Schule einst und jetzt
Verfasst: 06.10.2014, 13:28
Teil 1: Umschwung
Schule heute im Vergleich zu Schule bis in die Endsechziger:
Meine eigene Schulzeit ab Mittelstufe bis zum Abi 1975 eingerechnet, mit der meiner 8, 9 und 12 Jahre älteren Geschwister verglichen:
Absoluter Umbruch in den Methoden in fast allen Fächern.
Viele junge Lehrkräfte kamen, und viele der damals mittleren Jahrgänge bekamen mehr pädagogische Freiheit bei der Gestaltung des Unterrichts und in ihrem Umgang mit Schülern.
Klingt böse, aber war so: reine Mädchenschule noch, und meine Schwestern hatten in voller Härte das alte System samt Terror noch erlebt. Die jeweiligen SchulleiterInnen hatten es nie ganz geschafft, sich gegen die katholisch- konservative, und sorry, auch sich iher Macht bewussten Lehrerinnenschaft durchzusetzen.
Ein Stück weit hatte die Revoluzzer-Rede unseres Vaters zum Abi der Ältesten die Damen in die Schranken gewiesen, aber noch nicht genug.
Bis dann fast über Nacht- Schuljahreswechsel andere Zeiten anbrachen.
Schule wurde für beide Seiten anstrengender, denn Unterrichtsgespräche, Diskussionen und selbstständiges Arbeiten erfordern von beiden Seiten mehr als die eben schon lange verpönten Lehrer-Monologe.
Das Verhältnis Lehrer- Schüler änderte sich mit dem Ausklang der 60iger/Anfang der 70er, als viele junge Lehrer an unsere Schule kamen und die Zeiten der unhinterfragten Lehrerautorität vorbei waren.
Anders als bei meinen Geschwistern wurde die Autorität und Allmacht der Lehrerschaft gebrochen, Lehrer- Terror wurde nicht mehr hingenommen.
Es gab ihn- oder Versuche, doch inzwischen waren Schüler wie Eltern selbstbewusster- und-Dank an einige meiner LehrerInnen- wurde auch innerhalb des Kollegiums gegen solche Kollegen geblockt.
Bewertungen wurden nachvollziehbar, weil die Kriterien offen gelegt wurden und etwas später offengelegt werden mussten und Erwartungshorizonte mit Mini/ Max vorgegeben waren.Ein nicht ganz unwesentliches Mittel, Frust zu verhindern, weil eine Zensur nicht nachzuvollziehen war.
Meine Schwestern wieder erkannten an, dass wir besonders in den beiden bis zum Abi verbleibenden Fremdsprachen sehr viel weiter waren, wir überhaupt in vielem schon ganz anders auf die Uni (oder andere Ausbildung) vorbereitet waren.
Disziplin und Respekt:
Ob Arbeiter- oder Arztkind, wir waren so ziemlich nach den gleichen Grundregeln des Benehmens erzogen worden. Wenn das schon Duckmäusertum ist, LehrerInnen nicht mit Ausdrücken der niedersten Gossensprache anzureden, sie nicht anzuspucken etc: Gut, dann waren wir Duckmäuser, die dann allerdings Kritik sachlich und begründet vorbringen konnten. Mist, hatten wir ab Mittelstufe spätestens von just unserern Lehrern so gelernt.
Ordnung:
Wurde oft zu sehr übertrieben ,Ordnung um der Ordnung Willen, jeder kleine Knick im Heft, jedes über den Rand schreiben, Radieren, was weiß ich zu kritisieren und als relevant für die Leistungsmessung und Beurteilung zu sehen: Nein. das war zuviel, diese Art von Pedanterie muss nicht sein.
( An anderer Stelle neige ich wieder dazu, da sehe ich sie als wichtig an...)
Wenn ich heute Bücher und Hefte, fliegende Blätter, irgendwo im Collegeblock mehr zufällig verteilte Mitschriften oder Aufgaben sehe, dann weiß ich, dass ich doch erste Hilfe leisten muss und erlebbar machen sollte, welche Vorzüge das so lästige Ordnunghalten und/ oder Schaffen von Strukturen haben können.
An Volkschul- und Unterstufenzeit Gymnasium denkend:
ADS und ADHS gab es damals schon, nur wurde das unwissentlich unter "unerzogen, ungezogen, unkonzentriert, launisch, sprunghaft" eingeordnet. Leider, denn in vielen Fällen, von denen einige mit Schulverweis endeten, ist heute allen ehemaligen Mitschülerinnen ( und den Betroffenen) klar, was dahinter stand.
ADHS ist oft augenfälliger und"störender" als ADS/verträumt, beides- unerkannt und untherapiert, kann zur großen Belastung für die Kinder wie die Umgebung werden. Es ist alles andere als einfach, für Betroffene wie Lehrer wie Klassenverband, im normalen Schulalltag dauernd präsent zu sein und mit diesem "Anderssein" angemessen umzugehen. Es ist und bleibt ein "Anderssein", es nicht Krankheit, es ist nicht Defizit im Vergleich zu "normalen" Schülern.
Insofern gut, dass wir heute mehr wissen, was im Gehirn vor sich gehen kann und solche Kinder/ Jugendliche nicht mehr so ohne Weiteres von einer normalen Schullaufbahn ausgeschlossen werden.
Legasthenie:
Galt als Zeichen mangelnder Intelligenz oder von Faulheit.
Bis in die Mitt-Siebziger, als sich einige unserer LehrerInnen mit dem neuen Thema befassten, und diejenigen, die Nachhilfe gaben oder die nachmittäglichen Hausaufgabenstunden leiteten, in das noch spärliche Wissen im Umgang mit Legasthenikern einweihten.
Es gibt sie, die Legasthenie/LRS . Vielleicht sollte man nicht unbedingt das Fach Deutsch oder je nach Ausprägung Fremdsprachen unterrichten wollen, keinesfalls ist Legasthenie als Teilleistungsstörung ein Zeichen von mangelnder Intelligenz. So wenig wie Dyskalulie es ist.
Beides kann, wenn nicht diagnostiziert und therapiert oder gar dauernd als "Defizit" angesprochen, böse psycho-soziale Folgen haben.
Ob Legasthenie/ LRS durch die heutigen Unterichtsmethoden "gefördert" werden, lass ich mal weg- ein kompliziertes Thema, zu dem es keine einfachen Antworten gibt, sondern mehr oder weniger nur individuelle, wie auch Therapien sehr individuell angelegt sein müssen.
Dyskalkulie:
Immer noch weniger anerkannt als Legasthenie/ LRS. Und doch eine ebenso große Belastung für die Betroffenen, zumal, wenn die ansonsten sogar überdurchschnittliche Leistungen zeigen.
Sind Mädchen davon betroffen, kommen zu gern die dummen Sprüche: " Jungens können nunmal besser abstrakt denken, bist ja nur ein Mädchen, nicht so schlimm."
Was wohl passierte, wenn man mit männlichen Legasthenikern/LRS -Fällen so umginge, denn da sind eher Jungen betroffen als Mädchen?
Der Quatsch muss noch mehr aus den Vorstellungen gekehrt werden, - aus LehrerInnen- wie Elternhirnen.
Es ist absolut richtig und wichtig, dass schon seit geraumer Zeit all diese Dinge in Studium und Ausbildung einbezogen werden und man zumindest in meinem Umfeld anders damit umgeht als vor Jahrzehnten.
Heißt nur nicht, dass LehrerInnen im Unterricht auch gleichzeitig Therapeuten auf allen Gebieten sein können/ müssen. Mehr als ein Mosaikstein der individullen Therapie können sie nicht sein.
Ein Baustein bei der Beseitigung von Schwierigkeiten im sozialen Umfeld der Schüler müssen wir sein. Unwidersprochen.
Nicht mehr, nicht weniger.
Schule heute im Vergleich zu Schule bis in die Endsechziger:
Meine eigene Schulzeit ab Mittelstufe bis zum Abi 1975 eingerechnet, mit der meiner 8, 9 und 12 Jahre älteren Geschwister verglichen:
Absoluter Umbruch in den Methoden in fast allen Fächern.
Viele junge Lehrkräfte kamen, und viele der damals mittleren Jahrgänge bekamen mehr pädagogische Freiheit bei der Gestaltung des Unterrichts und in ihrem Umgang mit Schülern.
Klingt böse, aber war so: reine Mädchenschule noch, und meine Schwestern hatten in voller Härte das alte System samt Terror noch erlebt. Die jeweiligen SchulleiterInnen hatten es nie ganz geschafft, sich gegen die katholisch- konservative, und sorry, auch sich iher Macht bewussten Lehrerinnenschaft durchzusetzen.
Ein Stück weit hatte die Revoluzzer-Rede unseres Vaters zum Abi der Ältesten die Damen in die Schranken gewiesen, aber noch nicht genug.
Bis dann fast über Nacht- Schuljahreswechsel andere Zeiten anbrachen.
Schule wurde für beide Seiten anstrengender, denn Unterrichtsgespräche, Diskussionen und selbstständiges Arbeiten erfordern von beiden Seiten mehr als die eben schon lange verpönten Lehrer-Monologe.
Das Verhältnis Lehrer- Schüler änderte sich mit dem Ausklang der 60iger/Anfang der 70er, als viele junge Lehrer an unsere Schule kamen und die Zeiten der unhinterfragten Lehrerautorität vorbei waren.
Anders als bei meinen Geschwistern wurde die Autorität und Allmacht der Lehrerschaft gebrochen, Lehrer- Terror wurde nicht mehr hingenommen.
Es gab ihn- oder Versuche, doch inzwischen waren Schüler wie Eltern selbstbewusster- und-Dank an einige meiner LehrerInnen- wurde auch innerhalb des Kollegiums gegen solche Kollegen geblockt.
Bewertungen wurden nachvollziehbar, weil die Kriterien offen gelegt wurden und etwas später offengelegt werden mussten und Erwartungshorizonte mit Mini/ Max vorgegeben waren.Ein nicht ganz unwesentliches Mittel, Frust zu verhindern, weil eine Zensur nicht nachzuvollziehen war.
Meine Schwestern wieder erkannten an, dass wir besonders in den beiden bis zum Abi verbleibenden Fremdsprachen sehr viel weiter waren, wir überhaupt in vielem schon ganz anders auf die Uni (oder andere Ausbildung) vorbereitet waren.
Disziplin und Respekt:
Ob Arbeiter- oder Arztkind, wir waren so ziemlich nach den gleichen Grundregeln des Benehmens erzogen worden. Wenn das schon Duckmäusertum ist, LehrerInnen nicht mit Ausdrücken der niedersten Gossensprache anzureden, sie nicht anzuspucken etc: Gut, dann waren wir Duckmäuser, die dann allerdings Kritik sachlich und begründet vorbringen konnten. Mist, hatten wir ab Mittelstufe spätestens von just unserern Lehrern so gelernt.
Ordnung:
Wurde oft zu sehr übertrieben ,Ordnung um der Ordnung Willen, jeder kleine Knick im Heft, jedes über den Rand schreiben, Radieren, was weiß ich zu kritisieren und als relevant für die Leistungsmessung und Beurteilung zu sehen: Nein. das war zuviel, diese Art von Pedanterie muss nicht sein.
( An anderer Stelle neige ich wieder dazu, da sehe ich sie als wichtig an...)
Wenn ich heute Bücher und Hefte, fliegende Blätter, irgendwo im Collegeblock mehr zufällig verteilte Mitschriften oder Aufgaben sehe, dann weiß ich, dass ich doch erste Hilfe leisten muss und erlebbar machen sollte, welche Vorzüge das so lästige Ordnunghalten und/ oder Schaffen von Strukturen haben können.
An Volkschul- und Unterstufenzeit Gymnasium denkend:
ADS und ADHS gab es damals schon, nur wurde das unwissentlich unter "unerzogen, ungezogen, unkonzentriert, launisch, sprunghaft" eingeordnet. Leider, denn in vielen Fällen, von denen einige mit Schulverweis endeten, ist heute allen ehemaligen Mitschülerinnen ( und den Betroffenen) klar, was dahinter stand.
ADHS ist oft augenfälliger und"störender" als ADS/verträumt, beides- unerkannt und untherapiert, kann zur großen Belastung für die Kinder wie die Umgebung werden. Es ist alles andere als einfach, für Betroffene wie Lehrer wie Klassenverband, im normalen Schulalltag dauernd präsent zu sein und mit diesem "Anderssein" angemessen umzugehen. Es ist und bleibt ein "Anderssein", es nicht Krankheit, es ist nicht Defizit im Vergleich zu "normalen" Schülern.
Insofern gut, dass wir heute mehr wissen, was im Gehirn vor sich gehen kann und solche Kinder/ Jugendliche nicht mehr so ohne Weiteres von einer normalen Schullaufbahn ausgeschlossen werden.
Legasthenie:
Galt als Zeichen mangelnder Intelligenz oder von Faulheit.
Bis in die Mitt-Siebziger, als sich einige unserer LehrerInnen mit dem neuen Thema befassten, und diejenigen, die Nachhilfe gaben oder die nachmittäglichen Hausaufgabenstunden leiteten, in das noch spärliche Wissen im Umgang mit Legasthenikern einweihten.
Es gibt sie, die Legasthenie/LRS . Vielleicht sollte man nicht unbedingt das Fach Deutsch oder je nach Ausprägung Fremdsprachen unterrichten wollen, keinesfalls ist Legasthenie als Teilleistungsstörung ein Zeichen von mangelnder Intelligenz. So wenig wie Dyskalulie es ist.
Beides kann, wenn nicht diagnostiziert und therapiert oder gar dauernd als "Defizit" angesprochen, böse psycho-soziale Folgen haben.
Ob Legasthenie/ LRS durch die heutigen Unterichtsmethoden "gefördert" werden, lass ich mal weg- ein kompliziertes Thema, zu dem es keine einfachen Antworten gibt, sondern mehr oder weniger nur individuelle, wie auch Therapien sehr individuell angelegt sein müssen.
Dyskalkulie:
Immer noch weniger anerkannt als Legasthenie/ LRS. Und doch eine ebenso große Belastung für die Betroffenen, zumal, wenn die ansonsten sogar überdurchschnittliche Leistungen zeigen.
Sind Mädchen davon betroffen, kommen zu gern die dummen Sprüche: " Jungens können nunmal besser abstrakt denken, bist ja nur ein Mädchen, nicht so schlimm."
Was wohl passierte, wenn man mit männlichen Legasthenikern/LRS -Fällen so umginge, denn da sind eher Jungen betroffen als Mädchen?
Der Quatsch muss noch mehr aus den Vorstellungen gekehrt werden, - aus LehrerInnen- wie Elternhirnen.
Es ist absolut richtig und wichtig, dass schon seit geraumer Zeit all diese Dinge in Studium und Ausbildung einbezogen werden und man zumindest in meinem Umfeld anders damit umgeht als vor Jahrzehnten.
Heißt nur nicht, dass LehrerInnen im Unterricht auch gleichzeitig Therapeuten auf allen Gebieten sein können/ müssen. Mehr als ein Mosaikstein der individullen Therapie können sie nicht sein.
Ein Baustein bei der Beseitigung von Schwierigkeiten im sozialen Umfeld der Schüler müssen wir sein. Unwidersprochen.
Nicht mehr, nicht weniger.