Vergobret hat geschrieben:
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meinte dazu (imho ziemlich treffend), es sei die links dominierte Presse (soviel zu Berlusconis Mediendiktatur) und Kulturlandschaft und deren autosüffisante Ueberheblichkeit, welche Berlusconi weiterhin Zulauf beschert.
Tatsächlich? Sind die Zeitungen so einflussreich? Immerhin haben sie das TV doch fast geschlossen gegen sich?!
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Ich seh' das staatliche TV nicht in Berlusconis Hand.
Es sind auch nicht nur die Zeitungen. Es ist das gesamte kulturelle und fast das gesamte wirtschaftliche Establishment, was gegen Berlusconi ist. Das war nicht immer so.
Vergobret hat geschrieben:
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...aber man hatte doch die Wahl des Bersani?!
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Du sagst es. Aber wer ist Bersani?
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(gilt als graue Maus, als "Kompromisskandidat")
Vergobret hat geschrieben:
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Warum trotzdem die Populisten? Der Grillo scheint ja noch schlimmer zu sein als Silvio...
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Grillo hat sich, obwohl Ueberraschungsaufsteiger, in seinem Haus in Genua verschanzt heute abend und will mit keinem reden.
![Crazy :crazy:](./images/smilies/icon_crazy.gif)
Vllt plant er den grossen Auftritt später und übt schonmal vor dem Spiegel.
Monti ist Technokrat, gar nicht unsympathisch, aber er gilt als zu europahörig und deutschfreundlich. Dann hat er den Fehler gemacht, sich in den letzten Wochen in Sprache und Stil Berlusconi und Grillo anzunähern. Das hat man dem "Professore" (so wurde schon Prodi genannt, auch, weil sie's tatsächlich waren) nicht abgekauft.
Bersani ist Vertreter des "roten" Establishments, der kulturellen Ueberlegenheit, à al Eco, Süddeutsche usw.
Grillo der Systemkämpfer à al Piraten in D. Gegen alles und nichts, man weiss es nicht.
Da bleibt für viele nur Berlusconi. Letztlich ist er auch der Politiker mit der grössten Erfahrung, und er weiss, was es heisst, Kompromisse machen zu müssen (die anderen nicht, vllt noch gerade Bersani). Und auch, wenn es lächerlich klingen mag: Er ist von den vieren nicht nur der Poliker mit der grössten (Macht-) Erfahrung, sondern auch der mit der grössten demokratischen Erfahrung (und das ist Ecos und des "roten Establishments" Fehler, dass sie das nicht sehen, bzw. auf "Populismus" und Show reduzieren).
Vergobret hat geschrieben:
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Das mit den Deutschen glaube ich auch, nicht zuletzt die unseeligen Kommentare der CDU-Größen (läuft da noch einer mit Verstand rum aktuell?), aber ist das so einflussreich? Ein solches Deutschenbild wäre vernichtent für Europa.
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Ich weiss nicht, ob's wirklich so schlimm ist bzw. ob es schlimm ist, wenn's so wäre.
Deutschlands Rolle in Europa war ja v.a. deswegen akzeptiert und stark, weil es eingebunden war in die EU-Politik aller, v.a. der anderen 3 grossen EU-Staaten, und den kleinen entgegengekommen wurde, indem deren Stimme proportional stärker war als ihr eigentlicher prozentualer Bev.anteil, und dass die Kleinen zusammen ähnlich stark waren wie die Mehrheit der Grossen. Das ist jetzt schon irgendwie anders. Das hat auch nicht erst mit Merkel angefangen, sondern spätestens, als Berlusconi von Schröder und Chirac aussenvorgelassen wurde und damit ein Freund Bushs wurde (und siehe da, Berlusconi ist immer noch da, während Chirac und Schröder schon lange weg sind).
Ich mag auch etwas kompromittiert sein, weil ich vom politischen D derzeit auch sehr enttäuscht bin und noch dazu in einem Land wohne, wo man D traditionell als Feind sieht (aber aus anderen Gründen als in Italien).
Aber irgendwo hab' ich schon den Eindruck, was verlässliche Partner angeht, sind D irgendwie die Felle davongeschwommen. Und das liegt in dt. Verantwortung.
LG