Mythos Che Guevara – seine Ideenwelt

Kommentare und Meinungen zu epochenübergreifenden Themen

Moderator: Barbarossa

Spartaner
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Ich denke wenn man alle Kubaner in Kuba und außerhalb Kubas frei abstimmen lassen würde, was sie als bessere Lebensweise empfinden würden, dann würden wir sehen, das Castros Diktatur gar nicht so schlecht gewesen sein kann. Demokratien nach amerikanischen Vorbild hätten auf der Insel genauso viel Elend gebracht wie wir sie heute auf Haiti erleben . Und auch in sogenannten Demokratien sehen wir grosse Defizite, die man gar nicht alle aufzählen kann . Grösstenteils bestimmen Klientelwähler das Bild . Obdachlosigkeit, Drogen und Arbeitslosigkeit bestimmen in vielen Ländern das Bild und ohne ständige wirtschaftliche Steigerung erstickt das System an sich selbst. Die Natur wird dabei rücksichtslos ausgebeutet. Es sei den es würde sich neu erfinden. Kuba hat zwar nicht den Reichtum aber die grosse Mehrzahl fühlt sich so glücklich wie sie leben.
CARLOS
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Spartaner hat geschrieben:Ich denke wenn man alle Kubaner in Kuba und außerhalb Kubas frei abstimmen lassen würde, was sie als bessere Lebensweise empfinden würden, dann würden wir sehen, das Castros Diktatur gar nicht so schlecht gewesen sein kann.
Eine gute Idee. darauf muss man erst mal kommen. Es fehlt leider an der Umsetzung, und es gab so viel Zeit in Castros Regierungszeit. Kuba ist wirklich besser als Modell eines Wirtschaftssystems im Vergleich mit gescheiterten Staaten in Afrika. Aber seit wann bemisst sich der Fortschritt an gescheiterten Staaten? Wachstumsprobleme? Bei 7 MRd Menschen ist Wachstum unerlässlich, sollen die zusätzlichen Menschenmassen ernährt und gekleidet werden. Jährlich wächst die Menschheit um 80 Mio Menschen, las ich vor längerer Zeit.
Spartaner
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CARLOS hat geschrieben:
Eine gute Idee. darauf muss man erst mal kommen. Es fehlt leider an der Umsetzung, und es gab so viel Zeit in Castros Regierungszeit. Kuba ist wirklich besser als Modell eines Wirtschaftssystems im Vergleich mit gescheiterten Staaten in Afrika. Aber seit wann bemisst sich der Fortschritt an gescheiterten Staaten? Wachstumsprobleme? Bei 7 MRd Menschen ist Wachstum unerlässlich, sollen die zusätzlichen Menschenmassen ernährt und gekleidet werden. Jährlich wächst die Menschheit um 80 Mio Menschen, las ich vor längerer Zeit.
Sparsamkeit, Enthaltsamkeit und Maßhaltung in Umgang mit vorhandenen Ressourcen sind verantwortungsvoller als ständiger Wirtschaftwachstum mit den daraus sich ergebenden Folgen. Wir alle haben auch eine Verantwortung für kommende Generationen.
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Orianne
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Die einfachen Leute auf Kuba fürchten sich vor dem Tod von Fidel Castro, wie wird ihre Zukunft ohne ihren Máximo Líder aussehen.
Es gibt genügend Negativbeispiele, wobei ich Haiti nicht unbedingt an die erste Stelle setzen würde. Haiti hat eine unvorstellbar wechselhafte Geschichte für die man vermutlich einen ganzen Thread füllen könnte. Ich denke aber, dass der Eingriff der USA 1915 schon sehr einschneidend war. Die USA fürchteten die Deutschen, die auf Haiti die Wirtschaft zum Erblühen brachten.

Für Kuba kann es die Chance sein, aus dem Land ein kleines aber feines Costa Rica zu machen, aber dafür braucht das Land Investoren, um zuerst die marode Infrastruktur auf Vordermann zu bringen.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

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Triton
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Wer wohl glücklicher ist? Die Kubaner oder die Mehrheit der chinesischen Bevölkerung?
Was mir an Kuba auffällt: Die Sporterfolge sind weniger geworden, scheinbar ist dafür kein Geld mehr da.

Mit Che Guevara hat das heutige Kuba wenig zu tun, ihn interessierte wohl das schnöde Regieren nicht so sehr. Er wird dort zwar immer noch verehrt und vor allem seine (für sein Alter erstaunlich) klugen Zitate gerne benutzt, aber mehr auch nicht.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Spartaner
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Triton hat geschrieben: Er wird dort zwar immer noch verehrt und vor allem seine (für sein Alter erstaunlich) klugen Zitate gerne benutzt, aber mehr auch nicht.
Nein, da irrst du dich gewaltig, wenn man Kubaner fragt, wer der Voksheld Nr.1 für ist, ist es weder Batista noch Fidel Castro, sondern Che Guevarra. Ich finde es zudem einzigartig, wie man die Wirtschaft einer Insel ohne Abhängigkeit von außen solange führen konnte. Ein Beitrag dazu ist auch, dass fast jede Familie außerhalb und in den Städten Gemüsegärten hegen und pflegen. Das stärkt die Unabhängigkeit von Lebnsmittellieferungen von außen. Jede andere Insel dieser Grössenordnung oder kleiner ist irgendwie von anderen Staaten abhängig. Zudem scheint trotz tristen Sozialismus und Minimalismus -auf Sparflamme, der Tourismus und die Faszinazion von außen allgegenwärtig. Es ist wahrscheinlich die Entschleunigung der Zeit die diese Fazination ausübt. Diese Entschleunigung der Zeit ist auch dringend für grosse Wirtschaftnationen erforderlich, ansonsten wird man viele Probleme für die nächsten Generationen schaffen. Das kapitalistische Weltsytem ist dieser Aufgabe jedenfalls nicht gewachsen.

"Ausgelöst durch den Zerfall des Ostblocks nach 1989 kam es in Kuba zu einer katastrophalen Wirtschaftskrise mit erheblichen Versorgungsengpässen, da vor allem die Wirtschaftshilfe aus der Sowjetunion weg brach. Der Import von Agrochemikalien und Lebensmitteln sank um 80 Prozent, und die Treibstofflieferungen wurden halbiert. Verkehr und Landwirtschaft brachen zusammen, es fehlten Düngemittel und Pestizide, beide stark ölabhängig. Kuba stand am Rande einer Hungerkrise. Die Regierung Fidel Castros reagierte darauf 1991 mit einem radikalen Umbau der Landwirtschaft: Abstützen auf die eigenen Kräfte, Biolandbau und Einführung neuer ökologischer Techniken.
Die organische Landwirtschaft wurde Alternative zur wesentlich teureren industriellen Landwirtschaft und unabhängig von Importen. Was als Basisbewegung begann, wurde bald vom Staat unterstützt. Der Staat stellte Stadtbewohnern unbenutztes Land zur Verfügung und tausende leerstehende Flächen verwandelten sich in organische Oasen. Urban Farming wurde zu einer wichtigen Lebensquelle des Essens.
Allein in Havanna gibt es über 8000 organische Gärten, die jährlich mehr als eine Million Tonnen Gemüse produzieren. Die Größe der Gärten ist unterschiedlich, manche sind ein paar Meter, andere mehrere Hektar groß. Die urbanen Gärtner bauen hauptsächlich Salat, Pok Choi, Zwiebeln, Mangold, Rettich, Tomaten, Kohl und Brokkoli an. Je nach Gartengröße nutzen eine bis 70 Personen einen Garten. Die häufigste Anbaumethode ist die „no-dig method“ in Hochbeeten."
http://neukoelln-goes-country.blogspot. ... ft-in.html
Spartaner
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Orianne hat geschrieben: Es gibt genügend Negativbeispiele, wobei ich Haiti nicht unbedingt an die erste Stelle setzen würde. Haiti hat eine unvorstellbar wechselhafte Geschichte für die man vermutlich einen ganzen Thread füllen könnte. Ich denke aber, dass der Eingriff der USA 1915 schon sehr einschneidend war. Die USA fürchteten die Deutschen, die auf Haiti die Wirtschaft zum Erblühen brachten.
Haiti war nie sozialistisch, sondern u. a, eine Miltärdiktatur. Hier wollte Amerika beweisen, dass es ohne Diktatur besser sein würde, aber das Gegenteil war der Fall. Ich denke 15 Jahre von 1990 an als Jean-Bertrand Aristide Haitis erster frei gewählter Präsident wurde sind lange genug um eine Wirtschaft aufzubauen . Die USA wolte der Welt beweisen, dass man aus einer Diktatur eine Demokratie machen könnte und das es allen danach besser ginge. Das Gegenteil war der Fall. Nach dem kurzzeitigen Sturz von Aristide wurde er einJahr später von der USA wieder ins Amt verholfen.
1990 just um die Zeit als man zeigen wollte, dass man die Probleme Haitis schnell lösen könnte, zeigte parallel dazu das kommnsitische Kuba der Welt, wie es gelingen konnte und das ohne interantionale Hilfe, wie sie Haiti erahlten hatte.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... intergrund
"Ausgelöst durch den Zerfall des Ostblocks nach 1989 kam es in Kuba zu einer katastrophalen Wirtschaftskrise mit erheblichen Versorgungsengpässen, da vor allem die Wirtschaftshilfe aus der Sowjetunion weg brach. Der Import von Agrochemikalien und Lebensmitteln sank um 80 Prozent, und die Treibstofflieferungen wurden halbiert. Verkehr und Landwirtschaft brachen zusammen, es fehlten Düngemittel und Pestizide, beide stark ölabhängig. Kuba stand am Rande einer Hungerkrise. Die Regierung Fidel Castros reagierte darauf 1991 mit einem radikalen Umbau der Landwirtschaft: Abstützen auf die eigenen Kräfte, Biolandbau und Einführung neuer ökologischer Techniken.
Die organische Landwirtschaft wurde Alternative zur wesentlich teureren industriellen Landwirtschaft und unabhängig von Importen. Was als Basisbewegung begann, wurde bald vom Staat unterstützt. Der Staat stellte Stadtbewohnern unbenutztes Land zur Verfügung und tausende leerstehende Flächen verwandelten sich in organische Oasen. Urban Farming wurde zu einer wichtigen Lebensquelle des Essens.
Allein in Havanna gibt es über 8000 organische Gärten, die jährlich mehr als eine Million Tonnen Gemüse produzieren."
http://neukoelln-goes-country.blogspot. ... ft-in.html

"Haiti ist ein gescheiterter Staat, ein failed state. Und das in einer besonders krassen Form. Haiti, das auf der Karibikinsel Hispaniola liegt, hatte in der jüngeren Geschichte kaum eine Gelegenheit, zu einem funktionierenden Staat zu werden. Die Folge sind bis heute soziale Missstände von bedrückendem Ausmaß. Weder vor der Gewalt der Banden, noch vor der gravierenden Armut kann der Staat die Bürger schützen.
Über neun Millionen Menschen leben in Haiti, mehr als die Hälfte der Einwohner müssen täglich mit weniger als einem Dollar auskommen, knapp 80 Prozent mit weniger als zwei Dollar. Die Kindersterblichkeit ist erschreckend hoch: 60 Todesfälle kommen auf 1000 Geburten. 2,2 Prozent der zwischen 15- und 49-Jährigen sind HIV-positiv. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von umgerechnet knapp 400 Euro ist Haiti das ärmste Land Amerikas. Trotz internationaler Hilfen liegt die Wirtschaft am Boden. 80 Prozent der staatlichen Investitionen und 40 Prozent des Staatsetats werden international finanziert. Neben der ewigen Misswirtschaft haben sowohl Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Zyklone, als auch die Abholzung – fast der gesamte Baumbestand Haitis wurde geschlagen – zur Verarmung der einst reichen französischen Kolonie Haiti beigetragen.

Wie auch anders nicht üblig. In kapitalistischen Sytemen werden die Resourccen bis zum letzten ausgebeutet.Allein die ständige Steigerung von Exportzahlen und die Gewinn- und Profitmaximierung ist ihr Ziel . Generationsverantwortung -Fehlanzeige!

"Der schwache Staat zeigt sich der Bevölkerung vor allem am fehlenden Schutz gegen die latente Gewalt. Dabei ist es nicht nur die ausufernde Bandenkriminalität, die den Menschen zu schaffen macht, sondern auch die Tatsache, dass die herrschenden Fraktionen immer auch mit paramilitärischen Milizen ihre Macht sicherten und die Bevölkerung terrorisierten. Auch Polizei und Militär wurden von Politikern als Mittel zur Unterdrückung der Bevölkerung missbraucht, und das nicht nur zu Zeiten der Diktatur. Am meisten gefürchtet sind bei den Haitianern die bewaffneten Gangs und die ausufernden Entführungen. Und bis vor kurzem noch waren häufig auch korrupte Polizeibeamte in Entführungen verwickelt.
Die Menschenrechtsorganisation amnesty international weist darauf hin, dass besonders Kinder in Haiti einem höheren Risiko ausgesetzt sind, entführt zu werden. Die UN sprechen zudem von hunderttausenden Kindern, vor allem Mädchen, die aus zumeist mittellosen Familien als Hausangestellte verkauft werden. Diese Kinder würden wenig oder nicht entlohnt und sind oft Opfer von Misshandlungen, auch sexuellen.
Die sozialen Bedingungen Haitis sind insgesamt schlecht. Rund 50 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung ist arbeitslos, ähnlich hoch ist die Quote bei der Unterernährung und der Alphabetisierung. Wegen des vielerorts verwitterten und unfruchtbaren Bodens können die Bauern laut Welthungerhilfe nur noch knapp die Hälfte des Nahrungsmittelbedarfs decken."
Wallenstein

Ich bin leider nie auf Kuba gewesen, deshalb kann ich nicht viel über die Insel sagen. Ich kenne allerdings fast alle anderen Länder in Mittel- und Zentralamerika, sowie eine Reihe Inseln in der Karibik wie Trinidad, Barbados oder St. Lucia. Deshalb kann ich sagen: Rosig sieht es dort auch nicht aus, egal ob Demokratie oder Diktatur. Aber die Unterschiede zwischen einem modernen Land wie Argentinien oder Chile auf der einen Seite und Staaten wie Guatemala oder Peru sind gewaltig. Ob Kuba allerdings eine Alternative ist, das glaube ich eigentlich nicht.

Ein Bekannter von mir, Mitglied in der Linkspartei, verbrachte längere Zeit auf der Insel und kam vor kurzem ziemlich desillusioniert zurück. Die Städte sind in einem verwahrlosten Zustand und auch die Infrastruktur funktioniert nicht. Es wird immer wieder der Strom abgeschaltet, die wenigen Busse und auch die staatlichen Taxis sind ständig hoffnungslos überfüllt. Lange Wartezeiten sind unvermeidlich.

Seit 1993 dürfen die Kubaner Dollars haben, die ab 2004 umzutauschen sind in die Pesos convertibles (CUC). Seitdem bildet sich eine Zweiklassengesellschaft heraus, die einen haben CUC, die anderen müssen mit einem mageren Monatslohn von umgerechnet 20 Dollar auskommen in normalen Pesos. Doch der größte Teil der Waren wird auf dem Schwarzmarkt gehandelt (laut Zeitungen ungefähr 50%) und dort braucht man die CUCs. Viele bekommen Dollars aus den USA von Verwandten und können sich auf dem Schwarzmarkt alles leisten. Auch viele Produkte, die eigentlich in den Läden zu staatlich subventionierten Preisen verkauft werden sollten, dort aber nie erhältlich sind. Viele bedienen sich in den staatlichen Betrieben, in denen sie arbeiten, zweigen Produkte ab, um sie schwarz zu verkaufen. Der Schwarzmarkt ist allgegenwärtig und überall. Die Relationen sind auch absurd. Wer privat ein Zimmer an Touristen vermietet, verdient im Monat wesentlich mehr als ein Arzt.

Mein Bekannter erzählte: überall wird man um Geld angebettelt, für alles und jedes halten die Leute die Hand auf. Der Staat hat vor einiger Zeit 500.000 Angestellte entlassen, die sollen sich nun privat als Händler irgendwie durchschlagen. Seitdem wird die Konkurrenz immer erbitterter. Die staatlichen Ankaufpreise für Agrarprodukte sind sehr niedrig, seitdem verschieben die Landarbeiter alles auf dem Schwarzmarkt. Lebensmittel sind theoretisch billig, in der Praxis aber nicht zu bekommen. Viele bauen deshalb privat etwas an, sofern sie dies können. Rückfall in Subsistenzwirtschaft passiert immer, wenn die Wirtschaft nicht funktioniert.

Pluspunkte: Ein gutes Schulsystem und ein gutes Gesundheitssystem. Das kann vielleicht auch Nachteile haben. Angeblich planen zwei Drittel aller Leute unter 35 Jahren die Auswanderung, vor allem in die USA nach Florida, viele haben dort Verwandte. Da sie gut ausgebildet sind, können sie dort leicht eine Anstellung finden. Die Ärzte werden sicherlich auch überall auf der Welt Arbeit finden. Ein Aderlass könnte drohen. Wird das System in den nächsten Jahren weiter gelockert, wird sich auf Kuba wahrscheinlich ein ultrabrutaler Manchesterkapitalismus durchsetzen. China lässt grüßen.
CARLOS
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CARLOS hat geschrieben:
"Eine gute Idee. darauf muss man erst mal kommen. Es fehlt leider an der Umsetzung, und es gab so viel Zeit in Castros Regierungszeit. Kuba ist wirklich besser als Modell eines Wirtschaftssystems im Vergleich mit gescheiterten Staaten in Afrika. Aber seit wann bemisst sich der Fortschritt an gescheiterten Staaten? Wachstumsprobleme? Bei 7 MRd Menschen ist Wachstum unerlässlich, sollen die zusätzlichen Menschenmassen ernährt und gekleidet werden. Jährlich wächst die Menschheit um 80 Mio Menschen, las ich vor längerer Zeit.

Spartaner hat geschrieben:
"Sparsamkeit, Enthaltsamkeit und Maßhaltung in Umgang mit vorhandenen Ressourcen sind verantwortungsvoller als ständiger Wirtschaftwachstum mit den daraus sich ergebenden Folgen. Wir alle haben auch eine Verantwortung für kommende Generationen." Spartaner



Deine Antwort erfreut mein Herz. Sie hat nur den Nachteil, dass diejenigen, die "Sparsamkeit, Enthaltsamkeit Und Maßhalten" praktizieren könnten, also über mehr als als subsistenzerhaltende Einkommen verfügen, ihr Geld gerne für sich und ihren Luxuskonsum ausgeben wollen. Jene, die wie in Haiti nur über einen Dollar am Tag verfügen, können nicht enthaltsam und sparsam leben. Aufstrebende Schwellenländer nit neu entstandenen Mittelschichten mit höheren Einkommen wie z. B. China und Indien u. a. suchen den gleichen Lebensstandard wie in Europa oder den USA zu erreichen (allein schon übe 2 MRD Menschen). Es geht ihnen um Wohlstand ohne jede Rücksicht auf den Raubbau an Ressourcen, nicht um das Wohlergehen künftiger Generationen. Die Theorien sind das eine, die Praxis sieht jedoch immer anders aus.

In deiner Aufzählung fehlt der Begriff Effizienzsteigerung. Durch Steigerung der Effizienz eines technischen Geräts kann eine bis dahin gegebene Leistung durch Forschung und Technologie mit einem geringerem Ressourceneinsatz (weniger Gewich durch geringeren Materialaufwand, weniger Verbrauch an KWH)) erreicht werden. Das wäre ressourceneinsparend aber imer noch nicht ressourcenschonend. Ein noch so günstiger Heizofen, der nicht erneuerbare Energien verfeuert, verfeuert wertvolle Ressourcen. Genau das tun immer mehr Menschen.

Das Beispiel der organischen Gärten, die in Kuba angelegt wurden, klingt wunderschön. Ein Mio Tonnen Gemüse klingt viel, gezogen in Hochbeeten. Diese Art der Gartenkultur ist sehr arbeitsaufwendig und hierzulande bei Gartenliebhabern bekannt. Bezeichnend ist jedoch der Hinweis in einem Beitrag, dass nämlich nach dem Zusammenbruch de Sowjetunion 1990 die Hilfslieferungen ausblieben: Düngemittel fehlten und Pestizide, ebenso Treibstoffe. Ein Zusammenbruch der Wirtschaft folgte. Ohne ausreichende Mengen an Düngemittel und Pestizide sähe auch unser Nahrungsmittelangebot anders aus.
Spartaner
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CARLOS hat geschrieben:

Deine Antwort erfreut mein Herz. Sie hat nur den Nachteil, dass diejenigen, die "Sparsamkeit, Enthaltsamkeit Und Maßhalten" praktizieren könnten, also über mehr als als subsistenzerhaltende Einkommen verfügen, ihr Geld gerne für sich und ihren Luxuskonsum ausgeben wollen. Jene, die wie in Haiti nur über einen Dollar am Tag verfügen, können nicht enthaltsam und sparsam leben. Aufstrebende Schwellenländer nit neu entstandenen Mittelschichten mit höheren Einkommen wie z. B. China und Indien u. a. suchen den gleichen Lebensstandard wie in Europa oder den USA zu erreichen (allein schon über 2 MRD Menschen). Es geht ihnen um Wohlstand ohne jede Rücksicht auf den Raubbau an Ressourcen, nicht um das Wohlergehen künftiger Generationen. Die Theorien sind das eine, die Praxis sieht jedoch immer anders aus.
Es geht nicht darum ob Jemand reich oder arm ist. Bei den Reichen auf Kuba gab es durch die Diktatur Mittel und Wege diese zur Sparsamkeit zu verpflichten und mit guten Beispiel voranzugehen. Das hat was mit Ethik und Gesellschaft zu tun.
Es geht aber auch vielmehr darum wie in der Produktion, Ressourcen besser und sparsamer eingesetzt werden können. Und dafür ist die Palnwirtschaft auf Kuba wue geschaffen.
Auf Kuba geht man besser mit Ressourcen um als auf Haiti.Das habe ich am Beispiel der Holzrodungen verdeutlicht. Auf Kuba wurde zudem weniger Holz exportiert als auf Haiti. Zudem lkam hinzu das haiti mehr an die Weltmarkt wirtschaft angebunden war und ist als Kuba. Und hier kam es bem Exportgut Holz aus Haiti zum "Ressourcenfluch".
"Lange wurde angenommen, dass Reichtum an natürlichen Ressourcen, insbesondere Erdöl, grundsätzlich ein Segen für ein Land sei und Entwicklung und Wohlstand garantiere. In den 1980er Jahren tauchte die Vorstellung auf, dass es sich hierbei eher um einen „Fluch“ handle. Zahlreiche Untersuchungen, wie die namhaften Arbeiten von Jeffrey Sachs und Andrew Warner, zeigten eine Verbindung zwischen Rohstoffreichtum und geringem Wirtschaftswachstum.[2] Der Begriff Ressourcenfluch wurde jedoch erst 1993 von Richard Auty geprägt, um zu beschreiben, warum rohstoffreiche Länder, wider Erwarten, oft nicht in der Lage sind, ihren Reichtum für einen wirtschaftlichen Aufschwung zu nutzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch
Besser wäre es für Haiti gewesen auf Landwirtschaft wie sie Kuba praktiziert zu setzen als einheimische Ressourcenreichtum an Holz abzubauen. Für westliche Industriestaaten gilt das gleiche.
CARLOS hat geschrieben:
In deiner Aufzählung fehlt der Begriff Effizienzsteigerung. Durch Steigerung der Effizienz eines technischen Geräts kann eine bis dahin gegebene Leistung durch Forschung und Technologie mit einem geringerem Ressourceneinsatz (weniger Gewich durch geringeren Materialaufwand, weniger Verbrauch an KWH)) erreicht werden. Das wäre ressourceneinsparend aber imer noch nicht ressourcenschonend. Ein noch so günstiger Heizofen, der nicht erneuerbare Energien verfeuert, verfeuert wertvolle Ressourcen. Genau das tun immer mehr Menschen.
Irrtum die Effizienz kann man auf Kuba außen vor lassen. Es geht wir gesagt um Ressourcenschonung. Ich muss nicht die Effizienz eines technischen Gerätes immer weiter steigern.
Beipiel Abrissarbeiten eines Hauses. Natürlich kann ich eine teure Abrissmaschine einsetzen und dabei viel Benzin verbrauchen, aber ich kann genauso gut eine Mauer eines Hauses mit Tauen zum Einsturz bringen.
Oder bleiben wir bei dem von mir oben genannten Beispiel der Landwirtschaft. Natürlich kann ich Benzin für Erntemaschinen oder teuren Dünger aus Lagerstätten verbrauchen aber genauso gut kann ich auch durch privaten ökologischen Gemüseanbau, die Ressource Benzin bei Grossernten sparen, da der Markt nicht mehr soviel Gemüse benötigt.
Spartaner
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Wallenstein hat geschrieben: Mein Bekannter erzählte: überall wird man um Geld angebettelt, für alles und jedes halten die Leute die Hand auf. Der Staat hat vor einiger Zeit 500.000 Angestellte entlassen, die sollen sich nun privat als Händler irgendwie durchschlagen. Seitdem wird die Konkurrenz immer erbitterter. Die staatlichen Ankaufpreise für Agrarprodukte sind sehr niedrig, seitdem verschieben die Landarbeiter alles auf dem Schwarzmarkt. Lebensmittel sind theoretisch billig, in der Praxis aber nicht zu bekommen. Viele bauen deshalb privat etwas an, sofern sie dies können. Rückfall in Subsistenzwirtschaft passiert immer, wenn die Wirtschaft nicht funktioniert.

Pluspunkte: Ein gutes Schulsystem und ein gutes Gesundheitssystem. Das kann vielleicht auch Nachteile haben. Angeblich planen zwei Drittel aller Leute unter 35 Jahren die Auswanderung, vor allem in die USA nach Florida, viele haben dort Verwandte. Da sie gut ausgebildet sind, können sie dort leicht eine Anstellung finden. Die Ärzte werden sicherlich auch überall auf der Welt Arbeit finden. Ein Aderlass könnte drohen. Wird das System in den nächsten Jahren weiter gelockert, wird sich auf Kuba wahrscheinlich ein ultrabrutaler Manchesterkapitalismus durchsetzen. China lässt grüßen.
Generell können wir von Inselstaaten der Größenordnung von Kuba, nicht viel wirtschaftlich erwarten, es sei denn sie können ganz außerordentlich in der Tourismussparte verdienen. Aber auch hier verdienen andere Tourismuskonzerne im Ausland ordentlich mit. Am Beispiel der Kap Verdischen Inseln sehen wir es deutlicher. Diese Inselgruppen haben einen Massentourismus, aber wirklich reich sind die Kap verdischen Insulaner nicht.
"Die Kapverdischen Inseln sind bisher noch kein Ziel für den Massentourismus geworden. Touristische Anziehungspunkte sind vor allem die Inseln Sal, die mit warmem Salzwasser gefüllte Salinen zu bieten hat, Santiago mit der Hauptstadt Praia sowie Boavista, wo sich ein wesentlicher Teil des Nachtlebens abspielt. Beliebt sind die Kapverdischen Inseln vor allem bei Tauchern, die den Archipel wegen der artenreichen Unterwasserlandschaft besuchen. Für den Massentourismus mangelt es vor allem an einer zuverlässigen Infrastruktur und zuverlässigen Flug- und Fährverbindungen zwischen den neun bewohnten Inseln"
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapverdische_Inseln
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Titus Feuerfuchs
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Spartaner hat geschrieben:
Wallenstein hat geschrieben:
Mit dieser Theorie hatte sich Che weit vom sowjetischen Marxismus entfernt, der davon ausging, dass die Arbeiterklasse die Revolution führen soll. Mao ersetzte in China die Arbeiter durch eine Bauernarmee, Che hingegen glaubte, eine kleine Gruppe Intellektueller könnte den Umsturz durchführen. Ihnen würde die Masse des Volkes dann schnell folgen. Das war die richtige Theorie für Gruppen wie die RAF.

„Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam!“
Mit Mao ist Che keinesfalls zu vergleichen . Denn Che setzte sich für eine gerechter Welt ein als die es unter dem "Bluthund"Batista gab und deshalb gilt er noch heute in Kuba als moderner "Robin Hood". Mit RAF kann man ihn auch nicht vergleichen. Das ist eine zu beschränkte Sichtweise. Ganz kurz dazu: Die RAF bekämpfte einen demokratischen Staat. Che bekämpfte eine Diktatur unter Batista, unter deren Gewalt hunderte ermordet wurden und noch mal hunderte gefoldert und eingekerkert.

Das ist nicht schlüssig. Che und Castro ersetzten die bestehende Diktatur gegen eine andere und nicht gegen Demokratie.
MfG,
Titus Feuerfuchs
CARLOS
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"Es geht nicht darum ob Jemand reich oder arm ist. Bei den Reichen auf Kuba gab es durch die Diktatur Mittel und Wege diese zur Sparsamkeit zu verpflichten und mit guten Beispiel voranzugehen. Das hat was mit Ethik und Gesellschaft zu tun.
Es geht aber auch vielmehr darum wie in der Produktion, Ressourcen besser und sparsamer eingesetzt werden können. Und dafür ist die Planwirtschaft auf Kuba wie geschaffen." Spartaner

Lieber Spartaner,
wir kommen etwas vom Thema ab, das um Che Guevara kreist. Seis drum.

Nach meinem Dafürhalten irrst du, wenn du sagst, dass es nicht darum gehe, ob jemand reich oder arm sei. Armut darf nicht verklärt werden, wie du es tust, nur weil dadurch Ressourcen geschont werden. Reichtum ist ein ambivalenter Begriff, weil er sich immer auf eine spezifische Lebenssituation bezogen ist. Diogenes in der Tonne, der alte griechische Philosoph, fühlte sich reich weil er wunschlos glücklich war, so dass er Alexander d. Gr., der ihm einen Wunsch erfüllen wollte, nur bat er möge ihm aus der Sonne gehen. Diese Begabung des Diogenes ist heute selten.

Die Ergebnisse der Planwirtschaft auf Kuba lassen sich an den zerfallenen Häuserfassaden erkennen am Schwarzen Markt und am Besitz von US-Dollars ablesen, die Verwandte nach Kuba schicken. Die Fakten sind in Beiträgen nachlesbar.Der Schwarze Markt ist immer (immer!) ein Zeichen von Mangelwirtschaft. Es ist auch nicht richtig so zu tun, als sein mit Sparsamkeit und Ressourcenschonung und letztlich daraus resultierender Armut das Glück eingekehrt und damit die völlige Losgelöstheit von allen Bedürfnissen.

Marx spricht im Komm. Manifest dem Kapitalismus und der daran beteiligten Bourgeoisie ein hohes Lob aus, indem er sagt, dass ihr Verdienst darin bestehe die Produktionsmittel geschaffen und den Menschen von der schweren Last der körperlichen Arbeit befreit zu haben. Heute wissen wir gar nicht mehr, was Mühe und schwere körperliche Arbeit bedeuten können. Was ein 12 oder 14 Stunden-Arbeitstag sind. Die Technik ist eine Befreiung. Allerdings mit den Folgen, dass wir heute mehr unter Stress leiden und zu wenig körperliche Bewegung haben.

"Auf Kuba geht man besser mit Ressourcen um als auf Haiti. Das habe ich am Beispiel der Holzrodungen verdeutlicht. Auf Kuba wurde zudem weniger Holz exportiert als auf Haiti. Zudem lkam hinzu das haiti mehr an die Weltmarkt wirtschaft angebunden war und ist als Kuba. Und hier kam es bem Exportgut Holz aus Haiti zum "Ressourcenfluch". Spartaner

"Lange wurde angenommen, dass Reichtum an natürlichen Ressourcen, insbesondere Erdöl, grundsätzlich ein Segen für ein Land sei und Entwicklung und Wohlstand garantiere. In den 1980er Jahren tauchte die Vorstellung auf, dass es sich hierbei eher um einen „Fluch“ handle. Zahlreiche Untersuchungen, wie die namhaften Arbeiten von Jeffrey Sachs und Andrew Warner, zeigten eine Verbindung zwischen Rohstoffreichtum und geringem Wirtschaftswachstum.[2] Der Begriff Ressourcenfluch wurde jedoch erst 1993 von Richard Auty geprägt, um zu beschreiben, warum rohstoffreiche Länder, wider Erwarten, oft nicht in der Lage sind, ihren Reichtum für einen wirtschaftlichen Aufschwung zu nutzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch" Zitat Spartaner

Es ist nicht richtig, dass erst in den 80er Jahren des letzten Jhds der "Ressourcenfluch" in den Fokus kam. Bereits Adam Smith (Ende 18. Jhd) ging ausführlich auf die Frage ein, worauf der Wohlstand beruhe und wie er geschaffen wird: Es wird immer auf den Marktmechanismus der so gen. unsichtbaren Hand abgehoben, wenn von A. Smith die Rede ist . Tatsächlich aber steht im Mittelspunkt seines Werkes die Frage wodurch Wohlstand zustande kommt. Sein Buch steht bei mir im Regal, den Titel nenne ich aus dem Gedächtnis: Es geht ihm um eine Untersuchung (Inqiuiry into the Wealth of Nations, so ähnlich der Titel: ich sehe nicht nach) über die Ursachen des Reichtums der Nationen. Er sieht nicht im Besitz von Boden oder Rohstoffen die Ursachen des Wohlstandes sondern vor allem in der Arbeit, ihrer Organisation, in bestimmten Werten (Fleiß, Fertigkeiten). Der Produktionsfaktor Arbeit ist für ihn entscheidender als Rohstoffe, was an vielen Beispielen deutlich gemacht werden kann.

Zu den Prod. faktoren gehören Arbeit, Boden und Kapital. Kapital kann sein Geldkapital, genauso gut aber auch technisches Knowhow. Wachstum findet heute immer weniger im materiellen Güterbereich statt, sondern in Daten. Daten, wissenschaftliche Erkenntnisse, die zu neuen Technologien führen sind das Erdöl der Zukunft. Eine Wirtschaft die auf Invention, Innovation setzt ist kreativ. Das heißt Effizienz auch.

Gerne glaube ich dir, dass in den letzten Jahrzehnten der Rohstoffreichtum nicht zu Wohlstand führte. Dtld ist teilweise ein Beispiel, dass es anders geht. Württemberg war eines der ärmsten Herzogtümer in Dtld. Der Schwarzwald ein Elendsgebiet. Durch systematische Bildungsanstrenungen und Förderung des Handwerks und der Industrie wurde ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort geschaffen.

"Irrtum die Effizienz kann man auf Kuba außen vor lassen. Es geht wir gesagt um Ressourcenschonung. Ich muss nicht die Effizienz eines technischen Gerätes immer weiter steigern.
Beipiel Abrissarbeiten eines Hauses. Natürlich kann ich eine teure Abrissmaschine einsetzen und dabei viel Benzin verbrauchen, aber ich kann genauso gut eine Mauer eines Hauses mit Tauen zum Einsturz bringen.
Oder bleiben wir bei dem von mir oben genannten Beispiel der Landwirtschaft. Natürlich kann ich Benzin für Erntemaschinen oder teuren Dünger aus Lagerstätten verbrauchen aber genauso gut kann ich auch durch privaten ökologischen Gemüseanbau, die Ressource Benzin bei Grossernten sparen, da der Markt nicht mehr soviel Gemüse benötigt." Spartaner

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist alte deutsche Praxis. Der Begriff stammt aus Dtld. Der Forstbetrieb im Mittelalter wurde so gehandhabt, dass nur so viel Nutzholz geschlagen werden durfte, wie jedes Jahr nachwuchs. Nie mehr verbrauchen als die Natur nachliefert. Das heißt Nachhaltigkeit. Der Begriff ist heute weltweit Standard (engl. sustainability). Nachhaltig wirtschaften heißt nicht ressourcenschonend - sie werden ja immer noch verbraucht - sondern Verbrauchsneutralität. CO2-neutral ist ein Idealzustand, bei dem nur die Emissionen in die Atmosphäe gelangen, die nachher wieder durch die Photosynthese neutralisiert werden. Leider gilt das nicht für den ökologischen Fußabdruck. Die aufwändige Technik erfordert eine nicht geringen Aufwand an Energie zur Herstellung und verursacht Emissionen.

Wenn du auf Effizienz verzichten willst, bleibst du rückständig und die Wirtschaft stagniert und vergammelt. Um das zu erkennen müssen wir nicht nach Kuba gehen. Die Emissionen, die Kuba durch Ressourcenschonung einsparte, wurden durch die Lieferungen der Sowjetunion (Öl, Maschinen, Düngemittel, Zement) wo anders verursacht. Sie gehen als Negativsaldo in die globale Ökobilanu ein.
Wallenstein

Das Problem von Haiti besteht vor allem darin, dass sie sich lange Zeit zu wenig in den Weltmarkt integriert haben und nicht zu viel. Das wird deutlich an dem Unterschied zwischen Haiti und der auf der gleichen Insel im Osten liegenden Dominikanischen Republik. Jared Diamond hat in seinem Buch Kollaps die Differenzen herausgearbeitet.

Nach der Revolution Ende des 18. Jahrhunderts auf Haiti wurden die Plantagen der Franzosen an Kleinbauern aufgeteilt. Diese betrieben Subsistenzwirtshaft und waren kaum mit dem Weltmarkt verbunden, da sie nur für sich selber anbauten. Das hat den Nachteil: Bei Bevölkerungswachstum gibt es keine andere Möglichkeit, als neue Flächen zu roden und neuen, meist schlechteren Boden zu bebauen. Im 19. Jahrhundert hat man deshalb damit begonnen, die Wälder abzuholzen. Da die Flächen im Tiefland nicht ausreichen, rodete man die Berghänge mit verheerenden Folgen. Es setzte eine massive Erosion ein. Heute ist Haiti kahl. Holz wurde auch als Brennmaterial benutzt.

Alternativ hätte man Produktionsstätten in den Städten aufbauen können, um die größerer Bevölkerung zu beschäftigen und im Austausch auf dem Weltmarkt Lebensmittel zu importieren. Und der Übergang zu einer kommerziellen Landwirtschaft mit einer höheren Produktivität als die der Subsistenzbauern.

Die Dominikanische Republik hingegen ist noch dicht bewaldet und auch wohlhabender als Haiti. Auch hier herrschten üble Diktatoren. Sie waren aber eng mit dem Weltmarkt verbunden. Holz wurde verkauft, aber gleich wieder aufgeforstet. Mit Wald wollte man Geld verdienen, durfte ihn daher nicht vernichten. Außerdem begann mit einer Industrialisierung, kommerzieller Landwirtschaft und Tourismus. Damit konnte man Geld verdienen und statt Brennholz importierte man jetzt Erdgas. Durch Weltmarktintegration ist die Dominikanische Republik reicher als Haiti geworden, wo dies lange Zeit nicht gemacht wurde. (wenn auch weit von unserem Lebensstandard entfernt)
Wallenstein

Ich denke, das Staatseigentum auf Kuba wird über kurz oder lang privatisiert werden. Das Land könnte man den Bauern geben, die Staatsbetriebe in AGs umwandeln mit den Mitarbeitern als Aktionären. Allerdings, die Erfahrung aus anderen Ostblockstaaten zeigt, dass diese Reformen in der Regel dazu führen, dass das Staatseigentum anschließend in den Händen einiger Oligarchen landet. Werden die subventionierten Preise freigegeben und die Marktwirtschaft etabliert, verkauft die Masse der Aktionäre und Bauern ihr Eigentum wieder und einige kaufen dann alles auf.

Ein Problem ist auch das „Zweite Kuba“, die über 1 Million Kubaner in Florida. Die werden versuchen, ihr früheres Eigentum zurückzubekommen. Das wird jede Menge Konflikte geben.
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