Amerikanische Bomben über Schaffhausen 1944 - Versehen?

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

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Orianne
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Amtliche Mitteilung im Radio und Extraausgaben der verschiedenen Zeitungen:

Am 1. April 1944.vormittags 10 Uhr 30

an, wurden die Kantone Thurgau und Schaffhausen
durch amerikanische Bombardierungsflugzcuge in Formationen bis
zu dreissig Flugzeugen überflogen. Etwa um 11 Uhr wurdcn Bomben über der Stadt
Schaffhausen abgeworfen. Nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen sind in der Bahnhofgegcnd und in der Stadt mehrere Brände ausgebrochen. Weitere Einzelheiten
werden später bekanntgegeben.


Bild
Volltreffer in der Fabrik für Gewehrverschlüsse - Bild aus meiner Sammlung!

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Im Anschluss an das bereits herausgegebene amtliche Communiqué über die Bombardierung
von Schaffhausen kann noch folgendes mitgeteilt werden: Die amerikanischen Bombardierungsflugzeuge, die in einer Höhe von 5000 bis 7000 Metern das nördliche schweizerische Grenzgebiet überquerten, gehörten einem Verband an, der nördlich des Rheins über Süddeutschland
in Aktion zu sein schien. Um I0 Uhr 50 sielen die e r st e n Bomben über Schaffhausen ab. Wahrscheinlich waren an der Bombardierung etwa dreissig Flugzeuge beteiligt, die ihre Bombenlast ans einer Höhe von ungefähr 5000 Metern abwarfen. Ueber Menge und Gewicht der abgeworfencn Bomben können noch keine Mitteilungen gemacht werden. Bis zur Stunde sind Schäden an etwa zehn Objekten gemeldet worden, die in Brand gerieten, daruntcr auch der Bahnhof und verschiedene Fabrikanlagen. Leider sind nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen 27 Tote und rund 100
Schwer- und Leichtverletzte zu beklagen. Rettungs- und Hilfsaktionen wurden durch die Militär- und die Zivilbehörden sofort eingeleitet unter Einsatz der hierfür aufgestellten Formationen. Die ausgebrochenen Brände wurden sofort bekämpft und konnten eingedämmt werden. Der Schaden ist beträchtlich. Der Reiseverkehr nach Schafshausen ist bis Montag. 3. April, auf jene Reisenden beschränkt, welche die Notwendigkeit ihrer Reise nachweisen können.

Der amerikanische Gesandte bei Bundesrat Pilet-Golaz

Das Politische Departement hat die schweizerische Gesandtschaft in Washington über die Bombardierung von Schaffhausen unterrichtet und sie angewiesen, bei der amerikanisch» Regierung die sich andrängenden verschiedenen Schritte zu unternehmen. Weitere Instruktionen werden erteilt
werden, sobald die erwarteten Schadenberichte vorliegen werden. Am Samstagnachmittag hat Bundesrat Pilet»Golaz den Gesandten der Vereinigten Staaten in Bern, Harrison, empfangen,
der ihm Persönlich sein schmerzliches Bedauern über den unerklärlichen Irrtum, dem die Stadt Schaffhausen tragischerweise Opfer gefallen zum ist, ausdrückte.

Washington, 1. April. Aussagen des Kommandanten des amerikanischen Geschwaders

London. 1. April. (United Preß) Der Kommandant eines der amerikanischen Geschwadcrs,
die Schaffhausen bombardierten, gab der United Preß folgende Erklärung ab:
«Mit t i e f s t e r B e st ü r z u n g haben wir von dem Fehlbombardement Kenntnis genommen. Es tut uns furchtbar leid, dass. dies geschehen konnte. Die Communiqués der amerikanischen Heeresdienste werden die Situation erklären. Wir wurden einfach durch den Wind abgetrieben, da die Windgeschwindigkeit höher war. als man erwartet hatte. Der Kommandant der Bombergruppe
hatte keine Ahnung, dass die Bomben auf Schweizer Gebiet abgeworfen wurden. Und viele von unseren Leuten wissen es jetzt noch nicht. Sie alle werden es im Laufe des Sonntags erfahren,
und ich weiß, daß sie ausnahmslos sehr niedergeschlagen sein werden.”

***

Kommentar

Gefahr aus der Luft! wurde unserer Bevölkerung vor einer Woche noch warnend zugerufen. Eine gewisse sorglose Zaungast-Mentalität gegenüber dem rings um unser Land tobenden Krieg, wie sie bei den Bomberlandungen in Dübendorf in Erscheinung getreten ist, machte dieses Wort der Warnung nötig. Gefahr aus der Luft welche schreckliche Form und welches grauenhafte Ausmaß sie auch für unser am Kriege nicht beteiligtes Land annehmen kann, hat die Grenzstadt am Rhein in einer Unheilsstunde des letzten Samstagvormittags furchtbar erfahren. Die Bombardierung von Schaffhausen ist ein Ereignis, das jedem Schweizer die Tatsache der ständigen und stets noch wachsenden Gefährdung des eigenen Landes durch die unvorhersehbaren Wechselfälle eines grausamen und mörderischen Krieges bringen zum Bewußtsein wird. Der verhängnisvolle Irrtum
eines amerikanischen Bombergeschwaders, der es verschuldet hat, daß von einer Minute zur andern
Tod und Verderben ans ein blühendes Gemeinwesen vom Himmel herabgefallen ist. wirkt wie
ein Memento aller jener Bedrohungen und Gefahren, die unfer noch in Zukunft warten
können. Das Schicksal selbst hat dem Schweizervolk eine Mahnung von brutaler Eindrücklichkeit erteilt, und unser inniges Mitleid mit der schwer betrogenen Grenzstadt am Rhein wird schmerzlich verliest durch den Gedanken, daß es in einem gewissen Sinne ein stellvertretendes Leiden ist. das Schaffhausen in dieser ersten großen Heimsuchung der helvetischen Gaue durch
dir Kriegsfurie auf sich nehmen muss.
Dies und manches andere zu sagen, was wir denken und fühlen, fällt schwer. Aber bedarf der Unheilstag von Schaffhausen überhaupt dessen, was wir in der Zeitungssprache einen Kommentar nennen? Wenn Bomben fallen, so wie am Samstag in der Stadt am Rhein, tönen nachher die Worte hohl und gespenstisch. Eine Untersuchung, sie ist natürlich im Gange. Der Protest gegen dir empörend leichtfertige Mißachtung der völkerrechtlich scharf gezogenen Grenze zwischen einer kriegsführenden Macht und einem friedlichen neutralen Lande – fchon ist er erhoben worden. Die Wiedergutmachung,
sie wird verlangt werden. Doch indem wir „Wiedergutmachung“ schreiben, wissen wir auch, daß das Geschehene durch einen Ersatz materieller Schäden nicht wieder gutzumachen ist. Am Körper der Eidgenossenschaft, am Leib des Schweizervolkes brennt die Wunde Schaffhausen, und ihre Narbe
werden wir immer tragen. Wir können eines nur tun: mitleiden, helfen und uns zugleich geloben, den anderen Prüfungen, die dicsc Zeit uns noch bringen mag. mit männlichem Mute entgegenzugehen.

Wir möchten helfen!

Schaffhausen ist bombardiert wurden. Teile der schönen, stolzen Stadt, die wir alle kennen,
liegen in Schutt und Asche, und viele Familien sind in Trauer gestürzt worden. Die Bevölkerung
der Grenzstadt am Rhein hat Stunden des Schreckens und Grauens hinter sich. Tiefes Mitgefühl mit der schwer heimgesuchte» Stadt erfüllt das ganze Schweizervolk, und die Botschaft,
die der Waadtländer Staatsrat an den Regierungsrat von Schaffhausen gerichtet hat. um der
Bevölkerung’ des Kantons Schaffhausen seine aufrichtigen Teilnahme für die schwere Prüfung
auszudrücken, wird dir Botschaft aller Kantone sein.
Verschiedene schweizerische Landesgegenden habe» bereits durch vereinzelte Bombenabwürfe
einen Vorgeschmack jener Tragik erhalten, die das Schicksal der Bevölkerung der im kriege
stehenden europäischen Staaten geworden ist. Aber es war nur ein Vorgeschmack. Der vergangene Samstag hat Schaffhausen nicht nur einen Vorgeschmack des Leides, sondern das Leid selbst
gebracht, und was wir Schweizer bis jetzt mehr oder weniger ans der Ferne, und zwar ans
der geborgenen Ferne heraus, mitangesehen haben, ist zum furchtbaren Gemeinschaftserlebnis
einer ganzen Stadt geworden, dieser Stadt, der die tragische Rolle zugefallen ist. die erste im großen
Maßstabe bombardierte Stadt der Schweiz zu sein.
Schaffhausen wird in den nächsten Tagen ungezählte Kundgebungen des Mitgefühls dürfen, erfahren aber in dieser traurigen Stunde werfen wir die Frage auf, ob wir es nur bei Reden und Schreiben bewenden lassen dürfen? Jenes Feuerwehrauto. das von Zürich aus am Samstagvormittag
nach Schaffhauscn fuhr, um sich an den ersten Rettungsarbeiten zu beteiligen, ist nur der erste
beflügeltste Ausdruck jenes freundeidgenössischen Helferwillens gewesen, der sich überall kundtut und der sich unmittelbar und Praktisch betätigen möchte. Schaffhaufen ist ein Gemeinwesen, das s i c h zum Teil ans eigener Kraft helfe» wird! Auch der Bund wird mit seinen Mitteln beispringen, aber wir spüren es in diesem Augenblick voraus, daß die schweizerische Bevölkerung selbst einspringen
möchte . . .(…) Ein Zürcher Zünfter hat spontan siener Meinung Ausdruck gegeben, dass Zürich das Sechseläuten zu einer eigentlichen Sympathiekundgebung für Schaffhausen gestalten sollte. Man wird in Zunftkreiscn zu diesem Stellung nehmen müssen: es ist nicht unsere Aufgabe, uns jetzt zu diesem Vorschlag zu äussern. Fest steht für uns aber, dass Zürich das sich durch viele Bande mit Schaffhausen verknüpft ist, als eine der ersten Städte eine Aktion für die schwergeprüfte Stadt einleiten möchte. Alle die Extrablätter der Zeitungen auf den jedermann gelesen Straßen unserer Stadt von wurden, Konnte man die Welle des Mitgefühls spuren, die durch unsere ganze Bevölkerung ging. (…)

Quelle: Diverse Zeitungen wie Badener Tagblatt, Aargauer Volksblatt, NZZ und eigene Aufzeichnungen
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Marek1964
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Ein Versehen? Das ist in der Tat eine interessante Frage.

Bemerkenswert war, dass die Bomber tagsüber kamen und eine Gewehrverschlussfabrik getroffen haben.

Es gab noch mehr Rüstungsbetrieben in Schaffhausen? Soweit ich weiss ist die Firma G+F aus Schaffhausen? Gab es Lieferungen nach Deutchland aus diesen Betrieben?
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben:Ein Versehen? Das ist in der Tat eine interessante Frage.

Bemerkenswert war, dass die Bomber tagsüber kamen und eine Gewehrverschlussfabrik getroffen haben.

Es gab noch mehr Rüstungsbetrieben in Schaffhausen? Soweit ich weiss ist die Firma G+F aus Schaffhausen? Gab es Lieferungen nach Deutchland aus diesen Betrieben?
Genau Marek, die wussten was sie zu tun hatten, alles andere vom Geschwaderkommandanten ist Heuchelei, er hatte sicher den Auftrag dieses Werk lahmzulegen.

G+F ist eine Giesserei, in Brugg hatte sie ein grosses Werk, alle Busse und Lastwagen aus der Schweiz hatten u. A. Felgen dieser Firma, sowie auch Lafetten, die Bührle Oerlikon* nach Deutschland lieferte. Brugg ist ein Eisenbahnknotenpunkt, die Alliierten hätten diese beiden Strecken nach Bern oder Basel durchaus bombardieren können. Bezeichnend ist auch, dass Saurer, eine Firma für Busse und LKWs eine Fabrik in Österreich unterhielt, wobei ich jetzt nicht sicher bin, ob diese Firma von den Nazis enteignet wurde.

*Bührle verkaufte seine Kanonen ins Ausland unter dem Namen Hispano Suiza, einer damals fast nicht mehr existenten Automarke, die Kisten wurden mit Ersatzteilen oder Parts etikettiert und verplombt.
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RedScorpion

Auweia, Leute;

die Unterlagen in den alliierten Archiven dazu liegen doch vor und sind zugänglich.


P.S. Glaubt Ihr echt, dass die USAAF 1944 nur in der Lage gewesen wäre, wenn sie Stadt und Land hätte bestrafen wollen, eine Firma und ein paar Häuser mit verhältnismässig extrem wenigen Toten (40) zu produzieren, 9 Monate nach Gommorrah? :crazy:



LG
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Orianne
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RedScorpion hat geschrieben:Auweia, Leute;

die Unterlagen in den alliierten Archiven dazu liegen doch vor und sind zugänglich.


P.S. Glaubt Ihr echt, dass die USAAF 1944 nur in der Lage gewesen wäre, wenn sie Stadt und Land hätte bestrafen wollen, eine Firma und ein paar Häuser mit verhältnismässig extrem wenigen Toten (40) zu produzieren, 9 Monate nach Gommorrah? :crazy:



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Glaubst Du RS, die Amis und die Briten wären so dumm gewesen die Schweiz dem Erdboden gleich zu machen, lies einmal das Buch "Schüsse auf die Befreier" von Peter Kamber - Wir zwei RS werden wohl wirklich nie gleicher Meinung sein :mrgreen: , aber das wäre ja auch langweilig, wenn jeder User hier der selben Ansicht wäre.
Zuletzt geändert von Orianne am 20.09.2014, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Wollte die USA die Schweiz etwa bestrafen, weil die Schaffhauser SIG Neuhausen Nazi-Deutschland mit Industriegütern beliefert hatte?

Die offizielle Erklärung lautet: Nein. Schaffhausen wurde Opfer eines Navigationsfehlers der US-Air-Force. Eigentlich hätte die Bomberstaffel von Grossbritannien aus das deutsche Ludwigshafen angreifen sollen, heisst es.

« Die Piloten wussten überhaupt nicht, wo sie waren. »


Auch der Historiker Matthias Wipf ist von einem Irrtum der US-Piloten überzeugt. «Es war eine völlig verunglückte Mission», sagt der Schaffhauser.

Schon nach dem Start über England und Frankreich hätten sich die Piloten der US-Air-Force verirrt. Die Radartechnologie sei damals neu gewesen. Und: Sie habe nicht mehr funktioniert, sagt Wipf. «Die Piloten wussten überhaupt nicht, wo sie waren.» Tragischerweise hätten dann 15 Flugzeuge Schaffhausen bombardiert, so Wipf weiter.

Eine fatale Gewohnheit
Fest steht: Während des Zweiten Weltkrieges ertönte in Schaffhausen über 500 Mal der Fliegeralarm. Meistens passierte nichts – die Bevölkerung gewöhnte sich daran.

Als der Alarm dann am 1. April 1944 gegen 11 Uhr morgens wieder einmal losging, retteten sich viele Schaffhauser nicht in die Luftschutzkeller. Stattdessen liefen sie auf die Strasse, um nachzuschauen, wo die Flieger waren. «Man hat dies schon fast als ‹Schauspiel› betrachtet», sagt Wipf dazu.

Hätten sich die Leute in Sicherheit gebracht, so hätte die Anzahl Toter um ein Drittel kleiner sein können, schätzt der Historiker.

Der damalige US-Präsident, Franklin D. Roosevelt, entschuldigte sich später bei der Bevölkerung von Schaffhausen für die irrtümliche Bombardierung. Die USA zahlten der Stadt als Wiedergutmachung 40 Millionen Franken.
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Vor 74 Jahren bombardierte ein britischer Flieger Zürich. Es war der erste irrtümliche Luftangriff auf eine Schweizer Stadt; bis Kriegsende folgten weitere, mit zum Teil verheerenden Folgen.

In der Nacht auf den 23. Dezember 1940 kam der Krieg nach Zürich: Zum ersten Mal fielen Bomben auf eine Schweizer Stadt. Eine Person kam ums Leben, mehrere wurden verletzt.


Verantwortlich für den Luftangriff war ein britischer Wellington-Bomber, der mit seinem Geschwader eigentlich die Mannheimer Motorenwerke hätte bombardieren sollen. Wegen des schlechten Wetters hatte ein Teil der Bomber Ausweichziele gesucht; dabei war eines der Flugzeuge südlich vom Kurs abgekommen und irrtümlich in den Schweizer Luftraum eingedrungen.

Perfides Kalkül

Der verirrte Bomber warf über Höngg eine erste Sprengbombe ab; ein Wohnhaus an der Limmattalstrasse wurde zerstört. Danach schlug eine weitere Bombe im Industriequartier ein und beschädigte mehrere Häuser an der Josefstrasse, gleich neben dem Eisenbahnviadukt. Wie der Schriftsteller Stefan Ineichen in seinem Buch «Zürich 1933–1945» beschreibt, wurde auch die Fahrleitung auf dem Viadukt durch den Bombentreffer beschädigt und musste von Bahnarbeitern repariert werden. Zudem fielen über 50 kleinere Brandbomben auf die Zahnradfabrik Maag im Industriequartier; die entstehenden Brände konnten jedoch schnell gelöscht werden.

Drei Stunden nach dem ersten Treffer detonierte indes eine zweite Bombe, die mit einem Zeitzünder versehen war. Die Explosion traf die mit Reparaturen beschäftigten Arbeiter und verletzte sie schwer. Der Einsatz der Zeitzünderbombe entsprach einem perfiden Kalkül: Die Sprengbomben sollten die Dächer von den Häusern abdecken, die Brandbomben sie darauf entzünden. Die Bomben mit Zeitzündern schliesslich sollten dann die Hilfskräfte treffen.

Gerüchte

Schnell machten nach dem Luftangriff Gerüchte die Runde, die Bomben hätten der Maag-Fabrik gegolten, die den Achsenmächten Rüstungsgüter lieferte. Andere meinten, Ziel des Angriffs sei die Eisenbahnlinie gewesen, über die Kohlentransporte von Deutschland nach Italien liefen.

Diese heute klar widerlegten Thesen schienen freilich während des Krieges durchaus plausibel, zumal es zu weiteren Bombardierungen kam. Am 17. Mai 1943 fand ein weiterer Nachtangriff von britischen Bombern statt, wobei die Bomben in der Nähe der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon und entlang der Bahnlinie Seebach-Affoltern-Wettingen einschlugen. Doch auch hier hatten die Flieger ein ganz anderes Ziel, wie der Historiker Thomas Bachmann nachwies: Sie hätten München oder als Ausweichziel Strassburg treffen sollen.
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Orianne
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Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Schweiz 7379 Fliegeralarme ausgelöst und vor allem über den Grenzkantonen 70 Mal Bomben abgeworfen. 84 Personen kamen ums Leben, hunderte wurden verletzt. Die Sachschäden beliefen sich auf 65 Millionen Franken.

18 Menschen starben am 22. Februar 1945, als Bomben in Stein am Rhein SH, Vals GR und Rafz ZH einschlugen. Am 4. März schliesslich bombardierten die USA Basel und Zürich. Um 10.13 Uhr warfen neun Maschinen ihre Bomben über den Basler Güterbahnhof ab.

Personenzug getroffen

Getroffen wurde auch ein voll besetzter Personenzug, der Basel um 10.10 Uhr Richtung Olten verlassen hatte. Wie durch ein Wunder kam an diesem Tag in Basel niemand ums Leben. In Zürich dagegen gab es Tote.

Um 10.19 Uhr schlugen 50 225-Kilogramm-Bomben und 6 Brandsätze im Zürcher Milchbuck-Quartier ein. Aus den Trümmern von zwei völlig zerstörten Häuser konnten fünf Bewohner nur noch tot geborgen werden, zehn Personen wurden schwer verletzt.

Warum Schweizer Ortschaften bombardiert wurden, wurde nie geklärt. Die Alliierten sprachen von Irrtümern. Bei den Bombardierungen vom 22. Februar 1945 gaben sie Navigationsfehler an. Zu Basel hiess es, die Geschwader hätten den Bahnhof mit jenem von Freiburg im Breisgau verwechselt.Die Basler Presse aber war überzeugt, dass der Bahnhof bei klarer Sicht gezielt bombardiert wurde.

Denkzettel?

Von der Bombardierung am 15. März 1943 im Norden Zürichs wurde angenommen, dass sie der Maschinen- und Waffenfabrik Oerlikon galt. Und die Stimmen verstummten nicht, die in den Bombardierungen Denkzettel dafür sahen, dass die Schweiz das Deutsche Reich mit Waffen, Devisen und weiteren Gütern versorgt hatte.

Bei den militärgerichtlichen Untersuchungen zu den Vorfällen von Basel und Zürich wurden die Piloten mangels Beweisen freigesprochen.

Laut dem Buch " Tausend Blicke" von Emil Brunner warfen alliierte Bomber ihre nicht verwendeten Bomben in damals meist unzugänglichen Tälern im Kanton Graubünden ab. Noch heute kann man Überreste (Splitter) davon finden.
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Orianne hat geschrieben: ...
Laut dem Buch " Tausend Blicke" von Emil Brunner warfen alliierte Bomber ihre nicht verwendeten Bomben in damals meist unzugänglichen Tälern im Kanton Graubünden ab. Noch heute kann man Überreste (Splitter) davon finden.
Westdeutsche Wälder sind heut noch voller Bombenkrater.

Orianne hat geschrieben: ...
Der Einsatz der Zeitzünderbombe entsprach einem perfiden Kalkül: Die Sprengbomben sollten die Dächer von den Häusern abdecken, die Brandbomben sie darauf entzünden. Die Bomben mit Zeitzündern schliesslich sollten dann die Hilfskräfte treffen.
...
Bzw. die verängstigte Bev. in den Kellern halten und somit mögliches (bisweilen erschreckend einfaches) Löschen der Brandbomben verhindern.
Wahlweise auch zweite und dritte Angriffswelle zu ähnlichem Zweck.


Jetzt aber nochmal Butter bei die Fische:

Wenn die Alliierten 1944 die Schweiz bestrafen oder auch Rüstungsbetriebe, die Deutschland belieferten, hätten ausschalten wollen,
dann hätten's doch 1000-Bomber-Angriffe geflogen und hinterher immer noch sagen können: Sorry, wir dachten, Basel sei Freiburg.
Zwar hätten dann Pathfinder und Markierer deppert dagestanden, aber jut - im Krieg passieren halt leider Fehler.

Ausserdem: Nachdem weite Teile der Gerüchteküche in der Nordschweiz der offiziellen (und mittlerweile bewiesenen) alliierten Darstellung eh keinen Glauben schenkte - z.T. offensichtlich bis heut nicht, wie man grad sieht - hätten's gerade dann deswegen auch ruhig noch zigmal zuschlagen können, Thunderclap und Gommorrah usw.

Nix dergleichen geschah.

Alles andere waren verirrte Ausweichsziele oder fehlgeleitete Störangriffe, und - traurig aber wahr - damals absolute Peanuts, gemessen an Todeszahlen und Zerstörungsgrad.



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Orianne
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@RC: Bewiesen ist gar nichts, es wird angenommen, ich könnte als Geschwaderkommandant auch ein falsches Logbuch anlegen (lassen). Es gibt da zu viele sogenannte "Zufälle", sei es der Freiburger Güterbahnhof in Basel oder das Zahnradwerk Maag in Zürich. Ältere Kolleginnen und Kollegen (auch zwei Geschichtslehrer), die noch Grossväter im Aktivdienst hatten, die sprechen eine andere Sprache, sie betrachten die alliierten Angriffe als Denkzettel, ob es Dir nun passt oder nicht RS :wink: .
Wenn Guisan die Luftwaffe nicht gegroundet hätte, dann wäre vielleicht der eine oder andere Bombenangriff nicht passiert. Jedes Menschen- oder Tierleben ist kostbar.
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Orianne hat geschrieben:@RC: Bewiesen ist gar nichts, es wird angenommen, ich könnte als Geschwaderkommandant auch ein falsches Logbuch anlegen (lassen).
...
Dann muss ich aber fälschen, die Befehle von oben (denn ich hätt's ja wohl kaum privat als kleine Privatfehde organisiert, am Küchentisch) beseitigen, alle Mitwisser zum Schweigen bringen, und hoffen, nicht nur nicht von den Deutschen abgeschossen zu werden, sondern auch von den eigenen Leuten.

Sehr plausibel.

Orianne hat geschrieben: ...
Ältere Kolleginnen und Kollegen (auch zwei Geschichtslehrer), die noch Grossväter im Aktivdienst hatten, die sprechen eine andere Sprache, sie betrachten die alliierten Angriffe als Denkzettel, ob es Dir nun passt oder nicht RS :wink: .
...
Sorry, aber die müssen beknackt sein (andere Worte find' ich dazu i.M. nicht), das echt zu glauben.
Muss ganz ehrlich sagen: Bin beeindruckt; hätt' ich nicht erwartet.

Orianne hat geschrieben: ...
Wenn Guisan die Luftwaffe nicht gegroundet hätte, dann wäre vielleicht der eine oder andere Bombenangriff nicht passiert. Jedes Menschen- oder Tierleben ist kostbar.
Den letzten Satz versteh' ich jetzt nicht.
Ihr müsst Euch aber auch mal vor Augen führen, wie weit Eure Städte da in Südskandinavien von der dt. Grenze entfernt sind, und wie lange ein Schweizer Jäger oder ein alliierter Bomber brauchte, um von der Grenze in deutschen Luftraum bzw. letzterer nach Schaffhausen, Basel oder Zürich zu kommen.


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RedScorpion hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:@RC: Bewiesen ist gar nichts, es wird angenommen, ich könnte als Geschwaderkommandant auch ein falsches Logbuch anlegen (lassen).
...
Dann muss ich aber fälschen, die Befehle von oben (denn ich hätt's ja wohl kaum privat als kleine Privatfehde organisiert, am Küchentisch) beseitigen, alle Mitwisser zum Schweigen bringen, und hoffen, nicht nur nicht von den Deutschen abgeschossen zu werden, sondern auch von den eigenen Leuten.

Sehr plausibel.

Orianne hat geschrieben: ...
Ältere Kolleginnen und Kollegen (auch zwei Geschichtslehrer), die noch Grossväter im Aktivdienst hatten, die sprechen eine andere Sprache, sie betrachten die alliierten Angriffe als Denkzettel, ob es Dir nun passt oder nicht RS :wink: .
...
Sorry, aber die müssen beknackt sein (andere Worte find' ich dazu i.M. nicht), das echt zu glauben.
Muss ganz ehrlich sagen: Bin beeindruckt; hätt' ich nicht erwartet.

Orianne hat geschrieben: ...
Wenn Guisan die Luftwaffe nicht gegroundet hätte, dann wäre vielleicht der eine oder andere Bombenangriff nicht passiert. Jedes Menschen- oder Tierleben ist kostbar.
Den letzten Satz versteh' ich jetzt nicht.
Ihr müsst Euch aber auch mal vor Augen führen, wie weit Eure Städte da in Südskandinavien von der dt. Grenze entfernt sind, und wie lange ein Schweizer Jäger oder ein alliierter Bomber brauchte, um von der Grenze in deutschen Luftraum bzw. letzterer nach Schaffhausen, Basel oder Zürich zu kommen.


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Du kennst mich jetzt sein ca. 3 Monaten RS, Du solltest wissen, dass ich hier nicht irgend welchen Unsinn schreibe, dazu wäre mir nämlich die Zeit zu schade. Fakt ist, dass die Amis sauer auf die Schweiz waren, weil sie das Reich immer noch mit Teilen für die Rüstung versorgte, und ihre US Soldaten im Westen fielen.

Scheinbar kennst Du die Amerikaner nicht RS?

Guisan groundete die Luftwaffe weil er Angst vor Görings Reaktionen hatte, denn immer wieder schossen ME-109 der Schweizer Luftwaffe auf deutsche Flugzeuge die den Luftraum verletzten. Göring verkaufte diese 58 Flugzeuge um sich Devisen zu verschaffen. Es gab damals schon Radar, ähnlich heute einem Spurassistenten beim Auto, dazu gab es noch Navigatoren, dazu waren grosse Schweizer Kreuze auf den Hausdächern aufgemalt, das ist eine schlampige Ausbildung der Piloten und Navigatoren.

Ich werde das gerne den Kolleginnen und Kollegen ausrichten, kein Problem :wink:
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In der Fabrik für Gewehrverschlüsse wurden doch sicher Teile fürs Schweizer Infanteriegewehr K31 gefertigt.
http://www.youtube.com/watch?v=vme90gayUzc
In dem Video erkennt man schnell, dass hier ganz sicher kein Teil in einem deutschen Gewehr Verwendung finden konnte. Die Amis schadeten ja sogar den eigenen Interessen, weil sie die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz herabsetzten.

Auf dem Bild sehe ich keinen Industriekomplex und auch recht trübes Wetter, wenn es unmittelbar nach dem Angriff aufgenommen wurde, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Amerikaner da mit Absicht etwas trafen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Orianne
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Es war auch kein Industriekomplex, die Drehbänke und Maschinen waren in gewöhnlichen Häusern untergebracht.

Der Karabiner K31 wurde vollständig in der Eidgenössischen Waffenfabrik Bern hergestellt.



Das sind hier meine letzen Zeilen zu diesem Thema!
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