Mythos Che Guevara – seine Ideenwelt

Kommentare und Meinungen zu epochenübergreifenden Themen

Moderator: Barbarossa

Wallenstein

In verschiedenen Foren wurde Che Guevara erwähnt und deshalb habe ich mich kurz mit einigen seiner Schriften beschäftigt. Sein abenteuerliches Leben ist hinreichend bekannt, weniger seine Ideen, die ich hier kurz vorstellen möchte.
Kurzer Lebenslauf unter: http://www.hdg.de/lemo/biografie/che-guevara.html

Beim Studium seiner Aufsätze fiel mir die große Ähnlichkeit mit Mao-tse-tung auf. Beiden wurde ja auch der Vorwurf des Subjektivismus bzw. Voluntarismus gemacht. Während es bei Marx in den Feuerbach Thesen heißt: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“, ist es bei den beiden das genaue Gegenteil: „Das Bewusstsein bestimmt das Sein, und wenn das Sein nicht so ist, wie es sein soll, dann muss man eben nachhelfen. „Trumpf des Willens“, so könnte man es boshaft nennen. Bei Mao ist es der kleine Bauer Yü Gong, der ganze Berge versetzt, weil er es will, bei Che Guevara ist es der Revolutionär, der alles erreichen kann, wenn er dazu entschlossen ist. Angetrieben vom Hass auf Unterdrückung und Ausbeuter kann er die Welt aus den Angeln heben.

„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche!“
„Verwandelt euren Hass in Energie!“
„Die Revolution ist kein Apfel, der vom Baum fällt, wenn er reif ist; man muss machen, dass er fällt.“
Zitate und Aphorismen - http://gutezitate.com

Die Fokustheorie

Aus den Erfahrungen der kubanischen Revolution, entwickelt er seine Fokustheorie, die folgendes besagt:

Die Kräfte des Volkes können einen Krieg gegen eine reguläre Armee gewinnen. Eine Revolution im sozialistischen Sinne kann auch ohne breite Unterstützung durch die Arbeiterklasse Erfolg haben.

Nicht immer muss man warten, bis alle Bedingungen für eine Revolution gegeben sind, der aufständische Fokus kann solche Bedingungen selbst schaffen.

Von zentraler Bedeutung insbesondere für Revolutionen in der Dritten Welt ist eine entschlossene Gruppe von Kämpfern (foco), die sich auf wenige strategische Ziele konzentriert, gezielt den Kontakt zur Bevölkerung sucht und durch punktuelle Aktionen den Staat direkt angreift.
http://www.bpb.de/internationales/ameri ... bewegungen

Die Bedingungen auf Kuba waren für eine Revolution offensichtlich besonders günstig. Man sieht aus dieser Theorie: Revolution ist reine Willenssache. Sie kann eigentlich überall gelingen. Man braucht nur die richtigen Leute.

Mit dieser Theorie hatte sich Che weit vom sowjetischen Marxismus entfernt, der davon ausging, dass die Arbeiterklasse die Revolution führen soll. Mao ersetzte in China die Arbeiter durch eine Bauernarmee, Che hingegen glaubte, eine kleine Gruppe Intellektueller könnte den Umsturz durchführen. Ihnen würde die Masse des Volkes dann schnell folgen. Das war die richtige Theorie für Gruppen wie die RAF.

„Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam!“

Doch die Entwicklung in Lateinamerika zeigte: Sind die objektiven Bedingungen nicht reif, dann scheitert der Focus. Das musste Che Guevara in Bolivien mit dem Leben büßen. Die Bauern waren zwar arm, aber deswegen wollten sie keine Revolution.

Der Sozialismus. Erziehung statt Wirtschaftsentwicklung

Während seiner kurzen Regierungszeit als Industrieminister in Kuba versuchte er mit seiner voluntaristischen Theorie aus dem Stand heraus den Sozialismus einzuführen und zwar durch eine radikale Verstaatlichung und vor allem durch revolutionäre Erziehung, die den Mangel an Konsumgütern ausgleichen sollte. Dadurch wurde der Marxismus auf den Kopf gestellt, geht dieser doch davon aus, dass der Sozialismus nur bei einem hohen Stand der Produktivkräfte möglich ist:

„weil ohne sie nur der Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und die ganze alte Scheiße sich herstellen müsste, weil ferner nur mit dieser universellen Entwicklung der Produktivkräfte ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt ist, daher einerseits das Phänomen der ‚Eigentumslosen‘ Masse in Allen Völkern gleichzeitig erzeugt (allgemeine Konkurrenz), jedes derselben von den Umwälzungen der andern abhängig macht, und endlich weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an die Stelle der lokalen gesetzt hat".
K. Marx et al.: Die Deutsche Ideologie, 1845, MEW Bd. 3, S. 34f.

Che Guevara glaubte wie Mao, dass man die Angelegenheit auch umkehren könnte: Zuerst entsteht der neue Mensch durch Erziehung, dann erst entwickeln sich die Produktivkräfte durch die Kraft des Willens dieser neuen Menschen.

Der neue Mensch, ein selbstloser Revolutionär

Der neue Mensch ist vor allem ein Revolutionär. In seinem Aufsatz: Der Sozialismus und der Mensch in Kuba“ schwärmt Che von seinen Erfahrungen als Guerillakämpfer.

„Es war die erste heroische Etappe, in der man sich um einen Auftrag von größerer Verantwortung stritt, ohne eine andere Befriedigung als die einer erfüllten Pflicht. In unserer revolutionären Erziehungsarbeit kommen wir oft auf dieses lehrreiche Thema zu sprechen. Denn in der Haltung unserer Kämpfer zeigt sich bereits der Mensch der Zukunft.“
Che Guevara, Politische Schriften, Frankfurt 1970, S.95)

Dieser neue Mensch ist weniger ein Arbeiter oder ein Bauer, sondern vor allem ein Kämpfer, der sein eigenes Schicksal gering achtet, der bereit ist, jedes Opfer für die Revolution und die Gemeinschaft zu bringen.

Wirtschaftliche Probleme interessieren Che eigentlich kaum. Materielle Anreize haben für ihn keine Bedeutung. Er identifiziert sie mit Kapitalismus. In einer warenproduzierenden Gesellschaft denkt jeder nur an sich. Deshalb wollte er möglichst schnell Waren und Märkte abschaffen und die gesamte Gesellschaft in eine riesige, planmäßig produzierende Wirtschaftseinheit umwandeln. Wichtig ist nur die revolutionäre Gesinnung, Rentabilität, genaue Wirtschaftsführung usw. diese Fragen sind ihm lästig. Deshalb kritisiert er auch die Sowjetunion, wo diese Faktoren noch eine große Rolle spielten.

Seine Politik führte beinahe zum Zusammenbruch, doch schon wenige Jahre später trat er von allen politischen Ämtern zurück, um sich seiner eigentlichen Aufgabe zuzuwenden: Der Weiterführung der Revolution:
„Ein wahrer Revolutionär wird von großen Gefühlen der Liebe geleitet.“

„Man trägt die Revolution nicht auf den Lippen um von ihr zu reden, sondern im Herzen um für sie zu sterben.“
Also starb er für sie.

Was soll man von einer solchen Ideenwelt halten? Sie ist völlig ungeeignet, um eine neue Gesellschaft zu bauen. Che Guevara wollte sie auf Kuba mit Gewalt durchsetzen und viele Todesurteile gehen auf sein Konto. Seine Theorien sind auch als Revolutionstheorie nur begrenzt tragbar. Das heutige Lateinamerika geht einen anderen Weg.

Che taugt nur als revolutionärer Mythos. Er ist fast zu einem Heiligen geworden, zu einer Ikone der Revolution. Dafür mag er gut sein. „Jesus Christus mit der Knarre“, so hat ihn Biermann einst besungen. Auf dem Totenbett hatte er tatsächlich eine beängstigende Ähnlichkeit mit den Abbildungen von Jesus, obwohl wir dessen Antlitz ja gar nicht kennen. Und deshalb wird Che uns wohl erhalten bleiben.
Ruaidhri
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Welch glanzvolle Zusammenfassung einer Ideenwelt!
Ich bin mir aber sehr sicher, dass die meisten derjenigen, die jenes legendäre Foto an Der Wand hängen hatten oder demonstrierend vor sich hertrugen, das "Eigentliche" seiner Ideen nicht kannten. Oder diese nie in ihrem totalitären Anspruch durchschaut hatten.
Warum er zum Mythos wurde, auch noch für Teile der Friedensbewegung? Obwohl er zum bewaffneten Kampf aufgerufen hatte?
Die herrschenden Gewalten mit Gewalt gegen eine neue Diktatur tauschen wollte?
Die Antwort hast Du ja schon gegeben. Als Mythos, Symbol, mag er bei oberflächlicher Betrachtung emotional getaugt haben.
Wie so manche historische Figur, die zum Mythos wurde, dessen tatsächliches Wirken aber der kritischen historischen Betrachtung nicht standhält.
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Orianne
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Wo viel Licht ist ist auch viel Schatten, so heisst es ja. Ich las einmal in einer kurzen Bio über ihn, dass er schon als kleiner Junge seine Kinderfrau fragte, warum ihr Sohn nur eine Hose hätte, und er deren sechs.

Ansonsten schliesse ich mich Dir, Wallenstein und Ruaidhri an, seine "Ideen" scheiterten, und für die klebt(e) viel Blut an seinen Händen.
Er erinnert mich auch ein wenig an Pol Pot, den damaligen Chef der Roten Khmer, er studierte in Paris, und spann dort seine irren Thesen, die dann sein Volk zu spüren bekam. Noch heute gibt es diese Gruppe, sie versteckt sich im Dschungel, und sie hofft irgend einmal wieder an die Macht zu kommen......
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Spartaner
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Wallenstein hat geschrieben:
Mit dieser Theorie hatte sich Che weit vom sowjetischen Marxismus entfernt, der davon ausging, dass die Arbeiterklasse die Revolution führen soll. Mao ersetzte in China die Arbeiter durch eine Bauernarmee, Che hingegen glaubte, eine kleine Gruppe Intellektueller könnte den Umsturz durchführen. Ihnen würde die Masse des Volkes dann schnell folgen. Das war die richtige Theorie für Gruppen wie die RAF.

„Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam!“
Mit Mao ist Che keinesfalls zu vergleichen . Denn Che setzte sich für eine gerechter Welt ein als die es unter dem "Bluthund"Batista gab und deshalb gilt er noch heute in Kuba als moderner "Robin Hood". Mit RAF kann man ihn auch nicht vergleichen. Das ist eine zu beschränkte Sichtweise. Ganz kurz dazu: Die RAF bekämpfte einen demokratischen Staat. Che bekämpfte eine Diktatur unter Batista, unter deren Gewalt hunderte ermordet wurden und noch mal hunderte gefoldert und eingekerkert.
Zuletzt geändert von Spartaner am 03.09.2015, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Wallenstein hat geschrieben:
Beim Studium seiner Aufsätze fiel mir die große Ähnlichkeit mit Mao-tse-tung auf. Beiden wurde ja auch der Vorwurf des Subjektivismus bzw. Voluntarismus gemacht. Während es bei Marx in den Feuerbach Thesen heißt: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“, ist es bei den beiden das genaue Gegenteil: „Das Bewusstsein bestimmt das Sein, und wenn das Sein nicht so ist, wie es sein soll, dann muss man eben nachhelfen. „Trumpf des Willens“, so könnte man es boshaft nennen. Bei Mao ist es der kleine Bauer Yü Gong, der ganze Berge versetzt, weil er es will, bei Che Guevara ist es der Revolutionär, der alles erreichen kann, wenn er dazu entschlossen ist. Angetrieben vom Hass auf Unterdrückung und Ausbeuter kann er die Welt aus den Angeln heben.

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Ales Bumbes, Schmotter oder Quatsch mit Soße: Der Satz : ".....kann er die Welt aus den Angeln heben" könnte genauso gut aus der Bild- Zeitung stammen und trifft nicht im entferntesten die Gedankenwelt eines Che Guevarra.
Den einzigen Vorwurf den man ihn machen kann, ist der, dass er die wirtschaftliche Führung eines Landes gewaltig unterschätzt hatte und das es keinesfalls nur mit kommunistischen- marxistischen Ideologiekonstrukten zu schaffen ist.
Sein Ziel war es die Welt besser zu machen als sie vorher war. Im Kongo sah er später dazu eine weitere Möglichkeit. Dort herrschte General Mobuto mit seiner Schreckensherrschaft über sein Volk und auch mit der Unterstützung der USA.
Aus verschiedenen Gründen war die Revolution im Kongo gescheitert.
"Guevara erklärte dies (vgl. Das Jahr, in dem wir nirgendwo waren) mit dem Phlegma sowie der fehlenden Konsequenz und Organisation der Rebellen um Laurent Kabila im Kongo. Ende 1965 kehrte er enttäuscht nach Kuba zurück. Externe Kritiker sprachen von völlig unzulänglicher Vorbereitung, einer mangelnden Einsicht in die Verhältnisse vor Ort bis hin zu Mängeln bei Sprachkenntnissen, Ausrüstung und Training. Jon Lee Anderson zitiert Warnungen Gamal Abdel Nassers, dem Guevara freundschaftlich verbunden war, vor dem Einsatz im Kongo, die er aber nicht beachtete."
https://de.wikipedia.org/wiki/Che_Guevara
"Zur Festigung seiner noch jungen Herrschaft benutzte er eine Kombination aus Gewalt, Korruption und der frühzeitigen Ausschaltung möglicher alternativer Machtzentren, eine Kombination, die für seine ganze weitere Herrschaft prägend blieb. Hierzu engagierte Mobutu auch ausländische Söldnertruppen. Anders als die bisherigen Politiker des jungen Landes fand er seine Machtbasis nicht in einer Partei oder einer Ethnie (also in irgendeiner Weise dem „Volk“), sondern im von ihm kontrollierten Militär und in seinem Verbündeten, den USA.
Mobutu ließ Evariste Kimba und mehrere Minister der legalen Regierung als „spektakuläres Exempel“ (Mobutu) hinrichten. Tschombé und Kasavubu stellte er vorläufig still, um so eine mögliche zukünftige Opposition zu „enthaupten“. Tschombé war in Spanien im Exil und wurde in Abwesenheit als Hochverräter verurteilt. Kasavubu wurde abgesetzt, er zog sich in sein Heimatdorf zurück. "
https://de.wikipedia.org/wiki/Mobutu_Sese_Seko

1966 ging Che mit nur wenigen Befreiungskämpfern nach Bolivien. Hier war die Situation ähnlich wie im Kongo. Die breite Landbevölkerung hatte sich mit ihren Schicksal der Unterdrückung abgefunden. Es gab keine revolutionäre Kraft, die vom Inneren des Volkes ausging. Die breite Masse der Bevölkerung im Kongo als auch in Bolivien war ungebildet und viele kannten keine Schule. Dei emisten konnten weder schreiben noch rechnen. Mit Flugblättern hätte Che Guevarra in Kongo und Bolivien nichts erreichen können. Viele der bolivianischen Indios waren so arm , dass sie sogar jeden Dreck verkaufen würden, um ihre Kinder gross zu bekommen. Es war deshalb auch nicht verwunderlich dass die Militärjunta in Bolivien alle möglichen Informationen gegen Geld bekam. Zudem wurde mit Gewalt und Zerstörung gedroht, ähnlich wie in Nigaracua. Wer nicht kooperierte wurde getötet seine Felder verwüstet und die Hütten verbrannt. Diese Pollitik der verbrannten Erde, war dann durchaus erfolgsversprechend und wurde von den USA gebilligt und militärisch gefördert. Che Geuvarras bemühen im Kongo und Bolivien eine gerechtere Verteilung des Vermögens für die breite Bevölkerung zu erreichen, war zwar im "Robin Hoodschen Sinne" bewundernswert, aber sie war durch mangelnde Agitation und Vorbereitung zum scheitern verurteilt.
Ruaidhri
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Spartaner hat geschrieben:Che Geuvarras bemühen im Kongo und Bolivien eine gerechtere Verteilung des Vermögens für die breite Bevölkerung zu erreichen, war zwar im "Robin Hoodschen Sinne" bewundernswert, aber sie war durch mangelnde Agitation und Vorbereitung zum scheitern verurteilt.
Das Bestreben an sich war und bleibt gut und richtig. Und bei den meisten kam eben auch allein das an, nicht aber die Gedankenwelt dahinter, Methoden und Ziele inbegriffen.
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Wallenstein

Ruaidhri hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:Che Geuvarras bemühen im Kongo und Bolivien eine gerechtere Verteilung des Vermögens für die breite Bevölkerung zu erreichen, war zwar im "Robin Hoodschen Sinne" bewundernswert, aber sie war durch mangelnde Agitation und Vorbereitung zum scheitern verurteilt.
Das Bestreben an sich war und bleibt gut und richtig. Und bei den meisten kam eben auch allein das an, nicht aber die Gedankenwelt dahinter, Methoden und Ziele inbegriffen.

Die meisten Menschen meinen es gut, abgesehen von einigen gewissenlosen Schurken. Das Problem liegt nur selten in ihren Absichten. Es liegt eher daran, dass sie sich einer höheren Institution verpflichtet fühlen, einem Glaubensbekenntnis, einer politischen Ideologie, einer Nation, einer Partei oder was auch immer und in dessen Namen Handlungen und gelegentlich sogar ungeheuerliche Verbrechen begehen, Dinge, die sie als Individuen sonst niemals unternommen hätten.

In der langen Menschheitsgeschichte wurde nicht selten der größte Schaden angerichtet von Personen, die sich selbst als Muster der Integrität angesehen haben. Sei es um einen Kreuzzug für die Befreiung des Heiligen Landes zu führen, das Proletariat aus seiner Knechtschaft zu befreien, oder überhaupt für alle Menschen die Unterdrückung zu beenden. Weltverbesserer haben immer ein gutes Gewissen, weil sie die besten Absichten haben und wer gute Absichten hat, kann nicht irren. Wer für das Gute kämpft, hat immer Recht, egal was er tut. Der Zweck heiligt die Mittel. Dass die Mittel den Zweck verderben könnten, das man eine neue Gesellschaft mit besseren Menschen nicht dadurch erreichen kann, in dem man vorher tausende von ihnen umbringt, das sich eine humane Gesellschaft nicht durch Terror erzwingen lässt, das verstehen diese Leute oft nicht.

Würde man nicht die folgenden Sätze mit ganzen Herzen unterschreiben:

„Wir wollen in unserem Lande den Egoismus durch die Moral ersetzen, die Ehre durch Rechtschaffenheit, die Gewohnheiten durch Prinzipien, die Höflichkeit durch Pflichten, die Tyrannei der Mode durch die Herrschaft der Vernunft, die Verachtung des Unglücks durch die Verachtung des Lasters, die Unverschämtheit durch den Stolz, die Eitelkeit durch Seelengröße, die Liebe zum Geld durch die Liebe zum Ruhm, die gute Gesellschaft durch die guten Menschen, die Intrige durch den Verdienst, den Schöngeist durch das Genie, den Schein durch die Wahrheit, die Langeweile der Wollust durch den Reiz des Glücks, die Kleinheit der Großen durch die Größe des Menschen, ein leutseliges, leichtfertiges und klägliches Volk durch ein großmütiges, mächtiges und glückliches Volk, d.h., alle Lächerlichkeit der Monarchie ersetzen durch alle Tugenden und Wunder der Republik.“
(Robespierre, Prinzipen politischer Moral, zitiert nach: D. Dörner, Die Logik des Misslingens. Reinbek 1993, S. 17

Klingt das nicht wunderbar? Diese Sätze stammen von Robespierre, dem schlimmsten Wüterich der französischen Revolution. Doch als er merkte, dass sich die Ideen nicht so einfach durchsetzen ließen, verkündete er den „Despotismus der Freiheit“, der „Große Terror“ sollte die neue Gesellschaft erzwingen.

Mao tse tung träumte von dem chinesischen Modellbürger, ein völlig selbstloser Soldat der Volksbefreiungsarmee, der bei jeder Gelegenheit seinen Mitmenschen hilft, immer großzügig, nett und hilfsbereit ist, der perfekt Altruist. Ähnliche Vorstellungen hatten fast alle Sozialisten, von Lenin bis Pol Pot.

Ich unterstelle einmal, dass sie wirklich an ihre Ideen glaubten. Bei ihnen zählt nur die gute Absicht, nicht die manchmal katastrophalen Resultate. Und deshalb sind sie meistens unfähig, bei sich irgendeine Schuld zu erkennen.
Che war sicher ein Mensch mit Gefühlen für Gerechtigkeit und wollte eine bessere Welt. Doch in der Praxis erwies er sich auch als brutaler Machtpolitiker.

Weltverbesserer machen das, was sich viele wünschen. Sie reduzieren Komplexität auf einige wenige Schlagworte und konstruieren scheinbar einfache Zusammenhänge und Lösungen. Diktatoren und Populisten sind Meister der Reduktion von Komplexität. „Die Kapitalisten sind schuld“ oder der oder die sind schuld. Nichts ist einfacher, als die Jagd auf Sündenböcke. Wenn die neue Gesellschaft dann nicht funktioniert, braucht man Erklärungen und Schuldige. Die Idee, also die Absicht ist aber richtig und muss deshalb zur Not mit Gewalt durchgesetzt werden.

Haben Weltverbesserer im Prinzip durchaus ehrenvolle Ziele und scheitern sie lediglich an der Komplexität dieser Welt? Dies wäre interessant zu wissen.
Spartaner
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Ruaidhri hat geschrieben: Das Bestreben an sich war und bleibt gut und richtig. Und bei den meisten kam eben auch allein das an, nicht aber die Gedankenwelt dahinter, Methoden und Ziele inbegriffen.
Durch eine friedliche Revolution wird sich keine Diktatur stürzen lassen. Ein Diktator entlässt sich nicht selber, sondern muss entlassen werden. Weder in Lybien, Ägypten noch im Irak wäre das möglich gewesen. Über die Mitel dazu lässt sich streiten. Allein die Ethik des Herangehens ist entscheidend. Mittel wie z.B. Folter und Exekutionen stellen die Revolution hinterher in ein schlechtes Licht (siehe Lybien).
Eine konfuzianische Denkweise, dass sich die Unfreien dem Machthabenden fügen sollen, sich ihren Schicksal fügen sollen, die Situation der Unterdrückung und Bevormundung als schicksalsgewollt anzunehmen und in ihrer Kaste zu leben, ist in der Neuzeit nicht mehr vermittelbar.
Zuletzt geändert von Spartaner am 03.09.2015, 14:57, insgesamt 3-mal geändert.
Nico_Neacsu
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Moin Spartaner,

wie wäre die Vorgehensweise Deiner Ansicht nach, um den syrischen Staatschef Assad, vorsichtig ausgedrückt, ins Abseits zu stellen?

Nico
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Wallenstein hat geschrieben:
Ruaidhri hat geschrieben:
In der langen Menschheitsgeschichte wurde nicht selten der größte Schaden angerichtet von Personen, die sich selbst als Muster der Integrität angesehen haben. Sei es um einen Kreuzzug für die Befreiung des Heiligen Landes zu führen, das Proletariat aus seiner Knechtschaft zu befreien, oder überhaupt für alle Menschen die Unterdrückung zu beenden. Weltverbesserer haben immer ein gutes Gewissen, weil sie die besten Absichten haben und wer gute Absichten hat, kann nicht irren. Wer für das Gute kämpft, hat immer Recht, egal was er tut. Der Zweck heiligt die Mittel. Dass die Mittel den Zweck verderben könnten, das man eine neue Gesellschaft mit besseren Menschen nicht dadurch erreichen kann, in dem man vorher tausende von ihnen umbringt, das sich eine humane Gesellschaft nicht durch Terror erzwingen lässt, das verstehen diese Leute oft nicht.
Das ist eben nicht so. Wie im vorangehenden Beitrag habe ich dazu geschrieben, dass nicht jedes Mittel den Zweck heligt.
Die Herangehensweise dazu ist entscheidend und wird heutzutage durch die Medienvielfalt viel genauer unter die Lupe genommen als damals. Eine Revolution kann sich selbst dabei in den Schatten stellen, indem sie nicht viel besser vorgeht als die Machthabenden.
Ob Jemand als Held gefeiert wird, ist dabei völlig wumbe. Entscheidend ist, dass sich für die Mehrzahl der Bevölkerung die Lebensverhältnisse bessern und ob der Ausblick in die Zukunft ein besserer ist.
Ich denke Che Guevarra hätte es sich auch wie so viele Andere im Sessel gemütlich machen und seine geliebte Havanna-Zigarre rauchen können, statt sich im kongolesischen und bolivianischen Urwald rumzutreiben zu müssen. :D
Zuletzt geändert von Spartaner am 03.09.2015, 14:54, insgesamt 5-mal geändert.
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Nico_Neacsu hat geschrieben:Moin Spartaner,

wie wäre die Vorgehensweise Deiner Ansicht nach, um den syrischen Staatschef Assad, vorsichtig ausgedrückt, ins Abseits zu stellen?

Nico
Die Frage wäre dann noch zu präzesieren in heute oder damals.
Damals war es möglich schnell die gemässigten Kräfte ("freie Armee Syriens") zu unterstützen. Dieses Zeitfenster hat man nicht genutzt und verstreichen lassen. Das zögerliche Verhalten der Weltgemeinschaft aber auch der USA, die gewillt war dort einzugreifen aber sich nicht in eine neues Abenteuer stürtzen wollten, eröffnete den aus dem Irak eingeschleusten und sich in Syrien formierenden radikalen islamistischen Kräften (Isis und Al-Nusra) sich zu etablieren und die Herzen einiger sunnitischer Gruppen zu gewinnen. Das war ein wichtiges Zeitfenster, wo die Bevölkerung in den Köpfen auf der Suche nach dem Richtigen für die Zukunft war. Leider überwiegt heutzutage nur noch die Massenflucht und die Resignation.
Die Lage heute ist stark verworen. Ich persönlich halte den IS mit seinen menschenverachtenden Methoden für gefähricher als das Assad-Regime und auch eine Bedrohung auch für Europa. Es geht hier nicht mehr um die Frage ein Regime zu stürtzen, sondern um die Frage was kommt danach.
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Orianne
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Spartaner hat geschrieben: Die Lage heute ist stark verworen. Ich persönlich halte den IS mit seinen menschenverachtenden Methoden für gefähricher als das Assad-Regime und auch eine Bedrohung auch für Europa. Es geht hier nicht mehr um die Frage ein Regime zu stürtzen, sondern um die Frage was kommt danach.
Ich sehe es ähnlich, es erinnert stark an Gaddafi und sein Land, man half ihn stürzen, und jetzt steckt Libyen in einem gefährlichen Bürgerkrieg, auch dort ist bekanntermassen die IS aktiv. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Terrororganisation überall ist. Ihre Ziele haben sie ja schon einmal umrissen, ein grosses Reich, ihr Kalifat:

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Quelle: Empire of Fear und TAZH
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Wallenstein

Che Guevara war kein Demokrat. Er wollte eine bestehende Diktatur durch eine andere ersetzen, durch seine eigene Diktatur. Die Fokustheorie ist nichts anderes als eine Elitetheorie. „Ich gehöre zum Fokus, ich bin die revolutionäre Avantgarde und ihr müsst mir folgen.“ Das ist nur eine andere Umschreibung für das, was man in anderen Ländern als die führende Rolle der Kommunistischen Partei bezeichnet hat.

Und das steht auch schon im Kommunistischen Manifest: „Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.“

Damit wird die Herrschaft einer neuen regierenden Klasse begründet, die aus der Revolution hervorgeht.

Der revolutionäre Fokus hat in Kuba die Diktatur von Baptista durch die Diktatur Castro ersetzt und zur Herrschaft einer neuen Elite geführt. Und das ist es, was Che Guevara überall in der Dritten Welt durchsetzen wollte. Es ist allerdings sehr die Frage, ob diese neue Diktatur der Schlüssel zum Himmelreich für die unterdrückten Volker ist. Auf Kuba wurden durchaus sinnvolle Veränderungen vorgenommen, aber es gab keine Entwicklung hin zur Demokratie.
Nico_Neacsu
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@ Spartaner Orianne - danke für Euere Ausführungen!
CARLOS
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"Haben Weltverbesserer im Prinzip durchaus ehrenvolle Ziele und scheitern sie lediglich an der Komplexität dieser Welt? Dies wäre interessant zu wissen. Wallenstein[/quote]

Weltverbesserer wollen Menschheitsziele verwirklichen und benutzen für ihre Zwecke Menschen, die sie für ihre in der Zukunft zu verwirklichenden Ziele bewusst opfern. Für das gescheiterte Experiment des real existierenden Sozialismus wurden 2 bis 3 Generationen benutzt und Millionen geopfert. Du hast es rictig analysiert: Sie sehen in der Opferung von Lebensglück kein moralisches Problem, sofern es sich um hohe abstrakte Ideale handelt.

"Beim Studium seiner Aufsätze fiel mir die große Ähnlichkeit mit Mao-tse-tung auf. Beiden wurde ja auch der Vorwurf des Subjektivismus bzw. Voluntarismus gemacht. Während es bei Marx in den Feuerbach Thesen heißt: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“, ist es bei den beiden das genaue Gegenteil: „Das Bewusstsein bestimmt das Sein, und wenn das Sein nicht so ist, wie es sein soll, dann muss man eben nachhelfen. „Trumpf des Willens“, so könnte man es boshaft nennen. Bei Mao ist es der kleine Bauer Yü Gong, der ganze Berge versetzt, weil er es will, bei Che Guevara ist es der Revolutionär, der alles erreichen kann, wenn er dazu entschlossen ist. Angetrieben vom Hass auf Unterdrückung und Ausbeuter kann er die Welt aus den Angeln heben." Wall

„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche!“
„Verwandelt euren Hass in Energie!“ Wallenstein


Du schreibst "Trumpf des Willens". Vermutlich sollte es wohl heißen "Triumph des Willens". So boshaft wolltest du nicht sein. Mit der bösen Absicht wäre Guevara präziser im Sinne des von dir eingebrachten Begriffs "Voluntarismus" gedeutet worden. Die Schlagzeile "Triumph des Willens" ist bereits durch Leni Riefenstahls Film über den Parteitag der NSDAP in Nürnberg 1936 besetzt.

"Mit dieser Theorie hatte sich Che weit vom sowjetischen Marxismus entfernt, der davon ausging, dass die Arbeiterklasse die Revolution führen soll. Mao ersetzte in China die Arbeiter durch eine Bauernarmee, Che hingegen glaubte, eine kleine Gruppe Intellektueller könnte den Umsturz durchführen. Ihnen würde die Masse des Volkes dann schnell folgen. Das war die richtige Theorie für Gruppen wie die RAF." Wallenstein

Vergleich: Auch Lenin war mehr Voluntarist als Marxist. Die russische Arbeiterschaft umfasste um 1900 nur etwa 4% der arbeitenden Bevölkerung und war auf wenige Regionen konzentriert. Die industrielle Revolution hatte Russland erst ab 1890 erfasst. Russlands Problem war aber zu Beginn des 20. Jhds die Bauernfrage: Landnot der Bauern. Marx sah das Proletariat auch nicht als Klasse, die die Revolution "anführen" sollte oder anführen wollen sollte, sondern als diejenige Klasse, die die Gesellschaft nach dem durch seine inneren Widersprüche gescheiterten System des Kapitalismus führen würde. Der Zusammenbruch des Kapitalismus erfolgt nach den Lehren von Marx zwangsläufig nach den "Gesetzen" der Geschichte, also notwendig. Deshalb müsse ein hohes Bewusstsein, Bildung und Verantwortungsbewusstsein den Arbeiter auszeichnen. Marx unterschied zwischen dem Proletariat und dem Lumpenproletariat. Das Vorbild der Arbeitervereine, die insbes. auch Bildungsvereine waren stand Marx vor Augen. Allein schon die Existenz einer Kaderpartei, einer Partei von Berufsrevolutionären, streng hierarchisch gegliedert ("demokratischer Zentralismus" seit Anfang der 20er Jahre in der SU) ist unmarxistisch gedacht. Marx sprach nicht von Parteien, die das Proletariat führen. Er sah auch nicht in Russland die Morgenröte der Revolution heraufziehen, sondern in erster Linie in den entwickelten Industriestaaten des Westens.

"Wirtschaftliche Probleme interessieren Che eigentlich kaum. Materielle Anreize haben für ihn keine Bedeutung. Er identifiziert sie mit Kapitalismus. In einer warenproduzierenden Gesellschaft denkt jeder nur an sich. Deshalb wollte er möglichst schnell Waren und Märkte abschaffen und die gesamte Gesellschaft in eine riesige, planmäßig produzierende Wirtschaftseinheit umwandeln. Wichtig ist nur die revolutionäre Gesinnung, Rentabilität, genaue Wirtschaftsführung usw. diese Fragen sind ihm lästig. Deshalb kritisiert er auch die Sowjetunion, wo diese Faktoren noch eine große Rolle spielten." Zitat Wallenstein

Vergleich: In der Sowjetunion galt immer die Forderung Lenins, dass der Kommunismus als Endziel der geschichtlichen Entwicklung nur erreicht werden kann durch Steigerung der Produktivität. Eine Gesellschaft als "planmäßig produzierende Wirtschaftseinheit" war dort jedoch nicht vorgesehen. Rentabilität und genaue Wirtschaftsführung in den Betrieben dagegen sehr. Nur gelang es nie wirklich Plan und Wirklichkeit in der Allokation der Ressourcen rentabel zu realisieren, weil eine umfassende Steuerung der Wirtschaft durch zentrale Planung nicht verwirklicht werden konnte.

Die Verortung des Verhängnisses, das durch irrlichternde Weltverbesserer wie Guevara heraufbeschworen wird, hast du richtig bei Rousseau und seinem Verkünder Robespierre verortet. Rousseaus Lehre von der volonté générale (zentraler Begriff des allgemeinen Willens, dieser äußert sich in Gesetzen) und der volonté de tous ist wegweisend. Das Volk fasst Beschlüsse und diese sind immer gleich richtig. Das Volk ist unbestechlich (eben wie Robespierre!), wohl aber lässt es sich hinters Licht führen. Umso bedenklicher ist es, wenn Rousseau die Gewaltenteilung und das Repräsentativsystem in der Demokratie ablehnt. Er ist der Verkünder der direkten Demokratie. Roussseau wurde der Vordenker moderner totalitärer Erziehungsdiktaturen. Der allgemeine Wille sei immer der richtige und ziele immer auf das allgemein Beste ab. Auch wenn das Volk sich irrt.

Robespierre hat den Terreur nicht aus freien Stücken verkündet, weil er eine Veranlagung zum Bluthund hatte, vielmehr zwang ihn der Krieg dazu, den die Girondisten vorangetrieben hatten. Die Revolutionäre waren sich nicht einig über das weitere Vorgehen in einer erlahmenden Revolutionsbewegung. Der Krieg sollte im Innern die Einigkeit der Revolutionäre wiederherstellen, glaubten die Girondisten.Ein absurder Gedanke für uns heute. Robespierre, Jakobiner, der die Folgen des Krieges für die innere Situation in Frkrch besser einschätzte, behielt recht: Der Krieg nach außen gegen die feindliche Koalition der konservativen Monarchien führte zwangsläufig zum Terreur, weil m Krieg die kollaborierenden Feinde im Innern bekämpft werden mussten. Der Krieg bedeutete das Ende der Monarchie. Der Prozess gegen den König folgte. Er wurde zum Tod verurteilt.
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