Warum kein Nationalismus in Deutschland nach 1945?
Verfasst: 28.05.2014, 16:16
Warum kein Nationalismus nach 1945?
Das ist zwar jetzt ein neues Thema und vielleicht kann man daraus einen neuen Beitrag machen, aber man fielen dazu einige Zeilen ein:
Nachdem 1945 der ganze nationalistische Plunder endlich auf dem Abfallhaufen der Weltgeschichte gelandet war, hatten die Deutschen in den beiden Nachfolgestaaten ein Problem: Sie brauchten eine neue Ideologie, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen, vor sich selbst, ihren Nachkommen und dem Rest der Welt.
Die Ostdeutschen bekamen von den Sowjets ein fix und fertiges Korsett über gestülpt, den stalinistischen Primitivkommunismus und lebten von nun an in einem sozialistischen Neandertal. Unsere Brüder und Schwestern mussten sich in einem Polizeistaat und seinem Regime von Moskaus Gnaden einrichten, aus dem die meisten sich am liebsten sofort wieder verabschieden wollten und das Politbüro eine Mauer bauen musste, damit ihm nicht seine Untertanen alle weg liefen.
Vergeblich der Vorschlag von Berthold Brecht, das sich die Regierung doch lieber ein neues Volk wählen sollte. Dieser ostdeutsche Zwangsstaat wurde von den Westdeutschen in der Regel nur als Ostzone, SBZ=Sowjetische Besatzungszone, Gebilde, Phänomen oder auch in Anführungsstrichen „DDR“ bezeichnet . Der Homo Zonicus oder auch Zonenmensch genannt, liebevoll gelegentlich auch als Zoni umschrieben, lebte, eingeschlossen hinter Mauer und Stacheldraht, in einer an Spießigkeit und Muff kaum zu übertreffenden Welt, die man vielleicht als preußischen Sozialismus bezeichnen könnte. Für spießige Kleinbürger wie Walter Ulbricht genau das Richtige. Doch für den alten Nationalismus gab es hier keinen Platz, er sollte durch sozialistischen Internationalismus ersetzt werden.
Im Westen gestaltete sich die Neuordnung etwas komplizierter. Das politische System der westlichen Siegermächte galt nun als Vorbild, aber die Sympathie mit den Bombenwerfern der Alliierten hielt sich angesichts der eindrucksvollen Ruinenlandschaften, die sie überall hinterlassen hatten, zunächst in engen Grenzen. Zudem nervten die Amerikaner mit ihren lächerlichen Fragebögen, die zur Aufdeckung der Naziverbrecher beitragen sollten, von der Mehrheit der Deutschen aber nur als Schikane gedeutet wurden, da ihrer Meinung nach auf diese Weise nur die Mitläufer, häufig sie also selbst, und nicht die wirklichen Übelbolde ausfindig gemacht wurden.
Der erste Bundeskanzler der BRD, Konrad Adenauer, wollte anders als sein ostdeutscher Kollege, keinen neuen Menschen schaffen, sondern er erwähnte beiläufig: Sie müssen die Leute so nehmen, wie sie sind, andere kriegen sie nicht. Diese pragmatische Einstellung begünstigte eine neue Legitimation für Herrschaft: Wohlstand für alle, wie sie der Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt forderte, sollte durch ungebremstes Wachstum erreicht werden und allen zugute kommen. Freie Marktwirtschaft, deren hässliche Seiten durch staatliche Hilfe für die sozial Schwache abgemildert werden sollte. Das Abschwören von jeder Ideologie war selbst eine Ideologie: Die Soziale Marktwirtschaft sollte ihre Überlegenheit allen anderen Systemen zeigen. Und tatsächlich erwies sie sich bald allen anderen Gesellschaftssystemen als weit überlegen, war so erfolgreich, wie es ihre Begründer wahrscheinlich nie für möglich gehalten hätten.
Die soziale Marktwirtschaft bescherte den Westdeutschen einen Lebensstandard, für den es in der deutschen Geschichte kein Beispiel gibt und der zu einer satten und selbstzufriedenen Bevölkerung führte. Sie hatte vor allem eins gelernt: Nach den schlechten Erfahrungen mit der Vergangenheit ist es gut, sich überhaupt nicht mehr mit Politik zu beschäftigen. Der Zeitungskönig Axel Springer hatte gewusst, dass der Deutsche sich am liebsten nicht mehr mit Politik beschäftigen möchte, also auch nicht mehr mit Nationalismus. Priorität hat wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand.
Die soziale Marktwirtschaft war verbunden mit einem aggressiv vorgetragenen Antikommunismus, den die Machthaber im Osten aber wesentlich mit verschuldet hatten, denn deren terroristische Politik lieferte den Scharfmachern im Westen ausreichend Munition für ihre Propaganda.
Die demokratische Neuordnung in Westdeutschland wurde von den meisten Bürgern des Landes zwar akzeptiert, aber oftmals nicht verstanden, da sie sich mental noch immer in einem Obrigkeitsstaat alter Prägung bewegten, einem Staat, in dem die Bürger für die Regierung da sind und nicht umgekehrt.
Dies war die ideale Grundlage für die autoritäre Kanzlerdemokratie von Konrad Adenauer, der auf diese, den Deutschen vertrauten Grundlagen, aufbauen konnte.
Unabdingbar war nun auch die enge Anbindung an den Westen, denn ohne diese war längerfristig ein Überleben der BRD nicht möglich, doch dafür musste man von dem alten Nationalismus endgültig Abschied nehmen, denn die Gegner von früher waren jetzt die Freunde von heute.
Der Glaube an die soziale Marktwirtschaft mit ihrem ständigen Wachstum, der aggressive Antikommunismus und die enge Anlehnung an den Westen machten den alten Nationalismus überflüssig. Erst als diese Fundamente Ende der sechziger Jahre allmählich brüchiger wurden, sich das Wachstum verlangsamte, die Entspannungspolitik ein neues Verhältnis zum Ostblock suchte, der Strukturwandel der Gesellschaft Modernisierungsprozesse einleitete und die autoritäre Kanzlerdemokratie durch Demokratisierungen verändert wurde, musste man nach einem neuen ideologischen Kitt für die Gesellschaft suchen. Der Nationalismus gehörte aber glücklicherweise nicht dazu.
Das ist zwar jetzt ein neues Thema und vielleicht kann man daraus einen neuen Beitrag machen, aber man fielen dazu einige Zeilen ein:
Nachdem 1945 der ganze nationalistische Plunder endlich auf dem Abfallhaufen der Weltgeschichte gelandet war, hatten die Deutschen in den beiden Nachfolgestaaten ein Problem: Sie brauchten eine neue Ideologie, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen, vor sich selbst, ihren Nachkommen und dem Rest der Welt.
Die Ostdeutschen bekamen von den Sowjets ein fix und fertiges Korsett über gestülpt, den stalinistischen Primitivkommunismus und lebten von nun an in einem sozialistischen Neandertal. Unsere Brüder und Schwestern mussten sich in einem Polizeistaat und seinem Regime von Moskaus Gnaden einrichten, aus dem die meisten sich am liebsten sofort wieder verabschieden wollten und das Politbüro eine Mauer bauen musste, damit ihm nicht seine Untertanen alle weg liefen.
Vergeblich der Vorschlag von Berthold Brecht, das sich die Regierung doch lieber ein neues Volk wählen sollte. Dieser ostdeutsche Zwangsstaat wurde von den Westdeutschen in der Regel nur als Ostzone, SBZ=Sowjetische Besatzungszone, Gebilde, Phänomen oder auch in Anführungsstrichen „DDR“ bezeichnet . Der Homo Zonicus oder auch Zonenmensch genannt, liebevoll gelegentlich auch als Zoni umschrieben, lebte, eingeschlossen hinter Mauer und Stacheldraht, in einer an Spießigkeit und Muff kaum zu übertreffenden Welt, die man vielleicht als preußischen Sozialismus bezeichnen könnte. Für spießige Kleinbürger wie Walter Ulbricht genau das Richtige. Doch für den alten Nationalismus gab es hier keinen Platz, er sollte durch sozialistischen Internationalismus ersetzt werden.
Im Westen gestaltete sich die Neuordnung etwas komplizierter. Das politische System der westlichen Siegermächte galt nun als Vorbild, aber die Sympathie mit den Bombenwerfern der Alliierten hielt sich angesichts der eindrucksvollen Ruinenlandschaften, die sie überall hinterlassen hatten, zunächst in engen Grenzen. Zudem nervten die Amerikaner mit ihren lächerlichen Fragebögen, die zur Aufdeckung der Naziverbrecher beitragen sollten, von der Mehrheit der Deutschen aber nur als Schikane gedeutet wurden, da ihrer Meinung nach auf diese Weise nur die Mitläufer, häufig sie also selbst, und nicht die wirklichen Übelbolde ausfindig gemacht wurden.
Der erste Bundeskanzler der BRD, Konrad Adenauer, wollte anders als sein ostdeutscher Kollege, keinen neuen Menschen schaffen, sondern er erwähnte beiläufig: Sie müssen die Leute so nehmen, wie sie sind, andere kriegen sie nicht. Diese pragmatische Einstellung begünstigte eine neue Legitimation für Herrschaft: Wohlstand für alle, wie sie der Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt forderte, sollte durch ungebremstes Wachstum erreicht werden und allen zugute kommen. Freie Marktwirtschaft, deren hässliche Seiten durch staatliche Hilfe für die sozial Schwache abgemildert werden sollte. Das Abschwören von jeder Ideologie war selbst eine Ideologie: Die Soziale Marktwirtschaft sollte ihre Überlegenheit allen anderen Systemen zeigen. Und tatsächlich erwies sie sich bald allen anderen Gesellschaftssystemen als weit überlegen, war so erfolgreich, wie es ihre Begründer wahrscheinlich nie für möglich gehalten hätten.
Die soziale Marktwirtschaft bescherte den Westdeutschen einen Lebensstandard, für den es in der deutschen Geschichte kein Beispiel gibt und der zu einer satten und selbstzufriedenen Bevölkerung führte. Sie hatte vor allem eins gelernt: Nach den schlechten Erfahrungen mit der Vergangenheit ist es gut, sich überhaupt nicht mehr mit Politik zu beschäftigen. Der Zeitungskönig Axel Springer hatte gewusst, dass der Deutsche sich am liebsten nicht mehr mit Politik beschäftigen möchte, also auch nicht mehr mit Nationalismus. Priorität hat wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand.
Die soziale Marktwirtschaft war verbunden mit einem aggressiv vorgetragenen Antikommunismus, den die Machthaber im Osten aber wesentlich mit verschuldet hatten, denn deren terroristische Politik lieferte den Scharfmachern im Westen ausreichend Munition für ihre Propaganda.
Die demokratische Neuordnung in Westdeutschland wurde von den meisten Bürgern des Landes zwar akzeptiert, aber oftmals nicht verstanden, da sie sich mental noch immer in einem Obrigkeitsstaat alter Prägung bewegten, einem Staat, in dem die Bürger für die Regierung da sind und nicht umgekehrt.
Dies war die ideale Grundlage für die autoritäre Kanzlerdemokratie von Konrad Adenauer, der auf diese, den Deutschen vertrauten Grundlagen, aufbauen konnte.
Unabdingbar war nun auch die enge Anbindung an den Westen, denn ohne diese war längerfristig ein Überleben der BRD nicht möglich, doch dafür musste man von dem alten Nationalismus endgültig Abschied nehmen, denn die Gegner von früher waren jetzt die Freunde von heute.
Der Glaube an die soziale Marktwirtschaft mit ihrem ständigen Wachstum, der aggressive Antikommunismus und die enge Anlehnung an den Westen machten den alten Nationalismus überflüssig. Erst als diese Fundamente Ende der sechziger Jahre allmählich brüchiger wurden, sich das Wachstum verlangsamte, die Entspannungspolitik ein neues Verhältnis zum Ostblock suchte, der Strukturwandel der Gesellschaft Modernisierungsprozesse einleitete und die autoritäre Kanzlerdemokratie durch Demokratisierungen verändert wurde, musste man nach einem neuen ideologischen Kitt für die Gesellschaft suchen. Der Nationalismus gehörte aber glücklicherweise nicht dazu.