Dass Krieg und Kriegertum Teil der Kultur und Gesellschaft waren, wollte ich auch gewiss nicht bestreiten, als ich eine Formulierung kritisierte.
Die Assoziationen, die Germanen seien nur tumbe, brüllende Kampfmaschinen, am besten noch in Felle gewickelt und Hörnerhelm, ohne jede Kultur und Sinn für künstlerische Gestaltung gewesen, die gefällt mir nicht. So etwas wie feste Ansiedlungen und Ackerbau hat es schon gegeben bei den nördlichen Germanen. Bodenfunde in Schleswig-Holstein, Schweden und Dänemark sprechen dafür. Planmäßige Rodung und Besiedlung ist zumindest für den Isarnhoe belegt.
Was dennoch nicht das falsche Bild aus Nazi- Zeiten rechtfertigt, genauso wenig wie kämpferisch- moralische Erhöhung, die den Kämpfern in bestimmten Posts widerfuhr.
Ob nicht gerade auch das Vordringen der Römer nach Norden ein Anlass für die "Militarisierung" war, bis hoch in den dänischen Norden, ist noch nicht ausdiskutiert, gilt aber als eine Teil im Mosaik. In der Völkerwanderungszeit wurden die Kontakte ( und die Funde) dichter, die Artefakte zeugen nicht gerade von friedlichen Zeiten.
Wissenschaftliche Arbeiten dazu gibt es schon, andere sind im Entstehen.
Wild mögen sie gewesen sein, die Germanen, aber nicht völlig kulturlos und ohne Sinn für die schöneren Dinge des Lebens.
Das ein oder andere hübsche -Stück aus diversen Thorsberg- und Nydam Epochen, das nicht römischer Beute zuzurechnen ist, gefällt mir schon ganz gut. Was man von den Gewebefunden weiß und versucht hat zu rekonstruieren, spricht von handwerklichem Können und Sinn für künstlerische Gestaltung, die viel Zeit beansprucht.
Cherusker hat geschrieben:Auch halte ich nichts von der Theorie vom 3.Volk, d.h. der ominöse "Nord-West-Block". Auch COSACKs Ansicht, daß im 3Jh. in Norddeutschland friedliche pazifistische Germanen lebten,
Die archäologischen (Be)Funde im echten Norden sprechen fürchterlich dagegen, dass in der römischen Kaiserzeit die nördlichen Germanen brave Bauern ohne jede kriegerische Allüren waren.
Selbst, wenn man berechtigterweise annehmen kann, dass es zunehmenden, sogar friedlichen friedlichen Austausch von Handelsgütern zwischen dem Imperium und den wilden Germanen nördlich der Elbe gab:
Die Anteile von Fundstücken römischer Provenienz in den Moorfunden waren sicherlich nicht allesamt erhandelt oder Geschenke,
sondern erkämpfte Beute zwischen Kaiserzeit und Völkerwanderung.
[quote="Spartaner""]Zudem war das Rechtsempfinden bei den Germanen zivilisierter als bei den Römern. Die Germanen haben keine Gefangene in die Arena geschickt und wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.Insofern denke ich, hatten die Germanen auch einen besseren Gerechtigkeitssinn .Strafen wie sie die Römer verhängten waren den Germanen wahrscheinlich zu babarisch und ungermanisch . Ich stelle es mal so als Vermutung in den Raum.[/quote]
Hm, ich grüble nach wie vor, warum ich so grinsen musste, als ich diese Vermutung ausgerechnet von Dir geäußert las.
Ja ja, die edlen Wilden...Die hatten denn wohl nur andere Methoden für den gleichen Zweck. Ist das Glas halbvoll oder halbleer oder so ähnlich.
P.S.
Und die obzöne Geste wurde nachträglich bei der Entdeckung der Moorleiche (übrigens ein Junge) angebracht.
Es ist auch nie ein Beweis gefunden worden, daß die Germanen so sittlich waren, wie manche es glaubten. Ehebruch war seitens der Frau verwerflich, aber die Männer konnten sich an Mägden, Sklavinnen etc. bedienen und das war anscheinend nicht unüblich. Bei den Kelten war z.B. auch die Homosexualität nicht strafbar....bei den Germanen konnte KEHNE keinen Beweis dafür finden, daß Homosexuelle im Moor versenkt wurden.
Hatte ich schon geschrieben, bzw. einen Link zu nachlesbaren weiteren Details und wissenschaftlicher Erkenntnis gesetzt.
Das Bild, das Tacitus seinen Zeitgenossen malte, um ihnen den eigenen sittlichen Verfall vorzuhalten, stimmt nicht.
Geistert leider immer nochoft ohne quellenkritische Betrachtung durch die populärwissenschaftliche Literatur. Oder der Leser blendet genau die Anmerkungen zum Wahrheitsgehalt der Tacitus- Beschreibungen aus.