Kohlhaas hat geschrieben:
So unterstellst Du weiter unten, dass die Medien Informationen unterdrücken oder gar bewusst Falschinformationen verbreiten, um deutsche Wirtschaftsinteressen zu schützen oder die Türkei nicht zu verärgern. Sowas wäre doch nur möglich, wenn es eine Art Zensurbehörde geben würde. Wer sind denn die finsteren Agenten, die die Medien "gleichschalten"? Wie stellen sie es denn an, dass all die zehntausenden von Journalisten nur das zeigen oder schreiben, was den deutschen Wirtschaftsinteressen dient?
Ich muss hier noch mal zum Tatbestand Zensur nachhaken. Ich unterstelle es nicht nur das Medien Informationen zu unterdrücken, sondern kann es auch an zwei Beispielen beweisen. Es ist zwar nicht so ,dass der Staat der zensiert aber die Verantwortlichen die bei den Fernseh -Rundfunkanstalten und Verlagen die am langen Hebel sitzen, sind es die meist aus politischer Motivation zensieren. Wenn man das Wort nicht benutzen darf dafür, sollte man es vielleicht interne Medienzensur nennen.
In Dortmund ist im März 2014 Zeit eine Frau in der Öffentlichkeit vor einer Überwachungskamera von einem dunkelhäutigen Menschen vergewaltigt worden. In der Sendung "Aktenzeichen - XY -ungelöst" sollte um die Mithilfe von Zeugen gebeten werden, die die Vergewaltigung der Frau vl. beobachtet haben. Die Chefredaktíon von ZDF wollte die Veröffentlichung der Sendung verschieben.
"Der Beitrag über den Vergewaltigungsfall, der sich Ende März 2014 in der Nähe der S-Bahnstation Dortmund-Huckarde zugetragen hat, war bereits fertig gedreht und war für die Sendung vom 2. September vorgesehen. Die Dortmunder Polizei hatte zuvor ein Jahr lang versucht, das Verbrechen aufzuklären. Wenige Tage nach der Tat war in der westfälischen Stadt sogar das Foto aus einer Überwachungskamera der S-Bahnlinie veröffentlicht worden. Ohne Erfolg. Auf dem Bild war ein Mann mit offensichtlich dunkler Hautfarbe zu sehen. Das Opfer der Vergewaltigung hatte den Täter als auffallend schmächtig beschrieben. Er habe einen sehr gepflegten Eindruck gemacht und akzentfreies Deutsch gesprochen.
Bereits vor dem Dreh hatte das ZDF jedoch offensichtlich Bedenken. So wurde die Nachstellung der Tat nicht etwa in Dortmund, sondern in München gedreht. „Das hängt auch damit zusammen, dass wir nicht für zusätzliche Aufregung in der Region sorgen wollten“, hatte das ZDF diese Entscheidung begründet.
"Mit journalistischen Grundwerten unvereinbar"
Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) hält es mit den journalistischen Grundwerten unvereinbar, einen Bericht zu verschieben oder möglicherweise sogar komplett zu streichen, weil es sich bei dem Täter um einen Farbigen handeln könnte und in Deutschland derzeit eine hitzige Diskussion über das Flüchtlingsthema geführt werde. Der Informationsauftrag der Journalisten gelte grundsätzlich unabhängig davon, ob es sich um Politik, Lokales, um eine Zeitung oder die Sendung „XY ungelöst“, handele, sagte Zörner dem Tagesspiegel. Dass das ZDF die Verschiebung des Beitrages nun noch einmal überdacht hat, begrüßt der DJV-Sprecher: „Das ist die richtige Entscheidung, die Fahndung im September zu senden. Journalisten dürfen sich in ihrer Informationspflicht nicht von einem gesellschaftlichen Mainstream leiten lassen“, sagte er. "
http://www.tagesspiegel.de/medien/zunae ... 17608.html
Das zweite Beispiel ist der Gender -Streit. Hier hat der Fernsehdirektor Jörg Schönenborn erst die Sendung aus der Mediathek gelöscht und später wieder reingestellt. Als Begründung und Stellungsnahme hat er mehrfach versucht unmögliche und unverständlich Begründungen von sich zu geben und sich versucht rauszureden. Fakt ist, dass er unter poitisch motivierten Druck diese Sendung aus der Mediathek genommen hat.
"
Der Gender-Streit: Was darf zu Mann und Frau gesagt werden?
Eine umstrittene Sendung über Gleichstellung – heftige Kritik an Moderator, Redaktion und Gästen. Die Sendung wird zeitweise aus der Mediathek genommen. Grund für Schlagzeilen, Zensur-Vorwürfe - und eine weitere Debatte dazu. "
Die Diskussion und das Video der Mediathek über Zensur oder nicht Zensur findet man hier unter der Sendung "Hart aber fair" :
http://www1.wdr.de/daserste/hartaberfai ... en102.html
http://www1.wdr.de/daserste/hartaberfai ... en102.html
"Im Januar dieses Jahres zog Sony Pictures den Film The Interview zurück, nachdem sich Nordkorea darüber erbost hatte. Im August zog der WDR eine Talkshow zurück, nachdem sich verschiedene Frauenräte darüber erbost hatten. In beiden Fällen war sehr schnell von Zensur die Rede, und in beiden Fällen war es keine: Nur ein Staat kann zensieren, gekränkte Dritte können es nicht. Wer seine Ansichten angegriffen oder verraten fühlt, kann zwar seinen wirtschaftlichen, politischen oder moralischen Einfluss geltend machen. Aber wie die Gegenpartei darauf reagiert, bleibt ihr überlassen. Wenn eine Produktionsfirma oder eine Sendeanstalt einen Film zurückhalten, weil es lautstarke Beschwerden gibt, ist das vielleicht feige oder dämlich. Zensur ist es nicht. "
http://www.zeit.de/kultur/film/2015-09/ ... er-debatte
"Allerdings bewertete der Rundfunkrat die Sendung als „unseriös“. „Aufgrund der massiven Kritik hatte der Programmausschuss empfohlen, die Folge nicht zu wiederholen und sie aus der Mediathek zu nehmen“, heißt es im Newsletter des WDR-Rundfunkrats zur jüngsten Sitzung vom 18. August."