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Berblinger, Der Schneider von Ulm

Robespierre, Danton, Umsturz, Ancien Regime, Napoleon, Kaisertum, Französische Kriege

Moderator: Barbarossa

repo
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Berblinger war ja für gut 180 Jahre eine "Lachnummer", schuld daran ist nicht zuletzt Max Eyth
und insofern ist es wichtig, dass da ein paar Punkte gerade gerückt werden.

1. Max Eyth schreibt, das Fluggerät Berblingers wäre bei der Lumpensammlerin geendet.
Das ist jedoch Roman, das Fluggerät bestand überwiegend aus "Bambus" der zur Zeit der napoleonischen Kontinentalsperre illegal war, da es als ausschließlich im britischen Kolonialgebiet wachsend galt. Es wurde als Konterbande beschlagnahmt und auf dem Ulmer "Oberen Kuhberg" mit anderer beschlagnahmter Konterbande in einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt.
2. Berblinger ist sehr wohl geflogen! Etliche Flüge von den Hügeln rund um Ulm sind von Zeitzeugen beobachtet worden und belegt.
Spätestens seit den Zeiten Lilienthals gibt es häufige Versuche von der Adlerbastion die Donau zu überfliegen, es gelang keinem!
Erst in den 1990er Jahren hat einer mit einem "Hightech" Fluggerät es geschafft die Donau an dieser Stelle zu überfliegen. Mit "knapper Not", wie wir Schwaben sagen, wäre er einen halben Meter früher gelandet, wäre er noch in der Donau gelegen...
Skeptik
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Diese Stelle ist denkbar ungünstig für solche Flugversuche. Es herrschen dort sehr oft Fallwinde und dann fehlt der nötige Auftrieb. Albrecht Ludwig Berblinger zögerte aus diesem Grund auch sehr lange an jenem Tag. Am Ende sah er sich regelrecht gezwungen die wartenden Zuschauer zu befriedigen. Mit dem bekannten Ergebnis. - Übrigens ist eine Schule in Ulm nach ihm benannt. Und von Max Eyth gleich vier Berufsschulen: In Dreieich/Hessen, Kassel, Stuttgart und Kirchheim unter Teck.
https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_ ... Berblinger
repo
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Ja,
er wusste halt gar nicht, warum er es bei etlichen Versuchen geschafft hatte, warum er da fliegen konnte.
Und warum von der Adlerbastei nicht.
Das ist übrigens das ganz große Verdienst Lilienthals, dass er wissenschaftlich vorging, schließlich wusste, warum er fliegen konnte.
Die Brüder Wrigth haben entscheidend von Lilienthal profitiert, aber das ist auch eine andere Geschichte
repo
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Wie ich zufällig am Wochenende las, wurde Lilienthal 1894 aufgefordert "mal kurz über den Rhein bei Koblenz zu fliegen"
Lilienthal hat abgelehnt.
Er hat sich ja umfassend und ausgiebig mit den Grundlagen des Vogelflugs pp befasst, und war dementsprechend dem Empiriker Berblinger in der Beziehung voraus.,
Ohne, dass zu der Zeit zB die Thermik als solche schon verstanden worden war.
Skeptik
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repo hat geschrieben: 16.06.2025, 09:32 Ohne, dass zu der Zeit zB die Thermik als solche schon verstanden worden war.
Aber er war sehr nahe dran. Verstanden hat er das Prinzip wohl schon. Nur der Begriff Thermik taucht nicht auf. Wunderbar seine Beobachtung der Flügelform und der Schwere des Vogels. Für den Schwebeflug:
(Seite 35-39)
https://lilienthal-museum.museumnet.eu/ ... /l2027.pdf

Otto Lilienthal: Der Flug der Vögel und des Menschen durch die Sonnenwärme.
"Die grösste Genugthuung aber liegt für uns in der Thatsache, dass mit der Grösse der Vögel auch deren Segelfähigkeit zunimmt, und dass gerade die grossen, schweren Raub- und Seevögel, sowie die meisten grossen Sumpfvögel, die im Marabustorch ein recht beträchtliches Gewicht erreichen, dass diese schweren Thiere am besten auf den eigentlichen Segelflug sich verstehen und uns Menschen, die wir doch noch schwerer sind, als diese genannten Segler, eine gewisse Anwartschaft verleihen, durch geschickte Flügelconstruction auch des anstrengungslosen Schwebefluges theilhaftig zu werden."
repo
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Ich habe mir heute Nacht was ich an Literatur zu Lilienthal habe, mal wieder reingezogen.
Schlicht weg Super, was der da alles theoretisch entdeckt und belegt, UND anschließend auch publiziert hat.
Die Wrigths hätten ohne seine Erkenntnisse mit Sicherheit erst ein paar Jahre später ihre ersten Flüge machen können.
Auch Etrich, der mit der Taube, hat immens von ihm provitiert. Nach Lilienthals Tod hat er mehrere seiner Flugapparate gekauft.

Wobei Lilienthal vor Veröffentlichung seiner Sache immer sicher sein wollte. Vorher hat er mit anderen Flugforschern seine Theorien und Erkenntnisse diskutiert. So zb mit Wolfmüller (der mit dem Motorrad)
So gibt es Hinweise, dass Lilienthal kurz vor seinem tödlichen Absturz mehrere Flüge mit dem zweiten von ihm entwickelten Kohlensäuremotor machte.
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