Lehrer als Wissensvermittler oder als Psychologe?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

Noswell
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Hallo Forengemeinde,

aufgrund des Artikels -> http://www.t-online.de/eltern/schulkind ... r-typ.html habe ich mir die Frage gestellt, inwie weit Lehrer auch als 'Persönlichkeitsentwickler' tätig sein müssten, oder ob dieser Bereich nur den Eltern vorbehalten sein sollte. Ich bin selbst noch in der letzten Zeit meines Schülerdaseins und stehe kurz vor dem Abitur, aber auch ich hätte mir mehr Engangement der Lehrer im sozialen Bereich gewünscht. Denn der Lehrer hat im Vergleich zu den Eltern noch mal eine andere Betrachtungsweise auf den Schüler selbst und auch der Schüler benimmt sich in der Schulgemeinschaft wahrscheinlich anders als er es zuhause gewohnt ist. Zudem bin ich der Ansicht, dass Lehrer auch als 'Sozialarbeiter' deutlich besseren Zugriff auf Schüler haben könnten und somit auch einfacher Wissen vermitteln könnten, als wenn sie nur als reine "Wissensvermittler" fungieren. Wir haben selbst mal mit unseren Lehrern über dieses Thema gesprochen und soweit wie wir das mitbekommen haben geht man im Lehrerstudium kaum auf den sozialen Aspekt der Didaktik ein, zumindest nicht bei uns in Bayern.
Dem Ganzen gegenüber steht leider insgesamt das G8 Konzept, was den Lehrplan unheimlich strafft und kaum Freiraum für andere Tätigkeiten übrig lässt...

Wie steht ihr zu dem Thema, auch als ehemalige Schüler, bzw bereits als Elternteil von Schülern?
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Marek1964
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Noswell, das Thema diskutierte ich schon vor 20 Jahren mit einem Kollegen, der Lehrer war und der sagte: Die Schule kann nicht Reparaturwerkstätte der Gesellschaft funktionieren. Scheint heute ähnlich oder noch schlimmer sein. Eltern sind die Haupterzieher, Lehrer können unterstützen, verschieden Beratungsstellen ergänzen.

Ich selbst bin mit den Lehrern insgesamt nicht sonderlich zufrieden gewesen, lange sah ich es als Nachteil, dass Lehrer immer nur in der Schule waren und nicht irgendwo im realen Leben.

Aber davon morgen, hoffentlich mehr, heut ist schon spät.
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Barbarossa
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:arrow: Ich habe das Thema in die Rubrik Bildungspolitik verschoben. Ich finde, da passt es besser hin, als im Stammtisch. So hat es auch ein größeres Publikum.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Renegat
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Marek1964 hat geschrieben: Ich selbst bin mit den Lehrern insgesamt nicht sonderlich zufrieden gewesen, lange sah ich es als Nachteil, dass Lehrer immer nur in der Schule waren und nicht irgendwo im realen Leben.
Mich haben ein paar Lehrer stark geprägt, bes. einer in der Grundschule. Der war jung, engagiert, kam frisch von der PH und war so ganz anders als der Rest des Kollegiums, das mow in der Routine erstarrt war.
Später hatte ich auch Lehrer, die aus der Wirtschaft kamen und diese Erfahrungen einbringen konnten. Das kann ein Vorteil sein, wenn die Persönlichkeit paßt.
Für mich ist die Eignung der Person der entscheidende Faktor, Lehrer kann nicht jeder werden. Fachwissen, gute Noten und Abischnitt bedeuten für die Eignung nicht so viel, man muß den Lehrstoff und soziale Werte authentisch "rüberbringen" können. Über die Motivation zur Berufswahl von heutigen Lehramtsstudenten weiß ich nichts konkretes, man hört viel negative Gerüchte über Sicherheitsdenken, Beamtenstatus. Wahrscheinlich ist es wie überall, Beruf ist heute sehr selten Berufung, es wird nach Karrieremöglichkeiten, Arbeitsmarkt, Verdienst, Prestige gewählt.

Die Aufgabenteilung zwischen Eltern und Schule bei der Erziehung ist ein schwieriges Thema, weil es "die Erziehung" nicht gibt.
Ihr kennt ja sicher die afrikanische Weisheit, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Kinder sind nicht der Besitz und das Produkt ihrer Eltern, auch nicht des Staates und seinen Vertretern in der Schule. Sie entwickeln sich ganz unterschiedlich gemäß ihren Anlagen und Prägungen. Es gibt keine naturwissenschaftliche Garantie, wenn man soundsoviel Erziehungsaufwand reinsteckt, kommt genau das Ergebnis raus.
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dieter
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Die Beziehung Eltern Lehrer ist vom "Schwarze Peterspiel" geprägt. Jeder sieht die Verantwortung beim anderen Teil.
Tatsache bleibt doch, dass ohne die Mithilfe der Eltern bei den hausaufgaben und Lernen für die Klassenarbeiten unser Sohn nicht so weit gekommen ist, wie er ist. Ich sehe es bei unserer Schwiegertochter, hätte sie sich nicht engagiert wäre Celina unser Enkelkind mit eine deutschen Anteil von drei deutschen kindern zu 22 kinder insgesamt schon längst untergegangen.
Die Lehrer geben Ihre Aufgaben teilweise an die Eltern ab, Eltern die nicht helfen können, bei denen sind die Kinder arm dran, deshalb erreichen ein großer Teil der Kinder der Hauptschule noch nichtmal diesen Abschluß. :roll: :evil: :twisted:
Von meiner Schulzeit garnicht zu reden, war auf mich allein angewiesen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Dürfen sich auch LehrerInnen dazu äußern?
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Titus Feuerfuchs
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Lia hat geschrieben:Dürfen sich auch LehrerInnen dazu äußern?
Das generische Maskulinum schließt Lehrerinnen mit ein. :wink:
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Lia hat geschrieben:Dürfen sich auch LehrerInnen dazu äußern?
Liebe Lia,
wir sind ein freies Land, da darf sich jeder äußern. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Antwort 1.Teil:
1. Punkt: Inzwischen sollen Lehrer fast alles von der Basis an vermitteln,, was eigentlich in die Aufgabenbereiche der eigentlich Erziehungsverantwortlichen fällt und in der Schule ausgebaut in immer andere Räume transferiert werden soll.
Mal eine Liste: Drogenprobleme zwischen Alkohol, Haschisch und Zigaretten- Konsum, Umgang mit Medien, sozialen Netzwerken, Umgang mit Geld, gesunde Ernährung. Wir sollen ein Auge auf eventuellen Drogenmissbrauch, Kindesmissbrauch, häusliche Probleme haben und uns kümmern. Prima, nebenbei auch noch möglichst lebendig unterrichten, Fachwissen vermitteln.
Gelegentlich kann man beides gut verbinden, bei zuviel Reden über Probleme und dem Lernziel „Betroffenheit übers Leben schalten sich die Gehirne ab- mit Recht.
Dazu kommt zusehends, dass Lehrkräfte Basiswissen von Benehmen und der sozialen Interaktion vermitteln sollen. Dafür waren und sollten es in erster Linie noch sein, die Eltern zuständig, von denen viele alle Verantwortung auf Kiga und Schule schieben, wenn etwas schief läuft.
Punkt2: Wir, zumindest die meisten meiner Kollegen und Kolleginnen würden und könnten anders, individueller unterrichten, geredet wird darüber viel, nur von sinkenden Klassenfrequenzen, die unabdingbar dazu gehören, merken wir nichts.
Wie in anderen europäischen Ländern schon lange üblich, gehörten eigentlich Sozialpädagogen mit profunden Kenntnissen der Kinder- und Jugendpsychologie an alle! Schulen, um bei Problemen Lösungen zu finden. Die Arbeit kann kein Lehrer leisten, auch wenn er als Zusatzausbildung sogar Kinder- und Jugendpsychologie hat.
Mal ganz böse gesagt: Nicht viel passt zusammen zwischen den herrlich klingenden Forderungen und Zielen seitens der Politik und dem realen Schulleben.
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dieter
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Liebe Lia,
das stimmt. Aber was sollen Eltern den alles machen :?: Betrachte Dir bei Elternabenden die Eltern, die Migranten sind, sie verstehen kein Wort deutsch und kommen deshalb das nächste Mal nicht mehr. Oder bei Elternsprechtagen, Kinder übersetzen für ihre Eltern, wo es um sie selbst geht. :evil: :twisted:
Bei Ganztagsschulen wird das persönliche Verhalten noch wichtiger, das müssen Lehrer aber lernen. :wink: Ich mußte die Erfahrung machen, dass die meisten Lehrer erst einen anderen Beruf ergreifen wollten, bis sie dann zum Lehrerberuf kamen. Mußte feststellen, dass nur wenige Lehrer für ihren Beruf brennen. Männer waren engagierter als Frauen. Konnte das in den 13 Jahren unseres Sohnes erleben. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Bei Ganztagsschulen wird das persönliche Verhalten noch wichtiger, das müssen Lehrer aber lernen
Umgekehrt müssten Eltern gelegentlich auch lernen, ihre Vorurteile abzbauen, die Ansprüche an die Lherer runter- und die an die Kultusbehörden hochzuschrauben.
Ich mußte die Erfahrung machen, dass die meisten Lehrer erst einen anderen Beruf ergreifen wollten, bis sie dann zum Lehrerberuf kamen.
Geteilte Erfahrung, denn ich gehörte zu den wenigen, die noch vor dem Studium konkret wusste, was auf mich zukam, wählte ich diese Alternative und nicht die wissenschaftliche Karriere. Ich war auch eine der wenigen, die im Studium permanent mit Schülern in Kontakt war- ob ich nun Nachhilfe gab oder in den Semesterfereien Kindern ( und Erwachsenen) das Segeln beibrachte.
Mußte feststellen, dass nur wenige Lehrer für ihren Beruf brennen. Männer waren engagierter als Frauen.
Ganz bös gesagt: Immer noch haben die Männer mehr Zeit, den Kopf frei zu haben als die Frauen, an denen eben doch manches mehr hängen bleibt, wenn sie Familie haben.
Wer für den Beruf brennt, ist auch dann leider unter den ersten Ausgebrannten.
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Marek1964
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Liebe Lia,

was an den jeweiligen Partnern einer Beziehung "hängenbleibt" ist zunächst mal deren Vereinbarung sein, dann aber auch an deren ehrlichen und gegenseitig wertschätzenden Umsetzung.

Wahr dürfte aber in der Tat sein, wer mehr für etwas brennt, dürfte eher ausgebrannt sein, das hat seine Logik, dann wenn er seinen Einsatz vergebens sieht.
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dieter
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Lia hat geschrieben:
Bei Ganztagsschulen wird das persönliche Verhalten noch wichtiger, das müssen Lehrer aber lernen
1)Umgekehrt müssten Eltern gelegentlich auch lernen, ihre Vorurteile abzbauen, die Ansprüche an die Lherer runter- und die an die Kultusbehörden hochzuschrauben.
Ich mußte die Erfahrung machen, dass die meisten Lehrer erst einen anderen Beruf ergreifen wollten, bis sie dann zum Lehrerberuf kamen.
2)Geteilte Erfahrung, denn ich gehörte zu den wenigen, die noch vor dem Studium konkret wusste, was auf mich zukam, wählte ich diese Alternative und nicht die wissenschaftliche Karriere. Ich war auch eine der wenigen, die im Studium permanent mit Schülern in Kontakt war- ob ich nun Nachhilfe gab oder in den Semesterfereien Kindern ( und Erwachsenen) das Segeln beibrachte.
Mußte feststellen, dass nur wenige Lehrer für ihren Beruf brennen. Männer waren engagierter als Frauen.
3)Ganz bös gesagt: Immer noch haben die Männer mehr Zeit, den Kopf frei zu haben als die Frauen, an denen eben doch manches mehr hängen bleibt, wenn sie Familie haben.
Wer für den Beruf brennt, ist auch dann leider unter den ersten Ausgebrannten.
Liebe Lia,
zu1) das ist wieder das berühmte Schwarze Peterspiel. :evil: Das sind keine Vorurteile sondern Urteile, die meine Wenigkeit, meine liebe Frau und wir als Eltern bei unserem Sohn machen konnten. Das er so weit gekommen ist, (im Jahre 2000 Diplom als Ing. mit 1,4 und 1. Preis der FH Frankfurt/M. im Maschinenbau) war nicht der Erfolg der Lehrer sondern seiner Eltern. Migranteneltern sind allein wegen Sprachschwierigkeiten nicht in der Lage sich an Kultusbehörden zu wenden und deren Kinder sind arm dran, da ihnen die Eltern nicht helfen können. :evil: :twisted:
zu2) Dann bist Du die Ausnahme, wobei das Segeln beibringen, ja nicht für den weiteren Lebensweg wichtig sein dürfte. :wink: :mrgreen:
zu3) Dann müssen das die Lehrerinnen mit ihren Männern klären. Es geht nicht an, dass sie in der Schule nur mit halber Kraft arbeiten. :evil: :twisted: Was kann schöner sein, als für seinen Beruf zu brennen. Ich war als Beamter 42 Jahre lang bei der Deutschen Rentenversicherung, bearbeitete Ost- und Auslandsrenten und konnte erreichen, dass ich von drei Ghetto Lodz-Fällen zwei bei meinen Vorgesetzten durchbrachte. War für Juden zuständig, die vor den Nazis bis nach Argentinien und Neu Seeland geflüchtet waren, für Russlanddeutsche, die von Stalin nach Kasachstan und Sibirien geschafft worden waren und für Bürgerrechtler in der DDR, die in Bautzen gesessen hatten. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Man sollte sich hüten, in Bildungsfragen die Verantwortung hin- und herzuschieben- und sie letztlich zusehends allein der Schule und den Lehrern zuzuschieben.
Samt Revolte gegen ideologisch betonierte, realitätsferne Sesselpädagogen in den Ministerien.
Ich wehre mich im Namen vieler Kollegen und Kolleginnen gegen die zunehmende, generelle Verunglimpfung eines Berufsstandes.
u2) Dann bist Du die Ausnahme, wobei das Segeln beibringen, ja nicht für den weiteren Lebensweg wichtig sein dürfte.
War wichtig füre beide Seiten, auch, wenn Dir das nicht passen mag und lächerlich erscheint.
Jede pädagogische Erfahrung, jeder Umgang mit Kindern ist für die spätere Laufbahn wichtig- und auch für die Kinder war häufig genug das Segeln ein Schritt voran und wurde lebensbegleitend.
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dieter
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Lia hat geschrieben:Man sollte sich hüten, in Bildungsfragen die Verantwortung hin- und herzuschieben- und sie letztlich zusehends allein der Schule und den Lehrern zuzuschieben.
Samt Revolte gegen ideologisch betonierte, realitätsferne Sesselpädagogen in den Ministerien.
Ich wehre mich im Namen vieler Kollegen und Kolleginnen gegen die zunehmende, generelle Verunglimpfung eines Berufsstandes.
u2) Dann bist Du die Ausnahme, wobei das Segeln beibringen, ja nicht für den weiteren Lebensweg wichtig sein dürfte.
War wichtig füre beide Seiten, auch, wenn Dir das nicht passen mag und lächerlich erscheint.
Jede pädagogische Erfahrung, jeder Umgang mit Kindern ist für die spätere Laufbahn wichtig- und auch für die Kinder war häufig genug das Segeln ein Schritt voran und wurde lebensbegleitend.
Liebe Lia,
wer schiebt hier was hin und her, doch Du. Steh Du für die Entwicklung der Kinder in der Schule und wir als Eltern, soweit wir das können, für die Entwicklung zu Hause und wir alle für die Entwicklung unserer Kinder. Wir haben inzwischen drei Enkelkinder zwei davon kannst Du auf meinen Benutzerbild sehen. Unsere Schwiegertochter gibt sich die erdenkliche Mühe für Celina, die im zweiten Schuljahr ist.
Das mit dem Segeln ist doch wirklich nur ein Oberschichtenproblem, welche normalen Eltern können sich denn einen Segelturn leisten :?: Wieder abgehoben und mit der Wirklichkeit nichts zu tun. :evil: Du solltest vorher schon Pädagogik gelernt haben. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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