Disziplin und Kriminalität an Schulen in DACH

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Interessanter Einwurf von Karlheinz. Man darf allerdings nicht vergessen, dass Studenten ja eine Auswahl sind (Leute, die Abitur haben, und sich - hoffentlich - für ein Fach ihrer Wahl mehr interessieren als noch in der Schule für die allgemeinen Fächer).

In gewisser Weise trifft das auch für Lehrlinge zu, die wohl jünger sind, aber auch eine Auswahl sind - nämlich solche, die eine Lehrstelle kriegen. Nach welchen Kriterien und Wegen sie auch immer die Lehrstelle erhalten haben.

Sicher werden Deine Abteilungsleiter konsequent gegen Disziplinlosigkeiten vorgegangen sein, aber wohl auch angemessen, und vielleicht ja auch die Lehrlinge für die Arbeit motivieren konnten. Natürlich eine Frage der Unternehmenskultur, der Bewerberauswahl und der Qualität von Vorgesetzten und Kollegen. Auch gehe ich mal davon aus, dass in Deinem Unternehmen sicher ein anderes Verhältnis von Anzahl Lehrlingen zu Vorgesetzter als Anzahl Schüler zu Lehrer, was das Führen vereinfacht.

Sicher ist, das die Pubertät immer die schwierigste und undankbarste Phase für Lehrer wie für Erziehende ist.

Ausgangspunkt der Diskussion war ja im Flüchtlingsthread. Es ging um Schüler aus anderen Kulturen.
ehemaliger Autor K.

Marek1964 hat geschrieben:Interessanter Einwurf von Karlheinz. Man darf allerdings nicht vergessen, dass Studenten ja eine Auswahl sind (Leute, die Abitur haben, sich - hoffentlich - für ein Fach mehr interessieren als noch in der Schule).

In gewisser Weise auch Lehrlinge zu, die wohl jünger sind, aber auch eine Auswahl sind - nämlich solche, die eine Lehrstelle kriegen. Nach welchen Kriterien und Wegen sie auch immer die Lehrstelle erhalten haben.

Sicher werden Deine Abteilungsleiter konsequent gegen Disziplinlosigkeiten vorgegangen sein, aber wohl auch angemessen, und vielleicht ja auch die Lehrlinge für die Arbeit motivieren konnten. Natürlich eine Frage der Unternehmenskultur, der Bewerberauswahl und der Qualität von Vorgesetzten und Kollegen. Auch gehe ich mal davon aus, dass in Deinem Unternehmen sicher ein anderes Verhältnis von Anzahl Lehrlingen zu Vorgesetzter als Anzahl Schüler zu Lehrer, was das Führen vereinfacht.

Sicher ist, das die Pubertät immer die schwierigste und undankbarste Phase für Lehrer wie für Erziehende ist.

Ausgangspunkt der Diskussion war ja im Flüchtlingsthread. Es ging um Schüler aus anderen Kulturen.

Das ist sicherlich richtig, doch ich glaube, dass die Auswahl hinreichend groß ist, um allgemeine Aussagen zu erlauben. Wir haben derzeit in Hamburg an der Universität, der Technischen Hochschule und den diversen Fachhochschulen fast 75.000 Studenten, davon haben sehr viele einen Migrationshintergrund. Bei mir sind es ungefähr 40%. Gäbe es bei den Studienanfängern erhebliche Kompetenzprobleme, wäre dies schon längst Dauergesprächsstoff in der Professorenschaft.
Es geht aber um ganz andere Probleme: Die Studiengänge wurden stark gerafft, es wird oft erheblich mehr verlangt, als noch in meiner Zeit, die Studenten jobben fast alle usw. Natürlich gibt es haufenweise Schwierigkeiten, aber die Schulen haben keine Idioten oder Asoziale produziert, davon kann überhaupt keine Rede sein.
Es geht auch wesentlich disziplinierter zu als in der Zeit, als ich studierte. In den siebziger Jahren lümmelten die Studenten in den Seminaren herum, rauchten Kette, pöbelten Professoren an, schummelten während der Prüfungen wie verrückt. All das ist längst vorbei.

Schon in den sechziger Jahren jammerte man von der Bildungskatastrophe, in den siebziger Jahren ging an der verloderten Jugend angeblich demnächst die Welt unter usw. Ich kann diesen Quatsch nicht mehr hören.

Und 25 Jahre lang musste ich mir auf den zahlreichen Treffen der Unternehmen in Hamburg in der Handelskammer die Klagen anhören über die schlechten Auszubildenden. Dieser monotone Klagegesang ist bereits seit vielen Jahrzehnten Standard und immer zu vernehmen. Hamburg hätte schon längst untergegangen sein müssen, wenn dies stimmen würde. Aus politischen Gründen wird dies ständig vorgetragen, die Unternehmen wollen damit Veränderungen zu ihren Gunsten durchsetzen. Doch wie bereits gesagt, die Auszubildenden raufen sich schnell zusammen wenn sie angestellt sind und das weiß auch jeder Unternehmer. Und nicht alles kann die Schule lehren, mache Bedürfnisse der Betriebe sind zu speziell. Da muss jedes Unternehmen selber aktiv werden. Wir hatten bei uns mehrwöchige Schnellkurse eingerichtet. Und als der Personalchef von Vattenfall vor über 20 Jahre in der Handelskammer wieder einmal klagte, sagte ich ihm, dass er es auch so einrichten sollte. Er zog schmollend ab, wollte es aber so machen. Na also.
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Orianne
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Wir haben seit 2 Jahren die Schrauben angezogen, d.h. jeder Verstoss gegen die Regeln wird bestraft. Bei wirklich renitenten Schülern müssen wir eine Meldung für den Schulleiter schreiben, er entscheidet dann mit dem Schulpsychologischen Dienst wie es weiter geht - Solche Schüler kommen in spezielle Klassen, wo sie sich bewähren können, die Erfolgsquote liegt bei ca. 70 %. Einer Rückkehr in die Regelklasse ist dann dann meistens möglich, was uns natürlich auch sehr freut.
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Spartaner
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Wir brauchen Lehrer die sich auch ein bischen in die Mentalität von Flüchtlingen hinein versetzen können. Viele Lehrer und Pädagogen machen es sich einfach und erwirken bei Schwierigleiten mit den ausländischen Schülern die Versetzung an eine andere Schule oder den Rausschmiss- nach dem Motto: "Aus den Augen aus dem Sinn" Davon halte sehr wenig. Wichtig wäre es vielmehr mental den Zugang zu den Schüler zu erlangen, Gespräche mit dem Elternhaus zu führen, aufmerksam darauf zu machen wie wichtig eine Bildung ist und Niemanden so schnell fallen zu lassen.
In meinen Bekanntenkreis befindet sich ein türkischer Taxifahrer, der einfach von einer Schule geflogen ist, nur weil er ständig anderer Ansicht war, als sein Klassenlehrer und damit in den Augen des Lehrers zum ewigen Querulanten wurde. Dem Lehrer war es zuviel sich mit dem Jungen mental auseinaderzusetzen . Da reicht dann ein einfacher Verstoß aus, um den unbeliebten Schüler abzuservieren. Wenn ich heute mir die Geschichten anhöre, die er mir im Taxi zum Besten gibt, dann muss sich mich wirklich über einge in der deutschen Lehrerschaft stark wundern. Heute würde er wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, einiges anders machen, um sein Wunsch und Verlangen nach mehr Bildung stillen zu können.
Jetzt bildet er sich ein, dass er von der Schule geflogen ist, nur weil er ein Türke ist. Darauf habe ich ihn geantwortet: "Wenn ich dein Lehrer gewesen wäre, wäre das nicht so passiert."
Zuletzt geändert von Spartaner am 04.10.2014, 17:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Das stimmt Spartaner, das ist sehr wichtig, diese Auszeiten sind ja im Prinzip keine Strafen, sondern sie sollen den Schüler in die Gesellschaft der Mitschüler integrieren, da spielt es keine Rolle, ob Schweizer oder Ausländer. Das Verhältnis ist 50 : 50, das Elternhaus spielt eine grosse Rolle.

Ich kann mich erinnern, als ich in die Grundschule ging, da wurden Ausländerkinder einfach in die Hilfsschule abgeschoben, obwohl sie nicht dumm waren, ihnen wurde das ganze Leben dadurch verpfuscht.
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Peppone
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RedScorpion hat geschrieben:(N.B. ich hab' die gleich 6 - richtig gezählt? - Einschränkungen in Deinem Satz gesehen;
Gut hingeschaut!
Beppe
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dieter
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Ihr Lieben,
ich habe Erfahrungen mit den Schulen über drei Generationen. Über alte Nazis und Offiziere bei meiner Schulzeit, über Feministinen bei unserem Sohn, denen es ein Graus war, dass Jungen einfach besser rechnen können, zu Migranten als Lehrer, die glauben Ausländer bevorzugen zu müssen und Deutsche sofern sie noch blond sind, als dumm anzusehen. Das änderte sich erst wieder nachdem unsere Enkeltochter wieder eine deutsche Klassenlehererin bekommen hatte. :roll:
Die Leistungen, der Kinder sind weitetsgehend von dem Verhalten der Lehrer abhängig, denn die Kinder wollen ja lernen. :wink:
Bei den Alten Griechen wurde sich schon über die Jugend aufgeregt und das hat sich anscheinend bis heute nicht geändert. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Obwohl ich diesen Thread nur am Rande mitgelesen habe, bleibt bei mir ein fader Nachgeschmack.
Und der hat auch was mit dem Thema Schule zu tun.
Auf der einen Seite meint beim Thema Schule jeder mitreden zu können, weil er ja mindestens selber einmal zur Schule gegangen ist, manche mögen auch Erfahrungen als Eltern/Großeltern haben. Objektiv sind diese Erfahrungen sicher nicht.
Etwas objektiver sind dann schon Berichte wie der von Karlheinz, der über den Output von Schulen, nämlich die ehemaligen Schüler berichtet und ihre Fähigkeit, sich mit den ganz anderen Bedingungen in Betrieb oder Uni zurechtzufinden.

Mich würde interessieren, was für diese Fähigkeit ausschlaggebend ist?
Hat man vielleicht die Kinder/Schüler durch Disziplin "gebrochen", die Unangepaßten aussortiert, gar von Chinas und Japans Paukschulen gelernt?
Oder sind unsere Schüler und Schulen robuster und besser als ihr Ruf und das Lamento über den Untergang des Abendlandes ist das immerwährende Hintergrundrauschen im Dialog der Generationen?


Wenn ich an den afrikanischen Spruch denke "Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf" frage ich mich außerdem, wer das Dorf der heutigen Kinder ist, wo sie auf das wirkliche Leben vorbereitet werden.
ehemaliger Autor K.

Renegat:
Mich würde interessieren, was für diese Fähigkeit ausschlaggebend ist?
Hat man vielleicht die Kinder/Schüler durch Disziplin "gebrochen", die Unangepaßten aussortiert, gar von Chinas und Japans Paukschulen gelernt?
Oder sind unsere Schüler und Schulen robuster und besser als ihr Ruf und das Lamento über den Untergang des Abendlandes ist das immerwährende Hintergrundrauschen im Dialog der Generationen?
Woran es liegt, kann ich nun nicht sagen, da ich nicht in der Schule arbeite. Tatsache ist aber, dass die Schulen uns jedes Jahr eine große Menge hochmotivierter Studenten und zahlreiche wissbegierige Auszubildende bescheren, die gerne Leistung bringen und sich qualifizieren wollen. Insofern machen die Lehrer einen tollen Job, den man nicht genug würdigen kann und das schon seit vielen Jahrzehnten, denn sonst hätten wir nicht die zahlreichen Akademiker und die qualifizierte Arbeitnehmerschaft, welche die Grundlage unserer Wirtschaft bildet. (Lob an Lia, Peppone, Orianne). Auf diese Masse muss man blicken, nicht auf die schwarzen Schafe, die es auch gibt, doch wo sind die nicht?

In den Betrieben lernen die Schüler eine neue Welt kennen. Der Klassenverband ist fort, die Schulfreundschaften verlieren an Bedeutung, der Tagesablauf ist nun völlig anders strukturiert. Sie sind allein zwischen lauter Erwachsenen, hier muss Leistung gezeigt werden, hier gibt es null Toleranz bei Fehlern oder Faulheit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies etwas ist, was viele wohl brauchen. Die Erfahrung, dass es auf sie ankommt, dass ihre Arbeit wichtig ist und Ergebnisse zeigt, dass sie unverzichtbarer Teil eines Ganzen sind. Einst problematische Schüler verlieren hier ganz schnell ihre Unarten und blühen oft regelrecht auf. Das habe ich oft erlebt.

Der Zusammenbruch des Abendlandes lässt auf sich warten. Auch ich gehörte zu der Schmuddel Jugend, angeblich Deutschlands Untergang. Jetzt sind sie Richter, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler usw. So ist das.
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Gontscharow
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Richtig schöne Posts von dir hier, Karlheinz :-)
Natürlich höre auch ich immer das Klagelied von der dumpfbackigen Jugend, die nur noch
copy & paste drauf hat - im Gegensatz zu uns selbst, die wir in unserer eigenen Jugend ach so fleißige und strebsame Intelligenzbestien waren, die harte Arbeit nicht gescheut haben.Und zwar nie nicht ;-)
Stimmt nur leider nicht .....Also wenn man sich mal genau erinnert, wie WIR wirklich waren ( du erinnerst dich da glaube
ich ganz gut Karlheinz).
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Marek1964
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Karlheinz hat geschrieben:
Renegat:
Mich würde interessieren, was für diese Fähigkeit ausschlaggebend ist?
Hat man vielleicht die Kinder/Schüler durch Disziplin "gebrochen", die Unangepaßten aussortiert, gar von Chinas und Japans Paukschulen gelernt?
Oder sind unsere Schüler und Schulen robuster und besser als ihr Ruf und das Lamento über den Untergang des Abendlandes ist das immerwährende Hintergrundrauschen im Dialog der Generationen?
Woran es liegt, kann ich nun nicht sagen, da ich nicht in der Schule arbeite. Tatsache ist aber, dass die Schulen uns jedes Jahr eine große Menge hochmotivierter Studenten und zahlreiche wissbegierige Auszubildende bescheren, die gerne Leistung bringen und sich qualifizieren wollen. Insofern machen die Lehrer einen tollen Job, den man nicht genug würdigen kann und das schon seit vielen Jahrzehnten, denn sonst hätten wir nicht die zahlreichen Akademiker und die qualifizierte Arbeitnehmerschaft, welche die Grundlage unserer Wirtschaft bildet. (Lob an Lia, Peppone, Orianne). Auf diese Masse muss man blicken, nicht auf die schwarzen Schafe, die es auch gibt, doch wo sind die nicht?
Ein Lehrer, den ich vor Jahren kannte, sagte mal, die Schule sei nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft, und hat sicher damit Recht. Die Motivation "fürs Leben" zu lernen kann man nicht von der Schule allein erwarten.
Karlheinz hat geschrieben:In den Betrieben lernen die Schüler eine neue Welt kennen. Der Klassenverband ist fort, die Schulfreundschaften verlieren an Bedeutung, der Tagesablauf ist nun völlig anders strukturiert. Sie sind allein zwischen lauter Erwachsenen, hier muss Leistung gezeigt werden, hier gibt es null Toleranz bei Fehlern oder Faulheit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies etwas ist, was viele wohl brauchen. Die Erfahrung, dass es auf sie ankommt, dass ihre Arbeit wichtig ist und Ergebnisse zeigt, dass sie unverzichtbarer Teil eines Ganzen sind. Einst problematische Schüler verlieren hier ganz schnell ihre Unarten und blühen oft regelrecht auf. Das habe ich oft erlebt.
Aus dem pubertierenden Umfeld in eine Erwachsenenwelt zu kommen, ist sicher ein wichtiger Moment. Plötzlich ist nicht mehr cool, "Saich zu machen", wie man es zu unserer Zeit in der Schweiz sagte.

Und dann hat es eben auch etwas mit dem "Kräfteverhältnis" zwischen Führungskräften resp. Ausbildnern und Nachwuchs zu tun: in der Schule ist es ja, wenn das heute auch noch so ist, irgendwo bei 1:20, in der Arbeitswelt dann schon deutlich günstiger. Ein Lehrer hat kaum die Chance, auf jeden Schüler individuell einzugehen, ihn so zu begleiten wie ein Lehrmeister.
Karlheinz hat geschrieben:Der Zusammenbruch des Abendlandes lässt auf sich warten. Auch ich gehörte zu der Schmuddel Jugend, angeblich Deutschlands Untergang. Jetzt sind sie Richter, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler usw. So ist das.
Wobei heute aber heute die asiatische, teilweise auch osteuorpäische Konkurrenz immer stärker wird und die Ressourcenverknappung eine andere sein kann, als in den siebziger Jahren. Der Konkurrenzkampf wird ganz allgemein wird härter, ob wie es wollen oder nicht.
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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Der Zusammenbruch des Abendlandes lässt auf sich warten. Auch ich gehörte zu der Schmuddel Jugend, angeblich Deutschlands Untergang. Jetzt sind sie Richter, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler usw. So ist das.
Wobei heute aber heute die asiatische, teilweise auch osteuorpäische Konkurrenz immer stärker wird und die Ressourcenverknappung eine andere sein kann, als in den siebziger Jahren. Der Konkurrenzkampf wird ganz allgemein wird härter, ob wie es wollen oder nicht.
Lieber Marek,
es wird auch in 10 Jahren bei uns kein Zusammenbruch geben. Wie sind die Tigerstaaten einschließlich Singapur gelobt worden, es ist nichts daraus geworden. :roll:
Unser Sohn hat als Dipl. Ing. auch China und Russland besucht. Er verkauft Brennöfen für eine Firma in Hanau. Wenn ich seine Meinung über ihre russ. Handelspartner höre, die mit keinen Problem zurecht kommen und er immer wieder hin muß, weil sie ein Teil falsch eingebaut haben. In Moskau mußten sie sich erst eine Stunde lang den Vortrag des Direktors über die augenblickliche politische Lage anhören, bovor sie dann den von Russen verursachten Fehler abstellen konnten.
Oder China, wo nichts von selbst läuft und sie nur durch die Masse an Menschen mithalten können. Weiß das auch durch eigene Erfahrung, da ich 2000 bei meinem 60. Beijing und Umgebung besuchen konnte. Es ist nicht die Qualität sondern die Quantität. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Renegat hat geschrieben:Oder sind unsere Schüler und Schulen robuster und besser als ihr Ruf und das Lamento über den Untergang des Abendlandes ist das immerwährende Hintergrundrauschen im Dialog der Generationen?
Ja. Denn es ist beileibe nicht so, als sei jede Schule in Deutschland eine Chaos- Schule mit allen hier aufgezählten Problemen.
Es gibt Baustellen, grundsätzliche Probleme, weil Wunsch, theoretische Idealvorstellungen und gesellschaftliche Wirklichkeit auseinanderklaffen.
Doch weder Schule, noch Schülerschaft noch Lehrerschaft sind eine homogene Masse, über die man pauschale negative Urteile fällen kann.
Insofern: Die Welt ist im Sinne von Karlheinz Post zwar nicht heil, aber besser als so oft dargestellt. Eben, weil man über die "Normalos" nicht schreibt und redet.
Wenn ich an den afrikanischen Spruch denke "Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf" frage ich mich außerdem, wer das Dorf der heutigen Kinder ist, wo sie auf das wirkliche Leben vorbereitet werden.
Richtig, was aus Afrika kommt.
Inzwischen allerdings sind die gesellschaftlichen Strukturen andere, das Dorf global, und wenn ein Dorf vielleicht noch einen Grundkonsens hat, was Erziehungsziele, Inhalte und Methoden anging, so ist unsere Gesellschaft heute schon auf engstem Raum von sehr unterschiedlichen Vorstellungen geprägt, die nicht so leicht alle unter einen Hut zu bringen sind. Schule allein kann das "Dorf" nicht ersetzen, und Erzehende wie Kinder/ Jugendliche sind heute den guten wie negativen Einwirkungen von außen ausgesetzt.
Mich würde interessieren, was für diese Fähigkeit ausschlaggebend ist?
Hat man vielleicht die Kinder/Schüler durch Disziplin "gebrochen", die Unangepaßten aussortiert, gar von Chinas und Japans Paukschulen gelernt?
Nein. Diesen jungen Leuten ist eher Disziplin als auch ein nützliches, positives Element vermittelt worden und wurde nicht grundsätzlich mit Unterwürfigkeit und Untertanengeist verbunden und als an Kreativität hindernd dargestellt.
Ist so eine Sache mit der Disziplin und Ordnung. Um ihrer selbst Willen und als Druckmittel lehne ich sie- gebranntes Kind aus frühen Schulzeiten, ab. :mrgreen:

Ab Mittelstufe hatte ich allerdings LehrerInnen, die es auf überzeugende Art fertigbrachten, die Vorzüge der Eigendisziplin zu vermitteln, ohne gleich mit "Strafe" zu agieren.
Der Begriff und der Nutzen von "Disziplin" müssen für junge Menschen erfahrbar sein, im Elterhaus, "im Dorf" und in der Schule.
Gibt bei mir einen lustigen Survival-Kurs, was die Grundordnung in Ordnern (auch auf den elektonischen Medien), in Heften und Collegeblocks betrifft.
Oder mal Rollenspiele bei den Unterstufenschülern, was Disziplin im Sinne von Rücksicht auf die Umgebung betrifft. Ich gebe zu, dass ich da durchaus eine ziemlich hohe Toleranzschwelle habe, und manches eher mal mit Humor quittiere als mit restriktiven, bestrafenden "Erziehungsmaßnahmen." Ganz unumgänglich sind Restriktionen nun nicht immer, doch bedeutet angemessene Konsequenz nun wahrlich nicht gleich das "Brechen" junger Menschen.
Hm, "unangepasst" ist nun sehr dehnbar. Kann positiv sein, im Sinne von kreativ. Kann genauso negativ sein, wenn hinter der "Unangepasstheit" nur Rücksichtslosigkeit gegenüber allen anderen Beteiligten steckt. ( Die gewiss wieder woanders ihre Ursachen hat.)
Spartaner hat geschrieben:Wenn ich heute mir die Geschichten anhöre, die er mir im Taxi zum Besten gibt, dann muss sich mich wirklich über einge in der deutschen Lehrerschaft stark wundern.
Dazu habe ich auch gerade Gelegenheit- und stehe da weder unter Kollegen noch unter Nicht-Pädagogen allein, geht allerdings um einen deutschen Schüler- und um einen Grundsatz des Zusammenlebens überhaupt- und dazu- krass ausgedrückt- ums Ignorieren entwicklunspsychologischen Grundwissens.
ZuKarlheinz:
So daneben benommen hat sich in meinen Studienjahren niemand. Auch die üblichen Verdächtigen nicht. War Rauchen in Vorlesungen anfänglich noch erlaubt, so unterließ man es ohne Verbote mit Rücksicht auf die NichtraucherInnen, als die drum baten.
Studenten von heute:
Natürlich gibt es haufenweise Schwierigkeiten, aber die Schulen haben keine Idioten oder Asoziale produziert, davon kann überhaupt keine Rede sein.
Sicherlich liefern die Schulen keine Idioten ab, nur haben sich die Schwerpunkte der Lerninhalte in den Schulen verschoben- und das nicht immer zu Gunsten der zukünftigen Studierenden. Die haben es wahrlich schwieriger als wir es hatten, jobben mussten wir auch alle, aber unter einem derartigen Pauk-Druck, der jeden Blick über die zu erreichenden Credits mindestens erschwert, standen wir nicht.
Ein bisschen OT:
Dieter hat geschrieben:über Feministinen bei unserem Sohn, denen es ein Graus war, dass Jungen einfach besser rechnen können,
Mit Feministinnen habe ich es ja nun auch nicht. Dass grundsätzlich Jungens besser rechnen können als Mädchen, stimmt so allerdings nicht, solche Aussagen sind nicht nur mir ein Grausund absolut widerlegt. ( Ohne auf die weiblichen Mathe-Genies im eigenen Umfeld als Gegenbeispiele "aus Lebenserfahrung" zurückzugreifen.
Wissenschaftlich erwiesen stimmt das so nicht, wie auch die Umkehrung, dass Jungs auf sprachlicher Seite von "Natur aus" unbegabter sind als Mädels so platt dargebracht, nicht stimmt.
Teilweise liegen immer immanent vorhandene Rollenbilder solchen Sprüchen zu Grunde, entstanden aus dem Nichtwissen und/ oder nicht Akzeptieren, dass "Anders" nicht immer schlechter oder besser bedeutet.
Erwiesen ist, jetzt sehr grob umschrieben-dass in beide Geschlechter- auch abhängig vom Alter- gerade in den Mathe-Nat-Fächern die Mädels, in den sprachlichen Die Jungs, unterschiedliche Herangehensweisen haben und sich eigentlich die Methodik geschlechterspezifisch anpassen müsste.
Die Koedukation erwies sich in einigen Versuchen als nicht immer nützlich, für beide Geschlechter nicht, weil gesellschaftliche Prägungen und andere Herangehensweisen im gemischten Rudel phasenweise nur schwierig gleichberechtigt miteinander zu vereinbaren sind.
An dem Punkt, denke ich, müsste eigentlich mal akzeptiert werden, dass gemeinsames Lernen im Sinne "voneinander Lernen" nicht phasenweise nicht das A&O ist.
Sehe ich in anderen Fächern gelegentlich ähnlich.
Dieter hat geschrieben:Die Leistungen, der Kinder sind weitetsgehend von dem Verhalten der Lehrer abhängig, denn die Kinder wollen ja lernen. :wink:
Nein. Das ist zu einfach und zu eindimensional in unserer heutigen Gesellschaft. Kinder sind vielleicht noch lernbegierig, doch die Impulse können beim besten Willen nicht allein von Schule und Lehrern ausgehen, die müssen auch von daheim und "aus dem Dorf" kommen.
Gegen "Schule ist doof, Lernen lästig und Lehrer sind eh alle dumm und gegen Dich" werden viele Kinder von vornherein nicht von der Schule, sondern von außen gebremst. Heute mehr denn je. Wer seinen Kindern beibringt, nur von den Lehrern abhängig zu sein, macht denn auch einiges falsch.
Pubertierende von heute und einst wollen phasenweise gewiss nicht unbedingt das lernen und erfahren, was Schule gerade will.
Phasenweise sacken auch SpitzenschülerInnen durch. :mrgreen:
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Marek1964
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Lia hat geschrieben: Insofern: Die Welt ist im Sinne von Karlheinz Post zwar nicht heil, aber besser als so oft dargestellt. Eben, weil man über die "Normalos" nicht schreibt und redet.
Hat sicherlich etwas. Only bad news is good news, lautet eine Medienweisheit. Gerade die Realitiy soaps, die gerne Extrembeispie bringen, können da ihren unrühmlichen Beitrag leisten.
Stephan
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Registriert: 28.10.2013, 23:53

Karlheinz hat geschrieben:... Der Zusammenbruch des Abendlandes lässt auf sich warten. Auch ich gehörte zu der Schmuddel Jugend, angeblich Deutschlands Untergang. Jetzt sind sie Richter, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler usw. So ist das.
und wenn sie nicht gestorben sind, dann bauen sie immer noch an ihrem Konzertsaal :clap:

Sorry Karl-Heinz, aber an die von Dir beschriebene schöne heile Welt in Hamburg glaube ich nicht. Gerade Hamburg ist ja nicht gerade arm an Bildungsexperimenten - warum eigentlich, wenn alles so wunderschön ist?

Es würde mich sehr wundern wenn die von Prof. Gerhard Wolf erhobenen Umfrageergebnisse nicht auch auf Hamburger Verhältnisse zuträfen.

z. B. heißt es im Artikel Innenansicht einer Bildungskatastrophe:
Den Anfangssemestern fällt es heute schwer, komplexere Texte der Sekundärliteratur, wie sie seit Jahrzehnten an den Universitäten gelesen werden, zu verstehen, ihre Probleme und Widersprüche zu erkennen und dazu eine eigene Stellungnahme zu entwickeln. Bei literarischen Texten von ästhetischem und poetischem Niveau werden Bilder, Metaphern, Symbole und Wortfiguren genauso wenig identifiziert wie angesichts eines immer kleiner werdenden Lektürekanons intertextuelle Bezüge noch gesehen und verstanden werden.
oder konkreter nach Schmid-Dengler:
Die Frage, wann der Erste Weltkrieg war, wird dann mit dem Satz beantwortet: „Ich glaube, meine Großeltern haben den noch erlebt!“. Oder auf die Frage, welche Epoche man Goethe zuordnet, heißt es: „13. Jahrhundert“. Und wenn man noch einmal nachfragt, heißt es: „Entschuldigen Sie, Herr Professor, 14. Jahrhundert.“
Diese Antworten gaben nicht etwas Hauptschüler eines bildungsfernen Milieus, sondern angehende Germanisten deutscher Muttersprache.

Nun ja, inzwischen trifft man tatsächlich Hochschulabsolventen, die das Erlernen einer der größten Kulturleistungen der Menschheit - das Schreiben mit der Hand - für überflüssig halten. Mir tun jetzt schon die Kinder des jungen Kollegen leid. Das scheint aber kein Einzelfall zu sein, in die gleiche Richtung gehen auch die Beobachtungen von Konrad Paul Liessmann Analphabetismus als geheimes Bildungsziel.

Aus politischer Sicht durchaus nachvollziehbar, denn Bildung und Wissen sind der natürliche Feind von Manipulation und Agitation.
Freundliche Grüsse
Stephan
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