Reichsgründung am 18.1.1871: Auch heute ein Tag zum feiern?

Versailles, 1871, Bismarck, Deutsches Reich, Wilhelm I

Moderator: Barbarossa

Ist die Reichsgründung von 1871 auch heute noch ein Grund zum Feiern?

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Barbarossa
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Heute jährt sich die Gründung des Deutschen Kaiserreiches zum 145. Mal. Möglich wurde diese Gründung erst, nachdem Preußen drei Kriege geführt hat - gegen Dänemark um Schleswig-Holstein, gegen Österreich-Ungarn, durch den der Deutsche Bund aufgelöst, der Dualismus zwischen Österreich und Preußen beendet, und der Norddeutsche Bund unter der Führung Preußens gegründet wurde und schließlich gegen Frankreich, das geschlagen wurde und Elsaß-Lothringen hergeben musste.
Die Proklamation des Kaiserreiches und die Ausrufung des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal zu Versailles wurde neben dem Gebietsverlust von den Franzosen als eine weitere Demütigung angesehen.

Aber dennoch: Deutschland war - unter dem Ausschluss Österreichs - geeint. Eine zentrale Forderung der deutschen Öffentlichkeit, die sowohl 1815 sowie 1848/49 noch enttäuscht wurde, war nun erfüllt.

Der 18. Januar ist heute kein nationaler Feiertag. Aber ist er heute dennoch ein Tag zum feiern? Was meint ihr?
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Paul
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Die Tatsache, das Österreich bei der Reichseinigung ausgeschlossen war, macht es mir etwas schwierig, den Tag zu feiern. Außerdem gibt es dieses Deutschland auch in den damaligen deutschen Gebieten nicht mehr. Es wäre also eher ein Trauertag.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Balduin
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Nein, dieses fragile Reich hat Schuld auf sich geladen (I. und II. Weltkrieg) und der damalige Nationalismus hat den NS-Schergen später den Boden bereitet.

Die "Geburt" des GG ist für mich vielmehr ein Feiertag - damals wurde eine Verfassung geschaffen, die einem modernen und demokratischen Staat gebührt. Auch die Einheit ist für mich viel mehr Feiertag.

Auch im Hinblick wie die Reichsgründung geschaffen wurde und dass sie mit einer Demütigung Frankreichs (Ausrufung im Spiegelsaal) einher ging, macht es zu keinem Feiertag. Man muss die Mittel und Wege anhand der damaligen Zeit messen - und damals war Krieg und eben die Feindschaft zu Frankreich Realität. Die Eignung als Feiertag muss man aber an unseren heutigen Vorstellungen messen - und dann ist die Sache klar

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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Barbarossa
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Ich habe mich nachträglich noch entschieden, eine Umfrage zu diesem Thema zu starten.
Die Umfrage läuft zeitlich unbegrenzt, es gibt logischerweise nur eine Antwortmöglichkeit, diese kann aber im Verlauf der Diskussion noch geändert werden.
Ich werde mich vorläufig mit meinem Votum zurückhalten.
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Wallenstein

Meines Erachtens gibt es keinen Grund zum Feiern. Der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) hat 1971 zum 100. Jahrestag der Reichsgründung im Fernsehen und vor dem Bundestag eine vielbachtete Rede gehalten, von der ich hier einen Ausschnitt zitiere:

„Unsere Geschichte ist in vieler Hinsicht anders verlaufen als die unserer Nachbarn. Man hat uns eine „verspätete Nation“ genannt. In der Tat haben wir unsere Nationale Einheit 1871 später und unvollkommener erlangt als andere Nationen. Der Ruf nach Einheit erhob sich in den Befreiungskriegen gegen Napoleon, bei den unruhigen Studenten auf dem Wartburgfest 1817, in der großartigen Volksfeier 1832 auf dem Hambacher Schloss und sonderlich im Sturm und Drang der Jahre 1848/49. Aber ein jedes Mal wurde der Ruf von jenen Dutzenden von Fürstenstaaten erstickt, in die Deutschland zerrissen blieb.

Durften wir 1871 jubeln? Emanuel Geibel hat es stellvertretend für viele bis in die
Schulbücher hinein mit dem Vers getan.
„Wie aus Jupiters Stirn einst Pallas Athene, so sprang
Aus Bismarcks Haupt das Reich waffengerüstet hervor.“

Bismarck als Schöpfer der Einheit aus Blut und Eisen – so wurde es gelehrt und in der Fülle der ihm gewidmeten Denkmäler in den deutschen Landschaften dargestellt.

Wir müssen erkennen, dass dieses eine Vereinfachung ist, bedenklich wie jede Vereinfachung, richtig und falsch zugleich. Bismarck erzwang 1871 den kleindeutschen fürstlichen Bundesstaat unter Ausschluss auch der Deutschen in Österreich – das ist richtig. Aber Bismarck gehört nicht in die schwarz-rot-goldene Ahnenreihe derer, die mit der Einheit des Volkes zugleich demokratische Freiheit wollten. Wer also die Linie von den Befreiungskriegen und der Wartburg über Hambach, Frankfurter Paulskirche und Rastatt als Endstation der Revolution 1848/49 bis nach Sedan und Versailles zieht, verzerrt den Gang der Geschichte.

In unserer Nationalhymne des Demokraten Hoffman von Fallersleben aus dem Jahr 1841 singen wir von Einigkeit und Recht und Freiheit. So aber sang erst die Weimarer Republik. Im Kaiserreich, bis 1918 sang man auch „Heil dir im Siegerkranz“.

Als das Deutsche Reich vor 100 Jahren in Versailles ausgerufen wurde, war keiner von den 1848ern zugegen. Ja, Männer wie August Bebel und Wilhelm Liebknecht und andere Sozialdemokraten, die sich gegen den nationalistischen Übermut des Sieges über Frankreich geäußert hatten, saßen in Gefängnissen. Um den Kaiser standen in Versailles allein die Fürsten, die Generäle, die Hofbeamten, aber keine Volksvertreter.

Die Reichsgründung hatte die Verbindung von demokratischem und nationalem Wollen zerrissen. Sie hat das deutsche Nationalbewusstsein einseitig an die monarchisch konservativen Kräfte gebunden, die in den Jahrzehnten vorher dem demokratischen Einheitswillen hartnäckig im Wege gestanden hatten.

Für unsere französischen Nachbarn war es eine tiefe Demütigung, dass unser Nationalstaat in ihrem Lande ausgerufen und ihnen zugleich Elsass-Lothringen weggenommen wurde. Diese Demütigung konnte Frankreich nicht vergessen.

Was 1871 erreicht wurde war eine äußere Einheit ohne volle innere Freiheit der Bürger. Die Staatsgewalt ging nicht vom Volke aus, sie lag bei den Fürsten und den Senaten der Hansestädte. Zwar wählte das Volk den Reichstag. Der Reichstag aber bestellte nicht die Regierung und hatte nur geringen Einfluss auf Außen- und Militärpolitik.

Darum ist es kein Zufall, dass wir viele freiheitliche, liberale und demokratische Kräfte in Opposition zum Bismarckreich sehen. Die drei Gruppen der deutschen Bevölkerung, die andere Vorstellungen vom deutschen Einheitsstaat hatten. Ich meine den preußischen Verfassungskonflikt der Jahre 1862/63 mit den Liberalen, den Kulturkampf der Jahre 1878 bis 1890 mit dem katholischen Bevölkerungsteil und den Konflikt mit den als „Reichsfeinde“ und „vaterlandslose Gesellen“ diffamierten Sozialdemokraten durch das Sozialistengesetz der Jahre 1878 bis 1890.
Manche haben frühzeitig erkannt und gewarnt, welche Gefahrenquelle in dieser inneren Zerklüftung lag….

Die drei Gruppen der Opposition gegen Bismarck finden wir später in unserer Geschichte wieder. Sie nämlich sind es gewesen, die im Kriegsjahr 1917 die Friedensresolution des Reichstages mit der Warnung vor Gewaltsamer Gebietserweiterung verfasst haben. Sie sind es auch gewesen, die eineinhalb Jahre später das militärisch zusammengebrochene Kaiserreich in der Weimarer Republik auffingen. Hier bestehen eher historische Zusammenhänge mit der Frankfurter Nationalversammlung des Jahres 1848 als mit dem Spiegelsaal von Versailles…..

Man vergisst allzu leicht die gesellschaftlichen Zusammenhänge insbesondere des Bismarckschen Reiches und der Weimarer Republik, die beide an ihren inneren Zerklüftungen litten und nicht zuletzt daran zugrunde gingen.“
(zitiert nach: J. Braun, Der unbequeme Präsident, Karlsruhe 1972, S.266 ff.)

Wäre die Vereinigung von den demokratischen Kräften ausgegangen, dann könnten wir feiern. So aber nicht.
Paul
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Wallenstein hat geschrieben:Für unsere französischen Nachbarn war es eine tiefe Demütigung, dass unser Nationalstaat in ihrem Lande ausgerufen und ihnen zugleich Elsass-Lothringen weggenommen wurde. Diese Demütigung konnte Frankreich nicht vergessen.
Wenn die Franzoßen diese Äußerlichkeit damals als Demütigung empfanden, dann hätte man das nicht machen sollen. Natürlich hätte über die Zugehörigkei des Elsaß und der deutschen Gebiete Nordflothringens eine Volksabstimmung stattfinden müssen, die dann hätte akzeptiert werden müssen. Ich bin mir sicher, das sie zugunsten der Vereinigung mit dem restlichen Deutschland ausgegangen wäre. Es gab nur eine frankophile Oberschicht, welche den Eindruck erweckte, das die Stimmung gegen Deutschland gewesen wäre,
Es ist schlimm, das Frankreich den 1. Weltkrieg wollte, um Elsaß-Nordlothringen wieder zu besetzen. Nationalismus war damals überall vorhanden.

Eigentlich ist die Reichsteilung des Frankenreichs das Gründungsdatum Deutschlands, damals noch Ostfrankenreich genannt.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Barbarossa
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Ralph hat geschrieben:Nein, dieses fragile Reich hat Schuld auf sich geladen (I. und II. Weltkrieg) und der damalige Nationalismus hat den NS-Schergen später den Boden bereitet.

Die "Geburt" des GG ist für mich vielmehr ein Feiertag - damals wurde eine Verfassung geschaffen, die einem modernen und demokratischen Staat gebührt. Auch die Einheit ist für mich viel mehr Feiertag.

Auch im Hinblick wie die Reichsgründung geschaffen wurde und dass sie mit einer Demütigung Frankreichs (Ausrufung im Spiegelsaal) einher ging, macht es zu keinem Feiertag. Man muss die Mittel und Wege anhand der damaligen Zeit messen - und damals war Krieg und eben die Feindschaft zu Frankreich Realität. Die Eignung als Feiertag muss man aber an unseren heutigen Vorstellungen messen - und dann ist die Sache klar

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Wallenstein hat geschrieben:Meines Erachtens gibt es keinen Grund zum Feiern. Der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) hat 1971 zum 100. Jahrestag der Reichsgründung im Fernsehen und vor dem Bundestag eine vielbachtete Rede gehalten, von der ich hier einen Ausschnitt zitiere:

„Unsere Geschichte ist in vieler Hinsicht anders verlaufen als die unserer Nachbarn. Man hat uns eine „verspätete Nation“ genannt. In der Tat haben wir unsere Nationale Einheit 1871 später und unvollkommener erlangt als andere Nationen. Der Ruf nach Einheit erhob sich in den Befreiungskriegen gegen Napoleon, bei den unruhigen Studenten auf dem Wartburgfest 1817, in der großartigen Volksfeier 1832 auf dem Hambacher Schloss und sonderlich im Sturm und Drang der Jahre 1848/49. Aber ein jedes Mal wurde der Ruf von jenen Dutzenden von Fürstenstaaten erstickt, in die Deutschland zerrissen blieb.
...
Bismarck als Schöpfer der Einheit aus Blut und Eisen – so wurde es gelehrt und in der Fülle der ihm gewidmeten Denkmäler in den deutschen Landschaften dargestellt.

Wir müssen erkennen, dass dieses eine Vereinfachung ist, bedenklich wie jede Vereinfachung, richtig und falsch zugleich. Bismarck erzwang 1871 den kleindeutschen fürstlichen Bundesstaat unter Ausschluss auch der Deutschen in Österreich – das ist richtig. Aber Bismarck gehört nicht in die schwarz-rot-goldene Ahnenreihe derer, die mit der Einheit des Volkes zugleich demokratische Freiheit wollten. Wer also die Linie von den Befreiungskriegen und der Wartburg über Hambach, Frankfurter Paulskirche und Rastatt als Endstation der Revolution 1848/49 bis nach Sedan und Versailles zieht, verzerrt den Gang der Geschichte.

In unserer Nationalhymne des Demokraten Hoffman von Fallersleben aus dem Jahr 1841 singen wir von Einigkeit und Recht und Freiheit. So aber sang erst die Weimarer Republik. Im Kaiserreich, bis 1918 sang man auch „Heil dir im Siegerkranz“.
...
Wäre die Vereinigung von den demokratischen Kräften ausgegangen, dann könnten wir feiern. So aber nicht.
Ich verstehe, was ihr meint. Und natürlich ist es richtig, dass Bismarck nicht in die Reihe unserer demokratischen Traditionen und Werte gehört - zumindest nicht überwiegend. Aber dennoch haben wir auch ihm ein nicht unbedeutendes Element unserer sozialen Marktwirtschaft zu verdanken - die Sozialversicherungen. Das ist für mich neben der Schaffung der staatlichen Einheit ein weiteres positives Element. Zudem habe ich bei der bismarkschen Methode der Reichseinigung auch schon den Begriff der "Revolution von Oben" gehört (wobei hier der Begriff "Revolution" wohl tatsächlich nicht ganz zutreffend ist - das gebe ich zu).
Aber ich glaube manchmal, dass gerade das Kaiserreich aus historischen Gründen vielleicht etwas zu kritisch gesehen wird. Heutige nicht ganz so kritische Historiker halten das Kaiserreich bei einem anderen Verlauf der Geschichte sogar für reformfähig - hin zu einer echten Demokratie. Sie meinen sogar, die Verfassung des Kaiserreiches hätte diese Möglichkeit offen gelassen. Tatsächlich wurde dies im letzten Kriegsmonat im Jahr 1918 auch genau so durchgesetzt - wenn auch unter außenpolitischem Druck. Zu bedenken möchte ich dabei geben, dass die Geschichte relativ selten geradlinig verläuft, sondern gern immer wieder Umwege geht.
Weiterhin will ich zu bedenken geben, dass schon 1871 ein Erster Weltkrieg aus meiner Sicht nicht zwingend vorgezeichnet war. Bei einer nachsichtigeren Außenpolitik der Mittelmächte oder zumindest Deutschlands - ich sage mal, bei konsequenter Weiterführung der bismarckschen Politik unter Vermeidung einer außenpolitischen Isolation - hätte dieser Krieg wohl vermieden werden können. Oder?

Aber natürlich ist es richtig, dass man den Zweiten Weltrieg nicht ohne der Ersten denken kann.
Aber was wäre die Alternative zur Reichseinigung unter Bismarck gewesen? Aus meiner Sicht nur noch eine deutschlandweite Revolution...

Und ein Gegenbeispiel: Auch Italien wurde auf Betreiben der Savoyer mit militärischen Mitteln vereinigt. Wird das heute genauso kritisiert?
Nach Recherche: Zumindest wurde der 150. Jahrestag der Einigung Italiens am 17. März 2011 einmalig zum Nationalen Feiertag erhoben, siehe: http://www.stol.it/Artikel/Politik-im-U ... per-Dekret
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Wallenstein

Barbarossa
Dass Geschichte nicht deterministisch verläuft, haben wir schon anderweitig diskutiert. Alternativen sind immer denkbar. Aber es ist nun einmal so gelaufen, wie es gelaufen ist. Andere Entwicklungspfade wären denkbar gewesen, darüber kann man spekulieren, bringt aber nicht viel.

Im Jahre 2021 wird wahrscheinlich der Bundespräsident, wer das auch sein mag, eine Ansprache halten. Hoffentlich ist die Rede dann so intelligent wie die von Heinemann. Mehr wird von offizieller Seite wohl nicht passieren und das muss auch nicht sein.

Heinemann hat gut daran getan, auf die demokratischen Bewegungen in unserer Geschichte zu verweisen: Die Liberalen, die Zentrumspartei, also die spätere CDU, und die Sozialdemokraten. Alle drei Gruppen hatten am Ende des Kaiserreiches zusammen die Mehrheit im Parlament gehabt. Die national-konservativen Kräfte haben Deutschland und Europa zweimal ins Chaos gestürzt. Die Demokraten mussten das Land dann jedes Mal aus dem Dreck ziehen, erst in Weimar, dann in Bonn. Unsere heutige Demokratie basiert auf diesen drei Kräften, nicht auf den national-konservativen Gruppen. Heineman hat richtig gesagt: Das heutige Deutschland steht in der Tradition von 1848, nicht in der von 1871.

P.S. Das Risorgimento wird in Italien angesehen als eine Kombination aus
1.) Einem Befreiungskrieg gegen Österreich in Norditalien und
2.) Einen Volkskrieg und Revolution gegen die Bourbonen in Süditalien unter Garibaldi.
Die nun entstehende Dynastie war anders als die der Hohenzollern eher schwächlich, außen – und innenpolitisch.
Ob man das jetzt feiern muss, weiß ich nicht. Die damalige Lage ist allerdings nur bedingt mit der in Deutschland vergleichbar. Der Streit geht ja heute wohl vor allem darum, dass ein neuer Feiertag dem Land wirtschaftliche Einbußen bringt. Deshalb sollte man ihn besser nicht einführen.
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Barbarossa
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Hm, ok, verstehe.

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Neuernutzer

Ich sehe die Reichseinigung durchaus als einen Tag zum feiern an. Er erfüllte den Wunsch von millionen Deutschen, etwas unmögliches wurde möglich. Damit erhielten wir unsere Identität. Es wurde ein fortschrittliches Land geschaffen, ein Land der Wissenschaft und Wirtschaft. Es hätte eine goldene Zukunft gehabt, doch durch die Tragödie des ersten Weltkriegs wurde es vernichtet bevor es wirklich gut war. Die Verträge von Versailles und Hitlers Wahnsinn haben die deutsche Identität beschmutzt. Ich fände es gut würden wir diesen Tag feiern, anstatt uns nur auf 12 Jahre Geschichte zu berufen. Ein kulturelleres Deutschland hätte was, heutzutage kommen viele Gruppen nur noch selten auf einen Nenner. Alle scheinen vergessen zu haben warum wir hier stehen. Gut, man muss mit der damaligen politischen Situation nicht einverstanden sein (nach heutigen Standards wäre ich es auch nicht) aber es hat die Lagen verbessert in der sich die Menschen befanden. Wir haben eine reiche und schöne Kultur, also schnappt euch ein Getränk und feiert sie wie es jedes andere Land auch tut.
Feldwebel57
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Hier hat wohl jeder mit seinen Argumenten etwas Recht .
Die Kleinstaaterei wurde überwunden , was sich gut auf die Wirtschaft auswirkte .
Daß das Militär die Situation nutzte , liegt auf der Hand .
In Folge der Corona-Krise würde ich auch heute gern die Bundesländer abschaffen und eine Zentralregierung in Berlin sehen .
Vor allem , um klare und einheitliche Richtlinien zu bekommen .
Ja , Feiertag oder nicht ?!
Ich kann mich nicht entscheiden .
Ruaidhri
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Ganz sicher nicht der große Anlass zum Feiern.
Hat lange genug gedauert, die Folgen, und ich meine nicht nur die der Weltkriege,
zu verarbeiten.
Zentralregierung in Krisenzeiten?
Alle 16 einheitliche Regelungen?
Nur kein Widerspruch, kein Hinterfragen auch aus den eigenen Reihen?
In Berlin kann man schlicht nicht auf den Punkt genau wissen, was wo richtig ist, die hiesigen Politiker der Regierung in Kiel plus Stegner, der in allen Konferenzen, in denen weitreichende Entscheidungen getroffen wurden, dabei war, traf die Dinge besser als es Berlin je gekonnt hätte .
Föderalismus ist anstrengend, hat in der Krise seine Vorzüge und Nachteile gezeigt,
hier mehr Vorzüge.
Bundesländer abschaffen?
Wenn wir dann für die Wiedervereinigung mit Dänemark stimmen dürfen, gern.

Was soll ein "kulturelles Deutschland"
sein? Kann damit in Deinem Kontext nichts mit anfangen.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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Barbarossa
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Wiedervereinigung mit Dänemark?
Ich lese doch wohl nicht recht?
:-)
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Feldwebel57
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Wenn wir dieses Wahlrecht hätten , könnten wir diese Vereinigung ablehnen , denn die ist unverständlich .
Warum nicht gleich eine Vereinigung mit Sibirien ? Die haben viele Bodenschätze und Reiseziele und wilde Bären .
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Barbarossa
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Der historische Hintergrund von Ruaidhris Bemerkung ist mir schon verständlich. Jahrhundertelang war Schleswig und auch Holstein Besitzung des Dänischen Königs. Das endete erst nach dem Preußisch-Dänischen Krieg 1864.
Ob die Bewohner damals lieber zu Dänemark statt zu Preußen gehört hätten, kann ich nicht einschätzen. Deutsche waren sie größtenteils allemal (außer ganz im Norden, da ging die damaige Annexion über die deutsch-dänische Sprachgenze hinaus)
Ich weiß aber sicher, dass ihnen 1920 die Unteilbarkeit Schleswig-Holsteins sehr wichtig war.
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