Englisch als Weltsprache und die Folgen für uns

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben: Und jede Sprache mehr, die man außer englisch spricht, bedeutet einen Vorteil.
Das würde ich sofort unterschreiben!
Unser Staatsgründer T.G. Masaryk hat gesagt: Jede Sprache, die Du mehr kannst, ist wie wenn Du ein zusätzliches Leben hättest.
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Triton
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Wirtschaftswissenschaften sind eine angelsächsische Domäne, weshalb sich dort Anglizismen ganz selbstverständlich anbieten. Weit, weit mehr Anglizismen gibt es in der Informationstechnologie. Dort kenne ich kaum deutsche Ausdrücke. Warum auch nicht? Warum etwas Neues erfinden, wenn Smartphone auch jeder aussprechen kann und in der ganzen Welt verstanden wird?

Man lacht ja auch nicht über die lateinischen Ausdrücke der Mediziner. Zeigt nur, dass es eine altmodische, wenig dynamische Wissenschaft ist.

Die Werbung ist deutlich zurückhaltender geworden, das sollte man eigentlich inzwischen gemerkt haben. Werbung will verstanden werden, nicht nur gut und wichtig klingen. Beim Sales Manager oder Waste Removal Engineer ist das Gegenteil der Fall.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Lia

Triton hat geschrieben:Man lacht ja auch nicht über die lateinischen Ausdrücke der Mediziner. Zeigt nur, dass es eine altmodische, wenig dynamische Wissenschaft ist.
Die sind- nicht von Nachteil, international gebräuchlich, und wer heute als Mediziner nicht genauso fit in Englisch ist wie in griechischen und lateinischen Bezeichnungen, hat Probleme im Studium und in der Fortbildung.
Mit wenig dynamisch hat der Gebrauch von lateinisch/ griechischen Bezeichnungen wenig zu tun.
Wobei ich oft genug von Medis auch bei französischen Fachartikeln um Hilfe gebeten werde. :mrgreen:
Dort, wo es sinnvoll, d.h die eigene Sprache ergänzend ist, habe ich nichts gegen Englisch.
Dort, wo es überflüssig, ein Hype ist, kann ich mich drüber amüsieren, so lange nicht Otto Normalo bei manchen Dingen ausgeschlossen wird.
Ist nur die Frage, ob Englisch als allgemeine Weltsprache auf allen Kontinenten dann auch zwangsläufig eine weltweite Vereinheitlichung
der Kommunikationsgewohnheiten nach sich zieht.
Noch muss ich mich darauf einstellen, ob ich mit Franzosen oder Engländern, Amerikanern oder Dänen- und gab es- auf Englisch mit Chinesen kommuniziere.
Renegat hat geschrieben:Man kann es auch anders sehen, man hat als Nicht-Englisch-Muttersprachler immer gleich eine Geheimsprache parat, was den Fans des gläsernen Menschen so auch nicht gefallen kann. Und jede Sprache mehr, die man außer englisch spricht, bedeutet einen Vorteil.
Exakt. Und Sprache ist mehr als Grammatik und Wortschatz korrekt anzuwenden.
Sprache- und die Bilder, die Assoziationen, sind immer ein Stück weit auch Kultur, Spiegel anderen Verständnisses oder Sicht/ Wahrnehmung. Habe ich nie so intensiv gemerkt wie bei meinem russischen Nachhilfeschüler im direkten Vergleich von Übersetzungen, den ausgelösten Konnotationen etc. zwischen englischen Zeitungsartikeln und Literatur.
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Gontscharow
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Ist ein "waste removal engineer" ein Müllmann ? :)
Früher hat man solche Begriffe gerne auf deutsch bis zur Unkenntlichkeit "verschleiert",
so z.B. in dem schönen Wort "Entsorgungspark".
Klingt nett, Park und keine Sorge ...
War aber eine Atommülldeponie.
Renegat
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Ein weiterer Punkt zu Englisch als weltweite Zweitsprache fällt mir durch den Umgang mit Flüchtlingen ein. Erstaunlicherweise sprechen einige/viele etwas englisch, egal ob sie aus Syrien, Irak oder Somalia kommen. Könnt ihr das bestätigen?

Obwohl alle eifrig und fleißig am Deutschunterricht teilnehmen, ist mir aufgefallen, dass man im Gespräch fast automatisch von deutsch zu englisch wechselt. Ich denke, dass liegt am beiderseitigen Verständigungswunsch. Der Flüchtling kann mir als deutschem Muttersprachler nur schwer folgen, also wechseln wir in eine Sprache, in der wir beide nicht so gut zu Hause sind und das ist eben englisch.

Deshalb bringen die Zahlenbetrachtungen bei Sprachen und Anzahl der Sprecher nicht viel, denn obwohl ich etwas spanisch spreche, fühle ich mich wohler, wenn ich mit einem Spanier oder Südamerikaner englisch sprechen kann. Jedenfalls dann, wenn es um Verständigung geht und nicht um´s Sprachenlernen.
ehemaliger Autor K.

Gontscharow
Ist ein "waste removal engineer" ein Müllmann ? :)

Richtig geraten!
Im Hamburg hat man jetzt den schönen Beruf des Wastewatchers geschaffen. Ein Müllbeobachter, der die Leute vorsichtig ermahnen soll, wenn sie ihren Abfall irgendwo entsorgen wollen, wo sie es eigentlich nicht dürfen. Keine Ausbildung erforderlich.

Und dann gibt es noch einen tollen Job: Front Office Assistant Manager im Face-to-face-Marketing. Früher nannten wir dies schlicht Verkäufer.

Und was macht eigentlich der Stock Replenishment Adviser? Nun, der füllt lediglich die Regale auf.

Ach ja, nicht zu vergessen: Die Environment Improvement Technicians, ehemals als Putzfrauen bekannt.

Und der Education Centre Nourishment Production Assistant? Der füllt in der Kantine die Teller auf. Und der gute alte Schaffner nennt sich jetzt: Revenue Protection Officer.

Mein Gott, nicht nur Kleider machen Leute, auch Berufsbezeichnungen machen dies.

Junge, Junge, was sind wir plötzlich heute alle wichtig!
Zuletzt geändert von ehemaliger Autor K. am 11.10.2014, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Orianne
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Renegat hat geschrieben:Ein weiterer Punkt zu Englisch als weltweite Zweitsprache fällt mir durch den Umgang mit Flüchtlingen ein. Erstaunlicherweise sprechen einige/viele etwas englisch, egal ob sie aus Syrien, Irak oder Somalia kommen. Könnt ihr das bestätigen?
Ja und nein, ich komme mit italienisch besser mit Balkanesenkindern zurecht, aber bei Tamilenkindern ist englisch wieder besser, aus Nord- oder Westafrika sowie Rumänien wiederum ist französisch die bessere Sprache für die Kinder, wobei sie bei uns relativ schnell deutsch lernen. Mit den Eltern ist es dann wieder eine andere Sache, ich müsste noch serbokroatisch können, dazu albanisch und türkisch, dann wäre ich perfekt;-)) Was mir schon auffiel ist, dass es doch Kinder gibt, die Latein ein wenig verstehen, es ist ihrer Sprache doch ein ganz kleines Stück ähnlich. Bei Ostafrikanern, Syrern, Irakern und Iranern ist englisch vorherrschend, dass kann ich bestätigen. Ich hatte einmal ein Mädchen von den Philippinen, genauer von der Insel Cebu, es sprach nur Cebuano, es war eine harte Arbeit für beide Seiten bis wir uns verständigen konnten.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

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Orianne
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Karlheinz hat geschrieben:Gontscharow
Ist ein "waste removal engineer" ein Müllmann ? :)

Richtig geraten!
Im Hamburg hat man jetzt den schönen Beruf des Wastewatchers geschaffen. Ein Müllbeobachter, der die Leute vorsichtig ermahnen soll, wenn sie ihren Abfall irgendwo entsorgen wollen, wo sie es eigentlich nicht dürfen. Keine Ausbildung erforderlich.

Und dann gibt es noch einen tollen Job: Front Office Assistant Manager im Face-to-face-Marketing. Früher nannten wir dies schlicht Verkäufer.

Und was macht eigentlich der Stock Replenishment Adviser? Nun, der füllt lediglich die Regale auf.

Ach ja, nicht zu vergessen: Die Environment Improvement Technicians, ehemals als Putzfrauen bekannt.




Und der Education Centre Nourishment Production Assistant? Der füllt in der Kantine die Teller auf. Und der gute alte Schaffner nennt sich jetzt: Revenue Protection Officer.

Mein Gott, nicht nur Kleider machen Leute, auch Namen machen dies.

Junge, Junge, was sind wir plötzlich heute alle wichtig!
Dazu kann ich nur sagen: "Namen sind Schall und Rauch" :wink:
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

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Lia

Ich geh jetzt my dog outwalken ( nicht verwalken! :mrgreen: ) und hoffe, dass er Steadiness und Obedience an Wild performt, Mantrailing ist heute nicht angesagt, und weder er noch ich brauchen Booties und Boots. Danach werde ich ihn dann als Born-Again Raw Feeder sättigen- oder mit Bones And Raw Foods abspeisen
oder barfen= political correct und auf Deutsch biologisch und artgerecht roh abfüttern.
Mantrailing lässt sich kaum im Deutschen wiedergeben. Klar, Personensuche, aber für Insider ergibt sich aus dem englischen Wort die Art und der Ansatz der Arbeit. Ob wir die Rettungshunde, die eben nicht Mantrailer sind, nun unbedingt in Rescue- dogs umtaufen müssen, lasse ich mal offen.
Barf und das Verb barfen sind ursprünglisch englisch- basierte Wort-Neu-Schöpfungen, die ziemlich sinnvoll sind, wer macht sich denn noch einen Kopf, dass Laser =Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation ist? :mrgreen:
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Gontscharow
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Lach ... ein lustiges Thema !
Neulich war ich in einem Outdoor-Laden, in deren Broschüren und Beschreibungen ging es echt so
extrem Denglisch zu , wie von Lia und Karlheinz hier karikiert .... und ja, ich habe mir nach kurzer Zeit
wirklich keinen Kopf mehr gemacht, was das ganze Geschwafel bedeuten soll, fand den Laden eh zu teuer
und bin wieder raus ;-)
@Renegat : Bei Flüchtlingen kommt es einfach darauf an, welche Fremdsprachenkenntnisse sie haben.
Was macht man mit Roma, die nur Ungarisch sprechen ? Da bist du auf einen Dolmetscher angewiesen.
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Marek1964
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Klar ist, Lia geht mit der Zeit! Wobei ich finde, sie hat in ihrem Text immer noch zuviel Germanismen.
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Triton
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Vorsicht vor zuviel Germanismen in der Sprache, schon Hitler wollte die Sprache um Fremdworte "bereinigen"! Den "Zerknalltreibling" kennt ja wohl hoffentlich jeder. Wir wollen hier doch alle nicht in die falsche Ecke gedrängt werden :wink:

Beim Thema fallen mir die vielen französischen Lehnworte in der deutschen Sprache ein, heute selbstverständlich, früher sicher genauso ein Aufreger wie heute das Denglisch. Dabei sind die französischen Bezeichnung oft präziser und treffender:
Lac de Constance - Bodensee
Fete de la Bière - Oktoberfest
Aix la Chapelle - Aachen...
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Lia

Marek1964 hat geschrieben:Klar ist, Lia geht mit der Zeit! Wobei ich finde, sie hat in ihrem Text immer noch zuviel Germanismen.
:mrgreen:
Dieser Irish-Setter ( bloß nicht irischer Setter :mrgreen: ) ist weder für Agility noch Obedience noch Dog-dancing zu haben. Das Feedback ist könnte ich auch leicht abgewandelt in Denglisch als das ist zum "Foodback" bezeichnen.
Bike-jöring oder Dog-Scooting wären geeigneter, wenn er schon nicht working gun-dog sein darf.
Wobei er an Dummy und Entenfowler gute performance bringt und ganz easy bei jeden working test manchen Retriever toppen könnte.
Gingen frühere Hunde noch zu Ausstellungen und Zuchtschauen, um die Zuchtttauglichkeit zu bekommen, so sind sie heute auf Shows- und manche eben Stars.
Lustig der Mischmasch: Die oberste, internationale Rasse-Hunde-Organisation ist die
Fédération Cynologique Internationale, ihr angeschlossene nationale Verbände undRassehunde-Zucht- Clubs/ Vereine verleihen das CAC- Certificat d’Aptitude au Championnat ( national)
oder das CACIB Certificat d'Aptitude au Championat International de Beauté
oder- Krönung für Arbeitsrassen:
CACIT: Certificat d'Aptitude au Championat Internatational du Travail
Auf den Zuchtschauen gibt es das BOB- Best (dog) of Breed und das BIS-Best(dog) in Show.
BOG Best of Group – das sind bei internationalen (CACIB) Ausstellungen die Besten der FCI-Gruppen.
Das Englisch inzwischen im Hundewesen " Umgangssprache" ist, verwundert nicht weiter, denn erstens stammen viele Rassen aus dem englischsprachigen Raum, zweitens kommen die hippen Bespaßungsmöglichkeiten auch von dort.
(Manche jagdnahen Beschäftigungen auch.)
Obedience heißt Gehorsam- auch in Teilen der Hundeszene ein belastetes Wort, fast schlimm wie mal von UO= Unterordnung zu sprechen oder zu schreiben.
Hunde-Tanz, Tanz mit dem Hund? Klingt genauso xxxx wie das, was unter dem englischen Begriff dann tatsächlich gezeigt wird, ist. :mrgreen:
( Tänzchen mit meinen irischen Rebellen kann es mal geben, aber in anderem Sinne, sind eben Iren)
Axo, inzwischen haben unsere Rassehunde auch keine Ahnentafeln mehr, das sind natürlich Pedigrees.
Ähm, ob die Hundefutter-Firma dafür bezahlt hat, deren Futter so ähnlich heißt?
(Abstammungs- Stammbäume gab es auf Papier eh nie, der Unterschied zwischen Stammbaum und Ahnentafel dürfte den Geschichtsexperten ja wohl bekannt sein. Stammbäume haben meine Herren außerhalb des Hauses, in ihren Akten nicht. Nun eben Pedigree genannt. :mrgreen:
Gontscharow hat geschrieben:Ist ein "waste removal engineer" ein Müllmann ?
Nun weiß ich, wie ich höchst elegant die Nebentätigkeit meiner über die Rainbow Bridge gegangenen Lordschaft beschrieben hätte. :mrgreen:
Aha, waste watching nenne ich nun die Unerzogenheit meines Hundes, der bei Besuch anders als bei mir, am Tisch zu betteln versucht. Klingt doch viel besser- er ist waste-watching- und trifft Haltung und Mimik obendrein! :mrgreen:

Grundsätzlich, mal wieder ernster werdend, finde ich eine Sprache, in der man sich weltweit so einigermaßen verständigen kann, gut und wichtig, so lange diese nicht obligatorisch als einzige erlaubte Sprache (samt dann damit verbundener Denkweise und Kultur?) übrig bleibt. Sehe ich allerdings nicht als reale "Gefahr".
Ich rege mich nun auch nicht über jeden Angliszismus auf, Oma hatte auch eine Chaiselongue und ging übers Trottoir zum Friseurund griff dort tief ins Portemonnaie. und wenn die Manequins durch Modells ersetzt werden, na und?

Manches englische oder sogar denglische Wort finde ich sinnvoll, über manches lache ich- und Lachen ist gesund.
Lia

Nun habe ich heute gelesen, dass unsere Tourismusgemeinden sich doch bitte um das Zertifikat "lifeguarded beach" bemühen sollten.
Tja, da die oberschlauen Touristen und sich selbst überschätzende Einheimische nichtmal auf Deutsch die Warnungen verstehen, was sollen die de mit einem "lifeguarded beach"?
Suche gerade nach hipper Benennung der DLRG, die an den lifeguarded beaches ihre activities hat. Total altmodisch,auf Deutsch auch "Deutsche" im Namen zu haben.
Genauso wie DGzRS, SAR Search And Rescue steht eh an den Schiffen und Tochterbooten, und das ist dann absolut richtig so. Aber natürlich muss auch die gesamte Organisation dahinter demnächst umgetauft werden? Wäre mal einen workshop wert... :mrgreen:
( Das diskriminierende Kreuz muss natürlich raus aus dem Emblem, aber das ist eine andere Sache.)
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Gontscharow
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@ Lia : looool ( auf deutsch "laaaach viel" )
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