18. März 1990: Die freie Volkskammerwahl in der DDR

Leben, Wirtschaft, Stasi, Sozialismus, SED, Überwachung, Diktatur, Honecker, Kommunismus, Mauer

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Heute jährt sich die einzige freie Volkskammerwahl in der DDR zum 30. Mal.
Sie wurde von den Bürgerrechtlern und den Bürgern im Verlauf der Friedlichen Revolution erzwungen und führte zur Abwahl der SED/PDS.
Ich hatte das große Glück, diese Zeit miterleben zu können und habe mich in der Wendezeit auch politisch engagiert – ab Februar 1990 war ich auch Mitglied im Demokratischen Aufbruch, einer der Bürgerrechtsgruppen. Dort wirkte ich auch in den Wahlkämpfen mit und klebte auch Plakate usw.
Am 18. März 1990 war ich auch Wahlhelfer in meiner Stadt Hennigsdorf – auf diesen Tag war ich damals schon sehr gespannt. Zum ersten mal in meinem Leben erlebte ich Demokratie, Meinungsfreiheit und freie Wahlen. Das war für mich etwas ganz großes und die ganze Zeit wird mir immer lebhaft in Erinnerung bleiben.
Die Arbeit im Wahllokal selbst war nicht so sehr spektakulär - es gab keine besonderen Vorkommnisse, die erwähnenswert wären. Stimmzettel ausgeben und nach der Wahl die Stimmen auszählen. Die Auszählung selbst ging echt schnell – wir waren nach etwa anderthalb Stunden fertig und gingen dann nach Hause.
Dort angekommen war ich natürlich auf das Wahlergebnis sehr gespannt. Gewonnen hatte die „Allianz für Deutschland“ aus CDU, DSU und Demokratischer Aufbruch. Etwas enttäuscht war ich über das Ergebnis meiner Partei im Einzelergebnis – sie erhielt nicht einmal ganz 1%. Einen negativen Einfluss hatte sicher die Stasi-Affäre des Vorsitzenden Schnur, wegen der dieser wenige Tage vor der Wahl noch hatte zurücktreten müssen. Da waren meine Befürchtungen schon nicht so gut. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass auch die Ost-CDU nur deswegen so stark mit etwa 40% abschnitt, weil die Leute eigentlich Helmut Kohl wählten, nicht etwa Lothar de Maiziere.
Die bisher noch regierende SED/PDS wurde mit etwa 16% abgewählt und so erhielt die DDR zum ersten und einzigen mal eine frei gewählte Regierung.
Dazu gibt es hier bereits ein Thema: viewtopic.php?f=77&t=2166
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Marianne E.
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Hallo Barbarossa, Deine Gefühle wurden im anderen Teil Deutschlands voll geteilt.
Ich erinnere mich sehr gerne (und immer noch mit Gänsehaut) an die vielen Gemeinsamkeiten.
Wir waren glücklich und zufrieden über die neue Situation, die in Wahrheit niemand mehr so erwartet hatte.
Ich konnte mir damals sogar vorstellen, es wären zwei Deutschlands Mitglied der Europäischen Union. Das hätte aber für die Entwicklung bis hin zum Beitritt viel zu lange gedauert.

Lass uns immer wieder auch mit Dankbarkeit  daran denken, welch ein historisch zu nennendes Glück wir doch hatten.
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Barbarossa
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Ich erinnere mich immer wieder sehr gern an diese Zeit zurück. Sie war eine der aufregendsten und spannendsten, die man im Leben so haben kann. So eine Revolution erlebt man im Leben nur einmal und ich war mir über die Bedeutung dieser politischen Umwälzungen völlig im Klaren. Zum ersten mal fühlte ich mich in politischer Hinsicht völlig frei. Das war schon was, da ich mich schon ziemlich früh anfing, für Politik zu interessieren - ich glaube, schon so mit 14 oder 15. In der Wendezeit 1989/90 war ich dann 22.
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Balduin
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Hallo Barbarossa, das hast du sehr schön geschrieben. Man merkt, dass du ein echter Demokrat bist.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Barbarossa
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Ich danke dir für diese Worte, Balduin.
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