Osmanen und Türken - "Erben" von Byzanz?
Verfasst: 12.11.2014, 16:58
Es ist die Frage aufgetaucht, ob das Osmanische Reich und später sogar die Türkei "Erbe" von Byzanz waren. Das kann man sowohl verneinen als auch bejahen, wofür es Argumente und Gegenargumente gibt.
Das Oströmische Reich, das Historiker ab dem Tod Justinians "Byzanz" nennen (obwohl es sich selbst nie so nannte), war eindeutig griechisch geprägt. Das drückt sich schon in der Sprache aus, denn während Westrom lateinisch sprach, war im Bereich Ostrom/Byzanz das Griechische als Reichssprache dominierend. Auch kulturell blieb im Reich der "Rhomäer" die griechisch-hellenistische Komponente ungleich länger und stärker ausgeprägt als im Westen und die Menschen des Mittelalters sprachen von den "Griechen", wenn sie Byzanz und Byzantiner meinten. Zu all dem passt gut, dass sich das heutige Griechenland in der Tradition des Byzantinischen Reichs sieht - kulturell und religiös!
Insofern war das Osmanische Reich also kein "Erbe" des Byzantinischen Reichs, denn alle Traditionslinien hinsichtlich Kultur, Architektur, Religion, Literatur und Musik waren der islamischen Kultur der Osmanen entgegengesetzt. Das religiöse Fundament von Byzanz in Verbindung mit Ikonen von Heiligen und bildhafter Mosaikkunst empfanden die Muslime sogar als Gotteslästerung. Ich würde also - falls man das überhaupt so sagen kann - eine Traditionslinie vom untergegangenen Byzanz zu Griechenland ziehen, das viel eher als "Erbe" zu betrachten ist.
Erben in ethnischer Hinsicht sind ernsthaft nicht auszumachen. Das byzantinische Kerngebiet war lange Zeit der Balkan, Kleinasien und Vorderasien und durch dieses Gebiet sind jahrtausendelang zahllose Ethnien bzw. Völkerscharen hin- und hergezogen, die sich wie in einer großen Völkermühle vermischt und vermengt haben. Es kann also keine Rede davon sein, irgendwelche "ethnische Erben" auszumachen. Man kann höchstens - bei aller Vorsicht - sagen, dass eine Reihe von Kaiserdynastien aus dem Raum Balkan/Griechenland kamen, aber das lässt sich nicht auf die byzantinische Reichsbevölkerung hochrechnen.
Die Türken würde ich übrigens keinesfalls als Erben von Byzanz ansprechen. Sie nehmen zwar seit etwa 1350 mit Kleinasien eine geografisch identische Position ein, haben aber geistig-kulturell nichts mit dem christlichen, griechisch-hellenistisch geprägten Byzanz zu schaffen.
Solche Überlegungen könnten nur theoretisch sein, wenn es da nicht den Schatz des Priamos aus Troja gäbe, den Russland Ende des 2.Weltkriegs aus Berlin entführte. Auf ihn erheben neben Deutschland auch Griechenland und die Türkei Anspruch, da sich beide auf eine entsprechende Traditionslinie berufen. Auch hier ist der türkische Anspruch eher schwach untermauert, denn Troja hat zwar mit mykenischen Griechen zu tun, aber von Türken war damals noch keine Rede. Die Türken können also nur für sich ins Feld führen, dass der Schatz auf ihrem Territorium geborgen wurde, das sie freilich erst um 1350 erobert haben.
Das Oströmische Reich, das Historiker ab dem Tod Justinians "Byzanz" nennen (obwohl es sich selbst nie so nannte), war eindeutig griechisch geprägt. Das drückt sich schon in der Sprache aus, denn während Westrom lateinisch sprach, war im Bereich Ostrom/Byzanz das Griechische als Reichssprache dominierend. Auch kulturell blieb im Reich der "Rhomäer" die griechisch-hellenistische Komponente ungleich länger und stärker ausgeprägt als im Westen und die Menschen des Mittelalters sprachen von den "Griechen", wenn sie Byzanz und Byzantiner meinten. Zu all dem passt gut, dass sich das heutige Griechenland in der Tradition des Byzantinischen Reichs sieht - kulturell und religiös!
Insofern war das Osmanische Reich also kein "Erbe" des Byzantinischen Reichs, denn alle Traditionslinien hinsichtlich Kultur, Architektur, Religion, Literatur und Musik waren der islamischen Kultur der Osmanen entgegengesetzt. Das religiöse Fundament von Byzanz in Verbindung mit Ikonen von Heiligen und bildhafter Mosaikkunst empfanden die Muslime sogar als Gotteslästerung. Ich würde also - falls man das überhaupt so sagen kann - eine Traditionslinie vom untergegangenen Byzanz zu Griechenland ziehen, das viel eher als "Erbe" zu betrachten ist.
Erben in ethnischer Hinsicht sind ernsthaft nicht auszumachen. Das byzantinische Kerngebiet war lange Zeit der Balkan, Kleinasien und Vorderasien und durch dieses Gebiet sind jahrtausendelang zahllose Ethnien bzw. Völkerscharen hin- und hergezogen, die sich wie in einer großen Völkermühle vermischt und vermengt haben. Es kann also keine Rede davon sein, irgendwelche "ethnische Erben" auszumachen. Man kann höchstens - bei aller Vorsicht - sagen, dass eine Reihe von Kaiserdynastien aus dem Raum Balkan/Griechenland kamen, aber das lässt sich nicht auf die byzantinische Reichsbevölkerung hochrechnen.
Die Türken würde ich übrigens keinesfalls als Erben von Byzanz ansprechen. Sie nehmen zwar seit etwa 1350 mit Kleinasien eine geografisch identische Position ein, haben aber geistig-kulturell nichts mit dem christlichen, griechisch-hellenistisch geprägten Byzanz zu schaffen.
Solche Überlegungen könnten nur theoretisch sein, wenn es da nicht den Schatz des Priamos aus Troja gäbe, den Russland Ende des 2.Weltkriegs aus Berlin entführte. Auf ihn erheben neben Deutschland auch Griechenland und die Türkei Anspruch, da sich beide auf eine entsprechende Traditionslinie berufen. Auch hier ist der türkische Anspruch eher schwach untermauert, denn Troja hat zwar mit mykenischen Griechen zu tun, aber von Türken war damals noch keine Rede. Die Türken können also nur für sich ins Feld führen, dass der Schatz auf ihrem Territorium geborgen wurde, das sie freilich erst um 1350 erobert haben.