Was ist Begabung?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben:Doch, das streite ich ab. Es ist totaler Kappes zu glauben, ein Mensch sei bei ähnlichen äusseren Gegebenheiten, ceteris paribus, nicht in der Lage, eben für den Menschen Typisches zu leisten, jedenfalls solang er gesund ist. Grosse Unterschiede diesbez. gibt's dazu analog im Tierreich auch nicht...
Du kannst doch die Menschheit nicht mit dem Tierreich vergleichen.
Ich bin tatsächlich schon immer davon ausgegangen, daß jeder Mensch ganz unterschiedliche Begabungen hat und daß Menschen, die trotz gleicher Anstrengungen und trotz völlig gleicher Bedingungen sehr unterschiedliche Leistungen bringen. Einer wird dann Prof. Dr. Dr. und der andere schafft nicht mal das Abitur.
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RedScorpion

Aha.

Und diese "Begabung" (für den Dr.Dr. usw.) ist dann wahrscheinlich auch noch erblich, oder wie? :shock:


Ich denke, es ist eher so, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt.

Es ist jetzt nicht unbedingt so, dass sich Moses Mendelssohn nicht für Musik interessiert hätte, und es hat nicht wenige Parallelen zwischen Denkmustern, Harmonie und Musik. Trotzdem liegt sein Beitrag zum Gedeih der Menschheit auf anderem Gebiet als jenes seiner Enkel, z.B.



LG
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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben:Aha.

Und diese "Begabung" (für den Dr.Dr. usw.) ist dann wahrscheinlich auch noch erblich, oder wie? :shock:
Das weiß ich nicht. Aber es gibt im Deutschen tatsächlich den Begriff der "Begabung". (In anderen Sprachen nicht?)
wenn man sagt: "Er hat dafür keine Begabung", dann heißt das, er kann sich bei dieser bestimmten Sache noch so sehr anstrengen, er wird es nie richtig lernen. Erklären kann ich das nicht - es ist für die meisten eher ein Mysterium.

Wikipedia sagt dazu:
Begabung oder Talent bezeichnet eine besondere Leistungsvoraussetzung einer Person in einem bestimmten Gebiet. Meist sind das eine oder mehrere überdurchschnittliche Fähigkeiten (siehe auch Hochbegabung, begnadet)...
hier: weiterlesen

Mir fehlt z. B. die Begabung bzw. das Talent für Sprachen.
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RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben: ...
Aber es gibt im Deutschen tatsächlich den Begriff der "Begabung". (In anderen Sprachen nicht?)
wenn man sagt: "Er hat dafür keine Begabung", dann heißt das, er kann sich bei dieser bestimmten Sache noch so sehr anstrengen, er wird es nie richtig lernen. Erklären kann ich das nicht - es ist für die meisten eher ein Mysterium.
...
Die Betonung liegt auf "man sagt". Man sagt vieles und kann es sich nicht erklären, von der Lehre der 4 Elemente über das Phlogiston bis zu ADHS/ADHD.
Nicht alles davon ist Schmu, manches - wie die Fälschung des Dinos mit Federn dran - bringt gar auf die richtige (sprich plausibelste) Spur, manch Nebenprodukt (war's Porzellan als Ergebnis, aus Gips Gold zu gewinnen?) ist sehr nützlich.

All in all gut erfunden, aber eben erlogen.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Mir fehlt z. B. die Begabung bzw. das Talent für Sprachen.
Wenn dem so wäre, könntste hier aber nich schreiben, ne?



LG
ehemaliger Autor K.

In der Wissenschaft gibt es seit langem die Diskussion: Begabung: Genetik oder Sozialisation? Determinieren die neuronalen Vernetzungen zu Beginn des Menschseins die späteren Begabungen und liegen die dann eindeutig fest und sind nicht mehr veränderbar oder gibt es spätere Transformationen? Ist die Art und Weise, wie die Vernetzungen vor sich gehen, genetisch gesteuert? Diese Fragen sind nicht geklärt.

In der Darwinschen Lehre gibt es die entscheidende Komponente: Variation. Bei Pflanzen, Tieren und Menschen ist jedes Individuum ein Unikat. Sie werden ja nicht geklont. Sie sind jedes Mal einzigartig, da sie das Produkt unterschiedlicher Erbkombinationen sind, die sich so nicht wiederholen. Jeder Mensch unterscheidet sich schon äußerlich von den anderen. Körperlich sind die Menschen verschieden, ob beispielsweise jemand groß oder klein wird, ist offensichtlich genetisch bedingt. Ob dies auch bei Begabungen so ist, ob der mentale Aufbau schon von Anfang an festliegt und dann nicht mehr wesentlich geändert werden kann, ist nicht geklärt. Gibt es beispielsweise eine neuronale Verbindung im Gehirn, die für eine mathematische Begabung verantwortlich ist? Wenn ja, ist die bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt, schon seit der Geburt und kann dann nicht mehr geändert werden? Oder entwickelt sich eine solche Verbindung im Gehirn erst durch die Sozialisation? Dies ist bisher nicht geklärt.

Einige Professoren bei uns sprechen von dem Prozess des „Begabens“. Bei allen Menschen sind ihrer Meinung nach zahlreiche Begabungen angelegt, die geweckt werden müssen. Begabungen können erlernt werden. Wie weit dies nun allerdings möglich ist und wo die Grenzen liegen, ist nicht bekannt.

Ich bin in dieser Frage unentschieden. Ich weiß aus der Praxis, das Schüler unterschiedliche Begabungen haben und im Betrieb waren nicht alle Mitarbeiter für alle Aufgaben gleichermaßen geeignet. Durch „Begaben“ kann man dem entgegen steuern und viele entdeckten plötzlich Fähigkeiten an sich, die ihnen gar nicht bekannt waren. Aber dies geht nicht unbegrenzt. Genetik oder Sozialisation, dies kann ich genauso wenig entscheiden wie die Wissenschaft. Die Frage bleibt einstweilen ungeklärt.
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Balduin
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Manche Fähigkeiten sind - denke ich - schon angeboren.

Ich habe es bei mir selbst im Klavierunterricht gemerkt: Ich hatte nie - auch nicht zu Beginn - Probleme, die Noten zu lesen; andere Schüler müssen sich da durchquälen.
Dagegen konnte ich nie mit einem besonderen Rhythmusgefühl aufwarten - das brachte meinen Lehrer immer an den Rand der Verzweiflung. Deshalb spielte ich auch sehr gerne Bach-Werke, weil Bach "mathematisch" komponierte und viele schnelle Läufe hat.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Vergobret
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Vieles hängt auch wohl mit der Versorgung in den ersten zwei Lebensjahren ab, wie sehr das Potenzial abgerufen werden kann. Erblich ist wohl nur eine Grundkomponente, der weit größere Teil kommt später dazu.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben: ...
Mir fehlt z. B. die Begabung bzw. das Talent für Sprachen.
Wenn dem so wäre, könntste hier aber nich schreiben, ne?



LG
Ja, Deutsch kann ich sehr gut. Übrigens habe ich in der Schule auch in Rechtschreibung recht gute Noten gehabt.
Russisch (ab der 5. Klasse) dagegen habe ich nie fließend sprechen gelernt, da ich die Vokabeln immer sehr schnell wieder vergessen habe. 25 Vokabeln am Stück auswendig zu lernen und sie am nächsten Tag aufzuschreiben, das fiel mir nicht schwer - hatte in Vokabelarbeiten meist eine 2. Aber nach 2 Wochen war über die Hälfte davon wieder weg.
Auch wenn ich auf Deutsch schreibe, verwende ich im Deutschen durchaus gebräuchliche Fremdwörter sehr sparsam. (Achte mal darauf, wenn du Texte von mir liest. :wink: )
Lese ich Texte, wo viele Fremdwörter verwendet werden, komme ich ohne Duden nicht aus, wenn ich verstehen will, was ich da lese.

Auch das Verständnis für andere Sprachen fehlt mir. Ich habe schon mehrmals versucht, mit Wörterbuch bzw. Online-Übersetzer Texte vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen und bin jedesmal bei einigen Sätzen daran gescheitert, eine sinngemäße Übersetzung hinzubekommen. Da haben mehrere Sätze im Text überhaupt keinen Sinn ergeben und konnte sie auch nicht so umdeuten, daß ein Sinn entstand. Die Tochter meiner Lebenspartnerin hatte da überhaupt kein Problem - ruck zuck hatte sie den Sinn erkannt und mir die richtige Übersetzung gegeben. Ich konnte da nur Kulleraugen staunen und konnte nur noch sagen: "Da wäre ich nie drauf gekommen."
Ist halt so. Und das meine ich mit "keine Begabung" bzw. "kein Talent".
Und das war auch schon immer so - also so weit, wie ich zurückdenken kann.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:

Ich bin in dieser Frage unentschieden. Ich weiß aus der Praxis, das Schüler unterschiedliche Begabungen haben und im Betrieb waren nicht alle Mitarbeiter für alle Aufgaben gleichermaßen geeignet. Durch „Begaben“ kann man dem entgegen steuern und viele entdeckten plötzlich Fähigkeiten an sich, die ihnen gar nicht bekannt waren. Aber dies geht nicht unbegrenzt. Genetik oder Sozialisation, dies kann ich genauso wenig entscheiden wie die Wissenschaft. Die Frage bleibt einstweilen ungeklärt.
Lieber Karlheinz,
sehr interessant was Du da schreibst, also kann im Endefekt niemand über seinen Schatten springen :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

Es gibt keine allgemeiner Begabung. Man muss immer definieren, wofür die Begabung ist. Daher halte ich nicht viel von Intelligenztests. Da auf einem schmalen Gebiet kann Einer ein Genie sein, auf anderen völlig versagen bzw. dieses Test nicht bestehen. Einer hat Begabung für soziale Kompetenz, andere für die bildende Künste, für Sprache, andere für abstrakte Dinge u. s. w. Man kann etwas von mehreren haben oder mit einem Schwerpunkt. Die soziale-kulturelle Umwelt des Heranwachsenden muss helfen seine Begabungen herauszufinden. Ich bin mir sicher, wir haben viele "Schläfer", die unentdeckt blieben.

Eine genetische Veranlagung für eine Begabung ist notwendig. Nur wenn die Umwelt die Begabungen nicht erkennen lässt, dann werden die Begabungen unentdeckt. Z. B. meine Schwester zu Aufnahmeprüfung in einer Musikschule wurde geschickt nur weil mein Cousin da teilnahm. Mein Cousin nach siebter Klasse war weg, meine Schwester ist Profi-Geigerin geworden und ihre Leben ohne Musik nicht vorstellen kann. Eigentlich ein Zufall ihre Begabung entfalten lies. Ich übrigens kann die Töne nicht unterscheiden und für mich die Musikstunde in der Schule war die schlimmste. Anders mit Mathematik.
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:Es gibt keine allgemeiner Begabung. Man muss immer definieren, wofür die Begabung ist. Daher halte ich nicht viel von Intelligenztests. Da auf einem schmalen Gebiet kann Einer ein Genie sein, auf anderen völlig versagen bzw. dieses Test nicht bestehen. Einer hat Begabung für soziale Kompetenz, andere für die bildende Künste, für Sprache, andere für abstrakte Dinge u. s. w. Man kann etwas von mehreren haben oder mit einem Schwerpunkt...
Das sehe ich ganz genau so. Ich habe genau aus diesem Grund auch noch nie einen "Intelligenztest" gemacht.
:wink:
Aneri hat geschrieben:Eine genetische Veranlagung für eine Begabung ist notwendig...
Du meinst, eine besondere Begabung ist tatsächlich genetisch bedingt - also sozusagen angeboren. Könnte ich mir gut vorstellen.
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Vergobret
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Ist aber halt immer problematisch sich etwas "vorzustellen", wenns um Genetik und Vererbung geht. Für Mutmaßungen und sujektive Eindrücke gilt das gleiche. Darum ist die Diskussion hier schwierig.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

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Schandi
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Ich denke, Begabung muss man mit Interesse verknüpfen.

Als Begabung sehe ich die Fähigkeit etwas (schnell, ohne großen Aufwand) zu lernen/verstehen.
Die Begabung ist "unwichtig", wenn man mangels Interesse sich nicht mit etwas beschäftigt.
Anderseits dürfte das Interesse stärker in den Dingen sein, für die man eine Begabung hat.

MfG
Tom
Aneri

Barbarossa hat geschrieben:Du meinst, eine besondere Begabung ist tatsächlich genetisch bedingt - also sozusagen angeboren. Könnte ich mir gut vorstellen.
Die Gene bereiten Grundlage für vieles, was unsere Leben bestimmt. Nur eben ist es eine Grundlage, auf der weiter "gebaut" wird. Es ist nicht ausreichend für die Entfaltung einer Begabung. Hier kommt die Umwelt in Spiel, die die genetische Veranlagung unterstützt.

Die genetische Erbe ist auch nicht so eindeutig. Hat man genetisch bedingte Disposition in einem Bereich, hat man auch andere genetisch erworbene Eigenschaften, die die Begabung unterstützen bzw. entgegen wirken. Der Mensch ist nicht ein Piano, auf deren man eine Taste (entsprechende genetisch veranlagte Begabung) druckt und entsprechendes Ton hervorruft. Alles ist viel komplizierter. Die Umwelt druckt die Tasten des Klaviers an, die vernetzt sind. So das Drucken einer weitentfernte Taste lässt unsere Begabungstaste erklingen. Im Gegenteil das Drücken allein auf unsere Taste ohne gleichzeitig eine andere zu betätigen bringt selten zu Erfolg.

@Tom
Es ist logischer anzunehmen, dass die Interesse ist eine Folge der Begabung. Wenn man unsere (genetische) Begabungen als eine Landschaft vorstellt, dann die Interesse ist der Kugel, der notwendige Weise in die Senken der Landschaft geleitet wird. Wobei sicher gibt es eine Rückkoppelung. Der Kugel kann die Senke vertiefen.
Harald
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Ich glaube, wenn du in der Familie von J.S. Bach aufwächst bist du musikalisch hochbegabt, ganz einfach weil sich da alles um Musik drehte.
In meiner Familie ging es zutiefst unmusikalisch zu, deshalb lernte ich nie, ein Instrument zu spielen. Ich hatte auch keins.
Mit Gesang war es das Gleiche. In der ersten Musikstunde in der ersten Klasse sagte die Lehrerin: hier brummt doch einer, und dann war ich's und damit war Musik für mich erledigt. Mit Zeichnen war es ähnlich.
Viele Begabungen mögen genetisch bedingt sein, aber Genaues ist noch immer nicht erforscht. Bei musischen Begabungen habe ich Zweifel, daß alles von den Genen abhängt.

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