Erinnerung an den Mauerfall am 9. November 1989

Leben, Wirtschaft, Stasi, Sozialismus, SED, Überwachung, Diktatur, Honecker, Kommunismus, Mauer

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Lieber Barbarossa,
Für mich wäre der 10. Oktober der geeignete Feiertag. An diesem Tag in 1989 haben 70.000 Menschen in Leipzig ausgehend von zwei ev. Kirchen für die Freiheit demonstriert. Sie mußten jeden Augenblick damit rechnen zusammengeschossen zu werden. Ein Abkommen Leipziger Bürger unter Kurt Mazur mit der DDR-Führung hat das verhindert. :D
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Barbarossa
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Der 10. Oktober - auch das wäre eine Idee. Im Prinzip wurde die Staatsführung mit der anschließenden "Erklärung des Politbüros" dazu gezwungen, den Sieg der friedlichen Revolution anzuerkennen. In dem Moment, als ich die Erklärung zum ersten mal hörte, wußte ich: Jetzt wird sich was ändern.
:)
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Harald
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Es war eine Zeit, in der man emotionell sehr mitgenommen wurde.
Die DDR machte die Grenze an etwa 25 Stellen in Hessen auf und wir dachten, daß wir überall Grenzkontrollstellen einrichten müßten, was sich sehr schnell als unrichtig herausstellte.
Ich war damals bei der Oberfinanzdirektion Frankfurt für die Landbeschaffung zuständig.
Einmal war ich mit einem Kollegen auf Dienstreise im Kreis Fulda und wir sahen ein junges Paar, das zu einem Loch im Stacheldraht ging und als sie sahen, daß es noch offen war, befriedigt wegfuhr. Wir sprachen nicht miteinander, die gegenseitige Scheu war zu groß. Gegessen haben wir aber in Vacha in Thüringen.

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Harald
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Es war eine Zeit, in der man emotionell sehr mitgenommen wurde.
Die DDR machte die Grenze an etwa 25 Stellen in Hessen auf und wir dachten, daß wir überall Grenzkontrollstellen einrichten müßten, was sich sehr schnell als unrichtig herausstellte.
Ich war damals bei der Oberfinanzdirektion Frankfurt für die Landbeschaffung zuständig.
Einmal war ich mit einem Kollegen auf Dienstreise im Kreis Fulda und wir sahen ein junges Paar, das zu einem Loch im Stacheldraht ging und als sie sahen, daß es noch offen war, befriedigt wegfuhr. Wir sprachen nicht miteinander, die gegenseitige Scheu war zu groß. Gegessen haben wir aber in Vacha in Thüringen.

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dieter
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Ich war das erste Mal 1990 nach der Währungsumstellung in Ostdeutschland, weil ich mir geschworen hatte, nachdem ich unsere Verwandten in dem heutigen Sachsen-Anhalt besucht und mich von meiner Freundin verabschiedet hatte, mit dem Interzonenzug an der Wartburg vorbeigefahren war, diese Burg, in der Luther die Bibel in die deutsche Schriftsprache übersetzt hatte und sie somit geschaffen hat, zu besuchen, Das war dann 1990 möglich. Wir fuhren mit unserm Auto nach Eisenach, die damalige Beschilderung war irreführend oder überhaupt nicht vorhanden. An der Strecke liegende Fabriken hatten meiner Ansicht nach nur noch Schrotwert. Wir mußten eineinhalb Stunden in glühender Hitze warten. eine Frau war so schlapp, dass sie die Führung nichtmehr mitmachen konnte. Ging also mit unserem Sohn allein. Anschließend mußte ich mir im Lokal eine Käseplatte bestellen, ein Käsebrot gab es nicht, die kostete sage und schreibe 9,-- DM. An den Kapitalismus hatten sie sich schnell gewöhnt. :wink: :mrgreen:
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Barbarossa
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Das ZDF hat eine Aktion zum 25. Jahrestag des Mauerfalls gestartet, an der jeder teilnehmen kann, in dem er seine Erinnerungen an diesen Tag dort veröffentlicht.
Ich habe auf der dortigen Facebookseite auch schon was geschrieben:
https://m.facebook.com/ZDF/photos/a.156 ... 2267241405
Zur Hauptseite hier klicken:
25 Jahre Mauerfall – Die #mauerspecht-Challenge
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Cherusker1
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Eingangs gestattet mir die Bemerkung:

Wer in Kenntnis, dieses Ereignisses ins Bett ging, dem war nicht zu helfen.

Seit dem 11. September war die Regierung und auch das Politbüro nur noch Getriebene des Zeitgeschehens
Alles was bis zum 9. November verfügt und getan wurde, war ein hilfloses Reagieren.
Ob es der Rücktritt Honneckers, Etablierung von Krenz, Schließung der Grenze zur CSSR , Leitung der Züge mit den Botschaft-
schaftsfüchtlingen übers DDR- Territorium, Ausarbeitung eines Reisegesetzes und vieles andere mehr.
Es waren hilflose Versuche den brodelnden Kessel zu beruhigen.
Da war der Spätsommer in Bukarest - Honnecker zeichnet Ceauchescou mit den höchsten Orden der DDR aus, dem Stern der Völkerfreundschaft aus. Das paneuropäische Picknik. Die Lager in Ungarn, mit ostdeutschen "Gästen". Der 11. September. Ungarn öffnet seine Grenzen. Reaktion der Mächtigen der DDR "Wir weinen ihnen keine Träne nach".
Das öffnete selbst manchem Genossen die Augen.
Der 40. Jahrestag Gorbi- Gorbi Rufe, die Vorfälle in Dresden (unter Verantwortung von Hans Modrow, seines Zeichens
1. Sekretär der Bezirksleitung der SED Dresden )
Es war so, als wäre das Volk über Nacht mündig geworden,
Die Demostrationen in Leipzig und Plauen . Der Ruf, und es war nicht nur ein Slogan, WIR SIND DAS VOLK.
Wir hatten . ohne staatliche Hilfe, eigene Ordner, ihre weißen Armbinden wurden bedingslos akzeptiert.
Bei den Demos gingen die Sätze um : Jeder achte auf seinen Nachbarn, keine Provokation "
Als dann , heute vor 25 Jahren auf einer Demo per Handlautsprecher bekanngegeben wurde: Der Chefideologe der
SED, genannt "Sudelede", gab seine letzte Sendung gab es großen Jubel.
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Marek1964
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Cherusker1 hat geschrieben: Als dann , heute vor 25 Jahren auf einer Demo per Handlautsprecher bekanngegeben wurde: Der Chefideologe der
SED, genannt "Sudelede", gab seine letzte Sendung gab es großen Jubel.
Ein kleiner Einschub, war mir nicht sicher, wer "Sudelede" war, hatte schon die Ahnung, wollte fragen, aber es gibt ja heutzutage google, und siehe da, ich hatte recht vermutet, Karl-Eduard Schnitzler, Moderator der Fernsehsendung Der schwarze Kanal.

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Eduard_von_Schnitzler

Hier die letzte Sendung

https://www.youtube.com/watch?v=6-vJRJ93L3I
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Orianne
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Danke für das Video Marek, will heissen, der Kanal wurde für ihn wirklich schwarz;-)
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:Danke für das Video Marek, will heissen, der Kanal wurde für ihn wirklich schwarz;-)
Schönes Wortspiel. Da stellt sich die Frage, ob er selbst dann rot oder schwarz gesehen hat.. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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Marek1964
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Schon eine Stunde nach Mitternacht dieses Denkwürdigen Datums und noch kein Post dazu... naja, dann will ich den Anfang machen. Es war eine tolle Zeit.

Für mich war der Fall des Kommunismus, der sich heute, im nachhinein gesehen, abgezeichnet hat, etwas wie die Erfüllung eines Traums.
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Barbarossa
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Ja, auch für mich war dieser Tag einer der größten in meinem Leben. Wie ich den Tag erlebt habe, habe ich je bereits aufgeschrieben (siehe auch den Facebook-Link).
Ich konnte das alles an diesem Tag noch ziemlich lange nicht wirklich fassen, dass die Mauer nun auf sein sollte. Denn schließlich war ja wirklich jedem klar, dass diese Mauer das einzige war, was die DDR seit 1961 vor dem Untergang bewahrte. Und nun sollte sie offen sein...
Diese Gedanken spukten mir noch lange im Kopf herum, was die Sache für mich irgenwie um so unglaublicher machte.
Und so war es auch folgerichtig, dass nach dem Fall der Mauer auch die DDR verschwand.

Programmhinweis: Der RBB macht heute ab 9.00 Uhr einen 25 Std. Sendemarathon mit Liveübertragungen zu den Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum des Mauerfalls in Berlin, siehe dazu auch: https://www.rbb-online.de/
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dieter
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Ihr Lieben,
ich habe den 9. November vor dem Fernseher erlebt. Zuerst habe ich geglaubt, dass ARD und ZDF wieder einmal übertreiben, bis ich dann die Bilder von der Mauer sah, auf der die Leute tanzten.
Ein großes Lob an die Bevölkerung der DDR, es fiel kein Schuss, keiner hat die Nerven verloren. Diese Revolution ist einmalig in der Geschichte der Menschheit und ist sicher dem preußisch protestantischen Denken der dortigen Bevölkerung zuzuschreiben. Schabowski mit seiner irrtümlichen Aussage, dass die Reiseregelung sofort in Kraft tritt war, obwohl ich kein frommer Mensch bin, ein Werkzeug Gottes, der beschlossen hatte, dass die widernatürliche Teilung zu Ende gehen muß. Ihm und den Grenzern an der Sektorengrenze, die nicht nach der chinesischen Lösung auf das Volk geschossen haben, sollte das Bundesverdienstkreuz verliehen werden. :wink:
Kurt Mazur und die anderen vier Leipziger Bürger, die in Verbindung mit den DDR-Oberen es geschafft hatten, dass am 9. Oktober nicht auf die über 70.000 Menschen, die von der Nikolaikirche und zwei weiteren ev. Kirchen die Demonstration ausging, nicht geschossen wurde, haben sicherlich schon das Bundesverdienstkreuz. Die EV. Kirche, mit vielen Fehlern sie auch haben sollte, hat sich als Nationalkirche unseres Landes erwiesen. In Übereinstimmung mit Herrn Platzeck, den ehemaligen MP von Brandenburg, bin ich dafür, dass anstelle des 3. Oktober der 9. Oktober als Feiertag unseres Volkes genommen wird und Leipzig den Titel Heldenstadt erhält. :wink:
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Nemeth
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Kurt Masur und die anderen vier Leipziger Bürger, die in Verbindung mir den DDR-Oberen es geschafft hatten, daß------------------------
--- (Es geht eben nichts über ein fundiertes Halbwissen)---
Richtig muss es heißen: Kurt Masur mit den Sekretären der Bezirksleitung der SED Leipzig, Kurt Meyer, Jochen Pommert, Roland Wötzel, dem Kabatettisten Berd-Lutz Lange Und dem Theologen und Stasi-Mitarbeiter Peter Zimmermann, verfassten den Aufruf "Keine Gewalt".
Dieser Aufruf wurde während der Demonstration in Stadtfunk verbreitet.
Erst am späten Abend wurde Egon Krenz von diesem Aufruf in Kenntnis gesetzt und erteilte nachträglich seinen "Segen"
( zur Erklärung: die SED- Bezirksleitung war die Allmacht in den Bezirken )
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Renegat
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Nemeth, deinen letzten Beitrag verstehe ich nicht, bin Westler. Was willst du damit sagen? Konnten die Leute von der Leipziger Friedensbewegung den "keine Gewalt" -Aufruf gar nicht im Stadtfunk verbreiten, weil das nur die SED veröffentlichte?
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