unaufhörlichem Fluss, in rastloser Bewegung und Veränderung ihr Dasein.“ (Friedrich Engels, Dialektik der Natur, Berlin 1950, S. 88.)
Widerspruch als Grundlage der Bewegung, das Wesen der Dialektik
Im Gegensatz zur Metaphysik geht die Dialektik davon aus, dass den Naturdingen, den Naturerscheinungen innere Widersprüche eigen sind, denn sie alle haben ihre negative und positive Seite, ihre Vergangenheit und Zukunft, ihr Ablebendes und sich Entwickelndes, dass der Kampf dieser Gegensätze, der Kampf zwischen Altem und Neuem, zwischen Absterbendem und neu Entstehendem, zwischen Ablebendem und sich Entwickelndem, den inneren Gehalt des Entwicklungsprozesses, den inneren Gehalt des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative bildet.
Darum ergibt sich aus der dialektischen Methode, dass der Prozess der Entwicklung von Niederem zu Höherem nicht in Form einer harmonischen Entfaltung der Erscheinungen verläuft, sondern in Form eines Hervorbrechens der Widersprüche, die den Dingen und Erscheinungen eigen sind, in Form eines „Kampfes“ gegensätzlicher Tendenzen, die auf der Grundlage dieser Widersprüche wirksam sind.
Umschlag Quantität in Qualität, die Bewegung des Widerspruches
Im Gegensatz zur Metaphysik betrachtet die Dialektik den Entwicklungsprozess nicht als einfachen Wachstumsprozess, in welchem quantitative Veränderungen nicht zu qualitativen Veränderungen führen, sondern als eine Entwicklung, die von unbedeutenden und verborgenen quantitativen Veränderungen zu sichtbaren Veränderungen, zu grundlegenden Veränderungen, zu qualitativen Veränderungen übergeht, in welcher die qualitativen Veränderungen nicht allmählich, sondern rasch, plötzlich, in Gestalt eines sprunghaften Übergangs von dem einen Zustand zu dem anderen Zustand eintreten, nicht zufällig, sondern gesetzmäßig, als Ergebnis der Ansammlung unmerklicher und allmählicher quantitativer Veränderungen.
„In der Physik ... ist jede Veränderung ein Umschlagen von Quantität in Qualität, eine Folge quantitativer Veränderung der dem Körper innewohnenden oder mitgeteilten Bewegungsmenge irgendwelcher Form. ‚So ist z. B. der Temperaturgrad des Wassers zunächst gleichgültig in Beziehung auf dessen tropfbare Flüssigkeit; es tritt dann aber beim Vermehren oder Vermindern der Temperatur des flüssigen Wassers ein Punkt ein, wo dieser Kohäsionszustand sich ändert und das Wasser einerseits in Dampf und andrerseits in Eis verwandelt wird.“ ((Friedrich Engels, Dialektik der Natur, a. a. O., S. 91)
Negation der Negation
„Da sich jede Entwicklung als eine dialektische Negation bestehender Qualitäten vollzieht, wobei die neue Qualität alles Positive der alten in sich aufbewahrt, die Entwicklung auf dieser Stufe aber nicht stehenbleibt, so muss auch die neue Qualität ihrerseits eine Negation erfahren. Als Resultat dieser zweiten Negation, also der Negation der Negation, entsteht eine neue Qualität, die - logisch gesehen - mit der ursprünglichen, der Position, identisch sein müsste, die aber, da sie um die positiven, progressiven Seiten der beiden ersten Entwicklungsphasen bereichert ist, nur eine formale Ähnlichkeit mit dem Ausgangsstadium aufweist. Die Entwicklung wiederholt im Stadium der Negation der Negation bestimmte Züge und Merkmale voraufgegangener Stadien auf höherer Stufenleiter und kann daher bildlich durch die Form einer Spirale veranschaulicht werden. Es ist dies eine «Entwicklung, die die bereits durchlaufenen Stadien gleichsam noch einmal durchmacht, aber anders, auf höherer Stufe (,Negation der Negation'), eine Entwicklung, die nicht geradlinig, sondern sozusagen in einer Spirale vor sich geht...» (Lenin 21, 42 f).( http://www.trend.infopartisan.net/trd0509/t080509.html
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Was soll man dazu sagen? Dass die Materie ausschlaggebend ist und der Geist nur eine Art belebter Materie ist, davon gehe ich auch aus. Insofern kann ich mit dem Idealismus auch nichts anfangen.
Alles andere kommt mir eher trivial vor. Das allen Dingen ein Widerspruch inne wohnt, sicher. Materie kann tot oder lebendig sein. Im Moment bin ich lebendig, versuche den Tod aufzuhalten, indem ich esse, atme, trinke. Der Widerspruch in mir, also das Sterben zu verhindern, treibt meine Aktivitäten voran. Bin ich dann doch tot, werde ich von Tieren zersetzt, meine tote Materie wird in ihnen wieder lebendig und diese Tiere bewegen sich auch in dem Widerspruch zwischen Leben und Tod. Nun, das weiß eigentlich jeder.
Der Umschlag von Quantität in Qualität ist natürlich überall zu beobachten. Wenn ich hungrig bin, esse ich. Ab einer gewissen Quantität ändert sich dann die Qualität von „hungrig „ auf „satt“.“ Vitamin C ist gut, aber nicht übertreiben. Alles ist Gift, auf die Menge kommt es an, ein weises Zitat. Wasser ist lebensnotwendig, kommt es aber in zu großen Mengen, kann alles zerstört werden.
In der Politik bewirkt der Protest einzelnen Personen wenig, beteiligen sich aber viele, kann eine Massenbewegung etwas erreichen, eine neue Qualität. Kommen nur einzelne Flüchtlinge, reagieren die Einheimischen zumeist freundlich, werden es viele, kann dies umschlagen in Abwehr und Aggression. Sicherlich, die Bewegung der Widersprüche vollzieht sich durch das Gesetz des Umschlages von Quantität in Qualität. Aber ist dies nicht trivial?
Auch die Negation der Negation ist sicherlich zu beobachten. Hier ist offensichtlich die Evolution gemeint. Die Mikrolebewesen der Urzeit hatten schon wichtige Lebensfunktionen, die wir auch haben. Diese Wesen wurden „negiert“, aber ihre Funktionen blieben erhalten. Unsere Körper bestehen aus Formen, die schon vor langer Zeit im Tierreich bestanden. Diese Tierarten sind tot „negiert“, doch in gewisser Weise leben sie in uns, in einer höheren Art, weiter, wir sind ihre „doppelte Negation“. „Doppelte Negation„ ist nicht einfach eine Kopie, sondern eine Weiterentwicklung. Das Alte lebt in dem Neuen weiter. Es handelt sich also nur um ein anderes Wort für Evolution, jedenfalls bezogen auf die Natur. (Im System der Logik von Hegel, aus der dies ursprünglich stammt, bedeutet dies noch mehr).
So verstehe ich den dialektischen Materialismus. Er ist sicherlich nicht falsch, aber ich finde die Aussagen eigentlich banal.