Das Leben von Franz Josef Strauß (FJS)

Die junge Republik: Bonn, Adenauer, RAF, Schmidt, Kohl

Moderator: Barbarossa

Ruaidhri
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Noch ein Unterschied, Strauß gab sich vor Kameras gerne als "grober Keil" aus und er war in seinen Reden gerne populistisch. In kleinem Kreis dagegen war er sympathisch, sehr gebildet - ich nehme an, wenn man ihn irgendwo eine Weile privat kennengelernt hätte, wäre man gerne mit ihm befreundet gewesen.
Stimmt. Ich kannte jemanden, der ihn privat und persönlich erlebt hat.
Ganz anders als bei Auftritten in der Öffentlichkeit.
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Suebe
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Ruaidhri hat geschrieben:
Noch ein Unterschied, Strauß gab sich vor Kameras gerne als "grober Keil" aus und er war in seinen Reden gerne populistisch. In kleinem Kreis dagegen war er sympathisch, sehr gebildet - ich nehme an, wenn man ihn irgendwo eine Weile privat kennengelernt hätte, wäre man gerne mit ihm befreundet gewesen.
Stimmt. Ich kannte jemanden, der ihn privat und persönlich erlebt hat.
Ganz anders als bei Auftritten in der Öffentlichkeit.

Ein Volkstribun.
Seine Reden am Aschermittwoch in Passau, da ist einem regelmäßig der Kaffee hochgekommen.
Für "uns" meine Generation und politische Richtung war er der absolute "Gottseibeiuns".
Er ist außerhalb Bayerns nicht angekommen. Gar nicht.
Was ihm so nicht klar gewesen ist. sonst hätte er sich niemals zum Kanzlerkandidat gemacht.

Aber, wie gesagt er hat schon Züge eines großen Staatsmannes gehabt. Auch wie er damals den DDR-Milliardenkredit einfädelte.
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Triton
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Suebe hat geschrieben:Er ist außerhalb Bayerns nicht angekommen. Gar nicht.
Was ihm so nicht klar gewesen ist. sonst hätte er sich niemals zum Kanzlerkandidat gemacht.
1980 war die Kandidatur eine taktische Entscheidung der Union. Es gab kaum eine reale Chance auf einen Machtwechsel ohne Koalitionspartner, Kohl wollte nicht noch einmal verlieren, also konnte man getrost den schon älteren Strauß "verbrennen" und gleichzeitig die CSU zufriedenstellen, die damit ihre Kanzlerkandidatur gehabt hätte. Ähnliche Motive wie ich Gabriel bei der Kandidatur Steinbrücks unterstelle.

FJS hatte ein ganz seltenes Talent, er konnte sowohl das Bierzelt beherrschen als auch Intellektuelle in kleinem Kreis für sich einnehmen. Viele seiner verbalen Entgleisungen sind auf die Kampagnen des Spiegel gegen ihn zurückzuführen, hier haben sich beide Seiten nicht mit Ruhm bekleckert. Angefangen hat aber Augstein. Dem Alkohol sprach er wohl auch etwas übertrieben zu, anfangs der 70er Jahre soll er jeden Abend lallend die Münchener Amtsräume verlassen haben.
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Suebe
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Triton hat geschrieben:
Suebe hat geschrieben:Er ist außerhalb Bayerns nicht angekommen. Gar nicht.
Was ihm so nicht klar gewesen ist. sonst hätte er sich niemals zum Kanzlerkandidat gemacht.
1980 war die Kandidatur eine taktische Entscheidung der Union. Es gab kaum eine reale Chance auf einen Machtwechsel ohne Koalitionspartner, Kohl wollte nicht noch einmal verlieren, also konnte man getrost den schon älteren Strauß "verbrennen" und gleichzeitig die CSU zufriedenstellen, die damit ihre Kanzlerkandidatur gehabt hätte. Ähnliche Motive wie ich Gabriel bei der Kandidatur Steinbrücks unterstelle.

FJS hatte ein ganz seltenes Talent, er konnte sowohl das Bierzelt beherrschen als auch Intellektuelle in kleinem Kreis für sich einnehmen. Viele seiner verbalen Entgleisungen sind auf die Kampagnen des Spiegel gegen ihn zurückzuführen, hier haben sich beide Seiten nicht mit Ruhm bekleckert. Angefangen hat aber Augstein. Dem Alkohol sprach er wohl auch etwas übertrieben zu, anfangs der 70er Jahre soll er jeden Abend lallend die Münchener Amtsräume verlassen haben.

Wer mir von der Politikerkaste bis dato persönlich begegnet ist, soviele sind es nicht, ein paar Landesminister, 2-3 Staatssekretäre ein Ministerpräsident fällt mir auf die Schnelle ein,
hatten eigentlich alle diese Gabe.
Wissen wohl auch sehr genau, was im jeweiligen Kreis gesagt werden "muss", was man dort hören will.

Fällt mir ganz OT eine ein, die bei diesen "offenen Worten im kleinen Kreis" nicht aufgepasst hat, es war ein Journalist dabei, das ganze wurde als "Sportheim-Affaire" bekannt und hat der damaligen Bundesjustizministerin das Amt gekostet. Wirst dich erinnern können, im Ländle hat man sehr gelacht. Die Dame führt den Ehrentitel "Schwertgosch" seit Menschen gedenken....

MaW ich habe meine Zweifel, wann die sich verstellen..........
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Triton
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Würde mal das Gegenteil behaupten, heute gibt es kaum Politiker, die in einem brodelnden Bierzelt eine gute Figur abgeben würden. Merkel, de Maizière oder Steinmeier sind dort doch eine völlige Fehlbesetzung. Ein paar auswendig gelernte Kraftsprüche machen noch nicht den Volkstribun aus. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, wenn von Regierungschefs nicht mehr verlangt wird, wie weiland der Adolf dumpfe Massen mit einfachen Weisheiten zu begeistern.

Hängt bei Strauss aber auch damit zusammen, dass Strauss selbst wohl nur allzu gerne dem bayerischen Grundnahrungsmittel zusprach (ganz im Gegensatz zum Abstinenzler aus Braunau), was auch seine Unkontrolliertheit im Handeln erklärt.
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Nico_Neacsu
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Warum auf den Strauß so rumgehackt wird ....

Hatte es nicht einmal einen Sozi mit Spitznamen "Whisky-Willy" gegeben -
Suebe
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Nico_Neacsu hat geschrieben:Warum auf den Strauß so rumgehackt wird ....

Hatte es nicht einmal einen Sozi mit Spitznamen "Whisky-Willy" gegeben -
Nöö,
der hieß Cognac-Willy.

Als der Adenauer in Moskau verhandelte, hat er alle in seiner Delegation gezwungen, dass sie einen Löffel Salatöl schluckten, damit sie anschließend mit den Russen besser saufen konnten,
Der Carlo Schmidt musste anschließend in die Klinik, Leberprobleme...
Als eine bundesdeutsche Delegation in Afrika weilte, sind sie im Beisein der EntwicklungshilfeMinisterin, die sich königlich amüsierte. im Suff und Smoking in den Pool gehüpft.

Habe ich eine politische Richtung vergessen?


Was solls denn, da werden die doch nur menschlicher durch.
Außerdem war der Strauß Brauereibesitzer, der Beitritt zum blauen Kreuz hätte da doch dem Geschäft geschadte. Also bitte. :evil:
Sonst hätte er das ganz sicher gemacht. :twisted: :twisted: :twisted: :twisted:
histo rie
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Mir ist ein Politiker, der nach "zwei Maß noch Auto fährt" auch lieber als einer, der Kanabispflanzen auf seinem Balkon pflegt. :P
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....zumal dieser noch Grün angehaucht ist :thumbdown:
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histo-rie hat geschrieben:Mir ist ein Politiker, der nach "zwei Maß noch Auto fährt" auch lieber als einer, der Kanabispflanzen auf seinem Balkon pflegt. :P
Solange jeder verantwortungsbewusst mit der jeweiligen Droge umgeht, ist mir das völlig egal.
Da sehe ich keine Unterschiede, außer das Suff legalisiert ist, Kiffen nicht.
Das allerdings sind nicht die Haupt- Kriterien, nach denen ich Politiker beurteile.
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Triton
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Bei Alkohol und Politik fällt mir immer Uwe Barschel ein.
"Als ihm die Macht in Kiel zu entgleiten drohte und er sich überdies nach einem Flugzeugunfall mit Psychopharmaka und Alkohol über die Runden zu retten versuchte, verlor er immer mehr den Kontakt zur Realität und verstrickte sich in Lügen und Hirngespinste. Bischof Ullrich Wilckens, der Vorsitzende der Nordelbischen Kirche, bezeichnete Barschel in seiner Trauerrede als ein Opfer der Machtsucht."
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51855.html

Da ist mir der Helmut Schmidt, der sich fast nur von Cola, Menthol-Ziigaretten und Schokolade ernährte, doch bedeutend lieber.
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Ruaidhri
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Zum Geburtstag gab es dann auch mal etwas Neues:
Strauß als Spion der USA?
http://www.t-online.de/nachrichten/pano ... pion-.html
Macht ihn das zum Helden? War er Oppurtunist, der dann- so mancher Kommentar sagt es, sogar ein Verräter war, mitschuldig an Tausenden von zivilen Opfern durch die Luftangriffe der Alliierten?
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Triton
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http://www.zeit.de/wissen/geschichte/20 ... ionage-usa
"laut einer Forschungsarbeit" - "soll möglicherweise" - "keine Beweise"
Es wäre sicher eine wissenschaftliche Untersuchung wert, ob er in seiner Schulzeit einmal von seinem Nebensitzer in einer Klassenarbeit abgeschrieben hat oder bei einem Radrennen im Windschatten eines Mannschaftskollegen zum Sieg fuhr.

Das Übliche, nachdem wieder eine schmutzige Geschichte (Geldmittel über Scheinfirmen), die wohl mehr Wahrheitsgehalt hat, ans Licht kam, springen die Trittbrettfahrer auf.
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Triton hat geschrieben:Es wäre sicher eine wissenschaftliche Untersuchung wert, ob er in seiner Schulzeit einmal von seinem Nebensitzer in einer Klassenarbeit abgeschrieben hat oder bei einem Radrennen im Windschatten eines Mannschaftskollegen zum Sieg fuhr.
Wobei es mir umgekehrt logischer erschiene. :)
Gerade solche Medienmeldungen,bzw. "wissenschaftlichen Arbeiten" zeigen, dass eine poltische Persönlichkeit wie Strauß nach wie vor wichtig genug bleibt, sich mit ihr zu befassen.
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Triton
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Ruaidhri hat geschrieben:Wobei es mir umgekehrt logischer erschiene. :)
Ob Alois Braxbichler vom Metzger-Franz-Josef abgeschrieben hat, will aber keiner wissen.

Die Story zeigt nur, dass man mit jedem Unsinn um FJS immer noch Auflage machen kann wenn ein runder Geburtstag ansteht. Und dass man die Geschichte beliebig verdrehen kann, wenn alle Beteiligten tot sind und keine Akten vorhanden sind.
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