Die Liechtensteinhöhle

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

Harald
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Aus einem Filmbericht des Mitteldeutschen Rundfunks über deni Harz:
1972 entdeckten Heimatforscher die Höhle auf dem Berg Liechtenstein in der Nähe von Osterrode im Harz, 1980 fanden Höhlenforscher einen vorher unbekannten Teil. Da ich mit meinem ipad keinen Link legen kann, ist es am einfachsten, den Begriff "Liechtensteinhöhle" zu googeln, für den eine sehr ausführliche Beschreibung geliefert wird.
In dem später entdeckten Teil fanden sich ca. 5.500 menschliche Knochenteile von 65 bis 70 Individuen aus der Zeit um 1000 vor unserer Zeitrechnung, aus der Urnenfelderkultur.
Die Menschen wurden offensichtlich dort begraben, gehörten zur wohlhabenderen Schicht, zu mindestens 3 Generationen und waren miteinander verwandt.

Man führte dann auch genetische Untersuchungen bei der in der Nähe wohnenden Bevölkerung durch und zwei Männer, Vater und Sohn, die in Sichtweite der Höhle wohnen, wiesen eine äußerst seltene Erblinie auf, die mit der eines Mannes aus der Höhle identisch ist!
Eine Familienkontinuität über 120 Generationen!

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Paul
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Die Begräbnisstätte soll zu einer 3 km entfernten bronzezeitlichen Höhensiedlung gehört haben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtensteinhöhle

Üblich waren in dieser Kultur eigentlich Hügelgräber. Man kann den Ganzen natürlichen Berg natürlich als einen überdimensionalen Hügel ansehen. Hier bei Wetzlar haben wir ein riesiges Hügelgräberfeld aus dieser Zeit. Demzufolge müßten in unserer Region massenhaft Menschen gelebt haben.
In der Lichtensteinhöhle haben sich die Knochen besser erhalten, als woanders. Wahrscheinlich ist es aber auch nur sehr aufwendig überall solche genetischen Studien zu machen. Vermutlich ist die genetische Kontinuität in vielen Regionen sehr weitgehend gegeben.
Interessant wäre es die genetische Kontinuität in Regionen zu untersuchen, wo es einen Kultur- und Sprachwechsel gab, ohne das eine Vertreibung festgestellt werden konnte..
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Harald
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Um 1000 vor u.Z. wurden in der Gegend bereits indogermanische Sprachen gesprochen. Ob das auch die Höhlenleichen zu Lebzeiten taten wissen die Götter (Asen oder Wanen?).
Jedenfalls hat die Bevölkerung, und das ist sehr bemerkenswert, die Jahrhunderte spätere Germanisierung - Jastorf ist nicht so weit entfernt - offenbar heil überstanden.

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Paul
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Eigentlich geht man davon aus, das diese Bevölkerung, mit früher bronzezeitlicher und später Eisenzeitlicher Kultur sogar eher expansiv sein konnte. Sie waren jedenfalls besser bewaffnet als die Menschen weiter im Norden. Dies spricht dafür, das sie von Anfang an an der Entwicklung der Germanischen Sprache teilnahmen. So konnte die Hallstatt- und Latenekultur auch in Früh-Germanien leicht expandieren. Man könnte also versuchen festzustellen, inwieweit diese Bevölkerung nach Norden expandierte. Bei der "Schlacht im Sumpf" geht ma ja davon aus, das bronzezeitliche Krieger aus dem Süden im heutigen Norddeutschland auf steinzeitlich bewaffnete Krieger trafen. Tödlich waren auch diese Waffen. Wahrscheinlich brachten auch solche Vorgänge überhaupt die indogermanische Sprache zu den nördlichen Megalithikern und Kriegsgefangene von dort in den Süden, so das dieses Sprachsubstrat sich auch im Süden ausbreiten konnte.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Paul
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Mit der Schlacht im Sumpf meinte ich die Schlacht am Tollensee vor 3200 Jahren. Ein kleinerer Teil der Krieger war mit Bronzewaffen bewaffnet und stammte aus dem Süden, also wahrscheinlich aus Regionen die um Chr. Geburt ganz sicher germanisch sprachen und zur Latene-Kultur gehörten.

http://www.zeit.de/2012/25/Bronzezeit-Kriege

Wahrscheinlich waren Einwanderer/Eroberer aus solchen Regionen verantwortlich dafür, das auch in Norddeutschland und Skandinavien Germanisch als indogermanische Sprache entstand. Kriegsgefangene und Armutsflüchtlinge/Siedler aus dem Norden brachten aber auch Sprachelemente aus dem Norden in den Süden. Dieses Gebiet wuchs sprachlich also sehr früh mit dem Norden zusammen, auch wenn man in dieser Sprachphase noch nicht einmal von einem frühgermanisch sprechen will, was ma aber eigentlich muß.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Harald
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In der Urnenfelderkultur war die Brandbestattung üblich, daher der Name.
Wie bereits von Paul angedeutet, können die Liechtensteinhöhlenbenutzer den 260m hohen Liechtenstein als großen natürlichen Kurgan angesehen und ihre Leichen in die tief drinnen gelegene Höhle verfrachtet haben. Das hieße, daß sie zu den Urindoeuropäern gehörten.

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