Lehrer als Wissensvermittler oder als Psychologe?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Ich möchte hier schon ein wenig Lia recht geben, man erwartet immer mehr von den Lehrern. Schon vor 20 Jahren beschwerte sich ein Kollege (in der Schweiz), der Lehrer war, dass man immer mehr von den Lehrern und der Schule erwarte, quasi als Repraturwerkstätte der Gesellschaft zu funktionieren, dagegen wehre er sich.

Dem kann ich zustimmen und Lias Aussage zielen ja irgendwo in die gleiche Richtung, wenn ich das richtig verstanden habe.
Lia

Liebe Lia,
wer schiebt hier was hin und her, doch Du. Steh Du für die Entwicklung der Kinder in der Schule und wir als Eltern, soweit wir das können, für die Entwicklung zu Hause und wir alle für die Entwicklung unserer Kinder. Wir haben inzwischen drei Enkelkinder zwei davon kannst Du auf meinen Benutzerbild sehen. Unsere Schwiegertochter gibt sich die erdenkliche Mühe für Celina, die im zweiten Schuljahr ist.
Das mit dem Segeln ist doch wirklich nur ein Oberschichtenproblem, welche normalen Eltern können sich denn einen Segelturn leisten :?: Wieder abgehoben und mit der Wirklichkeit nichts zu tun. :evil: Du solltest vorher schon Pädagogik gelernt haben. :roll:
Sorry, aber erstens hast Du Dich beschwert, dass viele meiner Kollegen einfach so in den Beruf geraten seien, ohne während des Studiums viel Kontakt mit Kindern und Jugendlichen gehabt zu haben. Ich hatte ihn- und in einer Materie, die nicht ganz ohne ist, und an der ich ich vor dem Schritt in der Lehrerlaufbahn meine Talente austesten konnte- mit Erfolg und Spaß für beide Seiten.
Wieso ich vor dem Studium schon Pädagogik in Theorie und Praxis gelernt haben sollte, frag ich mich, obwohl ich bis heute noch von vielen meiner ehemaligen Lehrer profitiere.
Da Du mich ansprichst, spreche ich zurück:
Kindern während des Studiums Segeln beizubringen hatte und hat nichts mit abgehoben und sehr mit der Wirklichkeit verbunden. Ich habe in Kiel studiert, und dort war Segeln per se kein Privileg der Oberschicht, zu der ich so wenig gehörte wie viele im Leistungskader des DSV, wie viele, die in den Vereinen Segeln lernten und als Sport betrieben. Übrigens auch Kinder von HDW- Arbeitern, Handwerkern und Gewerbetreibenden ohne dickes Portemonnaie. Zu denen gehörten auch die Familien nicht, die auf Mallorca oder in Kiel bei einem großen Reiseveranstalter Segelkurs-Ferien buchten. Nichts mit Oberschicht, Neckermann machte es möglich.
Nimm mal die Klassenkampf- Brille ab, die Realität sah und sieht anders aus.
Pädagogik:
Glaub mal, ich habe mein Handwerk gründlich gelernt- in der Wissenschaft und in der praxisbezogenen Pädagogik für die Schule.
Ist nur praktisch, wenn man für alles einen Sündenbock hat, auf den man insgesamt hauen kann, ohne nur einmal nachzufragen, wie Schule von innen aussieht, wie der ganz real existierende alltägliche Schulwahnsinn aussieht,- und in das, was von oben gefordert wird, ohne auch nur 1 Cent mehr für entsprechendes Personal wie Psychologen und Sozialarbeiter oder gar Vertretung für Unterrichtsausfall ausgeben zu wollen.
Könnte jetzt sehr detailliert einiges beschreiben, was im engagiertesten Lehrer irgendwann das Feuer zum Erlöschen bringt, und das sind nicht etwa nur die Schüler, sondern sehr viel mehr, was mit Schule zusammenhängt als sich die allermeisten klar machen- oder überhaupt wissen wollen.
Ein Phänomen, das nicht nur Schule und Leher betrifft.
RedScorpion

Marek1964 hat geschrieben:Ich möchte hier schon ein wenig Lia recht geben, man erwartet immer mehr von den Lehrern. Schon vor 20 Jahren beschwerte sich ein Kollege (in der Schweiz), der Lehrer war, dass man immer mehr von den Lehrern und der Schule erwarte, quasi als Repraturwerkstätte der Gesellschaft zu funktionieren, ...
...
... was aber zumindest teilweise daran liegt, dass (insbes. verbeamtete) Lehrer vergleichsweise gut bezahlt werden und gemeinhin nicht gerade in Arbeit umkommen.

Und freilich fällt ihnen eine grösse Aufgabe zu, wenn gleichzeitig an sozialen Projekten gekürzt wird, immer weniger Kinder da sind und oft beide Elternteile (falls es sie noch gibt) arbeiten müssen, weil ein Lohn nicht ausreicht,

und die Einkommens- bzw. soziale Schere, gerade in D (im vergleichsweise unterentwickelten Norden, aber auch in Bayern z.B.), auch in der CH, immer weiter auseinandergeht.



LG
Lia

was aber zumindest teilweise daran liegt, dass (insbes. verbeamtete) Lehrer vergleichsweise gut bezahlt werden und gemeinhin nicht gerade in Arbeit umkommen.
Ach ja, wir haben es ja alle so gemütlich. mach mal eine Woche Grundschule mit allen! Verpflichtungen mit, eine Woche Gymnasium mit Unter-Mittel-und Oberstufen -Klausuren- und Abi- Kursen. Dann weißt Du, wie unendlich faul Lehrer sind.
Solche Sprüche tragen durchaus dazu bei, die Motivation abzubauen.
Und freilich fällt ihnen eine grösse Aufgabe zu, wenn gleichzeitig an sozialen Projekten gekürzt wird, immer weniger Kinder da sind und oft beide Elternteile (falls es sie noch gibt) arbeiten müssen, weil ein Lohn nicht ausreicht,
Nö, fällt uns in derArbeitsplatzbeschreibung nicht zu, und genau das ist es, was ich den Länder-Kultusministerien ankreide:
Viel versprechen, viel fordern, viel Eigenlob, aber keine zusätzlichen kräfte an den Schulen, vor allem dort, wo die gebraucht werden.
RedScorpion

Lia hat geschrieben:
was aber zumindest teilweise daran liegt, dass (insbes. verbeamtete) Lehrer vergleichsweise gut bezahlt werden und gemeinhin nicht gerade in Arbeit umkommen.
Ach ja, wir haben es ja alle so gemütlich. mach mal eine Woche Grundschule mit allen! Verpflichtungen mit, eine Woche Gymnasium mit Unter-Mittel-und Oberstufen -Klausuren- und Abi- Kursen. Dann weißt Du, wie unendlich faul Lehrer sind.
...
Allein schon, die Dinger "Klausuren" zu nennen (als wär's 'ne Uni. Erinnert an Apotheker. Die kleiden sich auch in weiss, obwohl's keine Aerzte sind). :mrgreen:

Spass beiseite: Alles hinter mir.

Du gehst davon aus in der Grundprämisse, dass es in anderen Berufen unbedingt soviel besser wäre.

Isis abanit.

Und Lehrer sind gemeinhin nicht dem Leistungsprinzip verpflichtet; dafür müsste man sie viel stärker kontrollieren und eher schassen können.

Lia hat geschrieben: ...
Nö, fällt uns in derArbeitsplatzbeschreibung nicht zu, und genau das ist es, was ich den Länder-Kultusministerien ankreide:
Viel versprechen, viel fordern, viel Eigenlob, aber keine zusätzlichen kräfte an den Schulen, vor allem dort, wo die gebraucht werden.
Fällt "Euch" nicht zu, soso.



LG
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dieter
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Lia hat geschrieben:
Liebe Lia,
wer schiebt hier was hin und her, doch Du. Steh Du für die Entwicklung der Kinder in der Schule und wir als Eltern, soweit wir das können, für die Entwicklung zu Hause und wir alle für die Entwicklung unserer Kinder. Wir haben inzwischen drei Enkelkinder zwei davon kannst Du auf meinen Benutzerbild sehen. Unsere Schwiegertochter gibt sich die erdenkliche Mühe für Celina, die im zweiten Schuljahr ist.
Das mit dem Segeln ist doch wirklich nur ein Oberschichtenproblem, welche normalen Eltern können sich denn einen Segelturn leisten :?: Wieder abgehoben und mit der Wirklichkeit nichts zu tun. :evil: Du solltest vorher schon Pädagogik gelernt haben. :roll:
Sorry, aber erstens hast Du Dich beschwert, dass viele meiner Kollegen einfach so in den Beruf geraten seien, ohne während des Studiums viel Kontakt mit Kindern und Jugendlichen gehabt zu haben. Ich hatte ihn- und in einer Materie, die nicht ganz ohne ist, und an der ich ich vor dem Schritt in der Lehrerlaufbahn meine Talente austesten konnte- mit Erfolg und Spaß für beide Seiten.
Wieso ich vor dem Studium schon Pädagogik in Theorie und Praxis gelernt haben sollte, frag ich mich, obwohl ich bis heute noch von vielen meiner ehemaligen Lehrer profitiere.
Da Du mich ansprichst, spreche ich zurück:
Kindern während des Studiums Segeln beizubringen hatte und hat nichts mit abgehoben und sehr mit der Wirklichkeit verbunden. Ich habe in Kiel studiert, und dort war Segeln per se kein Privileg der Oberschicht, zu der ich so wenig gehörte wie viele im Leistungskader des DSV, wie viele, die in den Vereinen Segeln lernten und als Sport betrieben. Übrigens auch Kinder von HDW- Arbeitern, Handwerkern und Gewerbetreibenden ohne dickes Portemonnaie. Zu denen gehörten auch die Familien nicht, die auf Mallorca oder in Kiel bei einem großen Reiseveranstalter Segelkurs-Ferien buchten. Nichts mit Oberschicht, Neckermann machte es möglich.
Nimm mal die Klassenkampf- Brille ab, die Realität sah und sieht anders aus.
Pädagogik:
Glaub mal, ich habe mein Handwerk gründlich gelernt- in der Wissenschaft und in der praxisbezogenen Pädagogik für die Schule.
Ist nur praktisch, wenn man für alles einen Sündenbock hat, auf den man insgesamt hauen kann, ohne nur einmal nachzufragen, wie Schule von innen aussieht, wie der ganz real existierende alltägliche Schulwahnsinn aussieht,- und in das, was von oben gefordert wird, ohne auch nur 1 Cent mehr für entsprechendes Personal wie Psychologen und Sozialarbeiter oder gar Vertretung für Unterrichtsausfall ausgeben zu wollen.
Könnte jetzt sehr detailliert einiges beschreiben, was im engagiertesten Lehrer irgendwann das Feuer zum Erlöschen bringt, und das sind nicht etwa nur die Schüler, sondern sehr viel mehr, was mit Schule zusammenhängt als sich die allermeisten klar machen- oder überhaupt wissen wollen.
Ein Phänomen, das nicht nur Schule und Leher betrifft.
Liebe Lia,
das hat alles mit Klassenkampf nichts zu tun. Auf dem Main oder der Nidda, wo mein Stadtteil Rödelheim dran liegt kann man sehr schlecht segeln. Außerdem kenne ich in meiner Bekanntschaft niemanden der ein Segelboot besitzt oder im Urlaub segelt. Wobei sich die meisten Bekannten keinen Malorca-Urlaub leisten können. Unser Sohn hatte in Frankfurt/M. einen türkischen und einen marokkanischen Jungen als Freund, wenn die überhaupt reisten, dann in ihre Herkunftsländer.
Erwartest Du von den Eltern, die ohnehin schlecht über die Runden kommen, die Psychologen und Sozialarbeiter zu bezahlen :?:
Wir sind eine Demokratie, wähle die richtige Partei um für die Schule weitere Gelder loszueisen. Ich bin für das finnische Schulmodell und nicht für G8. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Ich erwarte nicht von Eltern, zusätzliches Fachpersonal zu bezahlen, sondern von den Kultusministerien, die großzügig mit ihren Ankündigungen sind- mit der Umsetzung nicht.
Wenn Lehrer Mädchen für alles sein sollen, geht es daneben, weil dann zusätzlich zum Fachstudium, der allgemeinen Schul- und Lernpsychologie und Pädagogik noch mindestens vier Semester mehr Studium nötig wären, um die Aufgaben erfüllen zu können, die ausgebildete Psychologen und Sozialpädogen haben und wofür diese ausgebildet werden. Zusätzlich zum Fachunterricht nicht zu leisten.
Nebenbei müssen wir uns auch rein fachlich auf dem Stand halten, oder glaubst Du, es reicht, mal ein bisschen TV zu gucken und Zeitung zu lesen, um die Zeit nach 1989 aufzubereiten? Oder mal Arte zu sehen, um in Französisch nur ein sprachlich fit zu bleiben?
Mal abgesehen von methodisch- didaktischer Weiterbildung.
Es ist zu einfach und viel zu kurz gedacht, alle Aufgaben dem Berufsbild Lehrer zuzuordnen und es dabei bewenden zu lassen.
Ich kürze es mal ab: Mein Mann, Ingenieur -Genie in seinem Bereich und an verantwortlicher Stelle, hatte die Vorstellung vom bequemen Lehrer-Dasein. Ich wusste umgekehrt, welchen Stress er hatte, weil ich öfter mal in seiner Firma gut getarnt in Sachen Industriegeschichte zu tun hatte. Dann trafen zwei Dingezusammen: Er fuhr Bus und erlebte die Schülerschaft live- und ich kehrte in den Schuldienst zurück, bis er schwer erkrankte. Dauerte keine drei Wochen, bis er sagte:" Das habe ich nie so gesehen, was alles noch an Schule hängt!"
Susi Wong
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Guten Abend Lia,

lese nicht nur in dieser Rubrik aufmerksam mit und melde mich nun hierzu einmal zu Wort.

Ihrer Ausführung kann ich zu 100% zustimmen!
Selbst beneide ich keine Lehrkraft, denn diese sind meist alleine gelassen und bekommen keinerlei Rückendeckung von oben.

In den Kultusministerien haben Personen das Sagen, die weit weg von jeglicher Realität sich befinden.
Diese besagten Personen sollten ihr trautes Heim, Ministerien usw., gegen den aktiven Schuldienst für 3 Monate tauschen.

Bin mir sicher, daß die einzelnen Ministerien am umdenken sein werden -

Ihnen, Ihrem Mann und Familie alles erdenklich Gute.

LG Susi
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dieter
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Registriert: 29.04.2012, 09:48
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Lia hat geschrieben:Ich erwarte nicht von Eltern, zusätzliches Fachpersonal zu bezahlen, sondern von den Kultusministerien, die großzügig mit ihren Ankündigungen sind- mit der Umsetzung nicht.
Wenn Lehrer Mädchen für alles sein sollen, geht es daneben, weil dann zusätzlich zum Fachstudium, der allgemeinen Schul- und Lernpsychologie und Pädagogik noch mindestens vier Semester mehr Studium nötig wären, um die Aufgaben erfüllen zu können, die ausgebildete Psychologen und Sozialpädogen haben und wofür diese ausgebildet werden. Zusätzlich zum Fachunterricht nicht zu leisten.
Nebenbei müssen wir uns auch rein fachlich auf dem Stand halten, oder glaubst Du, es reicht, mal ein bisschen TV zu gucken und Zeitung zu lesen, um die Zeit nach 1989 aufzubereiten? Oder mal Arte zu sehen, um in Französisch nur ein sprachlich fit zu bleiben?
Mal abgesehen von methodisch- didaktischer Weiterbildung.
Es ist zu einfach und viel zu kurz gedacht, alle Aufgaben dem Berufsbild Lehrer zuzuordnen und es dabei bewenden zu lassen.
Ich kürze es mal ab: Mein Mann, Ingenieur -Genie in seinem Bereich und an verantwortlicher Stelle, hatte die Vorstellung vom bequemen Lehrer-Dasein. Ich wusste umgekehrt, welchen Stress er hatte, weil ich öfter mal in seiner Firma gut getarnt in Sachen Industriegeschichte zu tun hatte. Dann trafen zwei Dingezusammen: Er fuhr Bus und erlebte die Schülerschaft live- und ich kehrte in den Schuldienst zurück, bis er schwer erkrankte. Dauerte keine drei Wochen, bis er sagte:" Das habe ich nie so gesehen, was alles noch an Schule hängt!"
Liebe Lia,
natürlich hängt vieles auch an der Schule, aber auch an den Eltern, wenn sie die Ausbildung ihrer Kinder ernst nehmen und an den verschiedenen Bewertungen der Lehrer. In der Grundschule wurde der Sohn des Apfelweinfabrikanten solange gefragt, bis eine richtige Antwort kam und die wurde als Note eingetragen. Kinder von begüterten Eltern wurden bevorzugt. Bei der Weihnachtsfeier, die vom Apfelweinfabrikanten gesponsert wurde, dessen Frau war auch noch Elternbeirat, wurde der Auftritt der Drei Könige, unser Sohn war einer davon, der Sohn des Apfelweinfabrikanten ein anderer, wiederholt, weil der Herr Fabrikant noch nicht da war.
Ich habe am Wochenende mit unseren Sohn für die kommenden Klassenarbeiten gelernt, damit er eine gute Note bekam, das ging so weiter bis ich als er 13 war eine Prostatitis bekam, dann mußte er allein lernen. Machte sein Abi nur mit 2,1, weil ich ihm empfohlen hatte bei der Prüfung auch Geschichte zu nehmen. Über den 1.Preis der FH Frankfurt/M. und sein Diplom hatte ich schon geschrieben.
Mein Fazit: Wenn Eltern nicht beim Lernen helfen oder helfen können, dann sind die Kinder arm dran. :evil: :twisted:
Liebe Lia, für dich gibt es nur die Alternative, geh in die GEW und kämpfe für Eure Rechte. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Lieber Dieter,
die GEW ist sicher nicht die richtige Adresse für mich. Wenn aber Philologen-Verband und GEW schon gemeinsam an einem Strang ziehen, muss wirklich viel falsch laufen.
Im Übrigen ist das typisch deutsches Wegducken: Das laute Protestieren überlassen wir doch lieber anderen und mosern lieber still vor uns hin statt diejenigen, die etwas bewegen wollen, aus der ureigensten Berufsperspektive, aktiv zu unterstützen. Ist auch viel einfacher" die Lehrer" für alles verantwortlich zu machen und dann die sowieso Unfähigen auch noch damit zu beauftragen, den realitätsfernen Ideologen dii Hölle heiß zu machen.
Wenn Du aus Deinem privaten Bereich ein Beispiel als allgemeingültig darstellst, könnte ich das umgekehrt auch, nur ist das eine wie das andere eben weder repräsentativ noch trifft es die eigentlichen, vielfältigen Ursache der Misere.
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dieter
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Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Liebe Lia,
solltest Du beim Philologen Verband sein, dann hast Du eine konservative Grundausrichtung und wirst nichts erreichen.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Sie hatten in der 1. Klasse einen türkischen Schläger, der schon zweimal wegen mangelnder Deutschkenntnisse sitzengeblieben war neben unseren Sohn gesetzt, der würgte insgesamt vier Kinder einschließlich unseres Sohnes. Meine Frau sah die Würgemale am nächsten Morgen beim Waschen, er hatte nichts gesagt.
Sprach mit der Frau des Apfelweinfabrikanten, die auch Elternbeirat war, sie wollte nichts machen, weil ja ihr sohn davon nicht betroffen war. Ich kündigte an, zum Schulamt zu gehen und plötzlich bekam unserer Sohn einen anderen Banknachbarn. "Khan" so hieß der Junge wurde separiert. Unser Sohn machte das einzig Vernünftige, er wuchs schnell und war bald einen Kopf größer als Khan und er traute sich nicht mehr an unseren Sohn ran. :wink: :mrgreen:
Liebe Lia, ich kann Dir nur empfehlen, zu klagen und zu kämpfen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Lia, ich habe großes Verständnis für deine Situation. Leider ist es so, dass gerade in Sachen Kindererziehung wirklich jeder meint, Experte zu sein, entweder weil er selber ein Kind/Kinder hatte, wie Dieter. Oder, wenn er keine Kinder hat, was ja inzwischen auf viele zutrifft, war er zumindest selbst mal Kind, ist zur Schule gegangen und hat schon deshalb "die volle Ahnung" vom Thema.

Unser Schulsystem ist krank und das schon seit vielen Jahren und das liegt auch an den vielen "Experten" und dem ständigen Vor und Zurück bei den Reformen. Warum läßt man die Lehrer nicht mal in Ruhe arbeiten, stellt ihnen Sozialarbeiter und andere Unterstützer zur Seite, wo das nötig ist und schafft Strukturen, die Chancengleichheit ermöglichen. Diese Halbtagsschulen mit nachmittäglichen Nachhilfekursen und sonstigen Programmen nach Elterngeldbeutel fördern nur die Bildungsunterschiede und spalten die Gesellschaft.
Ich verstehe auch nicht, warum das Prestige des Lehrerberufs in D so schlecht ist, in anderen Ländern ist das anders.
Wenn man in F nachmittags um 16:00 irgendwo am Bahnhof steht, sieht man Großgruppen von Schülern, die frei aus der Schule kommen, keine Hausaufgaben, kein Elterntaxibetrieb, beneidenswert. Die Franzosen kriegen auch mehr Kinder. In der DDR war das auch so, da gingen alle Kinder auf die gleiche Schulform bis 10.Klasse, oder? Waren die Ergebnisse so viel schlechter?
Lia

Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
solltest Du beim Philologen Verband sein, dann hast Du eine konservative Grundausrichtung und wirst nichts erreichen.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Ich bin insofern konservativ, als dass mir tatsächlich Bildung wichtig ist und Lernen und Leistung für mich keine Schimpfworte bedeuten. So wenig wie konservativ per se bedeutet, dass man nicht kämpft und nichts erreicht.
Wie ich schon schrieb: GEW und Philologenverband sind hier erstaunlich oft einig, was ganz klare Tatsachen angeht, die aber Geld kosten.
Dein Einblick in die vielfach verflochtenen Zusammenhänge und Zusammenwirken von Schule, Ministerien, Bildungsinhalten Bildungszielen, wechselnden "Ideologien", dem, was Lehrer tatsächlich schon fachlich können müssen und was ganz klar die Aufgabe von Psychologen und Sozialarbeitern ist, scheint mir über persönliuche Beispiele nicht hinaus zu kommen.
Nochmal: Meckern ist immer einfacher denn sich als eigentlich Betroffene, nämlich als Eltern, genauso lauthals vor und in den Ministerien zu Worte zu melden wie Du es von uns forderst. Ginge es um Autos und neue Steuern, wäre der Prostest selbstverständlich und jeder ist dabei und schiebt nicht nur große Automobil-Clubs vor.
Renegat hat geschrieben:Wenn man in F nachmittags um 16:00 irgendwo am Bahnhof steht, sieht man Großgruppen von Schülern, die frei aus der Schule kommen, keine Hausaufgaben, kein Elterntaxibetrieb, beneidenswert. Die Franzosen kriegen auch mehr Kinder.
Ich war selbst als noch Schülerin in Frankreich in der Schule, später als Assitant im Studium (kein Privileg der Reichen!!) und noch später als fertig examinierte Lehrerin. Von Anfang an kannte ich entsprechend ausgebildete Fachkräfte, die sich um Probleme kümmerten und mit Schülern und Eltern redeten. Vorbildlich, wie auch in den skandinavischen Ländern, den viel gelobten und nur mies imitierten.
Schule in F ist immer noch hart, härter und leistungsorientierter, auch in den Collèges, als bei uns. In F geht es immer noch vielfach so zu wie bei uns vor Jahrzehnten, Lehrervortrag und Frontalunterricht, Abfragerei am nächsten Tag. War schon für total schockierend als Schülerin.Die Disziplin ist dort fast preußisch, und Grund-Erziehung, oft etwas anders gelagert als hier, ist immer noch Anliegen der Eltern.
Meine Freundinnen, beide Lehrerinnen, waren bei Besuchen in unseren Schulen immer völlig von den Socken, wieviel Arbeitsvorbereitung wir hatten, wie differenziert wir unseren Unterrricht planen. Und wie suutsche wir mit den Schülern umgehen.
Renegat hat geschrieben: In der DDR war das auch so, da gingen alle Kinder auf die gleiche Schulform bis 10.Klasse, oder? Waren die Ergebnisse so viel schlechter?
Besser, weil gelehrt und gelernt wurde statt permanent pädagogisch- ideologisch zu experimentieren und jeden zweiten Tag neue Methodik und Didaktik zum non plus ultra zu erklären.
In F allerdings ist die Auslese für die Oberstufe und im BAC, später an den Unis gnadenlos. Mit mediokren Zensuren, manchmal sogar mit nur einem Punkt zu wenig im 1-2 Breich umgerechnet, ist man draußen.
Zu deutschen Gemeinschafts/ Gesamtschulen: Für tatsächlich gymnasialfähige Kinder ist das Gymnasium da- und soll es bleiben. Für Spätzünder oder Kinder, die Zeit brauchen, sich zu entwickeln, sind Gesamtschulen schon ganz o.k..
Nur steht kein noch so guter Gesamtschüler nach der 10. auf gleichem Level wie sein gleichaltriger Freund auf Gymnasium. Habe ich gerade live und im direkten Vergleich, da ich ganz unsozial Nachhilfestunden gebe, weil ich nach dem Tod meines Mannes erstmal nicht die Kraft für Schule, so wie ich sie für mich vorstelle, hatte.
Lieber Dieter, ja, ich nehme Geld dafür. Von den einen mehr, von den anderen weniger- und in einem Fall auch gar nichts.
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dieter
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Lia hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
solltest Du beim Philologen Verband sein, dann hast Du eine konservative Grundausrichtung und wirst nichts erreichen.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Ich bin insofern konservativ, als dass mir tatsächlich Bildung wichtig ist und Lernen und Leistung für mich keine Schimpfworte bedeuten. So wenig wie konservativ per se bedeutet, dass man nicht kämpft und nichts erreicht.
Wie ich schon schrieb: GEW und Philologenverband sind hier erstaunlich oft einig, was ganz klare Tatsachen angeht, die aber Geld kosten.
Dein Einblick in die vielfach verflochtenen Zusammenhänge und Zusammenwirken von Schule, Ministerien, Bildungsinhalten Bildungszielen, wechselnden "Ideologien", dem, was Lehrer tatsächlich schon fachlich können müssen und was ganz klar die Aufgabe von Psychologen und Sozialarbeitern ist, scheint mir über persönliuche Beispiele nicht hinaus zu kommen.
Nochmal: Meckern ist immer einfacher denn sich als eigentlich Betroffene, nämlich als Eltern, genauso lauthals vor und in den Ministerien zu Worte zu melden wie Du es von uns forderst. Ginge es um Autos und neue Steuern, wäre der Prostest selbstverständlich und jeder ist dabei und schiebt nicht nur große Automobil-Clubs vor.
Liebe Lia,
nur mit Meckern kommst Du weiter und zwar an der richtigen Stelle. Wenn Du das nicht machst, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn nichts voran geht. Natürlich habe ich mich um unseren Sohn gekümmert und das sollte auch die Aufgabe der Eltern sein und hatte Erfolg. Ich habe ihn zum Abi gebracht. Nachher sein Diplom als Dipl. Ing. und den ersten Preis der FH in 2000 hat er alleine geschafft. :D
Zeit meines Lebens habe ich immer fortschrittliche Parteien gewählt. Wenn Du nicht bereit bist Deine Lebenseinstellung zu ändern, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn alles beim Alten bleibt. :roll: Nur um mehr Unterstützung fordern und sonst nichts machen, kann es nicht bringen. Außerdem, so ist das wenigstens in Hessen, sind doch Lehrer bei ihrer Wissensvermittlung weites gehend autonom. :wink:
Damit, dass Du Geld für Nachhilfe-Stunden nimmst, unterstützt Du doch das System, wie es heute ist und darfst Dich nicht wundern, dass nichts besser wird. :evil:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Sag mal, Dieter, weißt Du eigentlich, was Du da schreibst?
Das ist schon ziemlich unverschämt, und auf solche "Diskussionen" habe ich keine Lust und kann meine Zeit sinnvoller verbringen.
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