Finnisches Bildungsmodell - Zukunfts Investition oder Luxus?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:Interessanter Beitrag, Noswell, schön dass sich hier auch jüngere an der Diskussion beteilinge.
Noswell hat geschrieben:Ich kenne mich zwar nicht mit dem finnischen Bildungsmodell aus, allerdings kann ich das ganze mal aus Position eines noch Schülers beleuchten:
Insgesamt kann ich kurz vor meinem Schulabschluss sagen , dass mir die geistige Reife, die ich mir durch die Schulzeit angeeignet habe bedeutender ist als das ganze Fachwissen. Letztendlich bereitet die Schule ja auf das weitere Leben vor, was bei einem strengeren Bildungskonzept allerdings relativ schnell in den Hintergrund geraten kann.
Und da triffst Du genau den Punkt;, die Frage ist, was das "strengere Bildungskonzept" ist. Jemanden geistige Reife beizubringen - die ja dazu führen kann, dass er sich selber und eigenverantwortlich Fachwissen erwerben kann - oder einfach nur direkt Fachwissen zu vermitteln...

Du hast eigentlich selbst die Frage zum anderen von Dir eröffneten Thread beantwortet - ob der Lehrer mehr Wissensvermittler oder Psychologen sein sollen - sie sollen jungen Menschen beibrigen, wie sie geistige Reife erlangen - ein leben lang selbst und eigentverantwortlich lernen sollen. Und ich habe so das Gefühl, dass man da aber verdammt viel zu tun hat und heute sehr weit davon entfernt ist.. aber nur ein Gefühl.
Noswell hat geschrieben: Des Weiteren ist unsere Schüleranzahl in der Klasse sehr gering, weswegen es den Lehrern natürlich leichter fällt auf den Einzelnen zuzugreifen.

Gruß
Beide Deine Einlassungen, die ich jetzt zitiert habe, überzeugen mich, dass, das finnische Bildungsmodell der richtige Weg ist, welche Unkenrufer und Bedenkenträger auch immer das eine oder andere einwenden mögen.
Lieber Marek,
so ich genauso. :D
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:...
Es ist schade, dass die gesellschaftliche Stellung der Eltern noch eine so große Rolle spielt. In der 4.Klasse, vor der Versetzung in die weiterführende Schule, unseres Sohnes wurden die Kinder gefragt, welchen Beruf die Eltern ausüben :?: Mein Beruf als damaliger Oberinspektor fand gerade noch Gnade vor den Augen der Lehrerin. :wink: :mrgreen:
...
Ich halte das sogar für einen Skandal. Schon die Frage dürfte gar nicht gestellt werden, wenn es um Versetzung geht. Daran ist wirklich alles falsch und sowas empört mich.
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
Es ist schade, dass die gesellschaftliche Stellung der Eltern noch eine so große Rolle spielt. In der 4.Klasse, vor der Versetzung in die weiterführende Schule, unseres Sohnes wurden die Kinder gefragt, welchen Beruf die Eltern ausüben :?: Mein Beruf als damaliger Oberinspektor fand gerade noch Gnade vor den Augen der Lehrerin. :wink: :mrgreen:
...
Ich halte das sogar für einen Skandal. Schon die Frage dürfte gar nicht gestellt werden, wenn es um Versetzung geht. Daran ist wirklich alles falsch und sowas empört mich.

Versteh' ich.

Die Schulzeit von Dieters Sohn dürfte allerdings schon eine Weile her sein, mittlerweile wird in D gerne eine niveauenkende radikal-egalitäre Bildungspolitik propagiert.

Relevant muss natürlich die Leistung und die Fähigkeit des Schülers sein.

Alles andere wäre auch eine Verschwendung von Talenten, dass sich ein Land mit einer derartigen demographischen Situation, dessen wichtigstes Asset das know how seiner Bevölkerung ist, noch weniger leisten kann, als viele andere Staaten.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
Es ist schade, dass die gesellschaftliche Stellung der Eltern noch eine so große Rolle spielt. In der 4.Klasse, vor der Versetzung in die weiterführende Schule, unseres Sohnes wurden die Kinder gefragt, welchen Beruf die Eltern ausüben :?: Mein Beruf als damaliger Oberinspektor fand gerade noch Gnade vor den Augen der Lehrerin. :wink: :mrgreen:
...
Ich halte das sogar für einen Skandal. Schon die Frage dürfte gar nicht gestellt werden, wenn es um Versetzung geht. Daran ist wirklich alles falsch und sowas empört mich.
Lieber Barbarossa,
ich halte es auch für einen Skandal. Aber das Hemd saß uns damals näher als der Rock. Wir waren froh, dass unser Sohn für das Gymnasium zugelassen wurde. Die Lehrer durften das damals noch entscheiden. :roll:
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
Es ist schade, dass die gesellschaftliche Stellung der Eltern noch eine so große Rolle spielt. In der 4.Klasse, vor der Versetzung in die weiterführende Schule, unseres Sohnes wurden die Kinder gefragt, welchen Beruf die Eltern ausüben :?: Mein Beruf als damaliger Oberinspektor fand gerade noch Gnade vor den Augen der Lehrerin. :wink: :mrgreen:
...
Ich halte das sogar für einen Skandal. Schon die Frage dürfte gar nicht gestellt werden, wenn es um Versetzung geht. Daran ist wirklich alles falsch und sowas empört mich.

Versteh' ich.

Die Schulzeit von Dieters Sohn dürfte allerdings schon eine Weile her sein, mittlerweile wird in D gerne eine niveauenkende radikal-egalitäre Bildungspolitik propagiert.

Relevant muss natürlich die Leistung und die Fähigkeit des Schülers sein.

Alles andere wäre auch eine Verschwendung von Talenten, dass sich ein Land mit einer derartigen demographischen Situation, dessen wichtigstes Asset das know how seiner Bevölkerung ist, noch weniger leisten kann, als viele andere Staaten.
Lieber Titus,
ja die Schulzeit von Holger liegt schon eine Weile zurück. Bin mal gespannt, wie das mit unserem ersten Enkelkind Celina wird, die besucht gerade die 2. Klasse der Hauptschule :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
Nachhilfe kann es aber nicht bringen, das stützt nur das herrschende System. Es ist sehr interessant was Noswell geschrieben hat, kann dem nur zustimmen.
Doch, Nachhilfe bringt es- jedem einzelnen dieser jungen Menschen, und das in ziemlich kurzer Zeit und nachhaltig.
Mir gehen die jungen Menschen, Kinder und Jugendliche vor der Prinzipienreiterei- oder auch dem Warten bis zum St.Nimmerleins-Tag, an dem irgendetwas passiert, was schon endlos gefordert wird. Und nicht leise und mit Abwarten im Sessel.
Natürlich, meine verbliebene Arbeitskraft und die nachweislichen und nachgewiesenen Qualifikationen soll ich natürlich nicht anwenden, sondern lieber als Klo- und Reinmachfrau arbeiten, weil ich ja sonst das "System" unterstütze.
Das unterstütze ich nicht in allem, und ich habe wahrscheinlich öfter als Du Dir überhaupt vorstellen kannst, zusammen mit Kollegen den Kopf hingegalten. Ih unterstütze junge Menschen, jeden einzeln, und werde davon sicherlich nicht reich an Geld, nur an vielen anderen Dingen.
Noswell schreibt nicht übers finnische System, Ähnlichkeiten mögen vorhanden sein- und manches an den Rudolf Steiner Schulen weiß ich durchaus zu schätzen.
Marek1964 hat geschrieben:Und da triffst Du genau den Punkt;, die Frage ist, was das "strengere Bildungskonzept" ist. Jemanden geistige Reife beizubringen - die ja dazu führen kann, dass er sich selber und eigenverantwortlich Fachwissen erwerben kann - oder einfach nur direkt Fachwissen zu vermitteln...
Beides. Zur geistigen Reifung gehört genauso, auch gerade unbequeme Dinge tun und akut Uninteressante lernen zu müssen.
Ein solide verankertes Basis-Wissen auf dem Fundament eines allgemeinen Kanons halte ich nach wie vor für eine unverzichtbare Basis, um überhaupt zu weiterführendem selbsständigem Lernen fähig zu sein.
Nur die Links zu Wiki etc. zu lehren, reicht nicht.
Zensurenvergabe: Ist heute- und schon lange, klar geregelt, so einfach ist nicht, Noten nach Sympathie zu verteilen. Sie müssen anhand der vorgegeben Kriterien begründbar sein.
Am Samstag gab es in illustren Kreisen am rande einer Feier Diskussionen natürlich auch um Schule einst und jetzt.
Mal deutlich: Viele davon hätten nie Abitur machen dürfen oder können, wenn Dieters Aussage als allgemeingültige Wahrheit zu betrachten wäre. Waren doch viele Arbeiter-Kinder, Kinder "kleiner" Angestellter und sonstiger "bildungsferner Schichten".
Großstadt im Ruhrgebiet, Gymnasien in Arbeiter/ Kleinbürger-Vierteln. Kinder von Akademikern sehr in der Unterzahl. In meinem Abi.Jahrgang 10 von 60 Abiturientinnen, am parallelen Jungen-Gymnasium und an den Hamborner Gymnasien ähnlich.
Definitiv war es an zwei Stadtmitte-Schulen, wo Kinder von Handwerkern naserümpfend eingeschult wurden- der Grund, warum meine Eltern die jüngste an die Proletenschule( O-ton eines Mit-Konfirmanden: Du wohnst doch hier, warum gehst auf auf die Proletenschule?) schickten, trotz akademischer Bildung und schon lange zurück liegendem Umzug in ein "besseres" Viertel.
Tja, und manche aus den beseren Kreisen schafften es an dem Edel-Gymnasium nicht, wechselten zu uns. Musste ja leichter sein. War es nicht, fataler Irrtum.
Bildungsferne war damals sicherlich anders definiert als heute, und es gab für unsere Begriffe, mehr Antrieb, der "Bildungsferne" zu trotzen und seinen Weg zu gehen, egal, welchen Beruf die Eltern, damals meist noch nur die Väter hatten. So viel gejammert und Selbstmitleid vergossen wurde nicht wie heute.
Allerdings gab es auch wenige Migranten im heutigen Sinne, nur viele Kinder aus Flüchtlings- und Vertriebenen-Familien, die es auch nicht unbedingt leicht hatten, wirklich anzukommen.
Zukunft:
Sicherlich muss man über Lerninhalte, Diaktik, Methodik immer wieder neu nachdenken. Wenn das allerdings darin mündet, dass nichts mehr wirklich gekonnt sein muss, verankert sein, kann es auch nicht richtig sein.
Dahin geht der Weg aber- quer durch alle Schularten. Das meint das finnische Modell wieder nicht, und ich bezweifle obendrein, dass sich, 1:1 auf Deutschland übertragen, damit alle einfangen lassen und definitiv zu besserer Bildung oder geistiger Reife kommen.
Man definiere mir bitte mal, was ein 10.Klässler wissen und können sollte:

In Mathe
Physik
Deutsch
Englisch
2. Fremdsprache, falls belegt.
Geschichte/ Politik
oder auch Weltkunde
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dieter
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Lia hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
Nachhilfe kann es aber nicht bringen, das stützt nur das herrschende System. Es ist sehr interessant was Noswell geschrieben hat, kann dem nur zustimmen.
Doch, Nachhilfe bringt es- jedem einzelnen dieser jungen Menschen, und das in ziemlich kurzer Zeit und nachhaltig.
Mir gehen die jungen Menschen, Kinder und Jugendliche vor der Prinzipienreiterei- oder auch dem Warten bis zum St.Nimmerleins-Tag, an dem irgendetwas passiert, was schon endlos gefordert wird. Und nicht leise und mit Abwarten im Sessel.
Natürlich, meine verbliebene Arbeitskraft und die nachweislichen und nachgewiesenen Qualifikationen soll ich natürlich nicht anwenden, sondern lieber als Klo- und Reinmachfrau arbeiten, weil ich ja sonst das "System" unterstütze.
Das unterstütze ich nicht in allem, und ich habe wahrscheinlich öfter als Du Dir überhaupt vorstellen kannst, zusammen mit Kollegen den Kopf hingegalten. Ih unterstütze junge Menschen, jeden einzeln, und werde davon sicherlich nicht reich an Geld, nur an vielen anderen Dingen.
Noswell schreibt nicht übers finnische System, Ähnlichkeiten mögen vorhanden sein- und manches an den Rudolf Steiner Schulen weiß ich durchaus zu schätzen.
Mal deutlich: Viele davon hätten nie Abitur machen dürfen oder können, wenn Dieters Aussage als allgemeingültige Wahrheit zu betrachten wäre. .
Liebe Lia,
das Geld für Nachilfestunden können die meisten Eltern nicht aufbringen und alle Stunden wirst Du nicht unentgeldlich geben. :wink: :mrgreen: Das System muß geändert werden. Das Finnische Modell wäre vorzuziehen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Marek1964
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Lia hat geschrieben: Man definiere mir bitte mal, was ein 10.Klässler wissen und können sollte:

In Mathe
Physik
Deutsch
Englisch
2. Fremdsprache, falls belegt.
Geschichte/ Politik
oder auch Weltkunde
Da antworte ich als Wirtschaftsvertreter doch mal gerne:

Mathamatik: Grundrechenoperationen, Diagramme und Statistiken, Tabellenrechnung, Flächenrechnung
Physik: Grundwissen (Energieerhaltungssatz,
Deutsch: Lesen, Schreiben, sich präzise audrücken, Verständlich formulieren, Grundlagen der Argumentation
Englisch: Grundkenntnisse, Fähigkeit einfacher Kommunikation
2. Fremdsprache: unnötig
Geschichte, Politik: Grundlagen (eigentlich egal welche, Demokratie, Grundlagen des Sozialsystems)

Dann aber finde ich nötig zu ergänzen:

Wirtschaft: Grundlagen, Angebot und Nachfrage, die drei Funktionen des Geldes, Marktwirtschaft, Unternehmertum, Grundlagen der Buchhaltung
Öffentliches Recht: Grundlagen des Rechtsstaates, Nulla poena sine lege, in dubio pro reo, Verhältnismässigkeit
Privates Recht: Vertragswesen.
Psychologie: Kommunikation, Partnerschaft, Arbeits- und Lerntechniken, Motivation, Leistungspsychologie (nur Grundlagen).

So stelle ich mir vor, dass eine Jugend herangebildet wird, die die Herausforderungen der Zukunft zu meistern in der Lage ist. Natürlich ist das in dem einen oder anderen Falle diskutabel, kann auch das eine oder andere Jahr später kommen.
Lia

Nachdem mir gestern dreimal ein Beitrag verlorenging, nun ein neuer Verusuch, auf endlich mal konkrete Vorstellungen zu antworten.
Unter der Praemisse: Gemeinsame Schulzeit für alle, auch die, die Richtung Abitur gehen und nicht gleich ein Gymnasium besuchen.
Mathamatik: Grundrechenoperationen, Diagramme und Statistiken, Tabellenrechnung, Flächenrechnung
Habe nicht so den Einblick, ist aber wohl als Minimal- Ziel im Lehrplan.
Physik: Grundwissen (Energieerhaltungssatz,
Wieviel Grundwissen? :mrgreen: Bisschen mehr sollte es schon sein, denke sogar ich, die in Mathe eine 0, in Physik nicht immer so die Leuchte war.
Deutsch: Lesen, Schreiben, sich präzise audrücken, Verständlich formulieren, Grundlagen der Argumentation
Nimm mir die Ironie nicht übel- welch ein Traum! :mrgreen:
Leider sind viele sehr weit davon entfernt, das hat aber dann doch eher Gründe in dem Hick-Hack, ob , und wenn ja, wie man überhaupt noch korrekt schreiben und sprechen lernen soll.
Auch da: Wer mehr will und weiter will, sollte mehr aus der Schule mitnehmen können.
Englisch: Grundkenntnisse, Fähigkeit einfacher Kommunikation
Hauptschul-Niveau also- Realschule ist dann schon mehr- muss es auch sein, aber wehe- und ichhänge gerade drin- es geht weiter. Dann nämlich fehlen die Grundlagen durchweg bei allen Gesamtschüler, die ihre Freunde auf dem Gymnasium haben und haben müssen.
2. Fremdsprache: unnötig
Nicht so zu verabsolutieren, Marek, könnte ich Dir jetzt aus eigener Erfahrung sagen. Wer weiter will, dem soll die Chance geboten werden.
Geschichte, Politik: Grundlagen (eigentlich egal welche, Demokratie, Grundlagen des Sozialsystems)
Ist natürlich so vorgesehen und wird auch ziemlich intensiv behandelt.
Dann aber finde ich nötig zu ergänzen:Wirtschaft: Grundlagen, Angebot und Nachfrage, die drei Funktionen des Geldes, Marktwirtschaft, Unternehmertum, Grundlagen der Buchhaltung
1-5 sind so im LP, die Grundlagen der Buchhaltung- ist noch keine Berufsschule und dann doch zu viel für die Klassenstufen.
Öffentliches Recht: Grundlagen des Rechtsstaates, Nulla poena sine lege, in dubio pro reo, Verhältnismässigkeit
Privates Recht: Vertragswesen.
1-4 sollten behandelt werden, steht auch unter WiPo aber nicht als alleinige Themen.
Psychologie: Kommunikation, Partnerschaft, Arbeits- und Lerntechniken, Motivation, Leistungspsychologie (nur Grundlagen).
1-4 sind Techniken, die in der Schule gelernt werden( sollten), sozusagenTeil der des täglichen Unterrichts. Den letzten Punkt vergiss, wir sind bei Kindern und Jugendlichen, deren Aufnahme- und Abstraktionsfähigkeit begrenzt ist. ( Richtige Erkenntnis der Lernpsychologie/ Entwicklungspsychologie.)
So, nun haben wir den wirtschaftskonformen jungen Menschen.
War es das?
Nö,bleiben:
Bio
Chemie
Musik
Religion/ Ethik
Kunst
Sport
Darstellendes Spiel
Die letzten vier, wie auch- nach Deiner groben Übersicht in Geschichte manches, überflüssiger Ballast aus Sicht des Wirtschaftsfachmannes?
Noch fix geänert:
Wer mag, suche mal nach den Landesbildungsservern- da ist einiges zu finden, was sein soll, ab und zu auch mal Lehrpläne- lohnt sich, mal zu sehen, was eigentlich sein soll, aber eben aufgrund mangelnder Strukturen nicht sein kann, und wenn sich sämtliche bundesdeutschen Lehrkräfte 18 Stunden am Tag engagieren würden.
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Marek1964
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Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Wir kommen hier vom hundertsten ins tausendste, wie mein dereinstiger Geschichtslehrer sagen würde. Ich weiss ja ohnehin zuwenig über die Lehrpläne insgesamt, über die ganze Schulzeit gesehen. Ich hielt ja Deine Aufstellung vom Vorpost für abschliessend. Da sollen sich jetzt aber Leute ihren Kopf zerbrechen, die dafür bezahlt werden. Man darf ja auch den Lehrplan nicht überfrachten.

Sicher, auch diese Fächer
Bio, Chemie, Musik, Religion/ Ethik, Sport

haben ihre Berechtigung, auch Darstellendes Spiel, obwohl ich kaum weiss, was das ist.

Einzig Kunst sehe ich als Luxus. Aber ein Wahlfachkonzept fände ich nicht schlecht.

Aber zurück zum finnischen Modell - mein Eindruck ist eben, dass es schon die gesunde Basis von klein auf legt. Dann sind vielleicht die Anstrengungen der Lehrer zu einem 18 Stunden Tag an der späteren Oberstufe nicht nötig, da Schüler selbständiger lernen.

Aber das ist, ich betone, ein Eindruck, oder These, wenn Du willst. Keine Behauptung.
Lia

Da sollen sich jetzt aber Leute ihren Kopf zerbrechen, die dafür bezahlt werden.
Fände ich auch, nur haben oft die in ihren Büros, weitab vom lebendigen Organismus Schule, das Sagen. Ob es richtig ist, sich nur an den Belangen der Wirtschaft auszurichten,- inzwischen werden Bachelor und Master ja durchaus auch von dort kritisiert.
Dass sich inzwischen auch Eltern wundern, was ihre Kinder nicht mehr lernen, sollte Anlass sein, auch die unbezahlten Fachkräfte mit ins Boot zu holen.
Eigenständigkeit:
Was mir auffällt: Unsere SchülerInnen werden oft allein gelassen, wenn sie sich- quer durch die Fächer- alles selbst erarbeiten sollen. Zwischen Vorkauen und begleitetem Lernen liegen noch viele Schattierungen.
Finnisches Modell in weiten Teilen ja, nur wird das, weil Deutschland in vielem doch anders ist, nicht 1:1 in den Methoden passen.
Geholfen wäre allen schon mit kleinen Lerngruppen, in denen u.a. individuelle Förderung, entdeckendes Lernen, gezielte Gruppenarbeit mit Planung und Zielsetzung, umgesetzt werden könnten.
Dass ich nicht zu 100% an das Gesamt-Modell Finnland glaube, hat zum einen mit grundsätzlich anderen gesellschaftlichen/ mentalen Hintergründen zu tun, die die skandinavischen Länder von D unterscheiden, dann aber auch mit ( lächelnder) Erfahrung mit Jugendlichen, die sind nämlich Menschen und keine durchweg gleich tickenden pädagogischen Modelle mit gleichen Interessen und Begabungen.
Nun aber werden Kinder schon im Kindergarten gerastert und in Schubladen gesteckt, wenn sie nicht zu 100% ins pädagogische Modell passen...
Ich denke nach wie vor, auf dem Weg zur geistigen Reife sollen und müssen auch mal Unbequemlichkeiten liegen, muss in Maßen, nicht als Dauerzustand, Umgang mit Frust gelernt werden, denn das wahre Leben ist nicht immer Pony-Hof. Gerade in der späteren Ausbildung und im Beruf wird auf Lust oder Unlust nicht viel Rücksicht genommen.
Deutschland: Geht doch, wenn...:
Hat man mal das unglaubliche Glück, gerade in der Mittelstufe an kleine Klassen mit 15 Leuten zu kommen, ist es signifikant, wie sehr das Leistungsvermögen, die Lernbereitschaft, die Neugier nach oben schnellen. Kommt vor, dass dort nicht nur keine Fünfen in den Zeugnissen stehen, sondern nirgendwo irgendwo in Arbeiten und im Mündlichen vorkommen. Knicks gibt es- je nach Klassenstufe und Liebeskummer. :angel: Oder häuslichen Problemen, deren Auswirkungen man viel eher wahrnimmt als in einer Meute von 28 einzeln sehr liebenswüdigen Individuen.
Kunst: Kreativität, Handarbeit, selber Entwickeln, Hinschauen, ist gefordert, nicht nur Baustile auswendig lernen.
Musik: Selbiges, und für ganz falsch halte ich nicht, auch mal etwas von den "ollen Kamellen" gehört zu haben.
Darstellendes Spiel: Gehört zum Profil "sprachlich orientiertes Abi" in S-H wie anderen Bundesländern auch, an Gesamtschulen ist es bis zum ZA Realschule Wahlfach.
Geschichte: Stelle ich bei Gelegenheit mal Fragen,was im Unterricht mal gehört, gezeigt, gelernt werden sollte. Falls man das Fach überhaupt noch braucht. :oops:
Stephan
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Noch einmal zurück zum finnischen Schulsystem. Eigenartigerweise wurde ein ganz wesentliches Merkmal des finnischen Schulsystems bisher nicht erwähnt: DISZIPLIN.

Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.

Literaturhinweis: Träum weiter, Deutschland!: Politisch korrekt gegen die Wand von Günter Ederer
http://books.google.de/books?id=vKSRvJX ... in&f=false
Freundliche Grüsse
Stephan
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Orianne
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Stephan hat geschrieben:Noch einmal zurück zum finnischen Schulsystem. Eigenartigerweise wurde ein ganz wesentliches Merkmal des finnischen Schulsystems bisher nicht erwähnt: DISZIPLIN.

Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.
Genau da setze ich persönlich den Hebel an, nämlich bei der Disziplin und dazu den Respekt anderer Menschen gegenüber, viele Kinder bei mir sind Einzelkinder, sie werden zu Hause verwöhnt, sie lernen das Miteinander kaum, kommen sie dann später in den Kindergarten fangen die Probleme an, die sich zum Teil ohne das Eingreifen der richtigen Stellen bis zum Schulende zeigen. Heute ist nicht mehr das Finden einer Lehrstelle das Problem, sondern das Abschliessen der Lehre.
Das gilt auch beim Studium.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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RedScorpion

Orianne hat geschrieben: ...
... viele Kinder bei mir sind Einzelkinder, sie werden zu Hause verwöhnt, sie lernen das Miteinander kaum, kommen sie dann später in den Kindergarten fangen die Probleme an, die sich zum Teil ohne das Eingreifen der richtigen Stellen bis zum Schulende zeigen.
...
Eher doch vor 20 Jahren als heute, oder? Wobei - stimmt - damals gerade die Flüchtlingswelle aus dem Ex-Jugoslawien kam, die viele Kinder mitbrachte.
Ich meine, dass aber Handy und moderne Kommunikation für die Kiddies wichtig ist, weil dies eben das Einzeldasein relativiert und Verabredungen erleichtert, gegenüber einer Situation der vorigen Generation, die auch schon aus Einzelkindern bestand.

Stephan hat geschrieben: ...
Irgendwann nach dem PISA-Schock sah ich eine Dokumentation die auch über das finnische Modell berichtete. Ein ganz wesentlicher Unterschied zur Schule in Dtschl. war die Ruhe, die in der Klasse herrschte, von der ersten Minute des Unterrichts an. Zu hören war entweder der vortragende Lehrer und ein Schüler. Um die Disziplin zu fördern wurde auch bei offen stehender Klassentür unterrichtet, um die Schüler früh daran zu gewöhnen Rücksicht auf andere zu nehmen.

Vor allem in leicht-intellektuellen Kreisen wird Disziplin ja gerne als lästiges Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet und Chaos mit Kreativität gleichgesetzt. Dabei ist Disziplin ein Grundbaustein menschlichen Miteinanders. Nicht gleich jedem eigenen Impuls nachzugeben, den Anderen ausreden zu lassen, mit Argumenten statt mit Lautstärke überzeugen - all dies erfordert Disziplin.
...
Ja, nur ist diese Art von Disziplin ein Kind der Not, bzw. eine aus der Not erstandene Tugend. Dein letzter Satz im Zitat trifft es schon besser, und auch Orianne deutet an, dass die "Eigendisziplin" wichtiger ist als ein Sichzusammenreissen im Kollektiv. Das sind m.E. zwei verschiedene Paar Schuhe, und letzteres auch abhängig von der Unterrichtsstundenzahl am Tag nicht immer durchführbar. Es ist gegen die Natur eines Nicht-Erwachsenen, 10 Stunden am Tag still zu sitzen und Monologen eines mehr oder minder qualifizierten Alleinunterhalters beiwohnen zu müssen. Leider ist aber Unterricht oft oder gar meistens genau dies und nur dies. Ich bewundere da die Geduld der Schüler, derer Eltern und auch der Schulaufsichtsbehörden mit dem heutigen Personal, welches heute imho nicht die Qualität besitzt wie vor 30 Jahren, z.B.



LG
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Orianne
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@RS: Nein, das stimmt schon mit den Einzelkindern, es sind auch viele darunter mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern, die Phase mit den Balkankindern neigt sich dem Ende zu. Mit Handies habe ich jetzt keine Probleme, die werden in einen Wäschekorb gelegt, und nach der Stunde können die Kinder es wieder zu sich nehmen, bis die neue Stunde anfängt.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

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