elysian hat geschrieben:@lynxxx
Jedem seine Meinung, aber den Menschen mit einer anderen Meinung allerhand zu unterstellen (nicht zuletzt einen Mangel an Reflexion bezüglich der eigenen Ansicht) ist kein Argumentieren, das ist Diffamieren.
Lieber elysian. Ich habe deshalb auch oben geschrieben, ich möchte hier im Forum
niemanden etwas unterstellen.
Aber im Reallife wirken nicht nur Reflexion über ein Thema, sondern auch diffuse Ängste ohne reale Grundlagen. Darauf zielten vor allem meine Äusserungen, denn die große Masse an Gegnern hat sicherlich keine gründliche Recherchen zum Thema betrieben. Oder?
Ein Beispiel: Viele haben z.B. Angst, dass durch Öffnung der Grenzen zur Türkei nach Anschluss Massen an Arbeitssuchenden den eigenen Arbeitsplatz streitig machen würden.
Diese Angst entbehrt in der Realpolitik einigen Grundlagen, als da wären, dass eine Türkei erst dann Mitglied werden könne, wenn das Wirtschaftsgefälle nicht mehr so stark wäre, wie noch zur Zeit, dass heisst, diese veränderte Türkei hätte eine wirtschaftliche Potenz, die viele Türken gar nicht mehr in Versuchung führen würde, ins Ausland zwecks Arbeitssuche zu reisen. Wer verlässt schon freiwillig seine Heimat?
Zudem würde im Falle der Türkei nach dem Beitritt mit Sicherheit eine zeitlang die Reise- und Niederlassungsfreiheit beschränkt sein, dass heißt, Türken würden noch Jahre nach dem Beitritt nicht erlaubt bekommen, in die EU zwecks Arbeitssuche zu reisen. So wie es mit Polen vereinbart wurde.
Insofern würde sich dieser Punkt sehr stark relativieren, denn in 10-15 Jahren, wäre die Türkei eine andere Ökonomie und die Ängste vor Zuwanderung wären obsolet. Ausserdem hat die EU schon Erfahrungen machen können mit den bisherigen Beitrittskandidaten, und trotz wirtschaftlichen Gefälles Nord- und Mitteleuropas zu den Südeuropäern, und nun jüngst Ost- und Mitteleuropäern kam es nicht zu einer Massenwanderung nach Ablauf der beschränkten Freizügigkeitsregelungen.
Im Gegenteil, der DIHK rechnete vor Jahren z.B. mit jährlich ca. 30.000 zusätzlichen neuen Arbeitsplätzen in Deutschland, allein durch die Verhandlungen mit der Türkei. Von Beitritt noch gar nicht zu sprechen.
Abgesehen davon hat die Türkei
heute schon einige der jüngst beigetretenen Ost-, und SO-Europäischen Staaten an Wirtschaftskraft überholt, falls das jemand übersehen hat. (Wobei ich mir sicher bin, dass zahlreiche Gegner der Türkei ebensolche Gegner der 10 neuen gewesen waren oder sind. Muss nicht für die Forianer gelten, allgemein meine Einschätzung der Bevölkerung).
Aber auch wenn man (aus dem konservativem Lager stammende) Studien heranzieht, die mehr als nur die Ökonomie betrachten, z.B. die demokratische Reife, dann kam die Türkei schon 2005 vor Polen:
"Prof. Werner Weidenfeld warnt davor, der "Türkei die Tür zu Europa vorschnell vor der Nase zuzuschlagen". Für die Bertelsmann-Stiftung hat Weidenfeld mit 250 Politikexperten eine Studie in 119 Ländern durchgeführt, die untersucht, wie demokratisch und marktwirtschaftlich diese Staaten sind. Die Türkei kam auf Platz 20 und liegt damit drei Ränge vor Polen, das bereits 2004 der Europäischen Union beigetreten war."
http://www.cap-lmu.de/aktuell/pressespi ... -stern.php
Ich sehe, wie Genscher, die Türkei langfristig in der EU, also in 10-15 Jahren.
http://www.phoenix.de/125733.htm
Es wurde gefragt, was denn die EU oder wir von einem Türkeibeitritt hätten?
Dann wurde darauf verwiesen, dass der Link zu einem Interessenverband führt, man also aufpassen müsse. Nun, gute Argumente können von jedem kommen, und sie bleiben gut, egal von wem. Jedenfalls habe ich mich hier im Post mal fast nur darauf beschränkt, Personen oder Medien zu zitieren, die aus dem konservativem Lager kommen. Also aus dem Lager, woher der größte Gegenwind weht.
Dann schaut mal in diese Analyse der Friedrich Ebert Stiftung hinein:
EU-Beitrittsperspektive auf der Kippe?
Eine Analyse der Entwicklungen ein Jahr nach Beginn der EU-Verhandlungen mit der Türkei
von Alexander Bürgin
http://library.fes.de/pdf-files/bueros/ ... 070907.pdf
Was die Türkei der EU noch so bringen kann, stellen diese beiden interessanten Zeitungsartikel heraus:
Manager Magazin:
"Europas letzte Chance
Von Christian Rickens
Kaum ein EU-Politiker macht sich noch stark für den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Dabei brauchen wir die Türken dringender als sie uns. Eine Analyse."
http://www.manager-magazin.de/magazin/a ... 10,00.html
ZEIT:
"Keine Angst vor den Türken!
Die EU braucht Ankara mehr, als viele glauben. Wer das hohe Kulturross reitet, wird tief fallen "
http://www.zeit.de/2002/39/200239_tuerk ... l?page=all
Hmm, ich breche hier mal ab, irgendwie reagiert das Editfenster komisch... mit dem IE7
EDIT:
Kann man keinen Text markieren, und dahinter eine Internetseite verlinken?
So wie in anderen Foren?