Herkunft der Hunnen

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Zweifellos haben ihre Niederlagen gegen die Ostfranken und die Christianisierung dazu beigetragen, dass die Ungarn ihre Streifzüge beendeten.
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Ruaidhri
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Barbarossa hat geschrieben:Zweifellos haben ihre Niederlagen gegen die Ostfranken und die Christianisierung dazu beigetragen, dass die Ungarn ihre Streifzüge beendeten.
Beides trug wahrsheinlich auch dazu bei, dass der Nachwuchs nicht mehr so zahlreich war, als dass man angesichts der Übermacht noch stark genug gewesen wäre, neuerlich durch die Lande zu ziehen.
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dieter
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Dietrich hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: Da der Kern der Ungarn finnougrisch sind, kann es deshalb sein, dass die Kultur des Herumstreifens bei ihnen doch nicht so ausgeprägt war und sie deshalb auch dann sesshaft geworden sind :?:
Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Ungarn ursprünglich kein nomadisches Reitervolk, sondern sie lebten beidseits des Urals von der Jagd und vom Fischfabg. Vermutlich aufgrund klimatischer Veränderungen zogen finnische Völker Richtung Ostsee, während große der Teile der Ugrier - also vor allem die Mygyaren - Richtung Ukraine und später von dort durch die südrussische Steppe ins Karpatenbecken wanderten.

Der Übergang zum nomadischen Reitervolk erfolgte in der südrussischen Steppe in Anlehnung an andere Stepopennomaden dieses Raums. Das waren vor allem protobulgarische Völker, unter anderem Onoguren, von denen sich der Name "Ungarn" herleiten soll.

Als die Ungarn das Karpatenbecken erreichten, waren sie seit mehreren Jahrhunderten ein nomadisches Reitervolk. Das allmähliche Sesshaftwerden ist ein langsamer Prozess, der nichts mit den Ursprüngen der Ungarn zu tun hat.
Danke lieber Dietrich für diese Auskunft. :)
Dann war die Einführung des Christentums und vielleicht die Niederlage gegen die Ostfranken der hauptsächliche Faktor für die Seßhaftwerdung. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Dietrich
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dieter hat geschrieben: Dann war die Einführung des Christentums und vielleicht die Niederlage gegen die Ostfranken der hauptsächliche Faktor für die Seßhaftwerdung. :wink:
Die Konversion zum Christentum war ein äußerst raffinierter Schachzug der Arpadendynastie, der zusammen mit der Aufnahme verwandtschaftlicher Beziehungen zu hochadligen Familien des Reichs die Ungarn vor dem Schicksal anderer Nomadenreiche bewahrte.
Spartaner
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Dietrich hat geschrieben: Ob die Hephtaliten, die im 5./6. im Iran und in Indien einfielen, hunnische Anteile besaßen, ist umstritten.
Die Hephtaliten unterschieden sich im erheblichen Maße von den anderen als Hunnen bezeichnetete Völker. Sie sprachen wahrscheinlich eine indogermanische Sprache. Zudem unterhielten als einzigste der Hunnenvölker ein ausgeprägtes Münzwesen.
" Die so genannten "Iranischen Hunnen" sowie ihre westtükischen Nachfolger treten vom späten 4. Jhd. bis zur arabischen Eroberung im 8 Jhd. in Zentralasien, dem heutigen Uzbekistan,Tadjikistan, Afghanistan und Pakistan in Erscheinung. Im Gegensatz zu ihren europäischen Verwandten haben sie eine umfangreiche Münzprägung unterhalten, die -in Anbetracht nur spärlicher literarischer Hinterlassenschaften und archäologischer Ergebnisse- die mit Abstand wichtigste Primärquelle dargestellt.
Einzig auf dieser Grundlage konnten bislang vier Hauptgruppen oder Clans unterschieden werden; die Kidariten, Alchon, Nezak-Könige, und Hephtaliten. Die Westtürken wurden ursprünglich als Verbündete gegen die Hunnen zu Hilfe gerufen, ihre Münzprägung schließt jedoch direkt an jene der Hunnen an.
Eine kürzlich veröffentlichte Inschrift nennt nun erstmals vier Könige der Alchon- Hunnen: Khingila, Toramana, Javukha, Mehama.Diese konnten bislang nur vage miteinander in Verbindung gebracht werde, scheinen aber Zeitgenossen gewesen zu sein. "
Buch:" Hunnen zwischen Asien und Europa " hrsg. Historisches Museum der Pfalz Speyer
Spartaner
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dieter hat geschrieben:Lieber Spartaner,
es war sicherlich fast unmöglich für die Ostgoten sich gegen die Reitervölker aus Asien zu behaupten. :wink:
Lieber Dieter.
Wir wissen z.B., dass die Goten in Osteuropa ( Donau ), wohin sie sich geflüchtet hatten, den Hunnen energischen Widerstand entgegenbrachten. Ammianus Marcellinus berichtet beispielsweise, dass die Goten eine gewaltige Mauer aus Holz und Erde erichteten "valm greutungorum". Diese wurde errichtet von den Ufern des Flusses Gerasus bis zur Donau (die von Taifalen bewohnte Gegend teilend). Als das nichts half, zogen sich die Goten strategisch in das gebirgige "Caucaland " zurück.
james
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Stimmt nicht so ganz, es gab sogar zwei Wälle, den der Greutunger und den der Terwinger, der "valm Athanarich". Der Greutunger Wall führte vom Borysthenes zum Tyras, der Terwinger Wall vom schwarzen Meer oberhalb von Peuke zur Pruth und wahrscheinlich auch bis zur Sereth. Die Ostgoten flohen auch nicht ins Kaucaland sondern unter Athanarich gab es eine Christenverfolgung was zu einem Machtkampf zwischen Fridigern und Athanarich führte worauf Athanarich ins Kaukaland floh, dann aber fiel Fridigern in Ungnade bei den Römern und Athanarich wurde wieder eingesetzt, musste dann aber doch wieder fliehen und starb bei den Römern. Über das Kaukaland hatten die Römer die Kontrolle schon vorher verloren. Ich nehme an das hatten die Gepiden bereits erobert und die fliehenden Goten sind erstmal 375 ins Gepidengebiet flohen. Die Taifalen die entweder Gepiden oder Goten waren, siedelten die Römer in Mutenia und die Westgoten in Oltenia an, die Bastarnen, Galinda und Roxolanen besetzten Getien und Peuke an der Donaumündung, in Sirmium siedelten einige Goten und oberhalb von ihnen die Quaden, Makromannen und Jazygen am pannonischen Limes, daneben die Rugier und daneben die Thüringer und Junghurten am Limes Norikum. Der gesamte Limes Moesia und Pannonia wurde also von Germanen bewacht die nach und nach von den Hunnen besiegt wurden und Westwärts zogen. Die Römer herrschten wohl nur noch auf dem Papier über diese Gebiete. Die eigentlichen Herren waren die Barbaren.
Die beiden Wälle sind umstritten da sie archäologisch nicht gut untersucht sind, zumal es immer einige gibt die das für ein Mythos halten oder dies als provisorischen Wall deklariert sehen wollen.
Insgesamt müssen die Goten aber mächtig Eindruck auf die Hunnen gemacht haben.
WDPG
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Beobachtet man die Geschichte der Steppenvölker kann man immer wieder sehen das sich gigantische Reich bildeten, die dann schnell wieder zerfielen und oft nur wenige Spuren hinterlassen haben.

Meine Vermutung ist deshalb, dass sich zahlreiche Völkerschaften und Stämme der Steppe immer wieder mal zusammenschlossen zu diesen Großreichen.
Auch wenn es sprachlich Unterschiede gegeben hat, denke ich das die Lebensweise und Kultur oft nicht soo unterschiedlich war.

So wird es auch bei den Hunnen gewesen sein. Ob man sich nur vom Namen her von den Xiongnu abgeleitet hat oder es einen Xiongnuanteil gegeben hat, ist heute schwer zu sagen. Aber ich vermute die Hunnen waren im Kern eine Art Stammeskonföderation.

Das würde auch ihren schnellen Untergang erklären.
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Barbarossa
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Konföderation ist klar. Aber wie der Stamm hieß der als erster gen Westen zog, ist bis heute umstritten, oder? 
In Europa schlossen sich dann ja auch Thüringer und gotische Stammesteile den Hunnen an.
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WDPG
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Barbarossa hat geschrieben:Konföderation ist klar. Aber wie der Stamm hieß der als erster gen Westen zog, ist bis heute umstritten, oder? 
In Europa schlossen sich dann ja auch Thüringer und gotische Stammesteile den Hunnen an.
Wer der erste Stamm gewesen ist, kann man vermutlch nur noch schwer sagen. Ich denke es könnte sich dabei um einen Teil oder ein Untervolk der Hing-Nu (Xiongnu) gehandelt haben oder einfach um ein Bündel kleinerer Stämme, das sich westlich von diesem Reich in der Steppe zusammengefunden hat. Als sie gegen die Alanen gekämpft haben, dürften sie schon Hunnen genannt worden sein.
Rudolf Faustmann

Da ich mich selber seit langen Jahren aus Privatinteresse mit der Geschichte der Skythen, Xiongnu und Hunnen beschäftige, möchte ich (nur als Gast eingeloggt) auf eine interessante These hinweisen, die mir plausibel erscheint. Nämlich dass die Hunnen samt ihrer Sprache aus einer Symbiose von Xiongnu, Dingling und proto-türkischen Stämmen hervorgegangen wären.

Quelle: Language and Speech in Synchrony and Diachrony: Papers from an International Linguistics Conference
herausgegeben von Galina T. Polenova, Tatiana G.
(Kapitel: Zur Frage nach der Ablösung der Xiongnu-Welt - Heinrich Werner / Germany)
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