Uni mit FH gleichstellen?

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Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Hi,

ausgehend von diesem Artikel: http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 64370.html wird eine Tendenz deutlich, die die FH der Uni gleichstellen will. Bestes Beispiel ist die Diskussion um die Befugnis, dass FHs Promotionen annehmen können.

Was haltet ihr davon?

Jetzt studiere ich einen Studiengang, den es nur an der Uni gibt - dennoch meine ich, dass eine Universitätsausbildung doch ein anderes Kaliber als die FH ist - man muss nicht alles gleichmachen in Deutschland.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Noswell
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Die Frage die sich mir als bald angehender Student stellt ist: Warum sollte ich nach der Gleichstellung noch auf eine Universität gehen, wo ich es doch auf der FH bestimmt leichter habe und mir der Berufseinstieg aufgrund der höheren Praxiserfahrung leichter fallen wird?
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Balduin
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Und die Uni-Absolventen bleiben immer die Fachidioten, die ihr eigenes Wissen nicht in die Praxis umsetzen können? Irgendwie wird mir das Merkmal Praxisnähe zu stark in den Vordergrund gestellt.
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Ralph hat geschrieben:Und die Uni-Absolventen bleiben immer die Fachidioten, die ihr eigenes Wissen nicht in die Praxis umsetzen können? Irgendwie wird mir das Merkmal Praxisnähe zu stark in den Vordergrund gestellt.
Ich finde Konstrukteure sollten von der Fachhochschule kommen und die Forscher von der Universität . Die Fachhochschulen sind ja einst ins Leben gerufen worden, für Leute die über den Umweg die Fachhochschulreife erworben haben und schon eine Ausbildung hinter sich haben, genauso verhält es sich mit den Fachschulen. Wenn man jetzt Absolventen der Fachhochschule den Doktortitel ermöglicht, zu erwerben, für was braucht man dann noch Universitäten? Denn der Doktortitel war bisher eine gewisser Status, der dann abhanden kommt. Außerdem frage ich mich für welche Fachhochschulstudiengänge es dann den Doktortitel geben kann? Ich kann mir auch schlecht einen Titel: "Doktor für Maschinenbau" vorstellen.
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Balduin
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Den Doktor für Maschinenbau gibts ja schon: http://de.wikipedia.org/wiki/Dr.-Ing.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Triton
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Mimimimimimimi....

Mal ehrlich, der Minderwertigkeitskomplex aller FH-Absolventen, Studenten bzw. Lehrkörper muss sehr tief sitzen, um jahrzehntelang auf diesem Thema herumzureiten. Wenn die FH gleichwertig oder besser wäre, dann wüsste das die Wirtschaft eh längst und würde die Absolventen auch gleich behandeln.
Gibts denn überhaupt noch FHs? Bei uns in BaWü haben die jetzt so hippe Namen wie "University of applied sciences", damit der Student seiner Omi erzählen kann, er gehe zur "Uni".

FH ist nicht gleich Uni, genau so wie Uni nicht gleich Uni ist und verschiedene Studienfächer völlig verschiedene Anforderungen stellen können. Die Bandbreite geht da von besserem Zeitvertreib mit Kuschelpädagogen bis zur knallharten Ausbildung von Führungskräften der globalisierten Wirtschaft. Ich weiss zum Beispiel, dass es Studiengänge an renommierten, sog. Elite-Unis in Südwestdeutschland gibt, die selbst für Analphabeten (nicht deutscher Schriftsprache mächtig) machbar sind. Als ich an der Uni war, wurde dagegen schriftliche Ausdrucksfähigkeit in 3 Sprachen und das Verstehen von 4 als Minimum an Studierfähigkeit vorausgesetzt. Das war kein Sprachenstudium.

Ich habe Juristen, Ingenieure oder Ökonomen auch noch nie Jammern gehört, ihr Abschluß müsse sich deutlich erkennbarer von dem anderer Studierender unterscheiden, weil das Anspruchsprofil und der Aufwand völlig verschieden sind.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Titus Feuerfuchs
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Triton hat geschrieben:Mimimimimimimi....

Mal ehrlich, der Minderwertigkeitskomplex aller FH-Absolventen, Studenten bzw. Lehrkörper muss sehr tief sitzen, um jahrzehntelang auf diesem Thema herumzureiten. Wenn die FH gleichwertig oder besser wäre, dann wüsste das die Wirtschaft eh längst und würde die Absolventen auch gleich behandeln.
[...]
"Besser" wofür?

Imho muss man zwischen Bildungs- und Ausbildungsstudium unterscheiden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es FH-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt mitunter leichter haben, weil ihre Ausbildung praxisnäher ist.

Was die FH's leichter macht, ist ihre Verschulung. Der Student muss sich um nicht so viel kümmern, es wird ihm vieles vorgekaut, er muss seine LV's nicht permanent organisieren, etc.
Zudem ist -zumindest nach meiner Erfahrung- der wissenschaftliche Anspruch geringer.

Diese Verschulung hat jedoch mittlerweile im Zuge des Bolognaprozesses, den ich nicht für der Weisheit letzen Schluss halte (besonders für best. Studien, wie etwa Jus oder Medizin), auch auf den Unis Einzug gehalten.


Noch ein Schmankerl für dich:

Der Letzte Schrei -zumindest in Ö- sind sauteure sog. "Lehrgänge universitären Charakters", die berufsbegleitend angeboten werden. Absolventen haben dann nach vier Semestern denselben Mastergrad wie ein Uniabsolvent, der dafür 10 Semester investieren musste.


Bis vor rund 30 Jahren war's halt noch simpel, da gab's (fast) ausschließlich grundständige Doktoratstudien.
Triton hat geschrieben: FH ist nicht gleich Uni, genau so wie Uni nicht gleich Uni ist und verschiedene Studienfächer völlig verschiedene Anforderungen stellen können. Die Bandbreite geht da von besserem Zeitvertreib mit Kuschelpädagogen bis zur knallharten Ausbildung von Führungskräften der globalisierten Wirtschaft. Ich weiss zum Beispiel, dass es Studiengänge an renommierten, sog. Elite-Unis in Südwestdeutschland gibt, die selbst für Analphabeten (nicht deutscher Schriftsprache mächtig) machbar sind. Als ich an der Uni war, wurde dagegen schriftliche Ausdrucksfähigkeit in 3 Sprachen und das Verstehen von 4 als Minimum an Studierfähigkeit vorausgesetzt. Das war kein Sprachenstudium.

[...]
Ist mir ehrlich gesagt neu, kenne auch hier in Ö keinen, der vier Sprachen können musste, um studieren zu dürfen und ich habe in meinem Umfeld eine Menge Akademiker im Alter zwischen 25 und 90...

Latein brauchte man seit jeher für best. Fächer wie Medizin, Geschichte, Theologie (hier auch Altgriechisch), Jus oder Pharmazie, damit hat es sich dann aber auch...

Darf man fragen, was du studiert hast?
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Ralph hat geschrieben:Hi,

ausgehend von diesem Artikel: http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 64370.html wird eine Tendenz deutlich, die die FH der Uni gleichstellen will. Bestes Beispiel ist die Diskussion um die Befugnis, dass FHs Promotionen annehmen können.

Was haltet ihr davon?
Wofür braucht man dann noch FHs? Dann kann man sie gleich Unis nennen.

Warum's auf einer FH eine Promotion braucht, ist mir nicht ganz klar.

Eine Promotion ist -zumindest seit der Einführung des Bolognaprozesses- als Grundlage für eine Wissenschaftliche Tätigkeit vorgesehen und somit keine klassische Berufsausbildung.

Man braucht keine Promotion um Anwalt oder Arzt zu werden.

Wenn ein FH-Absolvent eine machen möchte, kann er das schon jetzt an der Uni tun.


Ralph hat geschrieben: Jetzt studiere ich einen Studiengang, den es nur an der Uni gibt - dennoch meine ich, dass eine Universitätsausbildung doch ein anderes Kaliber als die FH ist - man muss nicht alles gleichmachen in Deutschland.
Daran arbeitet man aber an verschiedensten Fronten. Im Bildungsbereich wird das halt besonders greifbar.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Ich habe Wirtschaft an einer FH studiert und das war vielmehr praxisorientiert als das Uni-Studium. Und das war auch gut so.....wenn ich bedenke, was einige Mitstudenten an der Uni für einen realitätsfernen Quatsch gelernt haben.

Wer seinen Doktortitel haben möchte, der mußte halt an die Uni wechseln.
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Triton
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Darf man fragen, was du studiert hast?
Uni Ma. Dort wurde Dir in der Begrüßungsrede verklickert, dass man hier ohne 2 lebendige Fremdsprachen sehr gut und 1 verstehend, für den Hausgebrauch, gar nicht erst anfangen soll. Geprüft wurde das nicht, aber ganz selbstverständlich ausländische Literatur vorausgesetzt, die es übersetzt gar nicht gab. Oder einfach gleich Englisch geredet.

Man muss dazusagen, dass die Fakultät die einzige in D mit internationaler Spitzenbewertung ist, eine von 20 oder 30 auf der Welt. Wer da fragt, was ein "postdesicional regret" auf Deutsch ist, der ist am falschen Ort. Wirtschafts- und Handelssprache ist Englisch, es macht wirklich keinen Sinn, mit jemand der damit auf Kriegsfuß steht, seine Zeit zu vergeuden.
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Triton hat geschrieben: Wirtschafts- und Handelssprache ist Englisch, es macht wirklich keinen Sinn, mit jemand der damit auf Kriegsfuß steht, seine Zeit zu vergeuden.
Und das endet dann in Pidgin-English....wenn man bedenkt, wieviele "deutsche" Unternehmen irgendwelche englische Phantasienamen erfinden, nur um sich als "global-player" zu "outen", einfach lächerlich. Da kommt dann "German Call" bei heraus und viele Rentner haben sich gefragt, wer denn der German Call ist und ob sie ihn kennen, weil er auf der Telefonabrechnung stand? :wink:
Oder das peinliche Interview eines Vorstandmitglieds einer großen deutschen Bank, der wieder einmal mit irgendwelchen englischen "Fachausdrücken" um sich warf und der Reporter ihn einfach mit der deutschen Übersetzung eine Frage stellte und dieser Banker nur Bahnhof verstand. :shock: Einfach lächerlich....
P.S.
War früher nicht "spanisch" die Handelssprache? :wink:
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Triton
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Nur zwischen 5 und 10 Prozent der Deutschen beherrschen oder verstehen wirklich Englisch, alle anderen scheiden für international tätige Berufe einfach aus. Nichts ist peinlicher als solche Spitzenkräfte wie Oettinger oder Westerwelle. Angela Merkel ist übrigens eher noch schlechter, aber dafür kann sie Russisch, das gleicht es aus.

Französisch war die Sprache der feineren Leute, die sie zu Tisch sprachen, um das Personal nicht daran teilhaben zu lassen. Spanisch war schon immer wichtig, wegen den Märkten in Schwellenländern Amerikas. Heute kommt sicher noch Russisch und Chinesisch dazu...

Marketing-Sprache ist Englisch, das ist einfach so. Wer das nicht kann, wird sich sehr schwertun, das Fach zu begreifen. Oder auch der Informatiker, der die Abkürzungen nur versteht, wenn er Englisch beherrscht. Dass man heute keine Fremdsprachen beherrschen muss, um Studieren zu können, ist einfach kompletter Nonsens in den relevanten Fächern.
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Orianne
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Es gibt einen sehr aktiven Titularprofessor* an der UZH, der einer Kollegin an der Hochschule Luzern sagte, sie sei keine Professorin :arrow: Es gibt aber Bestrebungen in der Schweiz, dass man bald an den FH den Doktor machen kann.

* Der Titel eines Titularprofessors ist in der Schweiz ein gebräuchlicher und recht verbreiteter Titel. Er ist ein Ehrentitel, der verliehen wird, ohne dass damit ein Anspruch auf einen Lehrstuhl verbunden wäre. In der Regel ist damit aber eine Lehrverpflichtung von zwei oder vier Semesterwochenstunden verbunden. Einzelne Unterschiede bestehen auch zwischen den Kantonen, z. B. was das Weiterführen des Titels nach dem Ausscheiden aus der Universität betrifft.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Lia

Hach ja, die Diskussion auch hierzulande.
Gibt herausragende FH-Studenten, und gerade denen ist der Unterschied bewusst, die in den Ausbildungsinhalten liegen- manche wechselen zu den TH und Unis, manche nicht.
In der Lehrer-Ausbildung sieht es ähnlich aus.
Triton hat geschrieben:Marketing-Sprache ist Englisch, das ist einfach so. Wer das nicht kann, wird sich sehr schwertun, das Fach zu begreifen. Oder auch der Informatiker, der die Abkürzungen nur versteht, wenn er Englisch beherrscht. Dass man heute keine Fremdsprachen beherrschen muss, um Studieren zu können, ist einfach kompletter Nonsens in den relevanten Fächern.
Stimmt, aber zur Bildung, Unterrichtsinhalten, Methoden und Lernzielen von der Schule angefangen sage ich lieber hier nichts mehr.
Bin aber mit Triton komplett einer Meinung: Man ist der Meinung, Radebrechen reicht.
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dieter
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Cherusker hat geschrieben:Ich habe Wirtschaft an einer FH studiert und das war vielmehr praxisorientiert als das Uni-Studium. Und das war auch gut so.....wenn ich bedenke, was einige Mitstudenten an der Uni für einen realitätsfernen Quatsch gelernt haben.

Wer seinen Doktortitel haben möchte, der mußte halt an die Uni wechseln.
Lieber Cherusker,
das finde ich auch. Unseren Sohn reicht der Dipl. Ing. im Maschinenbau. :)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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