Ein Fanal des Untergangs: Die Schlacht von Stalingrad

Kommentare und Meinungen zu epochenübergreifenden Themen

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Ralph hat geschrieben:... Er hatte die Verantwortung für eine eingeschlossene, eingekesselte Armee - es wäre heldenhaft gewesen, sich Hitlers Befehl zu widersetzen und den Ausbruch zu wagen. Dass er eben gehorchte, ist heutzutage leicht zu verurteilen. Es ist jedoch mehr als fraglich, ob ein Ausbruch überhaupt gelungen wäre...
Er hätte es in dem Augenblick versuchen können, wo Manstein seine Entsatzoperation durchführte. Daß der Entsatz nicht von beiden Seiten gegen den Ring versucht wurde, wundert mich schon länger.
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Triton
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Vielleicht war die Panzerarmee Hoth ja alles, was für die Entsatzoperation verfügbar war?

Paulus konnte aus seinem Kessel die Lage der Truppen Hoths nicht einschätzen, der Befehl zum Ausbruch hätte von Hoth bzw. von Manstein kommen müssen. Ich denke sowieso, dass Mitte Dezember die 6.Armee nie im Leben mehr die Strecke zwischen ihr und der Entsatzarmee hätte bewältigen können.
Warum er, der für die verbliebenen Soldaten verantwortlich war (an die 100000 Mann), einen Karabiner in die Hand hätte nehmen sollen, leuchtet mir auch nicht ein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er mit einer guten Behandlung rechnete. Wohl eher damit, öffentlich aufgehängt zu werden.
Ich nehme an, die korrekte Behandlung durch die Rote Armee trug dazu bei, dass er sich später dem Nationalkommittee zuwandte.

Beste Grüße
Joerg
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dieter
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Ralph hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: Lieber Joerg,
er sollte sich keine Kugel in den Kopf jagen, sondern kämpfen genauso wie er es von seinen Soldaten verlangt hatte. :wink:
Laut Berichten von Stabsangehörigen und Rotarmisten sei Paulus bei seiner Gefangennahme in einer desolaten Verfassung gewesen.
Ein Offizier berichtete, dass es ihm erschienen sei, als sei Paulus an der Last, die er zu tragen hatte, fast zusammengebrochen wäre. Ich kann mir in keinster Weise vorstellen, wie es ist, für hunderttausende Menschen verantwortlich zu sein - zu wissen, von der eigenen Entscheidung hängt das Leben so vieler Menschen ab. Deshalb finde ich es unüberlegt, ihn als Feigling (so auf Spiegel Online) zu bezeichnen.

Er hatte die Verantwortung für eine eingeschlossene, eingekesselte Armee - es wäre heldenhaft gewesen, sich Hitlers Befehl zu widersetzen und den Ausbruch zu wagen. Dass er eben gehorchte, ist heutzutage leicht zu verurteilen. Es ist jedoch mehr als fraglich, ob ein Ausbruch überhaupt gelungen wäre.

Ob es etwas geändert hätte, wenn er einen Karabiner in die Hand genommen hätte?
Lieber Ralph,
es hätte nichts geändert, einen Karabiner in die Hand zu nehmen und solange zu schießen wie erdas konnte. Es wäre aber wenigstens ein ehrenvoller Abgang gewesen. Es ist tatsächlich fraglich ob er hätte ausbrechen können.
Mit seinem Gang in die Gefangenschaft und nachher seine Arbeit für das National Kommitee Freies Deutschland und seinen Wohnsitz in der DDR, hat er nur bewiesen wie charakterlos er war. Sein eigenes Überleben war ihm wertvoller als die seiner schutzbefohlenen Soldaten. :twisted:
Mein Vater hat versucht unter Einsatz seines Lebens einen Kammeraden vor Moskau aus dem gegnerischen Feuer zu holen, er hat es mit seinem eignen Leben gebüßt. :roll:
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dieter
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Triton hat geschrieben:
Warum er, der für die verbliebenen Soldaten verantwortlich war (an die 100000 Mann), einen Karabiner in die Hand hätte nehmen sollen, leuchtet mir auch nicht ein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er mit einer guten Behandlung rechnete. Wohl eher damit, öffentlich aufgehängt zu werden.
Ich nehme an, die korrekte Behandlung durch die Rote Armee trug dazu bei, dass er sich später dem Nationalkommittee zuwandte.

Beste Grüße
Joerg
LieberJoerg,
natürrlich war er für die verbliebenen 100 000 Mann verantwortlich, er hätte so aber einen ehrenvollen Tod suchen können, ob die Sowjets ihn aufgehängt hätten ist noch die Frage. Er hat aber eine gute Behandlung durch die Russen vorgezogen und sich dann den Nationalkommitee angeschlossen, ein riesiger Propagandaerfolg für die Sowjets. :roll:
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Rikardo
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Der Artikel ist wirklich spannend. Jeder Volk hat in seine Geschichte Schlachte, die die Glorreich des Volkes zeigen. Unser Staat auch.
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Balduin
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Rikardo hat geschrieben:Der Artikel ist wirklich spannend. Jeder Volk hat in seine Geschichte Schlachte, die die Glorreich des Volkes zeigen. Unser Staat auch.
An Stalingrad war nichts glorreich - mit solch Adjektiven tue ich mich auch immer schwer. Sicher, ich kann verstehen, dass früher solch Ausdrücke verwendet wurden, um dem Schrecken einen Sinn zu geben.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Rikardo hat geschrieben:Der Artikel ist wirklich spannend. Jeder Volk hat in seine Geschichte Schlachte, die die Glorreich des Volkes zeigen. Unser Staat auch.
Lieber Rikardo,
die Schlacht von Stalingrad ist alles andere als glorreich für das deutsche Volk gewesen und beileibe kein Ruhmesblatt. Die Russen sehen dies natürlich nicht so. Sollen sie. Auch andere Schlachten waren nicht glorreich, weder die Gemetzel von Verdun oder an der Somme und auch nicht der Endkampf um Berlin. Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt glorreiche Schlachten gibt, wohl aber, das manche Kämpfe wahrscheinlich unvermeidlich waren, wie die Schlacht auf dem Lechfeld oder die Völkerschlacht von Leipzig. Die Ansichten darüber wechseln im Lauf der Zeit. Heute wollen die Deutschen mit den Schlachten früherer Epochen nicht mehr viel zu tun haben. Das erklärt sich durch unsere Geschichte, denn von Schlachtenruhm wurde uns früher schon viel zu viel erzählt.
Das mag in Bulgarien aufgrund eurer Geschichte natürlich ganz anders gesehen werden. Das sei euch unbenommen.
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dieter
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Lieber Rikardo,
es gibt keine glorreiche Schlachten, höchstens Schlachten, welche die Geschichte ändern. Wie die Schlacht im Teuteburger Wald/Kalkriese 9. n. Chr., die bestimmte, dass Germanien überwiegend keine röm. Provinz wurde und wir keine rom. Sprache reden, schreiben oder lesen. :wink: Dann noch die Schlacht auf dem Lechfeld, mehr oder weniger ausschlagenbend war, dass ein gemeinsames Deutschland entstand, ganz abgesehen die Niederlage der Ungarn.
Schlachten sind nie heroisch sondern ein Gemetzel, was so ein Krieg mit sich bringt. Ich bin gegen jeden Krieg und natürlich auch gegen Schlachten. :wink: :roll:
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Rikardo
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Ich bin auch gegen Kriege mit dem Ziel Eroberung. Die Kriege fuer die Befreiung sind manchmal obligatorisch. Und ich bin nicht einverstanden dass keine glorreiche Schlaechte gibt. Die Glorreich kommt nicht nur mit dem Sieg. Sie kommt auch mit der Taetigkeit des Helden die das Leben fuer den Staat geben. Das ist nur meine Meinung.
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Triton
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Meine auch.
Ruhmreiche Kriege gibt es nicht, aber ruhmreiche Taten.
Oder wie es der amerikanische Admiral Halsey einmal so treffend ausdrückte:
Es gibt keine außergewöhnlichen Menschen. Es gibt nur außergewöhnliche Situationen, die von ganz normalen Menschen, die unter dem Umstand der Situation über sich hinauswachsen, bewältigt werden.

Ich glaube, wir Stubenhocker-Weicheier würden kaum einen Tag im affenkalten Kessel von Stalingrad aushalten.

Beste Grüße
Joerg
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Rikardo
Ich bin auch gegen Kriege mit dem Ziel Eroberung. Die Kriege fuer die Befreiung sind manchmal obligatorisch. Und ich bin nicht einverstanden dass keine glorreiche Schlaechte gibt. Die Glorreich kommt nicht nur mit dem Sieg. Sie kommt auch mit der Taetigkeit des Helden die das Leben fuer den Staat geben. Das ist nur meine Meinung.

Triton:

Oder wie es der amerikanische Admiral Halsey einmal so treffend ausdrückte:
Es gibt keine außergewöhnlichen Menschen. Es gibt nur außergewöhnliche Situationen, die von ganz normalen Menschen, die unter dem Umstand der Situation über sich hinauswachsen, bewältigt werden.
Gloria bedeutet herrlich, prächtig, großartig und das gilt für Stalingrad sicherlich nicht. Was es gab war selbstloser Einsatz von Kameraden für ihre Kameraden, persönlicher Opfermut, so ähnlich, als wenn jemand heute Menschen aus einem brennenden Haus rettet oder vor dem sicheren Ertrinken bewahrt. So etwas kann man gar nicht hoch genug einschätzen und loben und leider wird dies oftmals nicht ausreichend gewürdigt. Aber der ganze Weltkrieg diente von deutscher Seite aus verbrecherischen Zielen. Die Nazis wollten niemanden befreien und dies muss man immer vor Augen haben. Deshalb gibt es für uns jedenfalls keine glorreichen Schlachten in diesem Krieg. Aber ich kann nicht für die Russen sprechen, die Stalingrad als glorreichen Sieg bezeichnen. Ich möchte keine abschließende Bewertung vornehmen.

Im Übrigen bin ich nicht der Meinung von Admiral Halsey, dass es keine außergewöhnlichen Menschen gibt, sondern nur außergewöhnliche Situationen. Vielleicht trifft dies im militärischen Bereich zu, aber sicher nicht im zivilen Bereich. Goethe, Schiller, Bach, Mozart, Einstein, sie waren außergewöhnliche Menschen und dies nicht nur in bestimmten Situationen, sondern immer, weil sie über seltene Talente und Fähigkeiten verfügten, die nicht alle Menschen haben.
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dieter
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Rikardo hat geschrieben:Ich bin auch gegen Kriege mit dem Ziel Eroberung. Die Kriege fuer die Befreiung sind manchmal obligatorisch. Und ich bin nicht einverstanden dass keine glorreiche Schlaechte gibt. Die Glorreich kommt nicht nur mit dem Sieg. Sie kommt auch mit der Taetigkeit des Helden die das Leben fuer den Staat geben. Das ist nur meine Meinung.
Lieber Rikardo,
es gibt keine glorreichen Schlachten, sondern nur Blut und Tod. Es können Schlachten bestimmend für die wetere Entwicklung der Gechichte sein, das ist aber alles Andere als glorreich. :roll:
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Karlheinz hat geschrieben:.

Im Übrigen bin ich nicht der Meinung von Admiral Halsey, dass es keine außergewöhnlichen Menschen gibt, sondern nur außergewöhnliche Situationen. Vielleicht trifft dies im militärischen Bereich zu, aber sicher nicht im zivilen Bereich. Goethe, Schiller, Bach, Mozart, Einstein, sie waren außergewöhnliche Menschen und dies nicht nur in bestimmten Situationen, sondern immer, weil sie über seltene Talente und Fähigkeiten verfügten, die nicht alle Menschen haben.
Lieber Karlheinz,
das waren Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten auf ihren jeweiligen Gebiet. Aber sonst Menschen mit Fehlern und Vorurteilen wie wir alle. :wink:
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