Wie sahen Zeitungen 1762 aus? Hier Beispiele aus Regensburg

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Kunjing
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Aus dem Regenburgisches Diarium
16. Juli 1762: Elisabeth Inhaserin, ein Bettelweib, 83 Jahre alt
18. Juli 1762: Maria Magdalena Kramspergerin, Wittiv, 74 Jahre alt
24. Juli 1762: Herr Joh. Andr. Pecher, Legations-Canzellist, 82 Jahre alt

Zu Vermieten:
In der henderischen Behausung, nächst St. Cazian, ist künftigen Monath ein Zimmer, nebst allen zugehörigen Meublen, für einem ledigen Herrn, zu verstiften.

Fleisch-Satz des Monaths Julius

Rindfleisch
                                                                                                               fr.              pf.
Erstlich gut Ungarisch-Steyerisch Wald-Ochsen-Fleisch das Pfund        6               2
Das schlechtere 6
Ochsenmagen 9 bis 10

Kalbfleisch

Das Kalbsfleisch muß ohne Zuwaage verkauft werden, das Pfund per:  6
fr = Franken ? Und pf. = Pfennig

Brod-Satz

Nach welchem die allhier gebräuchig und nachgesetzten Sorten des weiß und schwarzen Brods, nach dem hiesigen Silbergewichte, abgebacken werden müssen.

                                                                     Mark            Loth
Zwei Laibel oder 8 Hellerröckel                                         9 ½
Ein rockener 12 Kr. Laib                               11
Ein rockener 6 Kr. Laib                                  5                 8
Ein rockener 3 Kr. Laib                                  2                 12

Loth

1 altes Loth = 1 2/3 Neuloth = 16,6 Gramm
2 alte Loth = 3 1/3 Neuloth = 33,3 Gramm

10 Neuloth = 100 Gramm

Mittlerer Getrayde-Preiß
                                                      fl.                       fr.
Maiß, das Schaff nach                                            27
Havern                                          25                      30
fl. = Gulden
https://digipress.digitale-sammlungen.de/issue/bsb11130449_00010_u001

3. August 1762

Gestorbene

Den 26. Jul. Anna Catharina Barbara, 29 Wochen alt, Vater, Sebastian Adelheit, Stadtgrenadier
Den 27. Jul. Johann Christian, 1 Jahr und 27 Wochen alt, Vater, M. Johann Adam Aichinger, Bürger und Stadthasner.
Den 13. Jul. Jungfer Clara Susanna Rosina, 16 Jahr und 24 Wochen alt, Vater, M. Wilhelm Erdmann Rierhausen, Bürger und Schneider
Den 30. S.T. Fräule Grafin von Wolfenstein, 21 Jahr alt

Angekommene und abgegangene Herrschaften und Passagiere:

Zur steineren Brücke herein:
Herr von Schmid, Kaiserl. Fähnrich, von Hilburgshausen, log. bei dem kaiserl. Commißionscanzillisten, Hrn. v. Schmid, im henderischen Hause, nächst St. Cazian.
Per Posta, eine Staffetta von Laber, 2 Uhr, Nachmittags
Zu Fuß, Urban Brandner, Handlungsbediensteter von Dresden, log. Im weissen Hahn.

Zu steineren Brücke heraus:
Per Postalesch, R. Museat, Kaufmannsdiener

Dieses wurde an jedem Stadttor aufgeschrieben.

Intimationes.

I.) Bei Johann Christoph Esterlin, Bürgerl. Specerenhändler allhier, sind noch einige Loose zu der sehr favorablen Augsburger Armenhaus Lotterie, wo für jedes Loos daar, also in Bayerischer Münze, 5 ½ fl. Bezahlt, und für 5 ½ fl. Credit gegeben wird, das Loos also in allem 11 fl.; da nun in diesem angefangenen Monathe die Bücher geschlossen werden, und im Monathe September die Ziehung ganz unfehlbar erfolget: so werden die Herren Liehaber erinnert, ihre Hoffnung zu guten Gewinnen nicht länger aufzuschieben, und zeitlich in das Werk zu richten. Die Planz sind bei obigem umsonst zu haben.
II. und III. Sind auch Lotterien. Bei III. Werden auch Gewinne angezeigt:
Die Einlage zur Bartensteiner ersten Classe ist, wie vorher, a 1 fl, 15 fr. Oder für alle 4 Classen 12 fl……
und ist mit dieser geringen Einlage in ersterer zu gewinnen 25000, 12000, 2 a 6000, 4000, 2 a 3000, 2 a 2000, 2 a 1500, 15 a 1000 fl.

Zu Verkaufen.

2.) Historischer Bildersaal, 12 Theile, mit dem Anhange, 8. gebunden, a 25 fl.

Zu vermieten.

Es siehet allhier in der Schäfergasse, neben des Bürgerl. Becken-Meister Hallers Wohnhaus, eine geräumige Behausung, nebst Hof, Stallung, Waschstatt u. täglich um einen billigen Preis zu vermiethen.

Promotionen und Beförderungen.
Den 30. Jul. sind S.T. Freiherr von Schneid u. dann S. T. Freiherr von Bernelo u. bei hiesigem hohen Domstifte als Capitulares zur Possefs gelanget.

Bedienungen suchende.

Eine unverheiratete Mannsperson, 21-jährigen Alters, Catholischer Religion, welcher ein Schneider ist, und frisieren kann, auch schon in Dienste gestanden, und mit einem Attestate, seines Abschieds wegen, versehen ist, suchet als Laquan Dienste; und kan man dießfalls bei denen Verlegern dieser Blätter nahere Nachricht erhalten.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/issue/bsb11130449_00042_u001

Es ist schon Interessant, aber stellt Euch mal vor das es noch heute so wäre, das jeder Gast am Stadttor angehalten wird und notiert wird. Das Preise in der Zeitung bekannt gegeben werden oder so lange Bewerbungen in der Zeitung stehen. Desweiteren stehen dort noch Geborene und Trauungen in der Zeitung.

Wusstet Ihr schon, das in dieser Zeit Lotterien gab ?
Eines meiner Lieblingszitate:

"Ihr Menschen seid erstaunlich, in einer Welt voller Wunder, habt Ihr es geschaft, die Langeweile zu erfinden !"
Terry Pratchett
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Barbarossa
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Dass Glücksspiele schon sehr alt sind, kann ich mir gut vorstellen.

Preise für Warenangebote stehen auch heute noch in der Zeitung. Nur werden sie heute als Werbeanzeigen geschaltet.

Das mit der Registrierung am Stadttor ist tatsächlich interessant. Nun war es in dieser Zeit aber so, dass Deutschland in Hunderte von Fürstentümern und freien Städten aufgeteilt war, wo man bei Grenzübertritt oft auch Zölle bezahlen musste. Das waren ganz andere politische Verhältnisse.


Übrigens: Ich habe die Themenüberschrift etwas berichtigt.
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