Burn out, Sucht, Überarbeitung

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Moderator: Barbarossa

WDPG
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Karlheinz hat geschrieben:Bevor jetzt eine Systemdebatte beginnt, sollten wir noch einmal zum Thema zurückkehren, dem Burn out.
Nicht nur für mich, auch für die verbliebenden Mitarbeiter stieg die Belastung, weil wir dauernd neu organisieren mussten. Jeder wurde gefordert und musste im Endeffekt mehr leisten als früher. Natürlich ist es unsinnig, Arbeitskräfte bis zur totalen Erschöpfung auszubeuten und so ist es ja auch nicht. Die Tendenz geht aber dahin, man versucht aus ihnen ein Maximum herauszuholen und wenn man merkt, mehr ist nicht drin und sie haben jetzt alles gegeben, was in ihnen steckt, versucht man, sie loszuwerden. Und da gibt es viele Tricks, um so etwas zu erreichen. Davon habe ich genug mitbekommen. Burn out wird zu einer Volkskrankheit werden, davon bin ich überzeugt.

Und da bist du dann beim Problem, eine gewisse Effektivität ist sicherlich sinnvoll, aber mit ständiger Umorganisiererei kommt folgendes zustande: Erstens entsteht etwas der Eindruck von Niedergang, zweitens von den verbleibenden Mitarbeitern wird immer mehr verlangt, sie fragen sich irgendwann vielleicht auch für was. Nur um den Gewinn der Besitzer zu maximieren? Nur um seinen eigenen Job zu retten? Opfer werden gefordert und oft sind das immer mehr. Den Mitarbeitern entgeht das nicht das Klima wird sehr negativ was dann denke ich auch die oberen in einem Betrieb sehr stark zu spüren bekommen denke ich.

Der Druck von beiden Seiten steigt für den Manager, es wird dadurch auch immer schwerer die Wahrheit zu sagen. Etwas was einem selbst wohl auch immer mehr zu schaffen macht, man (also die Manager) werden zunehmend gereizter (oder was auch immer) auch das private Umfeld leidet darunter, wird vielleicht auf der Suche nach Lösungen immer mehr vernachlässigt. Wo das ganze für den Manager enden kann hat sich ja schon bei deinem Eingangspost gezeigt.

Doch noch etwas zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang: Es wird immer mehr verlangt, holt ein Supermarkt (um wieder mal das Beispiel zu bringen) einen Umsatz, wird eine Steigerung erwartet, auch wenn das kaum noch möglich ist. Der Druck aufs Personal steigt, der Stress auch und die Stimmung sinkt. Klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber manchmal frage ich mich ob das nicht einer der wahren Hintergründe der Krise ist, die wir in den letzten Jahren erleben.
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dieter
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Renegat hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Übertreibt ihr die existentielle Druck auf Kassiererin nicht? Sie verdient nicht viel mehr als sie als Arbeitslose von dem Staatshilfe aufgefangen wäre. Gerade deswegen ist dieser Job nicht unbedingt beliebt. Sehr viele Migranten und besonders Frauen sind hier beschäftigt.
Liebe Aneri,
die kleinen Kassiererinnen haben aber ein Ehrgefühl, lieber totschuften als Hartz IV nehmen. Du hast recht, bei Penny und Lidl nur Migranten an der Kasse. Nur Aldi hat noch Deutsche an der Kasse. :wink:
Ach, läßt du dir an der Kasse den Perso der Kassiererin vorzeigen? :D
Lieber Renegat,
dafür brauche ich keinen Perso sondern Lebenserfahrung und ein gutes Gehör. :wink:
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Was noch zu sagen wäre für potentielle Karrieristen:

Es gibt immer eine Vielzahl von Beschlüssen der obersten Leitung. Die Erfahrung zeigt aber: Manche Beschlüsse dürfen getrost ignoriert werden. Manche Angelegenheiten erledigen sich im Laufe der Zeit einfach von selbst, andere so langsam, dass diejenigen, die sie einst gefasst haben, längst der Vergangenheit angehören, bevor die Folgen ihrer Fehler sich bemerkbar machen. Ich habe die Erfahrung gemacht: Relativ wenige Beschlüsse sind es wert, sie wirklich umzusetzen. Im Laufe der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, was wirklich wichtig ist und was nur im Moment scheinbar von großer Bedeutung zu ein scheint. Wer schnell in Aktionismus verfällt und Prioritäten nicht erkennt, ist nach kurzer Zeit weg vom Fenster.

Bei den vielen Begegnungen mit Kunden, Geschäftspartnern, Mitarbeitern etc. neigt man zunächst unwillkürlich dazu, gut von ihnen zu denken, vor allem dann, wenn sie einen sympathischen Eindruck machen. Diese Wahrnehmung ist aber im Allgemeinen lediglich die Folge einer menschlichen Schwäche: Unsrer mangelnden Aufmerksamkeit. Also Vorsicht!

Es wird viel über die Ellbogengesellschaft gesprochen. Ist es also gut, ein rücksichtsloses Arschloch zu sein, der nur an sein Ego denkt? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies so nicht stimmt und Untersuchungen, die ich gelesen habe, zeigen dies auch. Halbwegs nette Leute kommen weiter. Arschlöcher haben nämlich keine Freunde, kein Netzwerk. Geraten sie in Schwierigkeiten und das passiert unweigerlich früher oder später, stürzen sie sofort ab. Keiner hilft ihnen. Das habe ich häufig und mit sehr viel Schadenfreude gesehen. Man muss einen Mittelweg finden.

Ich habe mich sehr lange als Geschäftsführer gehalten, weil ich immer die schmale Gratwanderung zwischen Beliebtheit und Unbeliebtheit eingehalten habe. Woanders kamen die Chefs und gingen, ich blieb und überlebte. Man muss eine gute Öffentlichkeitsarbeit leisten. Vergesst Resultate, vergesst Fakten, Wahrnehmung ist alles, was zählt! Die Konzernleitung, die Kunden, die Mitarbeiter, sie alle lassen sich leicht gerne täuschen, weil sie auch nur die Fakten hören wollen, an denen sie interessiert sind und die ihre eigene Voreingenommenheit bestätigen. Wie man dies anstellt, das lernt man nach einiger Zeit. Zum Schluss allerdings überforderte mich dies alles, der Burn out war nicht zu stoppen, meine Intuition hatte mich nach vielen Jahren am Ende verlassen.
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
[...]

Es wird viel über die Ellbogengesellschaft gesprochen. Ist es also gut, ein rücksichtsloses Arschloch zu sein, der nur an sein Ego denkt? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies so nicht stimmt und Untersuchungen, die ich gelesen habe, zeigen dies auch. Halbwegs nette Leute kommen weiter.
Es verblüfft mich einigermaßen von einem anscheinend weltgewandten und erfahrenen Mann mit soviel Naivität konfrontiert zu werden.

Ich kann das überhaupt nicht bestätigen, auch aus meiner persönlichen beruflichen Erfahrng nicht; im Gegenteil, rücksichtslose Arschlöcher machen meist das Rennen. Diese scharen dann auch ihresgleichen um sich (opportunistische Speichellecker), die dann später nachrücken :arrow: das System reproduziert sich.

Schau dir z.B. die Geschichte an, sie ist durch Krieg, Ausbeutung und Elend gekennzeichnet.
Das ist passiert, weil an den Schaltstellen der Macht entweder Schwächlinge (Bsp. Wilhelm II) oder eben (noch häufiger) rücksichtslose Arschlöcher (Bsp. Ludendorff) sitzen, die erstere u.U. dominieren.
Karlheinz hat geschrieben: Arschlöcher haben nämlich keine Freunde, kein Netzwerk. Geraten sie in Schwierigkeiten und das passiert unweigerlich früher oder später, stürzen sie sofort ab. Keiner hilft ihnen.[...]
Auch das kann ich nicht bestätigen. Rücksichtslose Arschlöcher, die es zu was bringen (denn singulär betrachtet, ist diese "Qualifikation" in der Tat unzureichend), sind intelligente Opportunisten, die nur mit denjenigen Netzwerke spinnen, die sie für ihre persönliche Zwecke brauchen. Haben sie ihre Schuldigkeit getan, werden sie wie heiße Kartoffeln fallengelassen.
Diese Sorte von Mensch ist u.a. deshalb so erfolgreich, weil sie von der Allgemeinheit zumeist toleriert wird. Toleranz gegenüber "rücksichtslosen Arschlöchern" ( ein sehr treffender Terminus), ist ähnlich schlimm, wie ihre Verbrechen an und für sich.

Der gewissenlose Mensch ist gegenüber dem Integeren immer im Vorteil, da er sich an keine Regeln halten muss, die im sein Gewissen vorschreibt; so wie der Kriminelle gegenüber der Polizei im Vorteil ist.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:...
Der gewissenlose Mensch ist gegenüber dem Integeren immer im Vorteil, da er sich an keine Regeln halten muss, die im sein Gewissen vorschreibt; so wie der Kriminelle gegenüber der Polizei im Vorteil ist.
Mmmh - wenn das so wäre, dann würde kein Krimineller im Gefängnis sitzen. Tun aber doch einige. Der Vorteil des Kriminellen ist wohl vor allem, daß er das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat. Wenn er es geschickt anstellt, dann weiß niemand, wo er als nächstes zuschlägt.

Aber darum geht es hier auch nicht, sondern eher um unmoralisches bzw. gewinnmaximierendes Agieren des Arbeitgebers. Das muß nicht zwangsläufig kriminell im juristischen Sinne sein.
:wink:
Die Diskussion ist eröffnet!

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Aneri

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Diese Sorte von Mensch ist u.a. deshalb so erfolgreich, weil sie von der Allgemeinheit zumeist toleriert wird. Toleranz gegenüber "rücksichtslosen Arschlöchern" ( ein sehr treffender Terminus), ist ähnlich schlimm, wie ihre Verbrechen an und für sich.
Ich kenne nicht "den Kampf" auf oberen Etagen. Denke aber, dass meine Erfahrung trifft auch da zu. Die Allgemeinheit betrachtet es oft als ein Film, dessen Ende sie interessiert. Sie eingreifen nicht. Denn, wenn man recht überlegt, sieht die Oberfläche, die sie betrachten, anders als Betroffenen von den Intrigen. Zuweilen sieht es meistens nicht so drastisch, dass man es als Verbrechen abtun könnte.
Auch das kann ich nicht bestätigen. Rücksichtslose Arschlöcher, die es zu was bringen (denn singulär betrachtet, ist diese "Qualifikation" in der Tat unzureichend), sind intelligente Opportunisten, die nur mit denjenigen Netzwerke spinnen, die sie für ihre persönliche Zwecke brauchen. Haben sie ihre Schuldigkeit getan, werden sie wie heiße Kartoffeln fallengelassen.
Nach dieser Logik auf oberste Stelle sitzt das größter Archl... Ist das so?!

Hier übrigens interesanter Link zu dem Thema http://sciencev1.orf.at/science/news/65146
Stichwort: Der gute Ruf zahlt sich aus.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:...
Der gewissenlose Mensch ist gegenüber dem Integeren immer im Vorteil, da er sich an keine Regeln halten muss, die im sein Gewissen vorschreibt; so wie der Kriminelle gegenüber der Polizei im Vorteil ist.
Mmmh - wenn das so wäre, dann würde kein Krimineller im Gefängnis sitzen. Tun aber doch einige. Der Vorteil des Kriminellen ist wohl vor allem, daß er das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat. Wenn er es geschickt anstellt, dann weiß niemand, wo er als nächstes zuschlägt.

Aber darum geht es hier auch nicht, sondern eher um unmoralisches bzw. gewinnmaximierendes Agieren des Arbeitgebers. Das muß nicht zwangsläufig kriminell im juristischen Sinne sein.
:wink:
Lieber Barbarossa,
man kann auch ein A....loch sein ohne kriminell zu werden. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Zu: Barbarossa, Titus, Dieter,Aneri
Hier gibt es offensichtlich einiges zu korrigieren. Teilweise ist dies ja auch von Barbarossa, Aneri und Dieter bereits geschehen und sehr gut dargestellt worden. Würden sich überall immer nur die Arschlöcher durchsetzen und an die Spitze gelangen, dann wären unser Bundespräsident, Frau Merkel, Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Willy Brandt usw. alles Arschlöcher gewesen oder sind es noch. Diese Meinung teile ich keineswegs. Wer so etwas glaubt, hat anscheinend sozialdarwinistische Vorstellungen, was mich bei Titus allerdings auch nicht verwundert, denn Rechtskonservatismus, Sozialdarwinismus usw. ergeben eine ziemlich unappetitliche Brühe. Außerdem werden hier auch Ziele und Organisationsstrukturen durcheinander geworfen.

Für mich ist ein Arschloch jemand, der glaubt, es gäbe für ihn keine Regeln, er könnte rücksichtslos auf allen herumtrampeln, kann immer nur nehmen, braucht aber nichts zu geben, kann Gewinne machen, ohne zu investieren. So einfach funktioniert unsere Gesellschaft aber nicht. Wer das glaubt, wird ganz schnell auf die Nase fliegen. Deswegen ist er ja auch ein Arschloch.

Ein einfaches Beispiel: Aufgrund des frühen Todes meiner Eltern wuchs ich in einem evangelischen Jugendheim auf. Dort bildeten wir eine Art Jugendbande. Der Anführer einer solchen Bande steht unter einem großen Druck. Er muss nämlich den anderen ständig durch Leistung beweisen, dass er der Richtige ist. Das kann er aber nur, indem er auch anderen zum Erfolg verhilft. Wir beschäftigten uns unter anderem mit dem Aufknacken und Ausräumen von Automaten, sowie der geschickten Organisation von Ladendiebstählen. Das konnte unser Boss gut organisieren, deshalb wurde er auch von allen anerkannt. Er war aber so klug, die Beute gerecht zu verteilen, wir alle hatten etwas davon. Ein Arschloch hätte versucht, alles selbst zu behalten. Dann hätten wir ihm irgendwann die Zähne eingeschlagen und weggejagt. Ein kluger Boss weiß das, Arschlöcher wissen so etwas nicht und finden sich deshalb eines Tages zusammengetreten in einer Ecke wieder.

Ich bewunderte ihn sehr, erreichte es, sein bester Freund und „Stellvertreter“ zu werden. Ich lernte, dass es sich auszahlt, großzügig zu sein, dass man auf kurzfristige Gewinne lieber verzichtet, weil sich dies längerfristig rentiert. Rivalen muss man so aus dem Weg schaffen, dass man sich gütlich einigt und die Sache so drehen, dass am Ende keiner als Verlierer erscheint. Das man Beziehungen langfristig pflegen muss, auch wenn dies zunächst scheinbar sinnlos erscheint. Durch eine geschickte Kooperation, der Pflege von Freundschaften, Ausgleich mit Gegnern, viele an dem eigenen Erfolg zu beteiligen, dadurch erreicht man am meisten. Die Ziele unserer Organisation waren keineswegs ehrenhaft, aber darum geht es ja jetzt nicht, sondern um die Frage, wie man in ihr nach vorne kommt.

Viele Jahre später erkannte ich, dass es in einem Betrieb gar nicht so viel anders zugeht, als in unserer alten Gang. Was ich damals gelernt hatte, die Tricks von früher, halfen auch hier. Nur waren die Ziele jetzt ehrenhaft, nämlich Gewinnmaximierung.
Was macht ein Geschäftsführer? Um 5.00 Uhr hört die Arbeit nicht auf, man fährt zum Flughafen, holt wichtige Kunden ab, geht mit ihnen in ein Restaurant. Vor 1.00 Uhr morgens ist er nicht zu Hause. Am nächsten Abend ist ein bedeutsamer Empfang. Am Samstag schippert man mit den wichtigsten Kunden auf der Alster und besucht ein Vergnüngslokal. Am Sonntag kommen bedeutende Personen aus der Konzernleitung, man holt sie ab, macht eine Stadtrundfahrt, zeigt ihnen später Teile von Hamburg. Jeder Tag ein volles Programm. Die eigentliche Arbeit muss daneben auch noch erledigt werden.

Abendliche Restaurantbesuche sind übrigens Schwerstarbeit. Man muss aufpassen, dass man neben den richtigen Leuten sitzt, herausfinden, wer ist wichtig und wer nicht. Wie komme ich mit den richtigen Personen ins Gespräch? Wie lange kann ich mit ihnen reden, ohne dass sie sich belästigt fühlen? Wenn man all dies macht, ist man kein Arschloch, sondern ein kluger Geschäftsführer, der sinnvolle Netzwerke gründet und überall Leute kennt, die ihm weiter helfen.

Arschlöcher wissen so etwas alles nicht. Sie glauben, es reicht einmal mit einem wichtigen Mann zu sprechen und dabei andere zu verleumden. Dass es unnötig Geld kostet, für Kunden ein Essen zu organisieren, das Lieferanten von einem total abhängig wären usw. das man Mitarbeiter ohne besonderen Grund verprellen kann. Sie sind wie ein Elefant im Porzellanladen. Wir bezeichneten sie als Sternschnuppen, sie glühen nur einmal kurz auf und sind dann verschwunden. Man erkennt sie auch sofort.

Arschlöcher sind in der Regel dumm. Sie liefen in jede von mir gelegte Falle sofort hinein, fielen auf die dümmsten Tricks herein und sahen dann wie Idioten aus. Wie man mit solchen Leuten ganz schnell fertig wird, das weiß ich genau. Schwierig wird es nur, wenn man auf einen wirklich cleveren Burschen stößt. Dann muss man sich mit ihm verbünden.
Also: Nicht jeder gegen jeden wie in der römischen Arena, das ganze Spiel ist viel komplizierter. Mit Kooperation erreicht man häufig wesentlich mehr.

Viele Geschäftsführer sind deshalb durchaus solide Leute. Von den schwarzen Schafen liest man in der Zeitung und bekommt ein falsches Bild von der Welt. Und wenn sich eben manche im Betrieb durchsetzen und andere nicht, dann sind sie oft wirklich die besseren Leute und nicht deswegen Arschlöcher. Das sind zumeist Verleumdungen, die aus Neid erwachsen.

Am Ende meiner Laufbahn musste ich insgesamt 37 Personen im Verlauf von drei Jahren entlassen. Sicherlich wurde ich deshalb von der Belegschaft als Arschloch angesehen, was ich gut verstehe. Wenn sie so etwas durchführen, sind sie nicht mehr jedermanns Liebling, doch aus betriebswirtschaftlichen Gründen war es einfach unvermeidlich. Im Kapitalismus geht es eben um Gewinne. Wir sorgten jedoch für eine möglichst großzügige Abwicklung und gaben mehr Geld aus, als man hätte ausgeben müssen. Ich hätte es auch auf eine ganz fiese Tour machen können, ohne das die Kollegen auch nur einen Cent gesehen hätten. Das machen Arschlöcher, aber das zahlt sich meistens nicht aus, denn anschließend ist der Ruf verheerend und der Typ, der so etwas durchzieht, wird anschließend als Bauernopfer verheizt.

Ich hoffe, der Unterschied zwischen einem Arschloch und einer Person, die einfach nur im normalen Rahmen ihren Job und auch Karriere macht, ist einigermaßen klar geworden. Der größte Teil der Personen in der Wirtschaft, in der Politik (vielleicht) und in vielen anderen Bereichen besteht meines Erachtens aus durchaus integren Leute und wenn sie unpopuläre Maßnahmen durchziehen müssen, liegt dies oft an den objektiven Notwendigkeiten und nicht, weil es sich hier um Arschlöcher handelt, die es natürlich auch gibt.

Jetzt habe ich eure Geduld hoffentlich nicht überstrapaziert. Braune Soße aus Österreich werde ich in Zukunft weder lesen noch kommentieren, alle anderen Beiträge sind herzlich willkommen.
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Titus Feuerfuchs
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Aneri hat geschrieben:[...]
Nach dieser Logik auf oberste Stelle sitzt das größter Archl... Ist das so?![...]
In den meisten Fällen schon.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
Hier gibt es offensichtlich einiges zu korrigieren. Teilweise ist dies ja auch von Barbarossa, Aneri und Dieter bereits geschehen und sehr gut dargestellt worden. Würden sich überall immer nur die Arschlöcher durchsetzen und an die Spitze gelangen, dann wären unser Bundespräsident, Frau Merkel, Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Willy Brandt usw. alles Arschlöcher gewesen oder sind es noch.
Ich unterstelle den von dir angesprochenen in der Tat, dass sie vieles aus kalter Berechnung und Opportunismus, und nicht aus persönlichen Überzeugnungen und für hehre Ziele taten. Es geht um Macht, Geld und Anerkennung. Nach diesen Dingen wird gegiert.

Beispiele:

Wäre Schmidt z.B. im Dritten Reich, wenn es länger existiert hätte, auch vom Saulus zum Paulus geworden?

Lehnte Adenauer die Stalinnoten aus politischer Überzeugung oder aufgrund von Eigeninteressen ab?

Kam Brandts Kniefall in Warschau von Herzen oder war es nur politisches Kalkül, das die Macht der Gesten und Bilder bewusst nutzte?




Schau halt mal ein bißchen über die geistigen, regionalen und zeitlichen Grenzen hinaus; wie es in der Welt zugeht und zuging. Deutschland ist nicht die Welt.

Assad, Mursi, Mubarak, Kim Jong Un, Hitler, Pol Pot, Mao, Stalin, Honecker, Putin, Bush,etc., etc,..etc....
-unterschiedliche Kaliber zweifellos,

aber alles hochintergere Altruisten, die Kants kategorischen Imperativ bzw. die Werte des NT hochhalten, nicht wahr? :lolno: :clap:


Karlheinz hat geschrieben: Für mich ist ein Arschloch jemand, der glaubt, es gäbe für ihn keine Regeln, er könnte rücksichtslos auf allen herumtrampeln, kann immer nur nehmen, braucht aber nichts zu geben, kann Gewinne machen, ohne zu investieren.
So einfach funktioniert unsere Gesellschaft aber nicht. Wer das glaubt, wird ganz schnell auf die Nase fliegen. Deswegen ist er ja auch ein Arschloch.[...]
Intelligenz und Charakter haben a priori miteinander nichts zu tun. Dass es nicht charakterlose Dummköpfe sind -auf diese zielte ja dein gesamter Post ab- sondern hochintelligente, berechnende und eiskalte Machtmenschen, die an der Spitze sitzen, ist ja wohl evident.
Zuletzt geändert von Titus Feuerfuchs am 27.09.2013, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
MfG,
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Karlheinz hat geschrieben:[...] Braune Soße aus Österreich werde ich in Zukunft weder lesen noch kommentieren, alle anderen Beiträge sind herzlich willkommen.
Da ich hier zz der einzige Österreicher bin, gilt das u.U. mir?

Tjo, wenn man als Machtmensch mit Standesdünkel -denn so einer bist du zweifellos,was ja per se noch nicht rein negativ sein muss- mit einem halbwegs konsistent argumentierenden Opponenten konfrontiert ist, macht das etwas unlocker, nicht wahr?

Also verlässt man die argumentative Ebene und greift wiederholt zu Diffamierungen und persönlichen Beleidigungen.

Dass du mich zum wiederholten Mal inhaltlich nicht widerlegen kannst, sondern lieber mit Geschützen unterhalb der Gürtellinie opperierst, sagt mir, dass ich

1) ins Schwarze getroffen habe und

2) meine hier aufgestellte Theorie durch eine Deduktion bekräftigt werden konnte.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Renegat
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Herzlichen Glückwunsch, noch ein interessanter Thread vergeigt. Der deviante, deduktive Dadaismus feiert fröhliche Urständ. :D
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dieter
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Natürlich kann man nicht auf alles antworten, aber sind wir hier im Kindergarten :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

dieter hat geschrieben:Natürlich kann man nicht auf alles antworten, aber sind wir hier im Kindergarten :?:
Nein, dies ist kein Kindergarten. Aber eine Frage: Ist das Burn out Syndrom bei Beamten nicht so weit verbreitet wie in der Wirtschaft?
Du kennst sicher das berühmte Beamtenmikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
Oder das Beamtentriathlon: Löcher in die Luft starren; Kaffee umrühren; Kalenderblattabreißen.
Ein Student, der früher in der Wirtschaft gearbeitet hat, später dann mehrere Jahre in der Finanzbehörde einer Stadt in Schleswig-Holstein tätig war, erzählte mir: Alle negativen Vorurteile über Beamte würden stimmen. Sie arbeiten viel weniger, außerdem wesentlich ineffizienter als in der freien Wirtschaft.
Die Verwaltungen an den Hochschulen, die ich ja nun aus eigener Erfahrung kenne, sind ein schlechter Witz. Sie sind eher eine Art Kaffeekränzchen. Wenn ich an unsere früheren Büros in der Wirtschaft denke, dann kann das doch alles gar nicht wahr sein, was da abläuft.

Sicher wird das längst nicht überall so sein und wie immer muss man sich vor Verallgemeinerungen hüten.
Viele Beamte gehen früh in Pension, oft wegen Krankheiten. Wird ihnen das aber vielleicht leichter möglich sein, diesen Schritt zu vollziehen, als einer Verkäuferin bei Lidl, die bis zum bitteren Ende arbeiten muss? Ich kenne einige von denen, sie quälen sich jeden Tag zur Arbeit, auch wenn sie kaum noch können und eigentlich schon in Rente sein sollten, aber es geht einfach finanziell nicht.

Du kennst dich doch besser aus. Vielleicht kannst du uns aufklären.
Zuletzt geändert von ehemaliger Autor K. am 28.09.2013, 14:06, insgesamt 1-mal geändert.
ehemaliger Autor K.

Renegat hat geschrieben:Herzlichen Glückwunsch, noch ein interessanter Thread vergeigt. Der deviante, deduktive Dadaismus feiert fröhliche Urständ. :D
Ich bin eigentlich nicht der Meinung, dass wir dies Thema vergeigt haben. Wir sind nur ein wenig davon abgekommen, das mag sein.
Wir kommen in unserem System nicht aus der fatalen Gleichung Gewinn = Erlöse – Kosten heraus. Wir müssen die Erlöse erhöhen und die Kosten senken. Meines Erachtens gibt es dazu keine Alternative.

Um das Burn out Syndrom zu vermeiden, müssten wir in den Betrieben und auch in der Gesundheitspolitik einiges ändern.
Meine Nichte arbeitet in einem internationalen Konzern. Zeigen sich bei einem Mitarbeiter erste Symptome, wird er vorübergehend in eine andere Abteilung versetzt, wo er etwas weniger stressfrei arbeiten kann, bis sich die Symptome legen. Das kann man aber vermutlich nur in Großbetrieben machen.

Burn out muss als Krankheit anerkannt und akzeptiert werden. Die Ärzte müssen auch Möglichkeiten finden, sie besser zu behandeln. Jetzt landen viele Fälle in der Psychiatrie und gelten dann als verrückt. Dies gilt als schwerer Makel und wird auch von den Patienten als individuelles Versagen empfunden. Einen Gallenstein akzeptiert jeder sofort als Krankheit. Bei Burn out erhält man aber ein Entlassungspapier aus der Psychiatrie und das ist schlecht. Oft steht dann dort auch: Multitoxische Neigung, Depressive Grundstörung, suizidgefährdet usw. Also der Typ ist bekloppt.

So darf es nicht sein.
Es wird viele Wege geben, um etwas zu verbessern. Dies Forum ist auch geeignet, Vorschläge zu sammeln.
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