Wer glaubte o. identifizierte sich 1989 noch mit d. DDR?

Leben, Wirtschaft, Stasi, Sozialismus, SED, Überwachung, Diktatur, Honecker, Kommunismus, Mauer

Moderator: Barbarossa

Lia

Schröder hatte doch nur gesagt, was die meisten dachten, ganz realistisch gesehen. Im Juni 1989 saß ich mit Mitbürgern aus dem Osten auf Besuch an der Nordsee, und niemand glaubte an eine Wiedervereinigung.

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Cherusker
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Renegat hat geschrieben:Naja, Cherusker, was wußte man allgemein in der BRD 1985 von DDR-Politikern, warum sollte Schröder da mehr Durchblick gehabt haben? War er damals nicht noch Juso, das ist 30 Jahre her?
Im Frühsommer 89 entsprach das Zitat der allgemeinen Auffassung in der BRD, das hatten wir schon hier im Thread. Im Grundgesetz und bei Sonntagsreden mag was anderes verkündet worden sein, geglaubt hat das in der BRD aber kaum einer. Schröder hat einfach nur Klartext gesprochen. Damals kannte er den Maschmeyer noch gar nicht und es müssen noch viele Jahre vergangen sein, bis sie sich kennenlernten.
Ach, einmal zur Erinnerung: Schröder ist als damaliger niedersächsischer Oppositionsführer nach Ostberlin gereist, um mit Honecker zu sprechen. U.a. hat er den Forderungen eines neuen Grenzverlaufs an der Elbe zugestimmt. Nicht wie vorher am Ostufer, nein, in der Mitte der Elbe sollte die Grenze verlaufen. D.h. wenn ein Flüchtling in die Elbe springt, war er vorher schon im Westen, so hätten ihn dann die Grenzpolizisten noch aus dem Wasser fischen können.

Schröder hat noch nie richtigen Realitätssinn bewiesen. Sei es bei der Rentenreform, die er zurücknahm und dann Jahre später kleinlaut als Fehler eingestehen mußte.

Und ich als Westbürger habe schon an die Wiedervereinigung geglaubt, da das marode System im Osten so nicht weiterexistieren konnte. :wink:

Und ich habe auch nicht geschrieben, daß er den Maschmeyer damals schon kannte. Bedenklich ist hier der "hannöversche Klüngel". Und hat der Maschmeyer nicht auch Probleme mit der Wahrheit? Siehe Südseeinsel (Stern-Bericht).
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dieter
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Spartaner hat geschrieben:
Lia hat geschrieben:Kann ich als Wessi so nicht beantworten, habe allerdings nur wenige DDR-Bürger getroffen, die privatim systemtreu waren- und wenn, dann waren es Kader-Leute. Andere wollten eine " andere DDR", demokratisch, aber doch anders als die BRD.
(In Polen identifizierte sich schon lange niemand mehr mit dem System, mit der Land, der Nation umso mehr- gab eben auch keine zwei polnischen Staaten.)
Ich meine, dass bei vielen DDR- Bürgern nach der Wiedervereinigung rückwirkend eine Identifikation einsetzte, nicht mit dem Unterdrücker- System an sich, aber mit vielem " was besser" war (oder bequemer) in der ehemaligen DDR.
Liebe Lia,
genauso ist es.
dieter hat geschrieben:Schon klar lieber Spartaner. Aber was ist mit Leipzig, da wurde doch mindestens zur Messezeit etwas hereingesteckt. Mit den zerfallenen Häusern hast Du recht, mein Onkel SED Mitglied ist 1988 nicht zur Wahl gegangen, weil es in dem Mietshaus wo er wohnte ständig reingeregnet hatte. Er wurde dann strafversetzt und mußte überall in der Republik als Techniker die maroden Funkanlagen reparieren :roll: .
Als ich in Leipzig bei der NVA gedient hatte und das war über die Wendezeit habe ich mir während eines Ausganges, die Zeit genommen mal in Leipzig rumzuspazieren. Ich sah viele abgewrackte Häuser, teilwiese ihre Fensterscheiben russgeschwärtzt von den nahen Rauchschwaden von Bitterfeld und den vielen Kohleheizungen in der Stadt. Der Putz bröckelte an jedem Gebäude. Doch es gab viele alte Aufschriften von Gaststätten auch welche die vor 1945 existiert hatten. Bei einigen Gebäuden hatte man regelrecht den Eindruck, als wollten sie mir ihre Geschichte erzählen und man konnte sich in eine ferne Zeit zurücversetzen. Auf einem Gebäude stand die verwaschene Aufschrift Hotel Stadt Prag auf einem anderen Gebäude in einem Stadtteil von Leipzig-Anger war noch die Aufschrift "Drei Mohren" zu erkennen.
Leider hatte ich damals mein Fotoapparat nicht bei und ich konnte vieles nicht fotografieren.
Lieber Spartaner,
dass scheint dieselbe Aussage wie von unserem Onkel zu sein. Wurde nicht wegen der Messe mehr in Leipzig reingesteckt :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Cherusker hat geschrieben:Und ich als Westbürger habe schon an die Wiedervereinigung geglaubt, da das marode System im Osten so nicht weiterexistieren konnte.
Das letztere war vielen klar, nämlich, dass die DDR marode war- der Strauß Deal war nur einer von vielen Hinweisen.
Trotzdem vermochten viele nicht zu "glauben", dass die damaligen politischen Konstellationen eine Wiederverinigung der beiden Deutschlands zulassen könnten. :wink:
Ich denke, mit dem System, d.h. der Diktatur der SED identifizierten sich allenfalls noch Stasi-Leute, doch auch bei denen soll es gebröckelt haben.
Es gab in meiner Familie durchaus Ost-Kontakte, meine Eltern waren mehrfach in Thüringen bei Freunden. Die Reisen erschienen mir weitaus exotischer als andere in alle möglichen Länder Europas. :oops:
Mag zwei Jahre vor der Wende gewesen sein, als die jüngere Generation der Familie in den Westen durfte, und sicherlich keine SED- Anhängerin, konstatierte die Medizinerin, dass es ihr ziemlich anstrengend erscheine, in der BRD zu leben, weil man so viel selbstverantwortlich organisieren müsse.
Eine Äußerung, die ich von Kolleginnen, die ein Jahr vor der Wende mit Ausreiseantrag aus der DDR gekommen waren, genauso vernahm.
Also gab es ihn doch, den Kuschel-Effekt?
Einer in der Familie trug das Parteiabzeichen am Revers- hatte er schon nur , wie die Schwester auch, ob besonderer sportlicher Erfolge studieren dürfen, so konnte er seinen Beruf wieder nur ausüben, wenn er in der Partei war. Dass der aber ganz sicher nicht System-treu war, ist sicher.
Wäre ein anderes Thema, wieweit und wieviel DDR und BRD in jedem steckt, der die Jahre der zwei deutschen Staaten bewusst erlebt. Wir haben nunmal unterschiedliche Prägungen und Biografien. ( Und das ohne Wertung, wohlgemerkt.)
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Triton
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1988, nicht einmal ein Jahr vor der Wende, leistete ich Wehrdienst bei der unbesiegbaren Bundeswehr ab. Ich hatte mich darum bemüht, möglichst schnell zum "Barras" zu kommen, weil die Dauer von 15 Monaten auf 18 Monate verlängert werden sollte. Die Jahrgänge wurden etwas schwächer und der Russe stand damals doch vor der Tür...

Im Ernst, von Entspannung war 1988 keine Rede, eher im Gegenteil. Die Offiziere wähnten "den Russen" schon in Wartestellung, wir fuhren unsere Atomraketen spazieren, Urlaub und freie Wochenenden waren selten. Aber man war froh, bald würde es noch viel schlimmer kommen. Wir erzählten uns Horrormärchen wie: der "Russe" trainiert, eine Woche ohne richtige Nahrung auszukommen. Diese Zeit sollte er brauchen, um die NATO-Truppen zu überrennen und seine Stellung zu festigen, bevor Nachschub übers Meer kommen könnte. Ganze Kolonnen von WP-Spähpanzern würden Westdeutschland überfluten und erst so etwa in der Mitte würde die unbesiegbare Bundeswehr mal richtig reagieren können. Wir wollten dann schon unsere Atomraketen verballern, wenn es gar nicht anders ginge (ein Übungsziel war Flughafen Frankfurt am Main).

Doch, genau so war das.

Wer damals gesagt hätte, in 1 Jahr fällt die Mauer, wäre wohl wegen Unzurechnungsfähigkeit ausgemustert worden.
Zum Schröder-Bashing taugt also seine falsche Prognose nicht. Seine Aussage weisen ihn eher als Realisten aus.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Cherusker
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Triton hat geschrieben:
Wer damals gesagt hätte, in 1 Jahr fällt die Mauer, wäre wohl wegen Unzurechnungsfähigkeit ausgemustert worden.
Zum Schröder-Bashing taugt also seine falsche Prognose nicht. Seine Aussage weisen ihn eher als Realisten aus.
Nee, die negative Haltung einiger SPD-Politiker zur Wiedervereinigung bestand noch als es bereits beschlossene Sache war. Anscheinend hätten sie es lieber gehabt, daß 2 deutsche Staaten weiterhin nebeneinander existieren. Bloß, daß der eine Staat den anderen permanent mit Transferleistungen am Leben erhalten müßte, das haben sie wohl nicht so richtig auf dem Schirm gehabt ? :wink:

"Realistisch" war seine Aussage nicht, da hätte man besser auch einmal die Klappe gehalten, als sich in Interviews beweisen zu wollen. :mrgreen: Das wäre "realistisch" gewesen.... :mrgreen: :wink:
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Marek1964
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Cherusker hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:
Wer damals gesagt hätte, in 1 Jahr fällt die Mauer, wäre wohl wegen Unzurechnungsfähigkeit ausgemustert worden.
Zum Schröder-Bashing taugt also seine falsche Prognose nicht. Seine Aussage weisen ihn eher als Realisten aus.
Nee, die negative Haltung einiger SPD-Politiker zur Wiedervereinigung bestand noch als es bereits beschlossene Sache war. Anscheinend hätten sie es lieber gehabt, daß 2 deutsche Staaten weiterhin nebeneinander existieren. Bloß, daß der eine Staat den anderen permanent mit Transferleistungen am Leben erhalten müßte, das haben sie wohl nicht so richtig auf dem Schirm gehabt ? :wink:

"Realistisch" war seine Aussage nicht, da hätte man besser auch einmal die Klappe gehalten, als sich in Interviews beweisen zu wollen. :mrgreen: Das wäre "realistisch" gewesen.... :mrgreen: :wink:
Schnauze halten und malochen ist in allen Systemen immer mal die erwünschte Haltung derjenigen, die irgendwo oben sind und von den niederen gute Arbeit verlangen.
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Triton
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Teile der SPD standen, wie der Großteil der Westbevölkerung, einer Wiedervereinigung im Schweinsgalopp kritisch gegenüber. Dort wo ich wohne (Großraum Stuttgart), war die Berliner Mauer weit weg, aber die vielen Flüchtlinge drängten auf Arbeits- und Wohnungsmarkt. Damals waren Wohnungen so knapp, dass ein tagsüber heruntergelassener Rolladen schon mal dazu führte, dass es an der Wohnung klingelte und gefragt wurde, ob da etwas leer steht...

Die Partei Willy Brandts aber jetzt pauschal so hinzustellen, dass sie permanent 2 deutsche Staaten hätte haben wollen, ist ja nun auch historisch absurd. Die Ostpolitik, die gegen den Willen der Union (unter Kohl) durchgesetzt wurde, war ja mit der Anfang vom Ende der DDR.

Lafontaine, 1990 Kanzlerkandidat, wusste, dass er gegen den Einheitskanzler Kohl keine Chance hatte, also setzte er auf den Faktor Ehrlichkeit, in dem er vor allem den Menschen in den 5 ehemals neuen Bundesländern schonungslos die Wahrheit sagte. In der Hoffnung, dass er dann in 4 Jahren dafür belohnt würde.
Das kam damals nicht überall gut an, aber seine Voraussagen stellten sich praktisch alle als unendlich viel richtiger heraus als die blühenden Landschaften des schwarzen Riesen, der wirtschaftspolitisch wirklich hanebüchenen Unsinn daherredete und beschloß.
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Renegat
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Tritons "Wiedervereinigung im Schweinsgalopp" als Metapher gefällt mir. Die Diskussion um den Komplettexodus der EX-DDR, wenn es keine sofortige Wiedervereinigung mit D-Mark-Einführung gegeben hätte, gab es in diesem Forum schon mehrfach.
Ich möchte behaupten, der Exodus hat sowieso stattgefunden. Alle die wegwollten, das sind zuerst immer die Jungen, Flexiblen, gut Ausgebildeten sind vor 25 Jahren und in den Jahren danach gegangen.
Mich interessiert vielmehr, wäre das Ergebnis heute harmonischer, wenn die Wiedervereinigung eine echte Vereinigung gewesen wäre und kein Anschluss?
Und um beim Thema zu bleiben, gab es wirklich nichts, auch keine weichen Faktoren, mit denen man sich identifizierte und deren Beibehaltung viele DDR-Bürger gewollt hätten?

Für BRD-Geborene schwer zu beurteilen, wenn ich aber Beiträge, wie den von Nemeth lese, denke ich, eine echte Vereinigung auf Augenhöhe hätte für beide Seiten ein Gewinn sein können.
Nemeth hat geschrieben: Natürlich gab es eine Fremdheit zwischen den Menschen beider Staaten.
Der Konsumterror der Marktwirtschaft war noch nicht angekommen, die gegenseitige Hilfe war noch sehr ausgeprägt. Sie war lebensnotwendig.
Jeder freute sich noch über eine größere Anschaffung des Nachbarn.
Das Wort und der Handschlag unter Freunden war ein hohes Gut.
Lia

Renegat hat geschrieben:Mich interessiert vielmehr, wäre das Ergebnis heute harmonischer, wenn die Wiedervereinigung eine echte Vereinigung gewesen wäre und kein Anschluss?
Ich denke, für viele wäre es einsichtiger gewesen. In gewisser Weise gab es so etwas wie Denkverbote für Ost wie West, dass es keine Vereinigung- oder nicht so schnell geben könnte/ müsste. Oder wenn das "Wieder" nicht benutzte- für viele jüngere war es kein "Wieder."
Cherusker hat geschrieben:Nee, die negative Haltung einiger SPD-Politiker zur Wiedervereinigung bestand noch als es bereits beschlossene Sache war. Anscheinend hätten sie es lieber gehabt, daß 2 deutsche Staaten weiterhin nebeneinander existieren
Dazu musste man nicht SPD-Politiker oder Mitglied sein. Zumindest grundsätzlich und zweitens über mögliche Wege nachzudenken, musste ja wohl erlaubt sein.
Cherusker hat geschrieben:Realistisch" war seine Aussage nicht, da hätte man besser auch einmal die Klappe gehalten, als sich in Interviews beweisen zu wollen.
Zum Zeitpunkt, als sie Schröder diese Äußerung tat, war sie realistisch.
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dieter
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Ihr Lieben,
die Vereinigung mußte schnell geschehen, weil der Ostblock am Zusammenbrechen war. Die nachfolgende Entwicklung hat es bewiesen, zuerst der Putsch gegen Gorbi, dann seine Ablösung, die Auflösung des Ostblocks und die Auflösung der SU. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Nemeth
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--die Vereinigung musste schnell geschehen, weil der Ostblock am Zusammenbrechen war---
bis hierher 100% richtig, alles andere eine Hypothese zum damaligen Zeitunkt 1989.

Wir sprechen von 1989, das was danach kommen sollte, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
So will ich an den Besuch von Kohl in Dresden erinnern. Er wurde empfangen wie der Messias.
Da halfen auch die busseweise herangekarrten FDJ-ler nichts, sie verschwanden in der Menge , die schwarz-rot-
goldene (ohne Staatwappen) und sächsichen Fahnen dominierten.

Zur oben gestellten Frage: Anfang Januar 1989 ca.20-25 % und Dezember 1989 in etwa 5 %.
Diese Zahlen entsprechen aber dem gefühlten Wert, da es noch keine Erhebungen darüber gab.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
Lia

Nemeth hat geschrieben:Zur oben gestellten Frage: Anfang Januar 1989 ca.20-25 % und Dezember 1989 in etwa 5 %.
Diese Zahlen entsprechen aber dem gefühlten Wert, da es noch keine Erhebungen darüber gab.
In dem Fall könnten die (damals und am Ort) gefühlten Einschätzungen richtiger sein als nachträgliche Umfragen.
james
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Spartaner hat geschrieben:
Lia hat geschrieben:Kann ich als Wessi so nicht beantworten, habe allerdings nur wenige DDR-Bürger getroffen, die privatim systemtreu waren- und wenn, dann waren es Kader-Leute. Andere wollten eine " andere DDR", demokratisch, aber doch anders als die BRD.

Ich meine, dass bei vielen DDR- Bürgern nach der Wiedervereinigung rückwirkend eine Identifikation einsetzte, nicht mit dem Unterdrücker- System an sich, aber mit vielem " was besser" war (oder bequemer) in der ehemaligen DDR.
Liebe Lia,
genauso ist es.
Ja der Westen hat es verkackt. Er begreift es nur noch nicht.
Wir wollten ein besseres Deutschland, nicht die ausgeplünderte Billiglohn-Kolonie des Westens werden.
dieter hat geschrieben:Schon klar lieber Spartaner. Aber was ist mit Leipzig, da wurde doch mindestens zur Messezeit etwas hereingesteckt. Mit den zerfallenen Häusern hast Du recht, mein Onkel SED Mitglied ist 1988 nicht zur Wahl gegangen, weil es in dem Mietshaus wo er wohnte ständig reingeregnet hatte. Er wurde dann strafversetzt und mußte überall in der Republik als Techniker die maroden Funkanlagen reparieren :roll: .
Mein Vater wurde zum Hofkehren strafversetzt, weil er sich für Manfred Krug einsetzte.
Aber auch das war nach 6 Monaten gegessen.
Ruaidhri
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Registriert: 06.05.2015, 18:09

Mal abgesehen davon, dass James Post keine Antowrt auf die Frage ist, wer sich 1989 noch mit dem System DDR identifizierte, kann ich mir eine Antwort dennoch nicht verkneifen, die ebenfalls out of time and topic ist.
Ja der Westen hat es verkackt. Er begreift es nur noch nicht.
Wir wollten ein besseres Deutschland, nicht die ausgeplünderte Billiglohn-Kolonie des Westens werden.
Wer ist wir?
Ich antworte Dir jetzt mal in Deinem Ton:
Verkackt hätte Ostdeutschland ohne den Westen aber allemal und noch viel schlimmer. Und wenn "ihr" all das nicht wolltet, warum, um Himmelswillen, haben so viele die ja angeblich alles besser wussten und konnten, die 5 paradiesischen Ostländer verlassen und sind uns hier allermächtigst auf den Keks gegangen?
Mit ungehobelten Pöbeleien und Prügeleien und Gejaule, wenn ein Westdeutscher das letzte Sonderangebot im Einkaufswagen hatte? Ne, klar, alle waren daran interessiert, einen neuen, besseren Staat aufzubauen und nicht an West-Autos, West-Klamotten und bevorzugter Wohnungsvergabe für Ossis.
Mit den spießigen, fremdenfeindlichen Äußerungen, die wir in Lübeck oft genug hören konnten, ob gegen Griechen, Italiener oder Türken. Oder Polen, die eh die besseren, flexibleren Arbeitskräfte waren, solche, die selbstständig dachten. Und die lange vor der Wende wussten, wie es im Paradies West wirklich abging.
Komisch, dass die Warnungen aus dem Westen immer überhört wurden, komisch, dass Westdeutsche, die durchaus auch andere Ideen, sogar für eine selbstständige DDR oder ein renoviertes Gesamtdeutschland hatten, aufs Allerübelste bepöbelt wurden.
Die Mehrheit des angeblichen "wir" das große Kollektiv der DDR wollte die Konsumgüter des Wesens, bei gleichzeitiger Rundversorgung - geht nicht, ging nie, aber hören wollten es niemand.
"Wir" hätten gern darauf verzichtet, jedenfalls, wenn man Leute wie Dich liest oder trifft, unsere Städte und Infrastruktur vergammeln zu lassen, damit "ihr" da drüben auf unsere Kosten herumjammert, weil es eine komplett- Sanierung gab.
Und gibt. Westdeutsche Städte bezahlen immer noch die Ost-Straßenlaternen, wo die eigen inzwischen asgeschaltet werden müssen.
Da kommt mir am Vorabend des 3.Oktober die Wut hoch, wenn ich solch Geschreibe lese, in dem jegliche Leistung der Westdeutschen vor und nach der Wende verbal bespuckt wird.
Kann ja fast nicht anders, denn als richtiges Wessi-Gewächs, in genau dem Ton alles an Erlebtem, was Vorurteile bestätigt, in die Tasten zu hauen.
Boah, gibt doch genug Platz im Osten, baut Euch ein Reservat der ewig Vorgestrigen mit Mauer drumherum und schafft Euch das Paradies- aber auf eigene Kosten, bitte. Jammert Euch durchs Leben- oder baut auf.
Renegat hat geschrieben:Für BRD-Geborene schwer zu beurteilen, wenn ich aber Beiträge, wie den von Nemeth lese, denke ich, eine echte Vereinigung auf Augenhöhe hätte für beide Seiten ein Gewinn sein können.
Da waren wir uns ja ziemlich einig, samt dem Spartaner und anderen mit DDR-Lebenslauf.
Wäre besser gewesen,- für alle, doch die Abstimmung mit den Füßen lief - von Ost nach West- und wer blieb, machte Druck, weil nichts schnell genug ging.
Heute denke ich, nach 25 Jahren, ist man insgesamt schon ein Stück weiter gekommen, sicherlich sind die Biografien sehr unterschiedlich, aber ich käme nicht auf die Idee, Barbarossa, den Spartaner, Nemeth, überhaupt alle "Ossis" derart anzugehen wie es hier den Westdeutschen geschieht.
Im Gegenteil, ich habe vor vielen ziemlichen Respekt, wissend, dass Widerstand nicht gefahrlos war, wissend, von inzwischen guten Freunden, dass das Leben "drüben" beschwerlich war, die Selbstständigkeit behinderte, dass nicht jeder, der fähig war, auch studieren durfte, dass man nie sicher sein konnte, wer denn Zuträger an dieStasi war. Freiwillig oder gezwungen.
Manches war ganz sicher kuscheliger und "sozialer" als bei uns, aber um welchen Preis?
Gut, "wir" West "ihr" Ost, wir wollten also gar nicht (wieder)vereinigt werden? Und wenn doch, dann nicht so? Vielleicht gehörte manches nicht mehr zusammen für die meisten Nachkriegsgeborenen?
Pech, es ist, wie es ist und konnte wohl anders auch nicht gehen.
Scheidung ausgeschlossen- vermutlich würde die Mehrheit im Osten die auch nicht wirklich wollen. Ob im Westen? Wohl nur, wenn man auf Gestalten wie James trifft!
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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