Woher kamen die Guanchen?

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Dietrich hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: ). "

1)Einer der Gründe könnte darin liegen, dass Holz als Baumaterial knapp bzw. kaum vorhanden war. Auf jeden Fall wandten sich die Guanchen von der Seefahrt ab und verharrten auf einer steinzeitlichen Kulturstufe.
dieter hat geschrieben: Wie Du schon geschrieben hast, liegen die Inseln nicht weit von Nordafrika entfernt und wieso standen sie kulturell noch auf der Stufe der Steinzeit, kannten keinen Pfeil und Bogen :?: Bei den mehreren Einwanderungswellen dürfte doch die Kupfer- oder Eisenzeit auch bei den Guanchen angekommen sein. :wink:
2)Es ist denkbar, dass auch weitere Einwanderungen in prähistorischer Zeit erfolgten und die neuen Zuwanderer keine metallurgischen Kenntnisse mitbrachten. Darüber hinaus gibt es vermutlich auf den Kanaren weder Kuper- noch Zinn- oder Eisenvorkommrn, sodass eine Metallproduktion schon daran scheiterte. Handel mit dem Festland wurde bekanntlich nicht betrieben, d.h. die Guanchen verharrten in kultureller und zivilisatorischer Isolation.
Lieber Dietrich,
zu1)wenn ich Filme von den Kanaren sehe, dann sind dort durchaus genug Bäume vorhanden, um Schiffe zu bauen.
zu2) Geht man davon aus, dass es auf den Kanaren keine Metalle gab, dann müssen aber die ersten Siedler ihre Waffen mitgebracht haben. Laut Aussage der Spanier waren nicht alle Kanaren friedlich. :wink: Wo sind die alten Schwerter und Schilde, welche aus Metall waren geblieben :?:
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dieter
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Die Portugiesische Muschelsammlertheorie
Eine denkbare Alternative zur Inselberbertheorie wäre die portugiesische Atlantikküste, genauer: das Mündungsgebiet des Tejo, wo Pereira da Costa, Ribeiro d`Oliveira, Abbe j. Roche u.a. die prähistorische Anwesenheit eines muschelsammelnden Fischervolkes mit cromagnoiden Zügen feststellen konnten.
Untersuchungen ergaben, dass etwa um 5700 v. Chr. gewaltige Meereseinbrüche die Landschaft dort grundlegend veränderten.
Die Annahme liegt nahe, dass dies der Anlass für umfassende Völkerwanderungen war, inkl. dem Aufbruch mancher Stämme auf dem Seeweg zu neuen Ufern und besseren Lebensbedingungen.
Quelle: Kanarische Inseln- Auf den Spuren atlantischer Völker
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Ruaidhri
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Lieber Dietrich,
zu1)wenn ich Filme von den Kanaren sehe, dann sind dort durchaus genug Bäume vorhanden, um Schiffe zu bauen.
Fraglich, ob das immer so war, nicht jede Baumart eignet sich zum Schiffbau, der überdies ziemlich viel Holz braucht, und auch die Fertigkeit zum Schiffbau kann verloren gehen, wenn es kein geeignetes Material gibt.
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Dietrich
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dieter hat geschrieben: zu1)wenn ich Filme von den Kanaren sehe, dann sind dort durchaus genug Bäume vorhanden, um Schiffe zu bauen.
Ob dies Bäume auf den Kanaren lediglich das Produkt einer Aufforstung neuerer Zeit sind, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben die Guanchen die Seefahrt aufgegeben, aus welchem Grunde auch immer.
dieter hat geschrieben:zu2) Geht man davon aus, dass es auf den Kanaren keine Metalle gab, dann müssen aber die ersten Siedler ihre Waffen mitgebracht haben. Laut Aussage der Spanier waren nicht alle Kanaren friedlich. :wink: Wo sind die alten Schwerter und Schilde, welche aus Metall waren geblieben :?:
Metallverarbeitung war den Guanchen unbekannt. Sie besaßen Steinmesser, die tabonas, die auch als Waffe genutzt wurden. Eine Waffe auf Teneriffa war der banot, eine Art Wurfspeer aus Holz (vgl. hierzu Wikipedia).
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dieter
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Lieber Dietrich,
die Waffen welche die Einwanderer mitgebracht hatten, gingen verloren :?:
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Dietrich
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dieter hat geschrieben:Lieber Dietrich,
die Waffen welche die Einwanderer mitgebracht hatten, gingen verloren :?:
Ich habe nicht gelesen, dass Archäologen solche Waffen jemals fanden. Auf jeden Fall gab es bei den Guanchen weder Metallverarbeitung noch Metallwaffen.
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dieter
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Die Nordwesteuropatheorie
Halten wir dagegen die Tatsache vor Augen, dass cromagnoide Menschen sehr früh England und Irland auf dem Seeweg erreichten und gerade dort überwältigende Parallelen zur Kultur der Altkanarier zu finden sind (z.B. Steinkreise und Muschelscherbenhaufen sowie eine Vielzahl megalithischer Petrolyphen, die mit den kanarischen deckungsgleich sind), so erstaunt der Hinweis auf Nordwesteuropa nicht so sehr.
Quelle: Kanarische Inseln - Auf den Spuren atlantischer Völker
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dieter hat geschrieben:Die Nordwesteuropatheorie
Halten wir dagegen die Tatsache vor Augen, dass cromagnoide Menschen sehr früh England und Irland auf dem Seeweg erreichten und gerade dort überwältigende Parallelen zur Kultur der Altkanarier zu finden sind (z.B. Steinkreise und Muschelscherbenhaufen sowie eine Vielzahl megalithischer Petrolyphen, die mit den kanarischen deckungsgleich sind), so erstaunt der Hinweis auf Nordwesteuropa nicht so sehr.
Quelle: Kanarische Inseln - Auf den Spuren atlantischer Völker
Das sind alles weit hergeholte und nicht belegbare Spekulationen. Bevor man solche fantasiereichen Szenarien entwickelt, sollte man sich mit dem geografisch nächstliegenden befassen. Und das bleibt eine Besiedlung vom nicht weit entfernten afrikanischen Festland. Schrift- und Sprachreste deuten gleichfalls auf eine berberische Herkunft der Guanchen hin:

"Es gibt laut José Luis Concepción (siehe Literatur) einige Wörter des Guanche, die sich mit berberischen Wörtern decken: Tigot für Himmel, Tigotan für die Himmel, Ahorem für Gerstenmehl, Ahemon bzw. Amon für Wasser, Cariana bzw. Carian für Korb, um nur einige anzuführen. Archäologische Funde legen die Existenz einer der libysch-berberischen verwandten Schrift nahe."

https://de.wikipedia.org/wiki/Guanchen# ... nd_Schrift
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dieter
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Lieber Dietrich,
das mag ja alles sein. Ich biete ja diese Theorien auch nur an ohne an diese zu glauben. :wink:
Aber Tatsache bleibt doch, dass es gar nicht leicht ist von Marokko aus in einem einfachen Boot die Kanaren zu erreichen, der Passat, der von Gibraltar runter weht, macht da einen Strich durch die Rechnung. Der berühmte norwegische Schiffsmann Thor Heyerdahl (Kontiki) fuhr mit seinen Schilfboot Ra nach Amerika an den Kanaren vorbei, ohne je diese Inseln zu sehen.
Außerdem ist es doch erstaunlich, dass die Migranten den Schiffsweg über das Mittelmeer nehmen und dort teilweise ertrinken, wenn sie bequem über die Kanaren spanisches Hoheitsgebiet und damit Europa erreichen könnten :?: Bei der Enklave Ceuta versuchen sie es doch auch :?: Es bestand auch ein Begräbnisritual, indem Mumien auf Holzplanken geschnallt wurde und dem Meer übergeben wurden.
Da es mehr als eine Besiedlungswelle gab, können Menschen von Nordafrika und Südwesteuropa die Kanaren erreicht haben. :wink:
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Die Amerikatheorie
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch der amerikanische Kontinent bzw. damit vertrautes seefahrendes Volk in Zusammenhang mit der Besiedlung der Kanarischen Inseln steht. Für Herrmann Wirth, der auf der Such nach einer Urschrift der Menschheit besonders die Indianersprachen untersuchte, sind die Kelten bzw. die Phönizier das Bindeglied das Alten und Neuen Welt. Er hebt hervor, dass die kultischen Symbole im Kalender der Nordamerikanischen Indianer und der atlantischen Völker absolut identisch sind.
Quelle: Kanarische Inseln - Auf den Spuren atlantischer Völker
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dieter hat geschrieben: Aber Tatsache bleibt doch, dass es gar nicht leicht ist von Marokko aus in einem einfachen Boot die Kanaren zu erreichen,
Tatsache ist, dass die geringen Sprach- und Schriftreste auf eine berberische Hrkunft verweisen. Ich weiß nicht, warum man bei dieser ziemlich eindeutigen Sachlage noch Nordamerika oder Nordeuropa bemühen sollte. Der Höhepunkt solcher Fantasieprodukte ist dann die Herkunft aus Atlantis.

Es schein in der Natur des Menschen zu liegen, bei strittigen oder nicht restlos geklärten historischen Vorgängen die absurdesten Szenarien zu entwerfen.
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Tatsache ist, dass die Kanaren von Marokko aus wesentlich einfacher zu erreichen waren und sind als in dem zitierten Machwerk dargestellt und wiedergegeben.
Von Nordeuropa und Nordamerika und einem nicht existierenden Atlantis wäre es mal gar gar noch schwieriger.
Dietrich hat geschrieben:Tatsache ist, dass die geringen Sprach- und Schriftreste auf eine berberische Hrkunft verweisen. Ich weiß nicht, warum man bei dieser ziemlich eindeutigen Sachlage noch Nordamerika oder Nordeuropa bemühen sollte.
Kommt noch hinzu, dass die Sprachforschung gegen nordeuropäische Herkunft spricht.
Alles andere auch.
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Dietrich hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: Aber Tatsache bleibt doch, dass es gar nicht leicht ist von Marokko aus in einem einfachen Boot die Kanaren zu erreichen,
Tatsache ist, dass die geringen Sprach- und Schriftreste auf eine berberische Hrkunft verweisen. Ich weiß nicht, warum man bei dieser ziemlich eindeutigen Sachlage noch Nordamerika oder Nordeuropa bemühen sollte. Der Höhepunkt solcher Fantasieprodukte ist dann die Herkunft aus Atlantis.

Es schein in der Natur des Menschen zu liegen, bei strittigen oder nicht restlos geklärten historischen Vorgängen die absurdesten Szenarien zu entwerfen.
Lieber Dietrich,
das waren alles Theorien, die man bedenken kann. Ich lehne es ab, eine Sache als alternativlos anzusehen. Das wurde auch im Geschichtsstudium schon öfters gemacht, wie zum Beispiel, dass Neandertaler und HSS sich nicht vermischt hätten, oder dass es Troja nie gegeben hätte, bis Schliemann das Gegenteil bewies. :roll:
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dieter hat geschrieben: Lieber Dietrich,
das waren alles Theorien, die man bedenken kann. Ich lehne es ab, eine Sache als alternativlos anzusehen. Das wurde auch im Geschichtsstudium schon öfters gemacht, wie zum Beispiel, dass Neandertaler und HSS sich nicht vermischt hätten, oder dass es Troja nie gegeben hätte, bis Schliemann das Gegenteil bewies. :roll:
Auf die Guanchen lässt sich das nicht anwenden. Deren Herkunft steht mit großer Wahrscheinlichkeit fest.
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Wobei denn manche Alternativen von vornherein derart an den Haaren herbeigezogen werden, dass man sie gleich abhaken kann.
Was die Vergleiche mit Troja und dem Neandertaler betrifft: Ist ein Stück Geschichte der Geschichtsschreibung.
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