DDR: GST - paramilitärische Organisation oder Sportverein?
Verfasst: 08.12.2014, 21:28
In der Sendung "Wie die DDR wirklich war" auf ZDF Info am 7. Dezember 2014 wurde die "Gesellschaft für Sport und Technik" (GST) als "paramilitärische Organisation" bezeichnet. Ich möchte das nun gern zur Diskussion stellen, da ich mir da nicht so ganz sicher bin, ob das korrekt ist. Ich war von 1980 bis 1988 in der GST - der "Gesellschaft für Sport und Technik" und kann daher einiges recht detailliert aus eigenem Erleben über die GST schildern.
Die GST hatte zwar eigene Uniformen, eigene Gelände auch mit Schießplätzen und Waffenkammern und war Träger der "Vormilitärischen Ausbildung" innerhalb des Lehrplanes der Schulen, aber die dort betriebenen Aktivitäten als Mitglieder waren vor allem Sportarten - in unserer Baracke im Stahlwerk Hennigsdorf waren die Sektionen Sportschießen, Funken und Tauchen untergebracht. Daher muss man meines Erachtens bei der GST zwischen zwei Funktionen für den Staat differenzieren:
GST-Mitgliedschaft:
Als Mitglieder trugen wir beim Training, das einmal für eine Stunde pro Woche stattfand, keine Uniformen - noch nicht einmal einen Trainingsanzug - wir absolvierten es normalen in Zivil. Um die Muskulatur beim Training warm zu halten, wurden uns noch Wattejacken zur Verfügung gestellt.
Wir hatten beim normalen Training zwei verschiedene Typen von Luftgewehren.
Für die Anfänger gab es die einfachen Luftgewehre mit Magazin - Modell 310 (siehe: http://www.co2air.de/wbb3/index.php?pag ... adID=19136). Damit wurde auf 4 m Distanz geschossen.
Wir als Fortgeschrittene hatten ein Seitenspannerluftgewehr - (Einzellader für Diabolo) mit Diopterzielvorrichtung - Haenel 312 (Siehe Bild: http://www.co2air.de/wbb2/attachment.ph ... entid=1993, weitere Infos: http://www.co2air.de/wbb3/index.php?pag ... em&id=1391). Damit schossen wir auf 10 m Distanz. Jeder hatte sein persönliches Gewehr, das wir auch zu den Meisterschaften und "Spartakiaden" mitnahmen und benutzten. Bei den Wettkämpfen nahm ich neben Kreismeisterschaften auch an sogenannten "Kreis-Kinder-und Jugendspartakiaden, Kreiswehrspartakiaden und an einer Qualifikation zur Bezirksmeisterschaft teil (siehe Bilder).
Bei den Wettkämpfen schossen wir außer mit Luftgewehren hin und wieder auch mit Kleinkaliberwaffen vom Typ Modell 110 (Siehe Bild: http://www.nva-forum.de/nva-board/index ... ntry477979)
Training wie auch Wettkämpfe hatten aus meiner Sicht nichts Militärisches an sich - die dort gebräuchlichen Waffen waren ausschließlich Sportwaffen.
"Vormilitärische Ausbildung" der Schule/Lehre:
Ab der 9. Klasse gab es jedes Jahr die "Vormilitärische Ausbildung". Diese lief auch in der Lehre weiter. Sie beinhaltete einerseits einen theoretischen Teil, der nach den regulären Unterrichtsstunden in der Schule gegeben wurde und an dem sowohl wir Jungen, als auch die Mädchen teilnehmen mußten. Hier wurde theoretisch alles durchgenommen, was die NVA betraf: Waffengattungen, Dienstgrade u.s.w.
Und dann gab es den praktischen Teil. Fast jedes Jahr wurden wir dazu in ein "Wehrlager" gefahren. Dort bekamen wir Uniformen und wir hatten täglich eine Ausbldung, die der Grundausbildung der NVA entsprach. Auch zu jeder Mahlzeit wurde marschiert.
Die Mädchen hatten statt dessen "Zivilverteidigung" - auch Jungs mit einem ärztlichen Attest nahmen an der Zivilverteidigung teil.
Die "Vormilitärische Ausbildung" war Teil des Schullehrplanes. Träger dieser "Ausbildung" war zwar die GST, die auch die Uniformen stellte und die Waffen unter Verschluss hatte, der Lagerkommandant hingegen war in der 9. Klasse jedoch ein NVA-Hauptmann der Reserve und die Ausbilder waren Offiziersschüler der NVA. In späteren Jahren waren auch Lehrer die Ausbilder. Für spezielle Ausbildungsbereiche fanden auch ältere GST-Mitglieder als Ausbilder Verwendung.
Diese "Vormilitärische Ausbildung" hatte mit einer Mitgliedschaft der GST nichts zu tun - es gab auch keine wie auch immer geartete Bevorzugung von GST-Mitgliedern - danach wurde auch nicht gefragt.
Es gab neben den üblichen Disziplinen der Grundausbildung der NVA auch eine Schießausbildung mit der KK-MPi 69 (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/KK-MPi_69) - einem Miniatur-Nachbau der Kalaschnikow (AK-47). Sie kamen nur hier zum Einsatz.
Hierbei war der militärische Charakter der Ausbildung sehr eindeutig.
Wie ist der Charakter der GST insgesamt einzuschätzen? Als Sportverein oder als "paramilitärische Organisation"?
Die GST hatte zwar eigene Uniformen, eigene Gelände auch mit Schießplätzen und Waffenkammern und war Träger der "Vormilitärischen Ausbildung" innerhalb des Lehrplanes der Schulen, aber die dort betriebenen Aktivitäten als Mitglieder waren vor allem Sportarten - in unserer Baracke im Stahlwerk Hennigsdorf waren die Sektionen Sportschießen, Funken und Tauchen untergebracht. Daher muss man meines Erachtens bei der GST zwischen zwei Funktionen für den Staat differenzieren:
GST-Mitgliedschaft:
Als Mitglieder trugen wir beim Training, das einmal für eine Stunde pro Woche stattfand, keine Uniformen - noch nicht einmal einen Trainingsanzug - wir absolvierten es normalen in Zivil. Um die Muskulatur beim Training warm zu halten, wurden uns noch Wattejacken zur Verfügung gestellt.
Wir hatten beim normalen Training zwei verschiedene Typen von Luftgewehren.
Für die Anfänger gab es die einfachen Luftgewehre mit Magazin - Modell 310 (siehe: http://www.co2air.de/wbb3/index.php?pag ... adID=19136). Damit wurde auf 4 m Distanz geschossen.
Wir als Fortgeschrittene hatten ein Seitenspannerluftgewehr - (Einzellader für Diabolo) mit Diopterzielvorrichtung - Haenel 312 (Siehe Bild: http://www.co2air.de/wbb2/attachment.ph ... entid=1993, weitere Infos: http://www.co2air.de/wbb3/index.php?pag ... em&id=1391). Damit schossen wir auf 10 m Distanz. Jeder hatte sein persönliches Gewehr, das wir auch zu den Meisterschaften und "Spartakiaden" mitnahmen und benutzten. Bei den Wettkämpfen nahm ich neben Kreismeisterschaften auch an sogenannten "Kreis-Kinder-und Jugendspartakiaden, Kreiswehrspartakiaden und an einer Qualifikation zur Bezirksmeisterschaft teil (siehe Bilder).
Bei den Wettkämpfen schossen wir außer mit Luftgewehren hin und wieder auch mit Kleinkaliberwaffen vom Typ Modell 110 (Siehe Bild: http://www.nva-forum.de/nva-board/index ... ntry477979)
Training wie auch Wettkämpfe hatten aus meiner Sicht nichts Militärisches an sich - die dort gebräuchlichen Waffen waren ausschließlich Sportwaffen.
"Vormilitärische Ausbildung" der Schule/Lehre:
Ab der 9. Klasse gab es jedes Jahr die "Vormilitärische Ausbildung". Diese lief auch in der Lehre weiter. Sie beinhaltete einerseits einen theoretischen Teil, der nach den regulären Unterrichtsstunden in der Schule gegeben wurde und an dem sowohl wir Jungen, als auch die Mädchen teilnehmen mußten. Hier wurde theoretisch alles durchgenommen, was die NVA betraf: Waffengattungen, Dienstgrade u.s.w.
Und dann gab es den praktischen Teil. Fast jedes Jahr wurden wir dazu in ein "Wehrlager" gefahren. Dort bekamen wir Uniformen und wir hatten täglich eine Ausbldung, die der Grundausbildung der NVA entsprach. Auch zu jeder Mahlzeit wurde marschiert.
Die Mädchen hatten statt dessen "Zivilverteidigung" - auch Jungs mit einem ärztlichen Attest nahmen an der Zivilverteidigung teil.
Die "Vormilitärische Ausbildung" war Teil des Schullehrplanes. Träger dieser "Ausbildung" war zwar die GST, die auch die Uniformen stellte und die Waffen unter Verschluss hatte, der Lagerkommandant hingegen war in der 9. Klasse jedoch ein NVA-Hauptmann der Reserve und die Ausbilder waren Offiziersschüler der NVA. In späteren Jahren waren auch Lehrer die Ausbilder. Für spezielle Ausbildungsbereiche fanden auch ältere GST-Mitglieder als Ausbilder Verwendung.
Diese "Vormilitärische Ausbildung" hatte mit einer Mitgliedschaft der GST nichts zu tun - es gab auch keine wie auch immer geartete Bevorzugung von GST-Mitgliedern - danach wurde auch nicht gefragt.
Es gab neben den üblichen Disziplinen der Grundausbildung der NVA auch eine Schießausbildung mit der KK-MPi 69 (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/KK-MPi_69) - einem Miniatur-Nachbau der Kalaschnikow (AK-47). Sie kamen nur hier zum Einsatz.
Hierbei war der militärische Charakter der Ausbildung sehr eindeutig.
Wie ist der Charakter der GST insgesamt einzuschätzen? Als Sportverein oder als "paramilitärische Organisation"?