Sind Schuluniformen sinnvoll?

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

ehemaliger Autor K.

In einer Zeit, in der sich die sozialen Unterschiede vertiefen, ist gelegentlich schon an der Kleidung von Schülern erkennbar, wie es mit den Finanzen im elterlichen Haushalt bestellt ist. Deshalb wird auch bei uns öfters diskutiert, ob die Einführung von Schuluniformen sinnvoll wäre.

Solche Uniformen wurden erstmals im 16.Jahrhundert in England an den Eliteschulen eingeführt, um auf diese Weise den herausragenden Status der privilegierten Schüler zu demonstrieren. Später wurden sie dann aber an allen britischen Schulen zu Pflicht. Heute gibt es sie in nahezu allen ehemaligen englischen Kolonien, in fast allen südamerikanischen Staaten und auch in Japan.

Schuluniformen, so meint man, nivellieren zumindest äußerlich die sozialen Unterschiede zwischen den Kindern. Dies wiederum reduziert Statuskämpfe und Mobbing, schafft ein Wir-Gefühl, erhöht die Konzentration im Unterricht. Aber stimmt das auch?

Untersuchungen wollen wissen: Statuskämpfe finden weiterhin statt, zwar nicht mehr über die Kleidung, aber zum Beispiel über den Besitz von Prestigegütern, wie etwa bestimmte elektronische Geräte, die einige besitzen, andere hingegen nicht.
Mobbing entsteht nicht durch verschiedene Kleidung, sondern durch unterschiedliche Wesensarten der Schüler. Wer sich von anderen in einer Weise unterscheidet, die vom Rest der Klasse als negativ empfunden wird, wird so oder so zum Mobbingopfer.Ist es nicht die Kleidung, finden sich schnell andere Gründe.

Ein Wir-Gefühl kann natürlich entstehen, muss aber nicht zwangsläufig positiv sein. In Australien habe ich erlebt, das jede Schule ihre eigene Uniform hat. Es gibt dann „bessere“ und „schlechtere“ Schulen, es entsteht ein Gegensatz zwischen „Uns“ und den „Anderen“.

Die Konzentrationsfähigkeit könnte in der Tat zunehmen. Gerade in höheren Klassen spielt die sexuelle Attraktivität, die durch Kleidung verstärkt wird, eine nicht unbeträchtliche Rolle. Die Aufmerksamkeit könnte durch einheitliche Kleidung verbessert werden.

Die Meinungen zu diesem Thema sind also gespalten, es gibt Pro und Contra. Festzuhalten bleibt: Soziale Gegensätze löst man nicht dadurch, dass man sie rein äußerlich lediglich verdeckt. Dies kann nur ein erster Schritt sein.
In Deutschland waren Schuluniformen nicht üblich. Zur Kaiserzeit allerdings gab es Kappen für Gymnasiasten. Mein Vater hat sie damals gehasst. Kinder aus der Unterschicht machten sich einen Spaß daraus, Oberschüler zu verprügeln. Aufgrund der Kappen konnte man sie auch schnell identifizieren.

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dieter
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Mein gefallener Vater ist auch auf verschiedenen Fotographien mit eine Kappe abgebildet worden. Zur Nazizeit hat das aber nicht viel zu bedeuten, da er Jahrgang 1920 in der HJ (HJ-Führer), Arbeitsdienst und Wehrdienst war, bis er zum Frankreichfeldzug eingezogen wurde. Meiner Meinung nach ist immer die Persönlichkeit des Schülers der entscheidente Punkt. :wink:
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Babylon5
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Ich denke nicht, daß Schuluniformen etwas daran ändern werden, daß sich eine Grupp von Schülern von der anderen abzugrenzen versucht. Wenn nicht über die Kleidung, funktioniert das übers Handy, den Schulrucksack oder was auch sonst immer.

Schön wäre es natürlich, wenn sich über das Tragen gmeinsamer Kleidung ein "Wir_" gefühl einstellt, aber die Frage ist, ob die Eltern das wollen.
Seitdem die Gefahr für den Mittelstand, in die Unterschicht abzusteigen, doch sehr viel größer geworden ist, versucht sich insbesondere die Mittelschicht noch stärker von der Unterschicht abzugrenzen. Und wer sich abgrenzen will, der findet Wege dazu...
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Barbarossa
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Ich bin grundsätzlich gegen jegliche Uniformierung, also auch gegen Schuluniformen.
Das Problem eines überheblichen Auftretens von Schülern, die "Markenklamotten" tragen gegenüber anderen, die solche nicht haben, gibt es schon länger. Das ist natürlich eine Unsitte, aber man muß natürlich fragen, woher das kommt.
Meines Erachten könnte das möglicherweise von den Eltern abgeschaut sein, wenn sie selbst schon ein arrogantes Auftreten an den Tag legen. Wenn da gar nichts anderes hilft, dann muß man solche Typen eben "links liegen lassen".
:evil:
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dieter
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[quote="Barbarossa"]Ich bin grundsätzlich gegen jegliche Uniformierung, also auch gegen Schuluniformen.
Das Problem eines überheblichen Auftretens von Schülern, die "Markenklamotten" tragen gegenüber anderen, die solche nicht haben, gibt es schon länger. Das ist natürlich eine Unsitte, aber man muß natürlich fragen, woher das kommt.
Meines Erachten könnte das möglicherweise von den Eltern abgeschaut sein, wenn sie selbst schon ein arrogantes Auftreten an den Tag legen. Wenn da gar nichts anderes hilft, dann muß man solche Typen eben "links liegen lassen".
:evil:[/size]
Lieber Barbarossa,
Du hast vollkommen recht, eine Uniform, egal welche, macht noch keinen Menschen aus.
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ehemaliger Autor K.

Barbarossa hat geschrieben:Ich bin grundsätzlich gegen jegliche Uniformierung, also auch gegen Schuluniformen.

:evil:
Uniformen sind heute in Deutschland nicht mehr populär, anders als zu der Zeit des Hauptmanns von Köpenick, als es noch hieß: Zuerst kommt die Uniform, dann der Mensch.

Aufgrund unserer Vergangenheit denken wir bei Uniformen für Jugendliche an die HJ oder an die FDJ, also an Diktaturen. In vielen anderen Ländern gibt es aber nicht diese Assoziationen aufgrund einer unterschiedlichen geschichtlichen Entwicklung. Die Tochter meiner Nichte besucht ein Internat in Tasmanien und dort legt man großen Wert auf Uniformen, Wir-Gefühl, Disziplin, alles Dinge, bei denen es mir im Kopf ganz komisch wird, die dort aber völlig anders gesehen werden.

Manche Uniformen müssen natürlich sein, bei Polizisten oder Soldaten, aber nicht unbedingt bei der Heilsarmee oder bei Briefträgern, wo es sie früher auch gab. Dort empfinde ich sie eher komisch.

Wenn in Hamburg die Kadetten von ausländischen Segelschiffen in Ausgehuniform durch die Stadt schlendern, kriegen die jungen Mädchen große Augen. „Sie sehen einfach sexy aus in diesen Uniformen“, sagten mir einige von ihnen. So etwas gibt es also auch. Manchmal wirken Uniformen erotisierend. Dies habe ich schon häufiger gehört.
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Triton
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Uniform kann man auch Teambekleidung nennen. Läuft der FC Bayern in "Uniform" auf?
Ich hätte viel lieber eine "Uniform" getragen, als den Markenterror der 80er Jahre zu durchleben. Ohne Adidas war man kein Mensch. Heute sicher noch viel schlimmer. Das Gute daran: Irgendwann ist es damit vorbei, so mit Eintritt ins Erwachsenenalter. Und genau über diese nervige Phase könnten Uniformen helfen.
Unterschiede gab es schon immer, wenn nicht materiell dann eben im Sport oder bei anderen Fähigkeiten. Es gehört zum Erwachsenwerden, diese Unterschiede auszuhalten. Es gibt immer jemanden, der etwas kann oder hat, was man selbst nicht kann oder hat.

Ich kann mir nur vorstellen, dass in einer Konsumgesellschaft Gleichheitsrituale sehr schwer durchzusetzen sind.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Barbarossa
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:arrow: Ich habe das Thema in eine passendere Rubrik verschoben.
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Peppone
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Also hierher?
O.k.

Zu den Uniformen (im Deutschunterricht ein äußerst beliebtes Thema, um Erörterung zu üben... :) )

Konkurrenzkampf über teure Handys etc. läuft, ob es nuun Uniformen gibt oder nicht. Meine Beobachtung an verschiedenen Schulen, is ja auch irgendwo logisch.
"Wir-Gefühl" ist ein starkes Argument, das kann sich allerdings auch ins Gegenteil umkehren: Was ist denn, wenn ich an einer verrufenen Schule bin und die "einheitliche Schulkleidung" (gefällt mir besser als "Schuluniform", die ja meist aus einheitlichen T-/Sweatshirts und Ähnlichem besteht) macht sofort deutlich, dass jemand an dieser verrufenen Schule ist? Denn wenn schon einheitlich, dann doch wohl an allen Schulen? Sonst läuft das Ganze natürlich wieder auf den Elite-Gedanken hinaus, den wir in Deutschland ja eher vermeiden wollen. Zumindest, wenn er derart offensichtlich geäußert wird.
Der Kostenfaktor ist natürlich speziell bei ärmeren Familien ein Argument. Statt einem Sammelsurium an Klamotten (das auch noch regelmäßig bei H&M ergänzt sein will) hab ich zwei oder drei Mal den gleichen Satz Kleidung.
Das erspart - laut Auskunft von Schülern! - speziell den Mädels jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde, die sie mit der Auswahl der Schulkleidung verbrauchen. Kommt nur die vorgeschriebene Schulkleidung in Frage, reduziert sich das Aussuchen darauf, welches Set grade sauber ist. Und natürlich auch noch auf die Assecoires, die es jedem weiterhin ermöglichen, seine "Uniform" zu "individualisieren...

Beppe
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Orianne
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Das ist eine gute Frage. Meine Meinung darüber ist: Keine Uniformierung der Kinder und Jugendlichen :!:
Man machte bei uns in Basel einen Versuch mit "lockeren" Schuluniformen, es hatte sich nicht bewährt.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

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Lia

hach ja, beliebtes Erörterungs-Thema in Fach Deutsch. Viele Schüler sind durchaus dafür, je nach "Stil". Nach englischem Vorbild, wirklich wie Uniform, die Jungen mit Krawatte, Mädchen im Rock, muss ja nicht sein.
Ganz und gar nicht sind nicht immer die Kinder/ Jugendlichen aus "bessergestellten" Familien gegen die Uniform, sondern genau andersherum.
Doch bleiben an manchen Schulen auch die Lehrkräfte nicht von der Einschätzung nach Klamotten verschont- oder nach sonstigen Accessoires, vor allem für jüngere Lehrkräfte/ Referendare eine dumme, überflüssige Bewährungsprobe.
Ich kenne einige Schulen,wo SchülerInnen wie LehrerInnen Sweats, Westen oder Shirts ganz freiwillig tragen. Hängt immer auch mit dem Klima der jeweiligen Schule zusammen.
Persönlich finde es das gar nicht schlecht, nimmt vieles an Spannungen und ungutem Konkurrenzdenken, zumal bei den Mädels im beginnenden Zickenalter, raus, was sonst erstmal wieder lang und breit Thema wäre. ( Natürlich Thema, denn die Schule muss ja dort einspringen, wo das Elternhaus nichts tut.)
Doch wo nicht die Klamotten, da ist dann das Handy/ Smartphone Maßstab.
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Orianne
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Lia hat geschrieben:hach ja, beliebtes Erörterungs-Thema in Fach Deutsch.
Doch bleiben an manchen Schulen auch die Lehrkräfte nicht von der Einschätzung nach Klamotten verschont- oder nach sonstigen Accessoires, vor allem für jüngere Lehrkräfte/ Referendare eine dumme, überflüssige Bewährungsprobe.
Ich kenne einige Schulen,wo SchülerInnen wie LehrerInnen Sweats, Westen oder Shirts ganz freiwillig tragen. Hängt immer auch mit dem Klima der jeweiligen Schule zusammen.
Persönlich finde es das gar nicht schlecht, nimmt vieles an Spannungen und ungutem Konkurrenzdenken, zumal bei den Mädels im beginnenden Zickenalter, raus, was sonst erstmal wieder lang und breit Thema wäre. ( Natürlich Thema, denn die Schule muss ja dort einspringen, wo das Elternhaus nichts tut.)
Doch wo nicht die Klamotten, da ist dann das Handy/ Smartphone Maßstab.
Sehr gut, dass Du das Thema Handy/Smartphone ansprichst Lia, ich würde die Dinger manchmal am liebsten aus dem Fenster schmeissen :wink:. Ich persönlich bin froh, dass ich mich nie mit Markenkleidern oder sonstigen Prestigedingen in Szene setzen musste. Ich bin für gewisse Regeln, ich dulde z.B. keine Baseballcaps im Klassenzimmer, auch keine Shorts, wenn jemand das missachtet, dann muss diese(r) Schüler(in) nach Hause und sich umziehen, und da haben wir die Unterstützung der Schulleitung und der Schulpflege.
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Marek1964
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Keine Shorts, huch? Auch bei den Mädchen nicht? Aargau, haha, denkt man da als Basler. Also kurze Hosen waren bei uns schon möglich (Matur 1984), aber eigentlich war das eine linke Schule und zumindest in dieser Hinsicht spielte die Kleidung nicht so eine grosse Rolle. An der Uni erinnere ich mich schon, dass es Profs gab, die Studenten in kurzen Hosen anmachten mit dem Kommentar "wollen Sie baden gehen".

Man musste zu unserer Zeit cool sein, zu teure Klamotten wurden eher argwöhnisch gesehen, zuletzt war das dann nicht wirklich wichtig, aber mit der Kleidung hatte jeder schon so sein Profil.
Lia

[quote="Orianne!]Sehr gut, dass Du das Thema Handy/Smartphone ansprichst Lia, ich würde die Dinger manchmal am liebsten aus dem Fenster schmeissen [/quote]
Die Benutzung der Dinger ist inzwischen an vielen Schulen verboten, auch während der Pausen. Selbstverständlich können die Kinder aber beu Unterrichtsausfall oder anderen, wirklich wichtigen Dingen die Eltern informieren.
Shorts in dert Schule ließen sich wohl bei der Schülerschaft kaum untersagen, an vielen Schulen gibt es allerdings eine "Kleidrordnung" für LehrerInnen. Nabelfrei oder kuze Hosen: No go.
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Balduin
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Kleidungsverbote gab es in meiner Schulzeit nicht (Gut ja: Mützen waren "verboten"). Hot Pants trugen die Mädels den Sommer über ganz selbstverständlich. Da hat aber kein Lehrer je Protest erhoben.
Auch an der Uni kann ich mir nicht vorstellen, dass jemals ein Prof dazu etwas sagen würde.

... Ich erinnere mich immer noch gerne in der Oberstufe an den Grufti, der einen Strick als "Schal" trug. Das war schon etwas unheimlich, aber gut: Ausdruck der persönlichen Freiheit.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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