Diensterfahrungen NVA der DDR - bedingt Einsatzbereit?

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Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Diskussionüberleitung von http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 930#p45930
Cherusker1 hat geschrieben:
Nun das will ich als ehem. Wehrpflichtiger der NVA weder bestätigen noch dementieren.
In meiner gesamten Dienstzeit war es kein volles Magazin (30 Schuss) die ich mit
unterschiedlichem Erfolg verballert habe. :crazy:
Wahnnsinn. Jeder Schweizer Werhmann muss jedes Jahr ein Magazin verschiessen am sogenannten "Obligatorischen", unabhängig ob er noch sonst Dienst leistet (wo aber meist auch geschossen wird).

Kaum vorstellbar, dass so eine Armee wehrtauglich war. Oder betraf das nur bestimmte Einheiten oder Wehrmänner?

Die Frage oben ergibt sich einerseits aus dem berühmten Bericht über die Bundeswehr vor der SPIEGEL-Strauss Affäre, aber eben aus der mir kaum glaubbaren Aussage von ehemaligen Angehörigen der NVA, die also nicht einmal ein ganzes Magazin verschossen haben in ihrer Dienstzeit.

Andererseits kann ich mich an einen Artikel aus dem SPIEGEL erinnern, wo ein NVA Offizier in der Lage war, auch einen Leopard Panzer zu fahren, rein von der Theorie her. Das wiederum würde hohe Professioanliät vermuten lassen. Die Wende zeigte dann, dass diese Offiziere tastächlich in der Lage waren, einen Leopard Panzer zu fahren, ohne jemals einen vorher gesehen zu haben.

Gab es das eine ZweIklassengesellschaft? Die "Zuverslässigen, denen alle Ausbildung zuteil wurde, und die an deren, die nicht einmal ein Magazin verschiessen konnten?
Spartaner
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Man schiesst auch nicht sein ganzes Magazin auf einmal lehr. Das hat man weder bei der Bundeswehr noch bei der NVA so gemacht.
Kurze Feuerstösse bei Dauerfeuer, am besten zwei Schuss auf sein Ziel in weiter Entfernung sind am effektivsten. Zu beachten war, dass man zwischen zwei Atemzügen abdrückt und den Abzug vorher mit den Zeigefinger ein wenig strafft, um sein Ziel nicht zu verreissen.
Bei Vorzeigeübungen von Geschützfeuer oder Panzerfeuer ist meistens etwas schief gelaufen. Das war auch bei beiden Armeen Bundeswehr und NVA annähernd gleich gewesen. Beide Armeen waren doch nur Statisten und jeder auf seiner Seite wusste doch, dass es keinen konventionellen Krieg geben würde und wenn dann wäre er nur mit atomaren Waffen geführt worden, deshalb war es irrelavant wer bessser war. Es waren beide gleich schlecht.
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Marek1964
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Heisst das aber, die Behauptung, in der NVA habe man in seiner gesamten Dienstzeit nicht einmal ein Magazin verschossen nicht bestätigen kannst?

Ich kann mich erinnern, in der unbesiegten Schweizer Armee haben wir in den Bergen wie die Deppen geballert und "Mun" verschossen, "gemitrt*" wie man sagte. Obs militärisch so sinnvoll war, ist eine andere Frage...

*kommt aus dem französischen "mitraille", Gewehrhagel, Maschinengewehrfeuer
Spartaner
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Marek1964 hat geschrieben:Heisst das aber, die Behauptung, in der NVA habe man in seiner gesamten Dienstzeit nicht einmal ein Magazin verschossen nicht bestätigen kannst?

Ich kann mich erinnern, in der unbesiegten Schweizer Armee haben wir in den Bergen wie die Deppen geballert und "Mun" verschossen, "gemitrt*" wie man sagte. Obs militärisch so sinnvoll war, ist eine andere Frage...

*kommt aus dem französischen "mitraille", Gewehrhagel, Maschinengewehrfeuer
Allein auf dem Schießplatz wurde schon ein ganzes Magazin bei den Schießübungen verschossen.
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Marek1964
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Also Fehlinformation? Ich kann mir das auch nicht anders erklären.
Spartaner
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Marek1964 hat geschrieben:Also Fehlinformation? Ich kann mir das auch nicht anders erklären.
Ja, 20 Magazine kommen in der Regel schon zusammen. Vielfach hat man ja auch bei Feldübungen mit Platzpatronen geschossen und diese Munition musste komplett aufgebraucht werden. Nur auf dem Schiessplatz wurde unter strenger Aufsicht scharf geschossen. Es wurde aber mehr an den Waffen geputzt, als geschossen.
Cherusker1
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--bedingt Einsatzbereit--

Das kann ich nur bestätigen.
Das bezieht sich nicht nur auf das Verschiessen von Infantriemunition, sondern auf vieles Andere mehr.
Die Kontigentierung von Treibstoffen war dermaßen exrem, daß ab dem 10. des Monats kaum noch
Treibstoff zur Verfügung stand. Von dem Ersatz von Verschleißteilen möchte ich garnicht schreiben.

Nochmals zurück zur Infantriemunition: Ich schreibe von 1965-1966. Von LSK-LV, es kann natürlich
bei den Mot-Schützen ein höheres Kontigent vorhanden gewesen sein.
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Zitat Spartaner: Allein auf dem Schießplatz wurde schon ein ganzes Magazin bei den Schießübungen verschossen.

kannst Du Dich eventuell an die Übergabe der Munition erinnern? Der Wortlaut war: 15Schuss richtig übergeben (durch den Ausgeber)
Die Antwort: 15 Schuss richtig übernommen (durch den Shützen)
Ein Magazin fasst 30 Schuss. Also kein volles Magazin wurde verschossen.
Diese Prozedur wurde etwa drei mal in der Wehrdienstzeit abgespult, es sei denn es kamen Inspektionen oder anderweitige Überprüfungen dazu. Jeder NVA Wehrdienstler hat also höchstens 45 Schuss, allerdings in 18 Monaten, abgegeben. (Ausnahmen: siehe oben) Waren alle Ziele getroffen wurde die Restmunition von den Aufsichtshabenden eingesammelt und dann nach Lust und Laune in die Landschaft gejagt.
Übrigens gab es schon ein strenges Munitionskontingent zu meiner Zeit, war es bei Euch anders?
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Oh, ich sehe gerade hier wird auch von Platzpatronen gesprochen :) ich dachte wir reden von schießen und nicht auch von knallen. Knallen konnte man auch zu Silvester :)
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Balduin
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Ralph hat geschrieben:Interessante Beiträge von dir Wendenkönig! Herzlich Willkommen

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Danke Ralph, für die Begrüßung und die Beitragseinschätzung.
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Triton
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Im Sozialismus war also selbst die Munition knapp.

48 Schuss sind gar nichts, danach kann man vielleicht fehlerfrei mit der Waffe umgehen, aber zum guten Schützen braucht es einfach Übung, Übung und noch mehr Übung.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Barbarossa
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Das habe ich mir auch gerade gedacht, Triton. Was für einen Schützen das wichtigste gewesen wäre, wurde am wenigsten gemacht. Da kann man sich vorstellen, wie gut (oder wie schlecht) die NVA-Soldaten im Ernstfall getroffen hätten. Aber vielleicht hoffte man ohnehin mehr auf die Streuwirkung der MGs.
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Am Wochenende hätte die NVA allerdings gute Chancen gehabt, weil große Teile der Bundeswehr unterwegs auf Heimreise war und die Standorte leergefegt waren. Nicht nur von Wehrpflichtigen...
Wendenkönig
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Hallo Triton, hallo Barbarossa

...nein, die Munition war nicht jnapp. Es lagen wahrscheinlich Tonnen davon in irgendwelchen Lagern rum. Die Rohstoffe waren knapp. Aus dem Grund wurde nur das aller Notwendigste an Patronen verbraucht. Der Rest, der wahrscheinlich riesige Rest, wurde für den "Ernstfall" aufgespart. Ja, es stimmt, den Schützen fehlte die Übung. Die ist unbedingt notwendig wenn man seine Waffe treffsicher einsetzen will.

Barbarossa hat auch Recht, die Schießkünste der NVA Soldaten waren meistens nicht so berauschend. Daher kam aber auch die Meinung unter den Soldaten, dass wohl die Waffe schuld sei ;) . Das allerdings ist ein Trugschluss. Die Kalaschnikov ist nicht umsonst eine, auf der ganzen Welt beliebte, wenn nicht die beliebteste, Waffe überhaupt. Gut justiert oder gut angeschossen war und ist sie sehr treffsicher. Ich weiß wovon ich spreche. Schließlich war ich in der 7. PD einer der dafür zuständigen. Ich konnte manchem Soldaten nachweisen, dass seine Waffe i.O. war und die "Luftlöcher" am Schützen lagen ;) . Die Streuwirkung der Mpi und die der Maschinengewehre (LMG) war subjektiv zu bewerten. Hatte am Ende aber wohl seine Berechtigung, was allerdings, wie schon geschrieben, an den mangelhaften Fertigkeiten der Soldaten lag. Die konnten aber eben auch nichts dafür.
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