Barbarossa hat geschrieben:
Ob Rassismus dabei war, weiß ich nicht. Einen anderen Aspekt halte ich für viel wichtiger.
Denn Karthago war eine enorm reiche Stadt. Und Reichtum weckt immer Begehrlichkeiten und zieht Neider an, die sich diesen Reichtum bei Möglichkeit aneignen möchten.
Sicher ist, dass die Karthager einen äußerst schlechten Ruf genossen, manche sprechen sogar von einem Antisemitismus.
Antisemitische Reflexe würde ich bei den zeitgenössischen Urteilen über die Phönizier nicht sehen. Hebräer und Phönizier waren zwei verschiedene Völker, auch wenn eine enge sprachliche Verwandtschaft zwischen beiden nordwestsemitischen Sprachen besteht. Wenn Griechen auf die Phönizier schimpften, so ist da sicher Konkurrenzneid vorhanden, denn die griechischen und phönizischen Kolonien wandten sich schließlich beim Handel an den gleichen Kundenkreis.
Das so entschieden negative Bild, das die Karthager bei ihren römischen Nachbarn hervorriefen, teilten sie im übrigen mit ihren Ahnen und Stammesbrüdern, den Phöniziern im Ostmittelmeerraum, in deren Verhältnis zu den Griechen. Aufschlussreich ist der Vergleich mit der verächtlichen Charakterisierung der schon früh im ersten Jahrtausend v. Chr. im Mittelmeerraum aktiven und bekannten phönizischen Kufleute in der "Odyssee" Homers, wo diese als gewinnsüchtige Betrüger und ausdrücklich als Halunken beschrieben werden (14, 288-291; 15,415-422).
Zweifellos waren sowohl Phönizier als auch ihre karthagischen Brüder gewiegte Händler und ihre Städte waren reich und wohlhabend. Das schürte Hass und Konkurrenzneid. Hinzu kam, dass sich die Karthager nicht der im Mittelmeer verbreiteten hellenistischen Kultur öffneten, Römern als auch Griechen fremde archaische semitische Gottheiten anbeteten und eine ungebräuchliche Sprache sprachen. Das alles trug dazu bei, dass die Karthager stets ein Hauch der "Fremdheit" umwehte.
Da die punische Bevölkerungsbasis winzig war, musste Karthago Kriege nöglichst meiden. Wo dennoch welche zu führen waren, war Karthago - anders als Rom - auf Söldner angewiesen, die viel kosteten und unzuverlässig waren. Bürger wurden ab dem 4./3. Jh. v. Chr. nur noch in geringem Maße im Heer beschäftigt. Hauptsächlich wurden Kämpfer von den Numidern, Iberern, Libyern, Elymern und Sikelern rekrutiert, daneben auch Sarden, Italiker und Kelten sowie Griechen. Dass diese zusammengewürfelten Truppen den römischen an Kampfmoral unterlegen waren, versteht sich von selbst.