Studentenverbindungen ja oder nein?

Kommentare und Meinungen zu epochenübergreifenden Themen

Moderator: Barbarossa

Ruaidhri
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Damit sind natürlich die Traditionsvereine gemeint, also Schützenvereine, Kegelrunden, Kleintierzüchter, Trachtenvereine usw.
Vereinsmeierei ist des Deutschen Stärke, ja.
Aber: Da hat sich dann doch sehr viel geändert, schon, weil der Nachwuchs unter solchen Bedingungen wegbleibt. Männerbündlerisch ist auch nicht mehr so en vogue, die Tendenz geht dann doch zum gemeinsamen Hobby.
Wenn es in unseren Schlafdörfern noch engere soziale Kontakte unter Eingeborenen und Zuwanderen gibt, dann dort.
Alle gemeinsam veranstalten dann Dorf- und Kinderfeste, sammeln Unrat, schleppen Sandsäcke, wenn Teile des Dorfes abzusaufen drohen und die FF nicht überall zugleich sein kann.
es gab Gerüchte, dass dort Prüfungsthemen und Fragen im Voraus verblüffend genau bekannt sind.
Das wieder gab es bei uns nicht, da bin ich quer durch die Fakultäten sicher.
Und natürlich die Jobsuche während und nach dem Studium, man bewirbt sich dann einfach beim Personalchef aus der Verbindung.
Schon eher- und doch vielleicht heutzutage auch keine Garantie mehr.
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LG Ruaidhri
Dietrich
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Es gab mal eine Zeit in der ersten Hälfte des 19. Jh., da waren die studentischen Verbindungen die liberale und freiheitlich-demokratische Speerspitze der Gesellschaft. Man denke z.B. an das Wartburgfest oder das Hambacher Fest.

Heute sind Studentenverbindungen ein Hort des Konservatismus und einer reaktionären Gesinnung.
Ruaidhri
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Heute sind Studentenverbindungen ein Hort des Konservatismus und einer reaktionären Gesinnung.
Fast alle, da hast Du Recht. Was eben auch daran liegt, dass in den Traditions- Bünden keine Frauen zugelassen sind.
Dort, wo sie aktiv werden können, ist das Klima und auch die politische Orientierung schon liberaler und der alkoholisierte Dumpfsinn weniger.
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Triton
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Ruaidhri hat geschrieben:Aber: Da hat sich dann doch sehr viel geändert, schon, weil der Nachwuchs unter solchen Bedingungen wegbleibt. Männerbündlerisch ist auch nicht mehr so en vogue, die Tendenz geht dann doch zum gemeinsamen Hobby.
Hier muss man wohl zwischen den alten Vereinen und den aufkommenden Zweckgemeinschaften unterscheiden. Also Lauftreffs, Landfrauen usw.

Über die Auswirkungen von Vereinen auf die Entwicklung junger Menschen habe ich im Lexikon der Fitnessirrtümer wenig Positives gelesen. Nach Studien führt das Vereinsleben vor allem dazu, möglichst früh mit allen möglichen Drogen in Kontakt zu kommen und der Gruppenzwang ist auch nicht von schlechten Eltern.
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Orianne
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Ich bin damals mit 6 Jahren in den Turnverein (KuTu) eingetreten (auf Druck meiner Mutter), und ich war bis 16 aktiv, aber von Drogen (inkl. Alkohol) hatte ich in "meinem" Verein nie etwas gesehen, aber man hörte an Wettkämpfen später schon Dinge, die einem stutzig machten. Ein Gruppenzwang kann auch ich nicht ausschliessen, an den Turnfesten wurde doch sehr viel getrunken, aber mehrheitlich von Männern, dazu muss man aber noch anmerken, dass Bier viel billiger war als eine Flasche Sinalco.
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Balduin
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Triton hat geschrieben:
Ruaidhri hat geschrieben:Aber: Da hat sich dann doch sehr viel geändert, schon, weil der Nachwuchs unter solchen Bedingungen wegbleibt. Männerbündlerisch ist auch nicht mehr so en vogue, die Tendenz geht dann doch zum gemeinsamen Hobby.
Hier muss man wohl zwischen den alten Vereinen und den aufkommenden Zweckgemeinschaften unterscheiden. Also Lauftreffs, Landfrauen usw.

Über die Auswirkungen von Vereinen auf die Entwicklung junger Menschen habe ich im Lexikon der Fitnessirrtümer wenig Positives gelesen. Nach Studien führt das Vereinsleben vor allem dazu, möglichst früh mit allen möglichen Drogen in Kontakt zu kommen und der Gruppenzwang ist auch nicht von schlechten Eltern.
Uns hat damals ein Fussballtrainer einen Kasten Bier versprochen, wenn wir ein wichtiges Spiel gewinnen - wir waren 15 :wink:
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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In der Deutschen Burschenschaft gab es schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Entwicklungen, die ich als widersprüchlich empfinde. Mehrheitlich traten die Burschenschaften wohl für eine konstitutionelle Monarchie ein und wandten sich gegen die Unterdrückungspolitik des Deutschen Bundes. Führende Politiker der Revolution von 1848/49 waren Burschenschafter.

Doch nationalistische und antisemitische Tendenzen findet man auch. Außerdem gelang es der Burschenschaft nicht, alle Studenten zu vereinigen. Ihre Ziele, das studentische Leben zu reformieren, also den Alkoholmissbrauch und das Duell einzuschränken oder abzuschaffen, verfehlten sie.

Die Corps, auch Landsmannschaften genannt, pflegten weiterhin das Duell und die Bestimmungsmensur.

Nach 1871 näherten sich die Burschenschaften den Corps an. Man kneipte und schlug seine Partien. Nach der Aktivenzeit musste man die Universität mit seiner Anwesenheit beehren und machte schließlich Examen.

Eine ironisch zugespitzte Darstellung des Studentenlebens in der Kaiserzeit findet man in Heinrich Manns Roman "Der Untertan".
Geschichte sollte so geschrieben werden, wie man eine Geschichte erzählt - lebendig und an den Fakten orientiert. Meine Homepage: http://www.katharinakellmann-historikerin.de/
Dietrich
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Ruaidhri hat geschrieben: Was eben auch daran liegt, dass in den Traditions- Bünden keine Frauen zugelassen sind.
Nun ja, das heißt ja nicht, dass Frauen nicht ebenso reaktionär wie ihre Bundesbrüder sein können. :mrgreen:
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Orianne
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Dietrich hat geschrieben:
Ruaidhri hat geschrieben: Was eben auch daran liegt, dass in den Traditions- Bünden keine Frauen zugelassen sind.
Nun ja, das heißt ja nicht, dass Frauen nicht ebenso reaktionär wie ihre Bundesbrüder sein können. :mrgreen:
Das ist wahr! :mrgreen:
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Ruaidhri
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Triton hat geschrieben:Hier muss man wohl zwischen den alten Vereinen und den aufkommenden Zweckgemeinschaften unterscheiden. Also Lauftreffs, Landfrauen usw.

Über die Auswirkungen von Vereinen auf die Entwicklung junger Menschen habe ich im Lexikon der Fitnessirrtümer wenig Positives gelesen. Nach Studien führt das Vereinsleben vor allem dazu, möglichst früh mit allen möglichen Drogen in Kontakt zu kommen und der Gruppenzwang ist auch nicht von schlechten Eltern.
Was für ein verallgemeindernde Nonsense, sage ich jetzt mal als Landei, welches das Treiben in alten, aber inzwischen eben verjüngten Vereinen und Clubs beobachtet oder auch dort aktiv ist.
Gemischt- bis auf die die Männerchöre- ist es überall, Saufen als Hauptanliegen ist out, bei Seglern, Reitern, im Spielmannszug oder bei den Modelleisenbahnern und im Sportverein.
Da sind herumlungernde Jugendliche, die keinerlei Hobby haben, weitaus mehr gefährdet als die, die auf dem Land in irgendein Vereinsleben eingebunden sind, ob Kaninchenzüchter, Hundesport und kirchlichen Gruppen.
Was einst mal reine Männersache war, ist es heute eben nicht mehr- unterm alten Dach.
Ralph hat geschrieben:Uns hat damals ein Fussballtrainer einen Kasten Bier versprochen, wenn wir ein wichtiges Spiel gewinnen - wir waren 15 :wink:
Sollte heute keiner mehr tun, das gibt schnell Ärger- auch von Seiten der Eltern.
Zurück zu den Verbindungen:
Die einzigen Studentenverbindungen, in denen es schon lange ziemlich gesittet und gleichberechtigt zugeht, sind tatsächlich die Akademischen Seglervereine. Auch die haben durch die Zeitläufte hindurch ihre Geschichte und Erscheinungsformen gehabt, die auch ins Bild anderer Burschenschaften und Verbindungen passt.
Sollte sich aber in den 70ern sehr ändern.
Mal abgesehen davon, konnten auch "freie Studenten" heftig feiern und allerlei Dummtüch veranstalten. Mit dem Unterschied, dass in einem Haus, in welchem nur WG und der Vermieter lebten, alle sozialen Schichten und alle politischen Richtungen aufeinandertrafen und sich bestens verstanden. Kein organisiertes Denken wie auf den diversen Häusern der Verbindungen- aber best organisierte Küchenschlachten und Examensfeiern. :mrgreen:
Dietrich hat geschrieben:Nun ja, das heißt ja nicht, dass Frauen nicht ebenso reaktionär wie ihre Bundesbrüder sein können. :mrgreen:
Können sie- und dennoch wirken sogar die etwas zivilisierend. :mrgreen:
Reine "Frauenbünde" können ein ebensolches Gräuel sein wie reine Männerbünde, nur noch nerviger. :angel:
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Triton
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Ruaidhri hat geschrieben:[
Was für ein verallgemeindernde Nonsense, sage ich jetzt mal als Landei, welches das Treiben in alten, aber inzwischen eben verjüngten Vereinen und Clubs beobachtet oder auch dort aktiv ist.
Ja, das ist natürlich eine Quelle ganz anderer Qualität als wissenschaftliche Studien.
http://www.susanne-warmuth.de/fitness.html
Bei Gelegenheit kann ich ja mal draus zitieren, ich fands ganz witzig.

Sauforgien gibt es immer noch, vor allem in den Vereinen, wo Otto Normal erfolgreich mitmachen kann. Der Konsum in Trachten-, Schützen-, Musik und Kegelvereinen ist ja nun legendär.
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Ruaidhri
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Man kann und sollte auch Studien, die wissenschaftlich sind, durchaus kritisch gegenüber stehen.
Der Konsum in Trachten-, Schützen-, Musik und Kegelvereinen ist ja nun legendär.
Eben- legendär! Da hat sich im letzten Jahrzehnt sehr viel geändert. Eine Entwicklung der letzten Jahre, da schon früh unabhängig vom Elternhaus der Konsum von Drogen aller Art thematisiert wird.
Im hiesigen Sportverein, bei den Schützen mal gar, bei den Reitern und Hundlern und in der Volkstanzgruppe und sonstwo ist es inzwischen out, selber zu unmäßig zu saufen. Kommt hinzu, dass auch kritische Otto Normalverbraucher klare Ansagen machen, was den Ausschank von Alkohol an Jugendliche betrifft.
Sorry, aber auf unseren Dörfern laufen nur noch selten volltrunkene oder bekiffte Jugendliche herum- in der Kreisstadt oder benachbarten Großstadt ist das Bild da sehr anders.
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LG Ruaidhri
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