@Triton
Du machst hier einen Fehlschluss.
Triton hat geschrieben:Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Sehe auch hier die Korrelation nicht, da es in Danzig seit Jahrzehnten keine Deutschen mehr gibt, ganz im Gegensatz zu Südtirol, weswegen die Spannungen zwischen den Volkgruppen in Südtirol auch heute noch virulent sind. DAS ist der entscheidende Punkt.
Dann wäre es also besser gewesen, die Italiener hätten die Einheimischen vertrieben.
Dann hätte Italien nach Deiner Logik rechtmäßig Anspruch auf Südtirol.
Nein, aber dann würde eine Selbstbestimmung natürlich keinen Sinn mehr machen, da niemand mehr zum Abstimmen da wäre.
Warum glaubst du, haben sie das seit 1920 immer wieder direkt ("Option") oder indirekt (Italienisierung durch Ansiedlung von Süditalienern und Diskriminierung von Deutsch-Tirolern, Verwaltungseinheit mit Trient) versucht?
Weil sie sezessionistischen Tendenzen vorbeugen wollen. Ethnische Gründe sind meistens der stärkste Grund für territoriale Ansprüche.
DESWEGEN erfolgte die ethnische Säuberung aller deutschsprachigen Gebiete östlich der Oder-Neiße Linie.
Italien ist mit einer Italienisierung bis zum heutigen Tage gescheitert, was durch die vereinten Kräfte von Südtirol und Österreich auf diplomatischem, publizistischem und leider auch gewalttätigem Weg erreicht wurde.
Hätten sich die Südtiroler und Österreich nicht mit Händen und Füßen gewehrt, wäre die Situation jetzt wohl vergleichbar mit dem Elsaß.
Es ist allerdings fraglich, ob die Autonomie ausreicht, um die historische Identität und den deutschsprchigen Charakter langfristig zu wahren. Man ist stets auf den guten Willen Italiens angewiesen, das weder wirtschaftlich, noch politisch die stabilste westliche Demokratie darstellt und immer wieder dannach trachtet, die Autonomie kleinweise zu untergraben.
Warum sorgt wohl z.B. der israelische Staat durch massive Förderungen für eine israelische Besiedlung der Palästinensergebiete, warum der Chinesische für eine chinesische Besiedlung Tibets, usw.,usf,....?
Um einen Rechtsanspruch auf die betreffenden Gebiete ableiten zu können und eine mögliche zukünftige Sezession zu verhindern.
Die Situation Südtirols ist heute in Mitteleuropa eine singuläre.
Wie du richtig festgestellt hast, sind Danzig und die Ostgebiete heute kein Thema mehr. Aber sicher
nicht deshalb, weil Polen und Russland die Ostgebiete "rechtmäßig" erworben haben, sondern deshalb, weil durch die Vertreibung vollendeten Tatsachen geschaffen wurden. Damit muss man sich abfinden, die Macht des Faktischen ist stärker als theoretische Rechtsansprüche auf Deutschland in den Grenzen vom 31.12.1937.
Die Ostgebiete an D anzugliedern, wäre also durch rein revisionistische Motive begründet (Wen willst denn abstimmen lassen?) und würde somit niemandem helfen, während eine Abstimmung über eine staatliche Zugehörigkeit Südtirols (Verbleib bei Italien, eigenstaatliche Lösung, Wiedervereinigung mit Österreich) den Interessen der lokalen Bevölkerung geschuldet wäre.
In meinen Augen ein diametraler Unterschied.
PS: Ich möchte dir die Lektüre der Südtiroler Geschichte ans Herz legen, wenn dich das Thema wirklich interessiert.