Westfront 1940 - Französischer Defätismus, Blitzkrieg?

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Diskussionsüberleitung von hier:

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 049#p50043
Orianne hat geschrieben:Ja, das ist ein Renault, aber viele Lastwagen u.A. von Renault wurden auch nach Russland 1941 mitgenommen, ich habe darüber Infos. Frankreich hatte übrigens mehr Panzer als die WH.

Siehe Ausriss des Interviews von Gotthard Frick (Historiker aus der Schweiz):
Dazu gehören alle, wie Frankreich und all die anderen, die nach dem deutschen Angriff nach kürzester Zeit kläglich kapitulierten, obschon Deutschland gar nicht so stark war, wie sie es sahen, sie selber viel stärker hätten sein können, als sie sich selber sahen. (Z.B. Die deutschen Panzer hatten gegen die damals als am weltbesten beurteilten französischen Panzer im Gefecht keine Chance. Zudem hatte Frankreich rund 400 Panzer mehr als Deutschland).
Auf der anderen Seite gab es freie, selbstbewusste Völker, wie die Finnen, die Griechen, die - ohne zweifelnd zu fragen, ob man eine Chance habe - einfach kämpften.
Ein umstrittenes Thema; es gab einen französischen Historiker, der hatte so etwas im Sinne von "les 100 000 oubliés", also, er meinte damit, dass man die 100 000 Gefallenen der französischen Armee 1940 gering schätzt. Wohl habe es schlecht kämpfende Einheiten gegeben, aber er hat irgend eine Kennzahl erarbeitet, nach der die Verluste der Wehrmacht pro Kampflinie (oder so ähnlich) höher waren als später in der Sowjetunion.

Eins kann ich mit Sicherheit sagen: Unter den Soldaten der tschechoslowakischen Armee, immerhin etwa 10 000 an der Westfront 1940, alles Freiwillige und Geflohene, hatten nachher die französischen Soldaten einen grottenschlechten Ruf. Diese Freiwilligen haben es nicht verstanden, dass französische Soldaten bei der Verteidigung ihrer Heimat schlechter kämpften als Tschechoslowaken, die ihre Heimat verloren hatten und an der Westfront, ähnlich wie die Polen, für eine vage Hoffnung einer Befreiung irgendeinmal kämpften. Diese Verachtung seitens der Tschechen war durch den Verrat von München potenziert und diese EInstellung hörte ich auch immer in der Erzählungen meiner Mutter (1928-2004).

Das wiederholte sich in gewissem Sinne an der für die demokratische Zivilisation enorm bedeutenden Luftschlacht um England, als die Polen (145) und Tschechoslowaken (84 oder 88), aber auch die Belgier (28 oder 30) als besiegte nationen mehr Piloten stellten als Frankreich (13 oder 14), die eigentlich hätten sehr leicht den Kanal überfliegen können und mitsamt ihren Maschinen hätten die Insel aber auch ihre Ehre, wie es de Gaulle ausgedrückt hatte, verteidigen können.

http://en.wikipedia.org/wiki/Non-Britis ... of_Britain

Stattdessen versäumte man es, die während der Schlacht um Frankreich gefangenen Piloten der Luftwaffe nach England zu transferieren, sodass diese dann in der Luftschlacht um England gegen die Briten und ihre verbündeten Exilarmeen eingesetzt werden konnten.

Ja, wenn man über die französische Kampfmoral gifteln möchte, da findet man vieles. Aber ich möchte es mir da nicht so leicht machen. Man war auch in hohem Masse unvorbereitet, vor allem die Verantwortlichen. Schlechte Führung zieht schlechte Truppe nach sich. Aber schliesslich rettete de Gaulle die Ehre. Aber die Einwände vor allem hinsichtlich der Luftschlacht um England bleiben, sodass die Frage nach der Moral und dem Bewusstsein der grande nation hinsichtlich der historischen Verantwortung durchaus kritisch gestellt werden darf, trotz de Gaulle.
Zuletzt geändert von Marek1964 am 27.12.2014, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Marek1964
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Auf der anderen Seite: nicht die Anzahl Panzer ist entscheidend, auch nicht die der Flugzeuge. Der alberne Glaube an Zahlen, wiewohl auch ich Zahlen gerne analysiere, genauso auch wie der alberne Glaube, dass es eine Ursache für Erfolg geben kann; so wurde vor kurzem an anderer Stelle gefragt, warum dieses Forum plötzlich so aufgekommen ist - eine alberne Antwort wurde gegeben, wir hätten von einem besonderen Umstand profitiert.

Erfolg wird aber (fast) immer von einer guten Kombination der eingesetzten Mittel weit mehr beeinflusst als die Anzahl der Mittel insgesamt.

Die Anzahl Panzer oder Flugzeuge und Soldaten war weit weniger wichtig, als Befehlswege, Funkgeräte, Fotoaufnahmen und Kampfmoral - und vor allem Strategie.

Blitzkrieg - das ist die Gegenthese.

Die Diskussion ist eröffnet, wie es in der Signatur von Barbarossa heisst.
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Orianne
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Ich sehe den grossen Fehler in dem Vertrauen auf die Maginot-Linie, die vor Belgien (das Land wurde um eine Verlängerung der Linie von den Franzosen angefragt) endete, und natürlich hätte die WH auch über die Schweiz kommen können, hier hätte es sogar einen Grund gegeben, General Guisan, der General der Schweiz führte Verhandlungen, viele Dokumente wurden von den Deutschen gefunden. Was nutzte den Franzosen die riesige Anzahl an Panzern? Ich denke nichts. Der Nutzen der Panzer wurde von den Franzosen erst nach dem 6. Juni 1944 erkannt und auch genutzt, so wie auch die Russen den Blitzkrieg von der WH schnell lernten.

Noch eine Anmerkung von mir. In US-Bundesstaaten Mississippi, Texas und Louisiana werden die Franzosen als ziemlich feiges Volk angesehen, es gibt immer noch Leute, die stellen sich die Frage, warum die "French Frogs" eine Besatzungszone erhielten. Ich persönlich denke, dass es an General de Gaulle lag, er konnte die Franzosen nach der Niederlage aus ihrer Lethargie wecken, und dies war meiner Meinung nach seine grösste Leistung, denn ohne die Résistance wäre die Landung nie gelungen, trotzdem waren Churchill und de Gaulle keine Freunde.

Wenn ein Land entscheidet, ein anderes anzugreifen, stellt es vorher eine Kosten-Nutzen Überlegung an. Sind die eigenen "Kosten" (eigene Verlusten an Menschenleben, eigenen Zerstörungen, wirtschaftliche und politische Nachteile etc.) im Verhältnis zum Nutzen zu gross, wird auf den Angriff verzichtet, so glaube ich, bei Diktaturen bin ich mir aber nicht so sicher.

@Marek:
Noch eine Anmerkung zu den Aufklärungsflügen der Engländer, sie hatten spezielle Spitfire Flugzeuge dafür umgebaut, damit man mit ihnen fotografieren konnte, bewaffnet waren sie nicht., aber das genauste optische Gerät für die Auswertung der Fotos wurde in der Schweiz hergestellt, was machten die Briten?
Sie schleusten Agenten in die Schweiz, und brachen in die Herstellerfirma ein und stahlen ein Gerät. Mit der Hilfe des Apparates konnten viele damals schon mobile Abschussrampen der V-Waffen ausfindig gemacht werden.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:Ich sehe den grossen Fehler in dem Vertrauen auf die Maginot-Linie, die vor Belgien (das Land wurde um eine Verlängerung der Linie von den Franzosen angefragt) endete, und natürlich hätte die WH auch über die Schweiz kommen können, hier hätte es sogar einen Grund gegeben, General Guisan, der General der Schweiz führte Verhandlungen, viele Dokumente wurden von den Deutschen gefunden. Was nutzte den Franzosen die riesige Anzahl an Panzern? Ich denke nichts. Der Nutzen der Panzer wurde von den Franzosen erst nach dem 6. Juni 1944 erkannt und auch genutzt, so wie auch die Russen den Blitzkrieg von der WH schnell lernten.
De Gaulle hatte das doch schon in seinem Appel vom 22. Juni erwähnt. "Une force méchanique supérieure". Aber die ganze Einsatzdoktrin war falsch, die Zusammenarbeit zwischen den Waffengattungen etc.

Noch eine Anmerkung von mir. In US-Bundesstaaten Mississippi, Texas und Louisiana werden die Franzosen als ziemlich feiges Volk angesehen, (....)

Man sieht es auch in den Filmen Casablanca und Fluchtpunkt Marseille. Während da in dem Café die deutschen Offiziere die "Wacht am Rhein" singen, muss der Tschechoslowake Viktor Laszlo (sehr tschechisch der name :mrgreen: naja, vielleicht ein Slowake mit ungarischen Wurzeln dafür sorgen, dass die Marseillaise angestimmt wird (mit dem wohlwollenden Kopfnicken der Amerikaner Rick) und die Deutschen überstimmt. Anschliessend schliesst der französische Kommandant das Lokal, auf Geheiss der Deutschen Offiziers, wegen Glücksspiel, erhält aber vorher noch das Schmiergeld ausgezahlt.
Ich persönlich denke, dass es an General de Gaulle lag, er konnte die Franzosen nach der Niederlage aus ihrer Lethargie wecken, und dies war meiner Meinung nach seine grösste Leistung, denn ohne die Résistance wäre die Landung nie gelungen.
Zunächst war ja de Gaulle unbekannt und sogar zum Tode verurteilt worden, man vertraute an Pétain. Die Résistance kam erst allmählich auf. Dass die Landung ohne Résistance nicht geklappt hätte? Würde mich ehrlich gesagt wundern, aber ich lasse gerne Argumente hören, aber bitte in diesem Thread: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... =74&t=4209
Orianne hat geschrieben:Wenn ein Land entscheidet, ein anderes anzugreifen, stellt es vorher eine Kosten-Nutzen Überlegung an. Sind die eigenen "Kosten" (eigene Verlusten an Menschenleben, eigenen Zerstörungen, wirtschaftliche und politische Nachteile etc.) im Verhältnis zum Nutzen zu gross, wird auf den Angriff verzichtet, so glaube ich, bei Diktaturen bin ich mir aber nicht so sicher.
Hitler war ein va banque Spieler. Deshalb ging ihm Stalin auf den Leim. Da hatte ihn selbst Charlie Chaplin besser durchschaut. Man kann sagen, nach dem gescheiterten Putsch 1923 ging es nur noch Aufwärts, mit kleinen Rückschlägen. Schon der Prozess mit ihm war für ihn ein "moralischer" Sieg, dann die Machtergreifung. Besetzung des Rheinlandes, Anschluss, München, Protektorat, Überfall auf Polen. Immer hatte er hoch gepokert und gewonnen. Erst nach 1943 ging es nur noch bergab. Aber Kosten nutzen Analysen dürfte er wohl kaum gemacht haben. Er ging aufs Ganze.

Der Westfeldzug 1940 war ja genau so ein Fall - überaus riskant. Wäre die Panzerschlacht bei Arras auf die Seite der Alliierten gekippt, hätte das ja auch anders herauskommen können. Dazu hat nicht so viel gefehlt. Hier hat ja auch die 8,8 Kanone ihre wichtige Rolle gespielt.
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dieter
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Ihr Lieben,
mit den technischen Standart kann ich nicht viel anfangen, aber mit der Ausbildung der Soldaten. Beispiel mein gefallener Vater: Er ist am 30.1.1933 als Hitler an die Macht kam, da 1920 geboren noch keine 13 Jahre, wurde das im April 1933.
Er kam zur Hitlerjugend, war dort sogar später HJ-Führer weil er gut reden konnte, kam zum Arbeitsdienst und natürlich zum Wehrdienst war sicherlich 1940 fit, wie viele junge Männer seiner Generation. Erwarb im Frankreich-Feldzug das Eiserne Kreuz 2. Klasse und die goldene Nahkampfspange, weil er das Weiße im Auge des Gegners gesehen hatte.
Weiß von seiner politischen Einstellung nicht viel, Nur er hat sich darüber sehr aufgeregt, dass Deutschland Versailles unter schreiben mußte, ohne weitere Verhandlungen, dass Deutschland allein Schuld am WKI wäre. Deutsche Truppen haben am 9. November 1918 noch auf franz. und belgischen Gebieten gestanden. Ich meine, sie wollten es einfach den Franzosen zeigen, dass sie die besseren Soldaten waren. Sie hatten die bessere Kampfmoral. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Triton
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Bevor über die Franzosen gelästert wird: Frankreich war das Land, das unter dem ersten Weltkrieg gelitten hat wie kein anderes. Im Grunde fand der gesamte Krieg im Westen auf französischem Boden statt. Frankreich hatte weniger Einwohner als Deutschland und größere Verluste, es war praktisch "ausgeblutet", nach dem Krieg mussten Migranten die Lücken der Gefallenen füllen. Ich habe das hier schon geschrieben, der ehemalige Präsident Sarcoczy stammt aus einer solchen (ungarischen) Migrantenfamilie.
Noch so einen Aderlass konnte und wollte das Land nicht erleben. Also baute man die Maginot-Linie, die einen Krieg unmöglich machen oder zumindest schnell an den Bunkern zum Stillstand und Ende enden lassen sollte.

Tja, und was machen diese Fritzen? Die halten sich nicht ans Drehbuch aus Paris sondern wurschteln sich durch die Ardennen durch und knöpfen sich die Franzosen von Norden her vor. Alles umsonst, wieder Krieg und wieder viele Tote, dazu waren die Franzosen nicht mehr bereit. Also warum lange Theater machen? Einfach den Krieg beenden und möglichst einen gnädigen Frieden bekommen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Nemeth
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Die Familie des fränzösischen Präsidenten kam erst nach dem II. Weltkrieg nach Frankreich.
Die Sáközsy`s de Nagybócsa waren in Alattán bei Jaszberény Großgrundbesitzer in Ungarn.
1944 waren sie (wohlweislich) nach Deutschland geflohen. Mit dem Eintritt in die
Fremdenlegion erwarb Sakoszi`s Vater die französische Staatsbürgerschaft.
Nikolas Paul Stéfane Sarközy de Nagy-Bocsa wurde am 28.Januar 1955 in
Paris geboren.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
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Gontscharow
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Nach allem, was ich darüber gehört habe, war die Haltung der überwiegenden Mehrheit
der Franzosen 1940 ganz klar Defätismus. De Gaulle hatte sich darüber beschwert, daß
sich ihm im Exil in GB nur sehr wenige seiner Landsleute anschlossen. Auch die résistance
war in den ersten Jahren der Besatzung kaum vorhanden. Ich habe mal eine Dokumentation
über die deutsche Besetzung Frankreichs auf arte gesehen, dort wurden Augenzeugen befragt.
Da diese schon sehr alt waren, hatten sie keinen Grund mehr zu lügen oder etwas vorzuspielen
und sagten die Wahrheit ( bzw. das was sie als Wahrheit erinnerten :? ). Danach hatten sich
die Franzosen mit den deutschen Besatzern nolens volens arrangiert und die Besatzer haben für
so viel Kollaboration Gnae walten lassen und sich halbwegs anständig verhalten ( ganz anders
als im Osten Europas, in Polen, Jugoslawien oder der Sowjetunion).
Ich finde die Haltung der Franzosen vor dem Hintergrund der Erfahrungen des I.Weltkriegs menschlich
verständlich. Daraus zu schließen, daß sie ein "feiges Volk" wären, wie besonders die Amerikaner
es nur zu gerne tun, halte ich für reichlich blöde.
Lia

Dieter hat geschrieben:Deutsche Truppen haben am 9. November 1918 noch auf franz. und belgischen Gebieten gestanden. Ich meine, sie wollten es einfach den Franzosen zeigen, dass sie die besseren Soldaten waren. Sie hatten die bessere Kampfmoral. :wink: :mrgreen:
Schöne, simple Erklärung für einen ganzen Fragenkomplex zwischen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Hintergründen.
So fürchterlich kampfeslustig und kriegsgeil waren auch nicht alle deutschen Wehrmachtsangehörigen und Zivilisten, die am Frankreichfeldzug beteiligt waren.

[quote......sodass die Frage nach der Moral und dem Bewusstsein der grande nation hinsichtlich der historischen Verantwortung durchaus kritisch gestellt werden darf, trotz de Gaulle.
[/quote]
Richtig, nur sollte man, auch an Tritons Posts anknüpfend, etwas differenzierter auf die innerfranzösischen Befindlichkeiten und Verhältnisse eingehen, die zu der Lähmung führten.
Gontscharow hat geschrieben:Danach hatten sich
die Franzosen mit den deutschen Besatzern nolens volens arrangiert und die Besatzer haben für
so viel Kollaboration Gnae walten lassen und sich halbwegs anständig verhalten
Die kämpfende deutsche Truppe insgesamt schon, je mehr aber Gestapo und SS die Kontrolle üernahmen, desto mehr wuchs der Widerstand. Natürlich trafen die Sabotage-Aktionen die Wehrmacht, der eigentliche Hass galt aber den Vetrtern des Nazi-Regimes, SS, Gestapo, SD.
Es sollte allerdings dauern, bis die diversen Gruppen der résistance-Kämpfer sich einigermaßen einheitlich organisierten.
Ich finde die Haltung der Franzosen vor dem Hintergrund der Erfahrungen des I.Weltkriegs menschlich
verständlich. Daraus zu schließen, daß sie ein "feiges Volk" wären, wie besonders die Amerikaner
es nur zu gerne tun, halte ich für reichlich blöde.
Danke, ich kann mit solchen Klischées, die letztlich der eigenen Überhöhung dienen, auch nicht umgehen.
Das kann allerdings an meiner Teilerziehung in Frankreich liegen. In Familien, die sowohl im 1. als auch im2. Weltkrieg furchtbar unter den Deutschen gelitten hatten. Nach dem 1.Weltkrieg durfte man sich zwar als Sieger fühlen, die tatsächliche Befindlichkeit war aber eine andere als die von oben propagierte.
Suebe
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Lia hat geschrieben: ./.
die Franzosen mit den deutschen Besatzern nolens volens arrangiert und die Besatzer haben für
so viel Kollaboration Gnae walten lassen und sich halbwegs anständig verhalten
Die kämpfende deutsche Truppe insgesamt schon, je mehr aber Gestapo und SS die Kontrolle üernahmen, desto mehr wuchs der Widerstand. Natürlich trafen die Sabotage-Aktionen die Wehrmacht, der eigentliche Hass galt aber den Vetrtern des Nazi-Regimes, SS, Gestapo, SD.
Es sollte allerdings dauern, bis die diversen Gruppen der résistance-Kämpfer sich einigermaßen einheitlich organisierten.
./.
[/quote]

Frankreich hat 1944-45 eine fürchterliche Zeit erlebt. Fast gar ein Bürgerkrieg.
Irgendwann 1946 hat man dann versucht einen Schlussstrich zu ziehen. Oder ihn sogar gezogen.
Sympthomatisch der Umgang mit dem Kriegsverbrechen in Oradour, dies blieb lange Jahre in Deutschland völlig unbekannt, die Masse der Täter waren nach französischem Verständnis Franzosen, war also eine innerfranzösische Angelegenheit.
Lia

Suebe hat geschrieben:Sympthomatisch der Umgang mit dem Kriegsverbrechen in Oradour, dies blieb lange Jahre in Deutschland völlig unbekannt, die Masse der Täter waren nach französischem Verständnis Franzosen, war also eine innerfranzösische Angelegenheit.
Das ist so, wie Du es darstellst, schlichtweg falsch.
An dem Massaker waren Elsässer beteiligt, die in die SS eingetreten waren. Dennoch blieb das wahrlich keine innerfrannzösische Angelegenheit, und wenn in Deutschland lange nicht darüber geredet wurde, geschweige denn, irgendwelche strafrechtlichen Vrfolgungsmaßnahmen griffen, so nicht nur um des lieben Friedens Willen.
Zur Aufarbeitung der Geschichte zwischen Collaboration et Résistance gibt es inzwischen viele, sehr detaillierte wissenschaftliche Arbeiten.
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Orianne
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Lia hat geschrieben:
Suebe hat geschrieben:Sympthomatisch der Umgang mit dem Kriegsverbrechen in Oradour, dies blieb lange Jahre in Deutschland völlig unbekannt, die Masse der Täter waren nach französischem Verständnis Franzosen, war also eine innerfranzösische Angelegenheit.
Das ist so, wie Du es darstellst, schlichtweg falsch.
An dem Massaker waren Elsässer beteiligt, die in die SS eingetreten waren. Dennoch blieb das wahrlich keine innerfrannzösische Angelegenheit, und wenn in Deutschland lange nicht darüber geredet wurde, geschweige denn, irgendwelche strafrechtlichen Vrfolgungsmaßnahmen griffen, so nicht nur um des lieben Friedens Willen.
Zur Aufarbeitung der Geschichte zwischen Collaboration et Résistance gibt es inzwischen viele, sehr detaillierte wissenschaftliche Arbeiten.
Ich schrieb über das Thema Elsässer in der SS in den letzten Tagen ein paar Zeilen über zwei Grossonkel von mir, einer war der SS-Division Das Reich zugeteilt, die anderen waren bei der SS-Division Charlemagne. Einer von ihnen lebt noch, und er ist bald 96 Jahre alt, seit er dement ist, erfährt meine Familie sehr viele schlimme Dinge, die damals passiert sind. Ich kann aber sagen, dass nicht alle Elsässer der SS in Oradour dabei gewesen sind, da ja die SS-Divison das Reich das Massaker begangen hatte. Man könnte jetzt das Massaker von Tulle in die Waagschale werfen, bei dem ca. 120 WH-Soldaten von der Résistance(?) auf das Schändlichste ermordet wurden, nur finde ich, man sollte dies nicht tun, es gab genügend Angeklagte der SS, die das taten.
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Suebe
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Lia hat geschrieben:
Suebe hat geschrieben:Sympthomatisch der Umgang mit dem Kriegsverbrechen in Oradour, dies blieb lange Jahre in Deutschland völlig unbekannt, die Masse der Täter waren nach französischem Verständnis Franzosen, war also eine innerfranzösische Angelegenheit.
Das ist so, wie Du es darstellst, schlichtweg falsch.
An dem Massaker waren Elsässer beteiligt, die in die SS eingetreten waren. Dennoch blieb das wahrlich keine innerfrannzösische Angelegenheit, und wenn in Deutschland lange nicht darüber geredet wurde, geschweige denn, irgendwelche strafrechtlichen Vrfolgungsmaßnahmen griffen, so nicht nur um des lieben Friedens Willen.
Zur Aufarbeitung der Geschichte zwischen Collaboration et Résistance gibt es inzwischen viele, sehr detaillierte wissenschaftliche Arbeiten.

"schlichtweg falsch, wie ich es darstelle"???????????????????????????????
wie stelle ich es denn dar?

Nicht anders als hier:
Doch nicht nur zwischen Frankreich und Deutschland, auch innerhalb Frankreichs löste die juristische Aufarbeitung bittere Zerwürfnisse aus. Denn an dem Massaker waren auch Elsässer beteiligt. Im Jahr 1953 verurteilte ein Gericht in Bordeaux zwar 21 Beteiligte, doch die 13 zwangsrekrutierten Elsässer unter ihnen wurden wenig später durch ein Gesetz aus Paris begnadigt. „Das sorgt bis heute für Konflikte zwischen den Regionen Limousin und dem Elsass“, sagt Miard-Delacroix. „Während die einen auf der Schuld der Täter beharren, pochen die anderen auf die Zwangsrekrutierung und halten ihre beteiligten Landsleute deshalb für unschuldig.“
aus focus online http://www.focus.de/wissen/mensch/gesch ... 90933.html

im übrigen schrieb ich davon, dass es "unbekannt geblieben wäre" ergo kein Medienecho fand, dass die juristische Aufarbeitung in Deutschland sich nicht wesentlich von anderen ähnlichen Fällen unterscheidet, braucht nicht weiter zu verwundern.

nebenbei, lass bloß den Satz keinen Elsässer lesen:
An dem Massaker waren Elsässer beteiligt, die in die SS eingetreten waren.
von wegen "eingetreten", Zwang hat da geherrscht.
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