Was ist Ausbeutung?
Verfasst: 18.05.2013, 13:57
Der Begriff Ausbeutung wird oft wahllos und undifferenziert benutzt. Deshalb ist es sinnvoll, einmal aufzuzeigen, welche Theorien es über diesen Begriff gibt. Betrachtet werden soll nur die ökonomische Ausbeutung, nicht die der Natur etc. Am differenziertesten hat sich der Marxismismus damit beschäftigt und diese Kategorie historisch abgeleitet. Laut Marx ist Ausbeutung: Die Aneignung unbezahlter Mehrarbeit oder die Aneignung des Mehrproduktes, das aus dieser Mehrarbeit entstanden ist.
In der Sklaverei der Antike scheint die Zwangsarbeit des Sklaven ausschließlich Mehrarbeit für seinen Besitzer zu sein. Allerdings fließt ein Teil aus dem Gewinn an den Sklaven zurück, um seinen Unterhalt zu finanzieren. Antike Autoren berechnen den Mehrwert, den ein Sklave einbringt: Er ist die Differenz zwischen dem Wert der von ihm erzeugten Waren und den Produktionskosten (Unterhaltskosten, Rohstoffkosten, Werteverzehr der Werkzeuge, also Abschreibungen modern ausgedrückt, Tilgungskosten für den Kaufpreis des Sklaven) Der Mehrwert ist ganz offensichtlich aus der unbezahlten Mehrarbeit des Sklaven entstanden.
Im Mittelalter ist die Ausbeutung durch Fronarbeit offensichtlich. Der Bauer arbeitet drei Tage auf dem Feld des Grundherrn, drei Tage auf seinem eigenen Feld. Die unbezahlte Mehrarbeit für den Grundherrn (Arbeitsrente) ist die Ausbeutung. Musste der Bauer in späterer Zeit statt Fronarbeit Naturalien abliefern (Produktenrente) oder noch später Geldzahlungen leisten (Geldrente) macht dies keinen Unterschied. Die unbezahlte Mehrarbeit des Bauern nimmt hier lediglich die Form des unbezahlten Mehrproduktes an.
Die beiden frühen Formen des Kapitals, das Wucherkapital und das Kaufmannskapital, zeigen auch noch ihren ausbeuterischen Charakter klar an: Beim Wucherkapital muss der Schuldner einen Teil des von ihm erzeugten Wertes an den Gläubiger abgeben, es handelt sich also um eine Wertübertragung, die Zinsen sind also auch hier gleichbedeutend mit der unentgeltlichen Mehrarbeit bzw. des daraus entstandenen Mehrproduktes. Der ausbeuterische Charakter des Wucherkapitals wurde schon immer als solcher auch gesehen und deshalb verbot die Kirche früher das Geldverleihen gegen Zinsen. Die Nazis forderten selbst noch im 20. Jahrhundert „Bruch der Zinsknechtschaft“ und unterschieden zwischen dem „schaffenden Kapital“ und dem „raffenden Kapital“ (bei ihnen gleichbedeutend mit den Juden).
Bei dem Handel schreiben bereits die antiken Autoren, dass der Gewinn daraus entsteht, das man Waren unter ihrem wirklichen Wert ankauft, aber über ihrem Wert verkauft. Das bedeutet aber für die Produzenten: sie bekommen nicht ihren tatsächlichen Wert, sondern nur einen Teil davon bezahlt, den anderen Teil erhalten die Kaufleute, auch hier also wieder unbezahlte Mehrarbeit bzw. Mehrprodukt. Bei den Griechen war Hermes demzufolge Gott der Kaufleute und der Diebe. Dass Kaufleute eigentlich Betrüger sind, diese Meinung war früher weit verbreitet. Natürlich erbringen Kaufleute auch eine eigene Leistung, doch standen deren Gewinne nach Meinung der Zeitgenossen in keinem Verhältnis dazu.
Im Kapitalismus tritt das Kapital aus der Sphäre der Zirkulation heraus und bemächtigt sich jetzt direkt der Produktion und beschäftigt Lohnarbeiter. Die Höhe des Lohnes entspricht laut Marx den historisch gewachsenen durchschnittlichen Lebenshaltungskosten. Die Arbeitskraft hat aber nicht nur einen Tauschwert, sondern auch einen ganz speziellen Gebrauchswert, nämlich die Eigenschaft, neue Werte zu schaffen. Die Summe dieser Werte (Mehrwert) ist höher als der Tauschwert der Arbeitskraft. Marx gelingt es im Gegensatz zu seinen Vorgängern, widerspruchsfrei aus der Arbeitswertlehre die Entstehung des Mehrwertes zu erklären. Dieser ist somit auch unbezahlte Mehrarbeit. Bei Marx existiert also immer Ausbeutung, unabhängig von der Lohnhöhe. Er zeigt später die Veränderungen des ehemalige Wucherkapitals (heute Banken) und des Handelskapitals im heutigen Kapitalismus auf. Diese beziehen ihren Gewinn nach wie vor aus den Produzenten, diesmal jedoch aus dem industriellen Mehrwert.
Die nichtmarxistischen Theorien, wie z.B. die Neoklassik, haben keinen eigenen Ausbeutungsbegriff entwickelt. Sofern sie ihn benutzen, entspringt Ausbeutung ihrer Meinung nach aus Störungen des Marktgeschehens.
Theoretisch sind bei ihnen die Märkte durch vollkommene Konkurrenz der Anbieter und Nachfrager gekennzeichnet und es entsteht ein Gleichgewichtspreis. Hier gibt es keine Ausbeutung.
Gelingt es nun einem Monopolisten aufgrund seiner Marktmacht einen Preis durchzusetzen, der höher ist als der Wettbewerbspreis, sprechen sie von Ausbeutung, und zwar von Ausbeutung der Konsumenten, die nun zu viel zahlen müssen.
Anderer Fall: ein Monopolist beherrscht den Einkauf, afrikanische Kleinbauern beispielsweise werden gezwungen, ihre Produkte zu einem Preis an ihn zu verkaufen, der niedriger ist als der Wettbewerbspreis. Dann sprechen sie von Ausbeutung der Produzenten.
Schwierig ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt, da wir hier aufgrund der Gewerkschaften, der Arbeitgeberverbände und des Staates keine vollkommene Konkurrenz haben und die Tariflöhne dominieren. Hier könnten Ökonomen der Neoklassik nur dann von Ausbeutung sprechen, wenn ein Unternehmen den Tariflohn nicht zahlt oder in einem Betrieb für gleiche Arbeit unterschiedliche Löhne bezahlt werden.
Eine Konkurrenzsituation haben wir im Bereich der Niedriglöhne ohne Tarifverträge oder im Bereich der ganz hohen Gehaltsklassen. Hier würden die Ökonomen von Ausbeutung sprechen, wenn einige Arbeitnehmer aufgrund einer besonderen Situation Löhne annehmen müssen, die unter dem allgemein üblichen Löhnen liegen.
Also: Der Marxismus bezeichnet die unentgeltliche Aneignung von Mehrarbeit als Ausbeutung, die nichtmarxistische Theorie Störungen des Marktgleichgewichtes als Ausbeutung.
In der Sklaverei der Antike scheint die Zwangsarbeit des Sklaven ausschließlich Mehrarbeit für seinen Besitzer zu sein. Allerdings fließt ein Teil aus dem Gewinn an den Sklaven zurück, um seinen Unterhalt zu finanzieren. Antike Autoren berechnen den Mehrwert, den ein Sklave einbringt: Er ist die Differenz zwischen dem Wert der von ihm erzeugten Waren und den Produktionskosten (Unterhaltskosten, Rohstoffkosten, Werteverzehr der Werkzeuge, also Abschreibungen modern ausgedrückt, Tilgungskosten für den Kaufpreis des Sklaven) Der Mehrwert ist ganz offensichtlich aus der unbezahlten Mehrarbeit des Sklaven entstanden.
Im Mittelalter ist die Ausbeutung durch Fronarbeit offensichtlich. Der Bauer arbeitet drei Tage auf dem Feld des Grundherrn, drei Tage auf seinem eigenen Feld. Die unbezahlte Mehrarbeit für den Grundherrn (Arbeitsrente) ist die Ausbeutung. Musste der Bauer in späterer Zeit statt Fronarbeit Naturalien abliefern (Produktenrente) oder noch später Geldzahlungen leisten (Geldrente) macht dies keinen Unterschied. Die unbezahlte Mehrarbeit des Bauern nimmt hier lediglich die Form des unbezahlten Mehrproduktes an.
Die beiden frühen Formen des Kapitals, das Wucherkapital und das Kaufmannskapital, zeigen auch noch ihren ausbeuterischen Charakter klar an: Beim Wucherkapital muss der Schuldner einen Teil des von ihm erzeugten Wertes an den Gläubiger abgeben, es handelt sich also um eine Wertübertragung, die Zinsen sind also auch hier gleichbedeutend mit der unentgeltlichen Mehrarbeit bzw. des daraus entstandenen Mehrproduktes. Der ausbeuterische Charakter des Wucherkapitals wurde schon immer als solcher auch gesehen und deshalb verbot die Kirche früher das Geldverleihen gegen Zinsen. Die Nazis forderten selbst noch im 20. Jahrhundert „Bruch der Zinsknechtschaft“ und unterschieden zwischen dem „schaffenden Kapital“ und dem „raffenden Kapital“ (bei ihnen gleichbedeutend mit den Juden).
Bei dem Handel schreiben bereits die antiken Autoren, dass der Gewinn daraus entsteht, das man Waren unter ihrem wirklichen Wert ankauft, aber über ihrem Wert verkauft. Das bedeutet aber für die Produzenten: sie bekommen nicht ihren tatsächlichen Wert, sondern nur einen Teil davon bezahlt, den anderen Teil erhalten die Kaufleute, auch hier also wieder unbezahlte Mehrarbeit bzw. Mehrprodukt. Bei den Griechen war Hermes demzufolge Gott der Kaufleute und der Diebe. Dass Kaufleute eigentlich Betrüger sind, diese Meinung war früher weit verbreitet. Natürlich erbringen Kaufleute auch eine eigene Leistung, doch standen deren Gewinne nach Meinung der Zeitgenossen in keinem Verhältnis dazu.
Im Kapitalismus tritt das Kapital aus der Sphäre der Zirkulation heraus und bemächtigt sich jetzt direkt der Produktion und beschäftigt Lohnarbeiter. Die Höhe des Lohnes entspricht laut Marx den historisch gewachsenen durchschnittlichen Lebenshaltungskosten. Die Arbeitskraft hat aber nicht nur einen Tauschwert, sondern auch einen ganz speziellen Gebrauchswert, nämlich die Eigenschaft, neue Werte zu schaffen. Die Summe dieser Werte (Mehrwert) ist höher als der Tauschwert der Arbeitskraft. Marx gelingt es im Gegensatz zu seinen Vorgängern, widerspruchsfrei aus der Arbeitswertlehre die Entstehung des Mehrwertes zu erklären. Dieser ist somit auch unbezahlte Mehrarbeit. Bei Marx existiert also immer Ausbeutung, unabhängig von der Lohnhöhe. Er zeigt später die Veränderungen des ehemalige Wucherkapitals (heute Banken) und des Handelskapitals im heutigen Kapitalismus auf. Diese beziehen ihren Gewinn nach wie vor aus den Produzenten, diesmal jedoch aus dem industriellen Mehrwert.
Die nichtmarxistischen Theorien, wie z.B. die Neoklassik, haben keinen eigenen Ausbeutungsbegriff entwickelt. Sofern sie ihn benutzen, entspringt Ausbeutung ihrer Meinung nach aus Störungen des Marktgeschehens.
Theoretisch sind bei ihnen die Märkte durch vollkommene Konkurrenz der Anbieter und Nachfrager gekennzeichnet und es entsteht ein Gleichgewichtspreis. Hier gibt es keine Ausbeutung.
Gelingt es nun einem Monopolisten aufgrund seiner Marktmacht einen Preis durchzusetzen, der höher ist als der Wettbewerbspreis, sprechen sie von Ausbeutung, und zwar von Ausbeutung der Konsumenten, die nun zu viel zahlen müssen.
Anderer Fall: ein Monopolist beherrscht den Einkauf, afrikanische Kleinbauern beispielsweise werden gezwungen, ihre Produkte zu einem Preis an ihn zu verkaufen, der niedriger ist als der Wettbewerbspreis. Dann sprechen sie von Ausbeutung der Produzenten.
Schwierig ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt, da wir hier aufgrund der Gewerkschaften, der Arbeitgeberverbände und des Staates keine vollkommene Konkurrenz haben und die Tariflöhne dominieren. Hier könnten Ökonomen der Neoklassik nur dann von Ausbeutung sprechen, wenn ein Unternehmen den Tariflohn nicht zahlt oder in einem Betrieb für gleiche Arbeit unterschiedliche Löhne bezahlt werden.
Eine Konkurrenzsituation haben wir im Bereich der Niedriglöhne ohne Tarifverträge oder im Bereich der ganz hohen Gehaltsklassen. Hier würden die Ökonomen von Ausbeutung sprechen, wenn einige Arbeitnehmer aufgrund einer besonderen Situation Löhne annehmen müssen, die unter dem allgemein üblichen Löhnen liegen.
Also: Der Marxismus bezeichnet die unentgeltliche Aneignung von Mehrarbeit als Ausbeutung, die nichtmarxistische Theorie Störungen des Marktgleichgewichtes als Ausbeutung.