Neue Menschenform entdeckt

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Max-Planck-Forscher finden Erbgut aus Süd-Sibirien
Eine neue Menschenform haben Forscher des Max-Planck-Institutes entdeckt. Der Fund weise auf eine weitere Auswanderungswelle aus Afrika hin, die sich von schon bekannten Wanderungen menschlicher Vorgänger unterscheide.
Die Forscher aus Leipzig hatten Erbmaterial aus einem in Sibirien entdeckten Fingerknochen entdeckt. Sie verglichen die Ergebnisse mit Erbmaterial von Neandertalern und heute lebenden Menschen, teilte das Max-Planck-Institut mit.
Quelle: http://www.heute.de
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Harald
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Die ZDF-Meldung ist schon wieder verschwunden. Handelt es sich um einen neuen Fund vom Denisowa-Menschen?

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dieter
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Lieber Harald,
das kann sein. Ich werde darüber noch weiter schreiben. :wink:
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dieter
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Schlussfolgerung der Untersuchungen: Der Fund weise auf eine weitere Auswanderungswelle aus Afrika hin, die sich von den Wanderungen des Homo erectus sowie der Vorfahren der Neandertaler und modernen Menschen unterscheide. Die Ergebnisse wurden vom Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.
Quelle: www.heute.de
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ehemaliger Autor K.

dieter hat geschrieben:Schlussfolgerung der Untersuchungen: Der Fund weise auf eine weitere Auswanderungswelle aus Afrika hin, die sich von den Wanderungen des Homo erectus sowie der Vorfahren der Neandertaler und modernen Menschen unterscheide. Die Ergebnisse wurden vom Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.
Quelle: http://www.heute.de
Diese Geschichte ist aber schon reichlich alt. Die Zeitschrift Nature liegt bei uns in der Universität aus und ich leihe sie mir manchmal aus. Ich habe das Artikelverzeichnis durchgestöbert und es kann sich nur um die Information handeln, die bereits 2010 veröffentlicht wurde. Das ist Schnee von gestern. Hier ist der Artikel:

"Using DNA extracted from a finger bone found in Denisova Cave in southern Siberia, we have sequenced the genome of an archaic hominin to about 1.9-fold coverage. This individual is from a group that shares a common origin with Neanderthals. This population was not involved in the putative gene flow from Neanderthals into Eurasians; however, the data suggest that it contributed 4–6% of its genetic material to the genomes of present-day Melanesians. We designate this hominin population ‘Denisovans’ and suggest that it may have been widespread in Asia during the Late Pleistocene epoch. A tooth found in Denisova Cave carries a mitochondrial genome highly similar to that of the finger bone. This tooth shares no derived morphological features with Neanderthals or modern humans, further indicating that Denisovans have an evolutionary history distinct from Neanderthals and modern humans."

Nature 468, 1053–1060
(23 December 2010)
doi:10.1038/nature09710
Published online
22 December 2010

Es könnte nur sein, dass demnächst neue Ergebnisse in Nature veröffentlicht werden sollen. Die scheinen dann aber wohl auch keine wesentlichen neuen Erkenntnisse zu bringen.
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dieter
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Lieber Karlheinz,
Du hast ja Recht, lag bei meinen Unterlagen auch schon seit 2010. :wink: Ich versuche aber immer wieder den Namen dieses Forums "Geschichte-Wissen" zur Geltung zu schaffen, in dem ich immer wieder ein paar geschichtliche Themen aus meinen Unterlagen bringe. :wink:
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dieter
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Der Knochen war 2008 in einer 33 Meter langen Höhle im Altaigebirge im südlichen Sibirien gefunden worden. Analysiert wurde von dem Team um Krause und Pääbo die sogenannte mitochondriale DNA aus den "Kraftwerken" der Zelle, die ausschließlich mütterlicherseits vererbt wird. Der Finger gehörte demnach zu einer Menschenform, die vor mehr als 30.000 Jahren in dem Gebirge in Zentralasien lebte. Das Alter des Fossils deutet darauf hin, dass die Gruppe parallel zu den Neandertalern und modernen Menschen gelebt haben könnte.
Quelle: www.heute.de
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dieter
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Der gemeinsame Vorfahr der drei Menschenformen habe der Analyse nach vor etwa einer Million Jahren gelebt, schreiben die Forscher in "Nature". Homo erectus verließ nach heutigem Stans der Forschung vor etwa 1,9 Millionen Jahren Afrika , die Vorfahren der Neandertaler begaben sich vor rund 500.000 bis 300.000 auf Wanderschaft, die des modernen Menschen etwa vor 50.000 Jahren.
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dieter
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Die Entdeckung birgt ein Novum: Erstmals wurde eine Menschenform nicht anhand von Fossilien, sondern mittels einer Erbgut-Analyse entdeckt. In der wahrscheinlich schon vor 125.000 Jahren von Menschen bewohnte Höhle hätten sich zwar zahlreiche Fossilien gefunden, meist aber Fragmente und keine vollständigen Knochen, erläutert Brown von der Universität Manchester in einem Begleittext. Die Bodenschicht mit dem Fingerknochen sei auf etwa 30.000 bis 48.000 Jahre datiert worden.
Mitochondriale DNA biete bei der Fossilienanalyse mehr Erfolgschancen als das Erbmaterial aus den Zellkernen , erläutert Brown. Sie liege in einer Zelle in rund 8.000 Kopien vor - von der DNA im Zellkern gibt es nur zwei.
Quelle: www.heute.de
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Peppone
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Ausgehend von http://www.quickiwiki.com/de/Denisova-Mensch der Versuch, zum Thema noch was Neues beizutragen:

Bekannt ist, dass Denisova und Neandertaler näher verwandt waren als Denisova und Sapiens.
Irgendwann müssen sich Denisova und Vorfahren der heutigen Papua, Aborigines und Polynesier vermischt haben.
Denisova waren, wie der einzelne gefundene und überraschend große Backenzahn nahelegt, überraschend primitiv.
Die größte Nähe zum Neandertaler besteht bei den Spätneandertalern, die in Vindija und Mesmaiskaja gefunden wurden und ein Alter zwischen 28000 und 40000 Jahren haben.

Interessant sind zwei neue - zumindest für mich neue - in dem Artikel erwähnte Fakten bzw. Vermutungen:
Die Neandertaler von Vindija und Mesmaiskaja sind sich genetisch ähnlicher als es die heutige Sapiens-Population ist, die sich aber andererseits auch wieder ähnlicher ist als alle anderen bekannten Populationen von Hominiden. Das wird auf einen sog. "genetischen Flaschenhals" zurückgeführt, der vor 70.000 Jahren im Gefolge des Toba-Ausbruchs die Sapiens-Population weltweit auf wenige tausend Individuen reduzierte. Die noch größere Ähnlichkeit der Spätneandertaler ist wohl ebenfalls auf einen genetischen Flaschenhals zurückzuführen, der dann allerdings noch "enger" gewesen sein müsste als der der Sapiens. Durch irgendeine, vor 40.000 b.p. stattgefundene Katastrophe muss die weltweite Neandertaler-Population auf noch weniger Individuen zusammengeschmozlen sein als dies vor 70.000 Jahren bei der Sapiens-Population war - eventuell fand dieser Flaschenhals der Neandertaler sogar gleichzeitig mit dem der Sapiens statt, er wäre dann also ebenfalls auf den Toba-Ausbruch zurückzuführen, der dann auf die Neandertaler noch katastrophalere Auswirkungen gehabt haben müsste als auf die Sapiens.

Zweitens wurde ein Kandidat identifiziert, der der wahrscheinlich letzte gemeinsame Vorfahr der Denisova und Neandertaler gewesen ist: Es ist der Homo antecessor, eine in Europa vorkommende Unterart des Erectus bzw. von dessen Nachfahren, des H.heidelbergensis, und bislang nur als Vorfahr der Neandertaler im Gespräch.
Aus der Fundstelle Atapuerca in Spanien wurde mtDNA eines 400.000 Jahre alten Oberschenkelknochens eines Antecessor isoliert, die eine große Ähnlichkeit mit der Denisova-DNA aufwies. Antecessor bzw. Heidelbergensis wäre demnach direkter mit Denisova verwandt als mit dem Neandertaler, mit anderen Worten: Denisova sind direktere Nachkommen des Antecessor als Neandertaler.
Da Heidelberg-Menschen nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika und Asien gefunden wurden, könnte es sein, dass in Asien einzelne Heidelberg-Populationen überlebten und sich - nur wenig weiter entwickelt, wie z.B. der Denisova-Backenzahn zu beweisen scheint - u.a. in der Denisova-Höhle aufhielten. Diese Rest-Heidelberg-Population müsste sich dann mit Sapiens-Populationen, die sich später zu Melanesiern und Aboriginies entwickelten, vermischt haben und so ihr Erbgut in die heutige pazifische Urbevölkerung eingebracht haben.

Sidekick: Wenn dem so war, dann können sich die ganz frühen Indianer nicht von Südostasien aus über Philippinen, Japan, Kurilen und Aleuten nach Amerika ausgebreitet haben, sonst würde man bei den heutigen Indianern auch Denisova-Marker finden. Und neueste Forschungsergebnisse weisen auch deutlich darauf hin, dass die Ur-Urindianer sich aus Kaukasiern entwickelt haben, die über Zentralasien nach Amerika kamen. Der nächste "lebende" 'Verwandte der meisten Indianersprachen hat bei einer kleinen zentralasiatischen Bevölkerung überlebt.

VG
Beppe
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dieter
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Lieber Beppe,
vielen Dank für Deine interessanten Informationen. :D
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