Was ist Begabung?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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Vergobret
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Was ihr alles wisst darüber warum Menschen wie werden, beeindruckend. ^^
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
Babylon5
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Renegat hat geschrieben: Ob eine Begabung nun durch die Gene angelegt und dann durch neuronale Verknüpfungen in den ersten Lebensjahren verstärkt und später gefördert wird, alles kann eine gewisse Rolle spielen.

Der Schwestervergleich bringt mich auf einen Punkt, der hier noch nicht erwähnt wurde. Kulturelles Rollenverhalten und unbesetzte Plätze in der Familie. Warum sollten alle Kinder einer Musikerfamilie einen Hang zur Musik entwickeln, selbst wenn alle gleichermaßen genetisch ausgestattet und sozialisiert wurden? Jeder Mensch hat auch einen Hang sich aus der Masse hervorzuheben, ein mathematisch interessiertes Kind in einer Musikerfamilie oder ein Intellektueller in einer Arbeiterfamilie nimmt einen hervorgehobenen Platz in der Beachtung ein, das könnte ein psychologischer Grund sein, eine exotische Begabung zu entwickeln.
Wobei ich ehrlich gesagt nicht glaube, daß das ohne vorhandene Begabung möglich ist...
In die Charakter- und Fähigkeitenprägung eines Menschen spielen doch so viele Faktoren rein, daß man unmöglich sagen kann, welche Rolle welcher Faktor spielt.
Die menschen kommen nun mal nicht gleich auf die Welt, ist einfach so. Aufmerksame Eltern, die auf ihr Kind achten, werden schnell feststellen, worauf dieses besonders gut reagiert und werden ihm in dieser Beziehung einfach mehr Reize anbieten, während sie die Reize vermeiden, auf die das Kind nicht gut reagiert. (ist einfach nervenschonender :wink: ). Also werden schon in frühester Kindheit die Weichen gestellt.

Beim Charakter ist das vielleicht ähnlich. Ich stelle in Gesprächen mit Freunden und Bekannten immer wieder fest, daß das zweite Kind in der Regel als Kleinkind bockiger und rebellisch ist, was vielleicht schlicht und einfach damit zu tun hat, daß die Eltern beim ersten Kind sehr, sehr viel Zeit haben, um ihr Kind zu beobachten und optimal zu fördern, während beim zweiten diese Zeit einfach nicht mehr da ist, weil da ja noch das Geschwisterkind ist. Also bekommt Nummer 2 vielleicht nicht mehr ganz so viele Reize angeboten, die es gerne hätte und muss sich die ein Stück weit "erkämpfen".

Und je nach veranlagung wird Nummer 2, ganz wie Renegat es gesagt hat, ganz bestimmt nicht das machen, was Nummer 1 gemacht haben. Schon aus Prinzip. (Das kenne ich. Nummer 1 spielt Flöte, also hat Nummer 2 die Flöte nie in betracht gezogen. Nummer 1 spielt Fußball, Nummer 2 hat sich dem Fußball immer verweigert, sogar auf dem Pausenhof. Lieber Außenseiter sein als dem Bruder nachfolgen... Nummer 1 hat als zweite Fremsprache Französisch genommen, also hat Nummer 2 gleich verkündet, latein zu wählen.)

Auch äußerliche Faktoren bestimmen u.U.Begabungen mit. Ein Kind, das besonders sportlich ist, verbringt seine Freitzeit oft draußen mit Wettkämpfen und vielem anderen mehr, während das unsportliche vielleicht eher zum Kristallzuchtset greift, was aber wiederum dessen naturwissenschaftliches Denken fördert.

Auch der Ernährung wird ein Einfluss auf die Denkprozesse nachgesagt- also lenkt auch die Ernährung die Entwicklung in gewisse Bahnen, schafft neuronale Vernetzungen, die dann wieder aussschlaggebend für die weitere Entwicklung sind.

Auf psychischer Ebene muss man z.B. auch bereit sein, sich von der Masse abheben zu wollen, um einer bestimmten Begabung zu folgen.

Und wenn ich noch eine Stunde darüber nachdenke, fällt mir ganz sicher noch viel mehr ein.
Fazit: Es ist fast unmöglich zu sagen, welchen Anteil eine "angeborene" begabung an der Entwicklung eines Menschen hat. (Zumal man ja schon darüber streitet, welchen Einfluss was bereits auf das Kind im Mutterleib hat...). Es gibt zuviele kulturelle und soziale Faktoren, die aus einer angeborenen Neigung eine Begabung machen können- und natürlich auch, sie unterdrücken können- was ohnehin der viel bedauerlichere Teil ist...
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