Solutreen-Hypothese

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

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Peppone
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Europäer in Amerika - und das schon während der letzten Eiszeit?
Klingt erst mal fantastisch - im Sinne von fantasievoll.

Aber es gibt Hinweise, dass dem tatsächlich so war:
Schon tausende von Jahren, bevor die ersten Clovis-Spitzen in den Boden gelangten, waren auf dem Cactus Hill in Virginia Jäger in Amerika gewesen und hatten ebenfalls charakteristische Pfeilspitzen hinterlassen.
Diese Pfeilspitzen erinnern verdächtig an die in Spanien und Südfrankreich verbreiteten Pfeilspitzen der Solutreen-Kultur.
Sollten eiszeitlichen Jäger irgendwie nach Amerika gelangt sein? WIE?!?

Eine der in Cactus Hill/Virginia gefundenen "Blattspitzen" (23.000 Jahre alt) gleicht ihren "Kollegen" von der anderen Seite des Atlantik auf´s. Haar. Die späteren Clovis-Spitzen stellen Weiterentwicklungen der "Solutreen"-Blattspitzen dar. In Asien, dem bisher angenommenen Herkunfstort der Clovis-Kultur, fehlen solche Spitzen aber komplett.

Zusätzlich zu diesen mow deutlichen Hinweisen, dass tatsächlich Solutreen-Leute zwischen 25.000 und 15-13.000 b.p. nach Amerika gelangt sein müssen, liefern jetzt Forschungen zum Verlauf der südlichen Packeiskante im Verlauf der letzten Eiszeit.
Die Solutreen-Leute könnten sich am südlichen Eisrand entlang erst nach Norden, dann nach Westen "gehangelt" haben und so nach Amerika gelangt sein.
Warum?
Die Solutreen-Leute sollen einen Lebensstil ähnlich dem der heutigen Inuit gepflegt haben. Auf der Jagd nach Seevögeln und Seehunden könnten sie immer weiter westlich gelangt sein, nachts auf Eisinseln langernd, tagsüber in Fellbooten auf dem Meer umherstreifend.

Es ist die bislang logischste Erklärung für das Auftauchen europäischer Blattspitzen und auch der Clovis-Kultur in Amerika.

Vgl.:
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1 ... 0500395797
http://www.ucpress.edu/book.php?isbn=9780520227835
http://www.ucpress.edu/book.php?isbn=9780520227835
http://www.bioone.org/doi/abs/10.3721/J080527
chttp://www.plosone.org/article/info:doi/10.137 ... ne.0000829

Beppe
Dietrich
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Peppone hat geschrieben:Europäer in Amerika - und das schon während der letzten Eiszeit?
Klingt erst mal fantastisch - im Sinne von fantasievoll.
So lange es keine entsprechenden Skelettfunde gibt, die das beweisen, halte ich das ganze für eine wilde Spekulation und ein schönes paläolithisches Märchen. :mrgreen:
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Peppone
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Dietrich hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Europäer in Amerika - und das schon während der letzten Eiszeit?
Klingt erst mal fantastisch - im Sinne von fantasievoll.
So lange es keine entsprechenden Skelettfunde gibt, die das beweisen, halte ich das ganze für eine wilde Spekulation und ein schönes paläolithisches Märchen. :mrgreen:
Warum ist es dann deines Erachtens so, dass es in Asien kein Prä-Clovis gibt, dass aber die Clovis-Spitzen und die europäischen Solutreen-Blattspitzen sich bis auf den Einschnitt an der Basis der Clovis-Spitzen ähneln wie fast ein Ei dem andern?

Beppe
Dietrich
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Peppone hat geschrieben: Warum ist es dann deines Erachtens so, dass es in Asien kein Prä-Clovis gibt, dass aber die Clovis-Spitzen und die europäischen Solutreen-Blattspitzen sich bis auf den Einschnitt an der Basis der Clovis-Spitzen ähneln wie fast ein Ei dem andern?
Man spekuliert, genauso verrückt, über eine Besiedlung von Nordamerika via Fellboot (Stichwort: http://de.wikipedia.org/wiki/Umiak) oder gar per pedes entlang der damals vorhandenen nordatlantischen Eisschelfkante, also genau anders herum. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass zwischen Solutreen in Westeuropa und Clovis in Nordamerika einige Jahrtausende liegen.
http://www.geo.de/GEO/kultur/geschichte/691.html?p=5

Und wer springt gleich auf den Zug auf? :lolno:

http://wiki.atlantisforschung.de/index. ... Connection
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Peppone
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Dietrich hat geschrieben:Und wer springt gleich auf den Zug auf? :lolno:
War doch logisch, dass sich das die Atlantisfans nicht entgehen lassen... :mrgreen:

Aber der Zeitunterschied zwischen Clovis und Solutreen lässt sich auch ganz logisch erklären: In Virginia wurde eine Solutreen-Spitze auf 23000 Jahre datiert - das wäre gleichzeitig zum europäischen Solutreen! Und bis sich die Kultur dann zur Clovis-Kultur weiter entwickelt hat (die Clovis-Spitzen scheinen ha tatsächlich eine Weiterentwicklung zu sein), dauert´s halt...

Beppe
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Peppone hat geschrieben:
Dietrich hat geschrieben:Und wer springt gleich auf den Zug auf? :lolno:
War doch logisch, dass sich das die Atlantisfans nicht entgehen lassen... :mrgreen:

Aber der Zeitunterschied zwischen Clovis und Solutreen lässt sich auch ganz logisch erklären: In Virginia wurde eine Solutreen-Spitze auf 23000 Jahre datiert - das wäre gleichzeitig zum europäischen Solutreen! Und bis sich die Kultur dann zur Clovis-Kultur weiter entwickelt hat (die Clovis-Spitzen scheinen ha tatsächlich eine Weiterentwicklung zu sein), dauert´s halt...
Auf diesen mageren Behauptungen und Vermutungen lässt sich kein schlagender Beweis aufbauen. Und daher wird diese Hypothese zu recht als Spekulation bewertet.
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dieter
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Ihr lieben,
Amerika ist ein so großer Kontinent, warum sollen die Indianer die Ersten gewesen sein :?: Ich erinnere an den Kennwick-Mann, der entweder ein Europäer oder ein Ainu aus Japan war. Ferner sollen Negritos in Südamerike gewesen sein und warum sollen die Südseeinsulaner, wenn sie es bis zur Osterinsel geschafft nicht auch Südamerika erreicht haben. :?:
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Peppone
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dieter hat geschrieben: warum sollen die Südseeinsulaner, wenn sie es bis zur Osterinsel geschafft nicht auch Südamerika erreicht haben. :?:
Weil sich die Polynesier erst lange nach der Zeitenwende auf den Weg gemacht haben, der sie Richtung Südamerika hätte führen können.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: warum sollen die Südseeinsulaner, wenn sie es bis zur Osterinsel geschafft nicht auch Südamerika erreicht haben. :?:
Weil sich die Polynesier erst lange nach der Zeitenwende auf den Weg gemacht haben, der sie Richtung Südamerika hätte führen können.

Beppe
Lieber Beppe,
das ist doch kein Grund, warum sie Südamerika nicht erreicht haben sollen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:das ist doch kein Grund, warum sie Südamerika nicht erreicht haben sollen. :wink:
Schon, aber aus zeitlichen Gründen macht es keinen Sinn, sie mit Kennewick Man, Clovis, Solutreen in Verbindung zu bringen.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:das ist doch kein Grund, warum sie Südamerika nicht erreicht haben sollen. :wink:
Schon, aber aus zeitlichen Gründen macht es keinen Sinn, sie mit Kennewick Man, Clovis, Solutreen in Verbindung zu bringen.

Beppe
Lieber Beppe,
das mach ich doch nicht. Ich habe geschrieben, dass Amerika ein so großer Kontinent ist, dass die von Dir genannten Menschen unabhängig voneinander Amerika besucht haben können. Du mußt meine Beiträge schon richtig lesen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
james
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dieter hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: warum sollen die Südseeinsulaner, wenn sie es bis zur Osterinsel geschafft nicht auch Südamerika erreicht haben. :?:
Weil sich die Polynesier erst lange nach der Zeitenwende auf den Weg gemacht haben, der sie Richtung Südamerika hätte führen können.

Beppe
Lieber Beppe,
das ist doch kein Grund, warum sie Südamerika nicht erreicht haben sollen. :wink:
Haben sie warscheinlich auch, nur nicht in der Steinzeit.

Es gibt ja eine Legende von einem Inka der das Meer bereiste. Dabei soll ihm ein Polynesier als Navigator gedient haben, also muss der ja irgendwie nach Südamerika gekommen sein.
Die Mythologie der Inka berichtet, daß in der Nähe von Qusqu (Cusco) ein Himmelsschiff landete. Dem entstiegen vier Brüder und vier Schwestern, von denen zwei, Manku Qhapaq und Mama Uqllo, die Urahnen der Inka-Dynastie werden sollten.

Die Lapita-Wanderung (Polynesier) ging um etwa 1600 v. Chr. von Südindien aus, was nicht verwundert, da im Telegu mehrere Inseln wie Sumatra und Java bereits in alten Mythen erwähnt sind. Diese Inseln waren ja auch alle mal buddhistisch.
Auch der Lapitawanderung wurde noch vor 3 Jahren ein Alter von 5000 - 6000 Jahren und mehr bescheinigt.
War nicht so und die dt. Wikipedia ist diesbezüglich völlig überaltert mit ihrer Herkunftstheorie. :shh:
Bild

Übrigens haben sie diese südindische-polynesische DNA-Linie der Lapita-Wanderung bei den Chachapoya gefunden,
ist vor 4 Wochen rausgekommen. Die gilt in Amerika jedoch auch als einheimisch, weil sie von einem großen Teil der
Indios getragen wird.
Keltisch oder Karthagisch war an denen nichts, somit ist auch Hans Giffhorn seine Chachapoya-Theorie tot.
Aber sie war durchaus interessant und unterhaltsam, wobei ich den Karthagern ja eine Reise über den Ozean zugetraut hätte, jedoch eher unfreiwillig.

Nun bliebe nur noch zu klären ob die Chinesen mal in Amerika waren?

Was die Solutreen-Hypothese angeht, zu den frühen Einwanderern gehörte auch ein früher Ableger des Mal'ta Boy der über Ostasien und die Beringsee wanderte.
Über dessen Einwanderung nach Amerika ist wohl die Ähnlichkeit des europäischen Solutreen mit dem amerikanischen Paleolithikum erklärbar, denn Andere dieser Gruppe brachen nach Westasien und Europa auf. Aber möglicherweise war diese Steinzeittechnik generell verbreitet und könnte damit auch über andere Linien nach Amerika gekommen sein.
Dietrich
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james hat geschrieben: Die Lapita-Wanderung (Polynesier) ging um etwa 1600 v. Chr. von Südindien aus, was nicht verwundert, da im Telegu mehrere Inseln wie Sumatra und Java bereits in alten Mythen erwähnt sind. Diese Inseln waren ja auch alle mal buddhistisch..
"Die Vorfahren der Polynesier und Mikronesier waren aller Wahrscheinlichkeit nach Ostasiaten, die aus der Region um das heutige Taiwan auf die Inseln im Pazifik wanderten. Ein Forscherteam um Jonathan Friedlaender von der Temple University in Philadelphia hat außerdem festgestellt, dass diese Völker nur sehr weit entfernt verwandt mit den Melanesiern sind, die heute Neuguinea, Fidschi, die Salomonen und Vanuatu besiedeln. Über die neuesten Erkenntnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin PLoS Genetics."

http://www.innovations-report.de/html/b ... 01663.html
Dietrich
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james hat geschrieben: Die Lapita-Wanderung (Polynesier) ging um etwa 1600 v. Chr. von Südindien aus, was nicht verwundert, da im Telegu mehrere Inseln wie Sumatra und Java bereits in alten Mythen erwähnt sind. Diese Inseln waren ja auch alle mal buddhistisch..
"Die Vorfahren der Polynesier und Mikronesier waren aller Wahrscheinlichkeit nach Ostasiaten, die aus der Region um das heutige Taiwan auf die Inseln im Pazifik wanderten. Ein Forscherteam um Jonathan Friedlaender von der Temple University in Philadelphia hat außerdem festgestellt, dass diese Völker nur sehr weit entfernt verwandt mit den Melanesiern sind, die heute Neuguinea, Fidschi, die Salomonen und Vanuatu besiedeln. Über die neuesten Erkenntnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin PLoS Genetics."

http://www.innovations-report.de/html/b ... 01663.html
james
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Das ist von 2008! Seitdem sind 4 neue Studien zu Oceanien und 3 zu Indien erschienen und
warscheinlich noch ein paar zu Südostasien.
Es gab auch mehr als eine Ausbreitungswelle die von unterschiedlichen Orten in Südasien ausgingen,
u.a. galt Taiwan als einer der Startpunkte für die zweite Welle,
was aber eher die südlich gelegenen nördlichen Philippinen sind, die erste und dritte ging
von Indonesien aus. Die unterschiedlichen Wellen werden mit der mtDNA B4 in Zusammenhang
gebracht und dabei den einzelnen Wellen verschiedene Substämme zugeschrieben.
Aber wie er auch sagt, vermischten sie sich untereinander.
Das diese Inseln natürlich auch erstmal vom Festland aus erreicht worden sein müssen,
ergibt sich von selbst. Eine dieser Gruppen startete von Südindien aus.

Trotzdem ist es eine großartige Leistung dieses Navigators das er Amerika erreichte
und wie die Polynesier überhaupt ihre winzigen Inseln inmitten eines so großen Ozeans fanden.
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