Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
solltest Du beim Philologen Verband sein, dann hast Du eine konservative Grundausrichtung und wirst nichts erreichen.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Ich bin insofern konservativ, als dass mir tatsächlich Bildung wichtig ist und Lernen und Leistung für mich keine Schimpfworte bedeuten. So wenig wie konservativ per se bedeutet, dass man nicht kämpft und nichts erreicht.
Wie ich schon schrieb: GEW und Philologenverband sind hier erstaunlich oft einig, was ganz klare Tatsachen angeht, die aber Geld kosten.
Dein Einblick in die vielfach verflochtenen Zusammenhänge und Zusammenwirken von Schule, Ministerien, Bildungsinhalten Bildungszielen, wechselnden "Ideologien", dem, was Lehrer tatsächlich schon fachlich können müssen und was ganz klar die Aufgabe von Psychologen und Sozialarbeitern ist, scheint mir über persönliuche Beispiele nicht hinaus zu kommen.
Nochmal: Meckern ist immer einfacher denn sich als eigentlich Betroffene, nämlich als Eltern, genauso lauthals vor und in den Ministerien zu Worte zu melden wie Du es von uns forderst. Ginge es um Autos und neue Steuern, wäre der Prostest selbstverständlich und jeder ist dabei und schiebt nicht nur große Automobil-Clubs vor.
Renegat hat geschrieben:Wenn man in F nachmittags um 16:00 irgendwo am Bahnhof steht, sieht man Großgruppen von Schülern, die frei aus der Schule kommen, keine Hausaufgaben, kein Elterntaxibetrieb, beneidenswert. Die Franzosen kriegen auch mehr Kinder.
Ich war selbst als noch Schülerin in Frankreich in der Schule, später als Assitant im Studium (kein Privileg der Reichen!!) und noch später als fertig examinierte Lehrerin. Von Anfang an kannte ich entsprechend ausgebildete Fachkräfte, die sich um Probleme kümmerten und mit Schülern und Eltern redeten. Vorbildlich, wie auch in den skandinavischen Ländern, den viel gelobten und nur mies imitierten.
Schule in F ist immer noch hart, härter und leistungsorientierter, auch in den Collèges, als bei uns. In F geht es immer noch vielfach so zu wie bei uns vor Jahrzehnten, Lehrervortrag und Frontalunterricht, Abfragerei am nächsten Tag. War schon für total schockierend als Schülerin.Die Disziplin ist dort fast preußisch, und Grund-Erziehung, oft etwas anders gelagert als hier, ist immer noch Anliegen der Eltern.
Meine Freundinnen, beide Lehrerinnen, waren bei Besuchen in unseren Schulen immer völlig von den Socken, wieviel Arbeitsvorbereitung wir hatten, wie differenziert wir unseren Unterrricht planen. Und wie suutsche wir mit den Schülern umgehen.
Renegat hat geschrieben: In der DDR war das auch so, da gingen alle Kinder auf die gleiche Schulform bis 10.Klasse, oder? Waren die Ergebnisse so viel schlechter?
Besser, weil gelehrt und gelernt wurde statt permanent pädagogisch- ideologisch zu experimentieren und jeden zweiten Tag neue Methodik und Didaktik zum non plus ultra zu erklären.
In F allerdings ist die Auslese für die Oberstufe und im BAC, später an den Unis gnadenlos. Mit mediokren Zensuren, manchmal sogar mit nur einem Punkt zu wenig im 1-2 Breich umgerechnet, ist man draußen.
Zu deutschen Gemeinschafts/ Gesamtschulen: Für tatsächlich gymnasialfähige Kinder ist das Gymnasium da- und soll es bleiben. Für Spätzünder oder Kinder, die Zeit brauchen, sich zu entwickeln, sind Gesamtschulen schon ganz o.k..
Nur steht kein noch so guter Gesamtschüler nach der 10. auf gleichem Level wie sein gleichaltriger Freund auf Gymnasium. Habe ich gerade live und im direkten Vergleich, da ich ganz unsozial Nachhilfestunden gebe, weil ich nach dem Tod meines Mannes erstmal nicht die Kraft für Schule, so wie ich sie für mich vorstelle, hatte.
Lieber Dieter, ja, ich nehme Geld dafür. Von den einen mehr, von den anderen weniger- und in einem Fall auch gar nichts.