Was war zuerst da? Viehwirtschaft o. Ackerbau?

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

Paul
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Was war zuerst da Ackerbau o. Viehzucht?
Konnte Viehzucht entstehen, ohne das vorher Ackerbau betrieben wurde?
Meiner Ansicht nach kann man das nicht generalisieren.
Normalerweise würde der Beginn von Viehzucht für eine Gesellschaft von Wildbeutern naheliegen. Man müßte nur die Jungtiere gejagter Muttertiere aufziehen. Ich glaube, das Rentierzucht die erste landwirtschaftliche Betätigung war, lange bevor Gerste angebaut wurde. Es gibt ja wohl auch keine Belege für eine Ackerbaubetätigung der heutigen Rentierzüchter, bevor sie Rentiere züchteten. Sie wechselten direkt von der Jagd zur Rentierzucht.
Interessant ist natürlich wann dieser Wechsel erfolgte? Haben die Menschen der Erteböllekultur(Hamburger Kultur) Rentiere gezüchtet, bevor sie mit Ackerbau anfingen u. Rinder züchteten? Ihre Fähigkeit auch als Erwachsene Milchzucker zu verwerten deutet auf eine sehr frühe Milchwirtschaft.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Paul
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Landwirtschaft beinhaltet ja Feldfrüchteanbau, Viehwirtschaft, Fischwirtschaft, Obstanbau...
Meist wird der Nahe Osten als Entstehungsregion für Landwirtschaft angesehen.
Wahrscheinlich sollte man besser von unterschiedlichen Enstehungsregionen sprechen. In Asien wurde der Reis domestiziert, im Nahen Osten die Gerste, in Norddeutschland womöglich der Hafer. In Zentralasien soll das Rind domestiziert worden sein, im nördlichen Eurasien das Ren. Das Pferd wurde wahrscheinlich in mehreren Regionen domestiziert. Der Wolf als Helfer bei Jagd u. Viehhaltung wurde wahrscheinlich schon vor 135000 Jahren durch den Neandertaler domestiziert.
Dem systematischen Anbau ging das Sammeln voraus. Das erste Brot wurde wahrscheinlich schon vor über 20000 Jahren aus Wildgetreide gebacken. Aber schon der Neandertaler verwendete Sicheln. In Belgien wurde eine 135000 Jahre alte Steinsichel gefunden. Sie mußte wohl beim Sammeln helfen.
Beim auslichten des Waldes z.B. beim anlegen einer Wohnsiedlung u. Gewinnung von Holz zum Hausbau wurden die Obstbäume verschont. Da diese Tochterpflanzen bildeten, wurden diese bei Siedlungsneugründungen mitgenommen. So konnte sich eine Vorstellung von Anpflanzen bilden.
Jungtiere wurden als Nahrungsreserve nicht sofort getötet, sondern mit nach Hause genommen. Wenn man es sich leisten konnte, behielt man die Reserve und diese vermehrte sich dann. Das Prinzip der Haustierhaltung kannte man ja vom Haushund. Der Haushund war wahrscheinlich wie bei den Indianern auch eine erste Fleischreserve u. damit der Prototyp für andere Haustierfleischlieferanten.
Eine sehr frühe Domestizierung des Ren hätte sich für die frühen Rentierjäger angeboten. Sie hätte auch eine sehr frühe Milchwirtschaft ermöglicht. Die Forschung hat dies bisher noch nicht bestätigt. Indizien wären z.B. die extreme Milchzuckerverträglichkeit in Südschweden von fast 100 %, obwohl die meisten Menschen z.B. in Asien u. Afrika Milchzucker im Erwachsenenalter nicht verwerten können.
viele Grüße

Paul

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Paul
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Die sytematische Nutzung von Feigen und Äpfeln konkurriert zeitlich mit der Nutzung von Getreide z.B. Weizen und Reis.
In fruchtbaren Flußtälern im Nahen Osten, in China und am Nil dominierte der Getreideanbau. In gebirgigen Regionen wie dem Kaukasus und Afghanistan war wahrscheinlich die Früchtenutzung von Obstbäumen wichtiger. In anderen Regionen wie Norddeutschland und bestimmte Steppenregionen war die Viehwirtschaft besonders wichtig. In Gebirgsregionen lies sich die Nutzung von Ziegen/Schafen mit dem Obstanbau gut kombinieren.
viele Grüße

Paul

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