Barbarossa hat geschrieben:
Ich glaube, die derzeitige Situation in Ägypten ist eine ganz ähnliche, wie wir sie in D. zu Beginn der Weimarer Republik hatten - darum bietet sich der Vergleich durchaus an.
Bei allem Respekt: Ich halte diesen Vergleich für hanebüchen.
Barbarossa hat geschrieben:
1.) Da wurde zum einen der bisher autoritär regierende Despot abgesetzt - die bisherigen Nutznießer (die Militärs) wollten aber ihre Macht so weit wie möglich aufrecht erhalten.
D: dt. Kaiser - Ägypten: Mubarak
Willi verlor seinen Thron durch einen verlorenen Weltkrieg, Mubarak aufgrund von Dauerdemos.
Barbarossa hat geschrieben:
2.) Dann gab es zum anderen die Demokraten, die den Despoten in einer Revolte/Revolution abgesetzt haben und einen demokratischen Staat anstreben.
D: SPD/Zentrum/DDP ... - Ägypten: "junge Facebook-Generation"
Auch das trifft es nicht. Abgesehen davon, dass die Demonstranten in Ägypten keinen demokratischen Staat nach europäischen Vorbild anstreben, waren es nicht primär die Parteien, die Wilhelm zu Fall brachten, sondern der verlorene WK,, Druck vom Ausland, und seine von vorne bis hinten völlig vertrottelte Politik.
Barbarossa hat geschrieben:
3.) Und dann gab/gibt es dann aber noch solche, die auch erst mit der Revolution mitschwammen, im Grunde aber noch reaktionärere Ziele verfolgten und mit Demokratie ebenfalls nichts im Sinn haben und eine Diktatur im Sinne ihrer Weltanschauung anstreben, womit die noch junge Demokratie noch weitere gefährliche Gegner hat.
D: KPD/NSDAP - Ägypten: Muslimbrüder, Salafisten ...
Auch das ist nicht vergleichbar. Während der Islam, und damit seine poltischen Vertreter, seit Jahrhunderten in Ägypten tief verankert sind, sind die dunkelroten und die braunen Sozialisten Rattenfänger, die wie giftige Schwammerln aus dem dafür fruchtbaren Boden der damaligen Zeit neu gewachsen sind.
Barbarossa hat geschrieben:
Deine Frage nach einer eventuellen Regierungsbeteiligung von WR-KPD bzw. Ägypten-Muslimbrüder/Salafisten u.ä. beantwortet sich damit fast von selbst. Denn die Frage ist ja tatsächlich:
Wie geht man mit einer Partei um, die schon von ihrer Weltanschauung her die erkämpfte Freiheit und Demokratie gleich wieder abschaffen und ein neues diktatorisches Regime im Sinne ihrer Weltanschauung errichten wollen?
Wenn du das Magazin über die WR aufmerksam gelesen hast, dann weißt du auch, daß selbst eine Kandidatur der KPD für den Reichstag innerhalb der Partei heftig umstritten war, weil man das bestehende System eben nicht akzepieren mochte. Und da muß man eben sagen, daß solche Gruppierungen eben solange nicht in Regierungen einbindbar sind, solange sie an ihrer radikalen Weltanschauung festhalten. Im Gegenteil: Eigentlich müßte man solche Parteien verbieten, die das bestehende System schon vom Prinzip her ablehnen, außer man will einen Systemwechsel riskieren - aus welchem Grund auch immer (den ich jedoch nicht nachvollziehen kann).
Nutzt nur wenig, denn du kannst eine politische Einstellung, sprich die Gedanken, nicht verbieten. Die Partei würde sich unter neuem Namen neu gründen, bzw. im Untergrund agieren.
Barbarossa hat geschrieben:
Die Lehre daraus:
Das wiederum würde für Ägypten im Umkehrschluss bedeuten, daß man wahrscheinlich nicht drumherum kommt, die radikal-islamischen Parteien zu verbieten, wenn sie nicht von ihren radikalen Positionen abrücken.
Du kannst nicht unsere Standards 1:1 auf Ägypten umlegen. (Obwohl man in D die Genese einer derartigen Partei politisch korrekt als "kulturelle und politische Bereicherung" sehen würde.
)
Die überwiegende Mehrheit der Ägypter wollen
wollen die Muslimbrüder und die Salfisten. Beide zusammen haben - ich bin zu faul zum googeln
- eine absolute, wenn nicht sogar eine Zweidrittelmehrheit bei den letzten Wahlen errungen.
Wenn die Ägypter dieses System wollen, muss man das respektieren.