Diensterfahrungen NVA der DDR - bedingt Einsatzbereit?

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Moderator: Barbarossa

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Nemeth
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Triton hat geschrieben:
Nemeth hat geschrieben:Dann schlossen sich 10 Tage frei an, wenn man dann noch zur verringerten Bedienung gehörte, hatte man nur eine A-Karte gezogen.
Was bedeuteten "freie" Tage? Durfte man nach Hause?
Die Bedingungen waren sicher noch schlimmer als im Westen in Wachbataillons, zu dem ich zum Glück nicht gehörte. Wobei ich im Westen besser verstehe, warum gerade Atomsprengköpfe bewacht werden mussten wie blöd. Aber in der friedlichen DDR ohne Demonstranten und westliche Spione en masse?

War der geringe Sold ein Problem? Ich dachte immer, in der DDR konnte man sich für sein Geld eh nicht das kaufen, was man gerne gehabt hätte.

Hallo Triton !
Diese 10 "freien" Tage bezogen sich aus DHS, in diesen fand der ganz normale Kaserenalltag statt.
Theoretische Ausbildung, Wachdienst, Politische Schulung, Arbeiten am Objekt usw.

Verringerte Bedienung war - kein 24 Std.-Dienst, keine Wache , kein GdUvD, kein GdOvD. (War keine Freude für den Spieß )
Die Möglichkeit in Urlaub zu fahren bestand, THEORETISCH, wobei wieder die 2/3 Kampfstärke, wie schon vom
Wendenkönig beschrieben wurde, beachtet wurde.

Der geringe Sold war nicht das Problem.
Mit 80 Mark war man sowieso nicht dem Konsumterror ausgeliefert. (Bescheidenheit war Soldatenzier)
Was brauchte der Soldat ?
Etwas zum Rauchen, 20 Zigaretten ungefiltert 2 Mark, gefiltert 3,20 Mark
Etwas zum Trinken, 0.33 l Bier 0,51 Mark, dann noch Zahnpasta und Schuhchreme.

Die "Ersparnisse" hielten sich ziemlich in Grenzen, vieles war zu der Zeit noch nicht erfunden und
demzufolge auch nicht im täglichen Gebrauch
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Wendenkönig
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Triton hat geschrieben:
Nemeth hat geschrieben:DIe NVA hatte sicher das AK47. War das nicht konstruktiv ungenauer als das G3 im Westen? Dafür aber robuster.

...für die Berufssoldaten sein durfte, die dort unter Ausschluß der Wehrpflichtigen ihr Schießen hatte.

Ich weiß nur noch, dass die Entfernung maximal (250m) auf so umklappende Ziele war und der beste "Profi" 35 Sekunden gebraucht hatte, keiner war ohne Fehlschuß geblieben. Ich brauchte 23 Sekunden fehlerfrei, der neben mir 21 bei 2 Fehlern.
Die Erklärung war einfach: Übung. Und natürlich, dass man die eigene Waffe in- und auswendig kannte.

Der Irak hatte Elitetruppen, die durchaus mit den Panzern und Flugzeugen umgehen konnten. Ganz so ist es nicht. In allen Kriegen der Israelis bot sich doch das gleiche Bild.
- 1988 war in der NVA kaum noch ein AK47 zu finden. AK 74 wurde Anfang der 80ger Jahre eingeführt und war auf Grund des kleineren Kalibers, bei gleicher Patronengröße und daraus resultierender höheren V0 eine ungemein höhere Treffergenauigkeit! Die war hier aber schon gar nicht mehr nötig. Durch die höhere Aufschlaggeschwindigkeit bei einem Treffer war es egal wo man traf, die Schockwirkung die beim Aufschlag entsteht setzte den Gegner auch ausser Gefecht wenn es sonst nur eine "unbedeutende" Fleischwunde gewesen wäre.

-Sonderschießübungen für Berufssoldaten gab es, zu Mindest so weit es in meinem Kenntnisbereich liegt, nicht! Ich schließe mal eventuelle Spezialeinheiten aus. Im Normalbetrieb unterlagen sie den gleichen Schießbedingungen wie auch die Soldaten.
Bei mir war es auch nur anders weil ich diesbezüglich halt andere Aufgaben hatte. Ich ging schießen wenn ich Lust dazu hatte. (ich hatte oft Lust) An den turnusmäßígen Schießen musste ich natürlich trotzdem teilnehmen

- Die Schießbedingungen waren wie bei Euch, Entfernung, drei Klappziele usw.. Zwei simulierten Einzelschützen, eins stellte ein MG Nest dar. Im Normalfall brauchte ich dafür drei kurze Feuerstöße á zwei Schuss. (Kurze Feuerstöße wurden hier schon mal irgendwo erwähnt) Rechne Dir aus wie lange man braucht um drei mal den Finger krumm zu machen. Aus Solidaeität wurde dann links und Recht mit "bekämpft". War ja, wenn nicht grad L-Spur verschossen wurde, machbar.

- Zum letzten Punkt kann ich nichts sagen, ich war nicht dabei, was ich ehrlich gesagt auch nicht bedauere. Da hab ich großen Respekt vor jedem der dort involviert war.

In Bezug auf die spezielle Bewaffnung denke ich, wurde jetzt aber auch genug gesprochen, wir wollen ja kein Waffen Forum eröffnen. Vor allem können hier die meisten ja sowieso nur sehr wenig dazu sagen, weil die meisten User ja, wie ich hier erfahren habe aus dem alten Bundesgebiet stammen und nur das zum Besten geben können was sie, wie Du es schon erwähnt hast, mal da und dort was gelesen haben oder aus Erzählungen kennen. Austausch über die allgemeine Einsatzbereitschaft der NVA - bin gern bereit weiter Auskunft zu geben, soweit ich es kann, wie alle hier, gedienten Ex NVA- Angehörigen, sicher auch.

mfG
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Triton
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Wie war eigentlich die Verpflegung? Genauso besch...?

Wie leicht war es, keinen Wehrdienst abzuleisten? Wenn ich in meine Verwandschaft Ü 35 so schaue, dann waren die allerwenigsten bei der Armee. Psychisch krank, Ohren schlecht, Feuerwehr, Polizei - seltsamerweise wollten alle nachher zum Staat, den sie doch gar nicht als verteidigungswert angeschaut haben. Wenn es nach mir gegangen wäre, dürften nur solche Kandidaten in den Staatsdienst, die auch Pflichten erledigt haben.

Aha, AK 74.
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Wendenkönig
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Nja, die Verpflegung war sehr unterschiedlich. Es war sicher ausreichend aber auch sicher nicht jedermanns Geschmack. Es kam auch auf die Einheiten an. Fallschirmjäger, Marine und Luft war besser als das "Heer". Soldaten hatten keine Auswahl, es wurde gegessen was auf den Tisch kam. Berufssoldaten hatten Wahlessen, mindestens zwei unterschiedliche Gerichte na und die Stabsoffiziere ...wird wohl überall so sein und auch gewesen sein, die hatten echt gute "Verpflegung". Wurde ja auch extra gekocht.
Zusammengefasst: ausreichend aber eben aus dem gemacht was da war. Die Köche versuchten schon das beste daraus zu machen, abgestuft nach den Dienstverhältnissen.

...ja, AK 74

war ja auch der Zeit zuzuschreiben. Ich weiß es nicht aber vielleicht kann Nemeth was dazu sagen. Zu seiner Zeit, war da nicht noch die Spagin (die Trommel- MPi, wie die im Krieg) und als Kurzwaffe die Tokarev, Nachfolger war ja die Makarov, im Einsatz. ? ...
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Nemeth
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Die Verpflegung war , wie schon angedeutet: besch..... .
Brot, ungesalzenes Schweinefett und Marmelade (keine Konfitüte) in unbegrenzten Mengen.
Alles andere sehr limitiert, gehungert haben wir jedenfalls nicht.

----Story am Rande: Nach meiner Dienstzeit besuchte ich einmal eine Russenkaserne. In der Verkaufsstelle gab es manches, was draußen "Bückware" war. Ein russischer Soldat kaufte auch ein, er hatte einen Becher Kunsthonig zu 39 Pfennig und eine Packung Malfa-Brot
500 gr. zu 40 Pfennig im Korb. Endlich mal sattessen, was Wunder bei 15 Mark Sold im Monat.................

"Wie leicht war es , keinen Wehrdienst abzuleisten ?"

Zu meiner Zeit gab es noch keinen Zivildienst , die Informationen wurden auch später sehr "mager" publiziert.
Wir hatten die Wahl zwischen Wehrdienst ODER Bautzen- Gelbes Elend- (Gefängnis)
Das war die Wahl zwischen Pest oder Cholera.

Das war 1964 bis 1965. aber auch in meiner Reservistenzeit 1969 hatte sich kaum etwas verändert.
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Nemeth
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Als individuelle Bewaffnung fungierte bei uns die MPI -Kalaschnikov 7,62 mm Kaliber.
Unterschiede waren nur mit Kolben oder mit Schulterstütze,
Die Version mit Kolben hatten noch zusätzlich ein Bajonett mitzuführen.
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Aha, also auch schon die "Krawllnikov" ;) Ich dachte die wurde erst später eingeführt.

Das hatte ich vorhin vergessen, der Wehrdienst war nicht so leicht zu umgehen, wenn auch zu meiner Zeit schon möglich. Es gab auch die Wahl zwischen Wehrdienst und Bautzen (je nach speziellen Umständen). Allerdings war bei uns noch die Möglichkeit der sogennten Spaten Kolonne beizutreten.
Wenn man sich aus religiösen Gründen dem aktiven Waffendienst zu verweigern gedachte und das schon beim Musterungsgespräch zum Ausdruck brachte war das eine Alternative. In dem Fall wurde die Waffe gegen einen Spaten ausgetauscht. Spaten mal stellvertretend für alle Baugeräte. Der Dienst und die Ausbildung wurde genau wie bei den Bewaffneten durchgeführt aber nur in dieser speziellen Einheit. Ansonsten wurden die "Genossen" für den Stellungsbau und andere Arbeiten eingesetzt. (wie Baupioniere) Die Kragenspiegel auf der Uniform zeigten einen goldenen Spaten. Im Prinzip also ganz normaler Wehrienst, nur ohne Waffe, sondern mit Baugerät.
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Wenn es nach mir gegangen wäre, dürften nur solche Kandidaten in den Staatsdienst, die auch Pflichten erledigt haben.

Soweit war das dann auch nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen. In dieser Sache gebe ich Dir unumwunden Recht. Genau meine Meinung!
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
wie war das mit den Spionen im Westen :?: Hat doch viele gegeben. Komme nicht auf den Namen des Chefs dieser Behörde.
Du meinst wohl Erich Mielke?
Lieber Barbarossa,
nein, ich meine nicht Mielke sondern den Chef der Auslandsspionage. :wink:
dieter hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Mischa Wolf natürlich.
Lieber Joerg,
vielen Dank, dass Du einem alten verkalkten Mann zum Namen verholfen hast. :D
Ach der. Der hieß aber Markus Wolf.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Mischa war sein "Spitzname", warum weiß ich auch nicht.
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Triton
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Es gab unterschiedliches Essen für Mannschaften, Dienstgrade und Offiziere in der NVA???
Es ist doch schon ewige Militärtradition in deutschen Armeen, dass alle das gleiche Essen erhalten. Schon allein aus dem Grund, dass die Qualität hochgehalten wird. Im 2.Weltkrieg galt die unterschiedliche Verpflegung als einer der Hauptgründe, warum die italienischen Soldaten nie gut kämpften und ihre Offiziere verhasst waren.

In der Grundausbildung war ich in einer "Schule", einer Kaserne, in der überwiegend Zeit- und Berufssoldaten ihre Lehrgänge machten. Dort war die Verpflegung gut. In der 08/15-Kaserne war es dann teilweise unterirdisch und auch absichtlich schlecht.
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Wendenkönig
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Ja und Nein, Prinzipiell war es gleich. Bei Berufssoldaten, Fähnrichen und Offizieren war die Steigerung, das ein zweites Essen zur Wahl stand und zusätzlich Getränke bereitgestellt wurden oder wahlweise dazu gekauft werden konnten. Die Stabsoffiziere hatten Extraverpflegung die auch extra gekocht wurde. Sie hatten also noch mal "Extrawürste" und sie hatten natürlich Ordonanzen die als "Kellner" fungierten. Getrennte Esseneinnahme war zwischen Soldaten und Unteroffizieren auf Zeit, sie speisten gemeinsam. In einem separaten Speisesaal nahmen die Berufssoldaten und Offiziere ihr Essen ein und dann eben nochmal separat, mit Bedienung, die Stabsoffiziere.
Also alle schön getrennt.
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Triton
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Ja, so war das eigentlich wohl bei der Bundeswehr auch. Gleiches Essen. Im Prinzip...

Die räumliche Trennung und die gewollte Abscheidung der Vorgesetzten von den Mannschaften ist nur logisch. Erstens um die Disziplin hochzuhalten - abends zusammen saufen und am nächsten Tag wieder Hierarchie, das geht schlecht - und zweitens auch, weil man natürlich als einfacher Soldat gar nichts mit den Vorgesetzten zu tun haben will.
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Nemeth
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Mit dem -abends zusammen Saufen ?
Bemerkung meinersseits:
Seit 1968 galt absolutes Alkoholverbot in der Kaserne für sämtliche Mannschaftsdienstgrade bei der Nationalen Volksarmee.
Naturlich wollte man im Ausgang nicht mit seinen Vorgesetzten "zechen".
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
wie war das mit den Spionen im Westen :?: Hat doch viele gegeben. Komme nicht auf den Namen des Chefs dieser Behörde.
Du meinst wohl Erich Mielke?
Lieber Barbarossa,
nein, ich meine nicht Mielke sondern den Chef der Auslandsspionage. :wink:
dieter hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Mischa Wolf natürlich.
Lieber Joerg,
vielen Dank, dass Du einem alten verkalkten Mann zum Namen verholfen hast. :D
Ach der. Der hieß aber Markus Wolf.[/quote]
Lieber Barbarossa,
Mischa dürfte sein Spitznamen gewesen sein. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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